„Das Große an der Hegelschen 'Phänomenologie' und ihrem Endresultate – der Dialektik der Negativität als dem bewegenden und erzeugenden Prinzip – ist also einmal, daß Hegel die Selbsterzeugung des Menschen als einen Prozeß faßt, die Vergegenständlichung als Entgegenständlichung, als Entäußerung und als Aufhebung dieser Entäußerung; daß er also das Wesen der Arbeit faßt und den gegenständlichen Menschen, wahren, weil wirklichen Menschen, als Resultat seiner eignen Arbeit begreift. Das wirkliche, tätige Verhalten des Menschen zu sich als Gattungswesen oder die Betätigung seiner als eines wirklichen Gattungswesens, d.h. als menschlichen Wesens, ist nur möglich dadurch, daß er wirklich alle seine Gattungskräfte – was wieder nur durch das Gesamtwirken der Menschen möglich ist, nur als Resultat der Geschichte – herausschafft, sich zu ihnen als Gegenständen verhält, was zunächst wieder nur in der Form der Entfremdung möglich ist." (MEW 40, S. 574). Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) kann man als den letzten Philosophen des Idealismus oder auch als den ersten Philosophen der Aufklärung verstehen. Philosophie stand in der Fragestellung der Überwindung des Feudalismus zur entfalteten bürgerliche Gesellschaft und diente ihrer Selbstvergewisserung (siehe hierzu auch bürgerliche Wissenschaft). In Abwendung vom Gottesgnadentum der klassischen Monarchie war Hegel Aufklärer wie auch Immanuel Kant. In seiner Begründung des geistig begnadeten Menschen durch die Entwicklungsidee des Weltgeistes aber war er ein geschichtstheoretischer Spekulant des Bürgertums. Aus dessen Widerspruch von Ideal und Wirklichkeit entwickelte er die Logik als Position einer sich fortpflanzenden Negation seiner Idealität, - allerdings nicht durch deren analytische Erklärung der Wirklichkeit, sondern als sich überholendes Prinzip, als Dialektik der bloßen Kritik ihrer sich selbst erzeugenden Position. Für Hegel ist das Allgemeine seiner dialektischen Logik das mit sich Identisch bleibende als eine zugleich negative Einheit der Verhältnisse, die nach Veränderung durch ein gemeinsamen Dritten verlangt. Seine Begriffsbildung enthält vor allem die Wahrheit, dass sie die gegensinnige Identität, die "Einheit des Widerspruchs" als Dilemma einer tautologisch gewordenen Geschichte auffaste, die sich solange im Kreise dreht, bis sie ihren Widersinn durch die Positionen einer negativen Identität durch ihre Veränderung zu einem Anderssein überwunden hatte, das zugleich durch die Verdopplung ihrer Negation, durch die Negation der Negation zu einer höheren Besonderheit des Allgemeinen sich fortentwickeln soll. Aber die in ihrer Negation erzeugte Position des Weltgeistes ist in Wirklichkeit daher nichts anderes als das durch sich selbst erneuerte Aufblühen einer Idealtät, als Position aus der Negation der Negation, reiner Geist in seiner unendlichen Selbsterneuerung. "Feuerbach ist der einzige, der ein ernsthaftes, ein kritisches Verhältnis zur Hegelschen Dialektik hat und wahrhafte Entdeckungen auf diesem Gebiete gemacht hat, überhaupt der wahre Überwinder der alten Philosophie ist. Die Größe der Leistung und die geräuschlose Einfachheit, womit F[euerbach] sie der Welt gibt, stehn in einem wunderlichen Gegensatz zu dem umgekehrten Verhältnis. Feuerbachs große Tat ist: 1. der Beweis, daß die Philosophie nichts andres ist als die in Gedanken gebrachte und denkend ausgeführte Religion; eine andre Form und Daseinsweise der Entfremdung des menschlichen Wesens; also ebenfalls zu verurteilen ist; <570>2. die Gründung des wahren Materialismus und der reellen Wissenschaft, indem Feuerbach das gesellschaftliche Verhältnis "des Menschen zum Menschen" ebenso zum Grundprinzip der Theorie macht; 3. indem er der Negation der Negation, die das absolut Positive zu sein behauptet, das auf sich selbst ruhende und positiv auf sich selbst begründete Positive entgegenstellt. Feuerbach erklärt die Hegelsche Dialektik – (und begründet dadurch den Ausgang vom Positiven, vom Sinnlich-Gewissen) – folgendermaßen: Hegel geht aus von der Entfremdung (logisch: dem Unendlichen, abstrakt Allgemeinen) der Substanz, der absoluten und fixierten Abstraktion. – D.h. populär ausgedrückt, er geht von der Religion und Theologie aus. Zweitens: Er hebt das Unendliche auf, setzt das Wirkliche, Sinnliche, Reale, Endliche, Besondre (Philosophie, Aufhebung der Religion und Theologie). Drittens: Er hebt das Positive wieder auf, stellt die Abstraktion, das Unendliche, wieder her. Wiederherstellung der Religion und Theologie. Feuerbach faßt also die Negation der Negation nur als Widerspruch der Philosophie mit sich selbst auf, als die Philosophie, welche die Theologie (Transzendenz etc.) bejaht, nachdem sie dieselbe verneint hat, also im Gegensatz zu sich selbst bejaht. Die Position oder Selbstbejahung und Selbstbestätigung, die in der Negation der Negation liegt, wird für eine ihrer selbst noch nicht sichere, darum mit ihrem Gegensatz behaftete, an sich selbst zweifelnde und darum des Beweises bedürftige, also nicht durch ihr Dasein sich selbst beweisende, als nicht eingestandne Position gefaßt und darum ihr direkt und unvermittelt die sinnlich gewisse, auf sich selbst gegründete Position entgegengestellt. Aber indem Hegel die Negation der Negation – der positiven Beziehung nach, die in ihr liegt, als das wahrhaft und einzig Positive, der negativen Beziehung nach, die in ihr liegt, als den einzig wahren Akt und Selbstbetätigungsakt alles Seins – aufgefaßt hat, hat er nur den abstrakten, logischen, spekulativen Ausdruck für die Bewegung der Geschichte gefunden, die noch nicht wirkliche Geschichte des Menschen als eines vorausgesetzten Subjekts, sondern erst Erzeugungsakt, Entstehungsgeschichte des Menschen ist." (Marx in MEW 40, Seite 568ff) Hegel ist der äußerste Philosoph der Aufklärung, wie auch ihr Kritiker, indem er sie in idealistischer Spekulation bricht: Zum einen vollzieht er die Vernunft der bürgerlichen Gesellschaft in ihrem gesamten Wesen als Logik ihrer Idee vom Menschen als sich entfaltendes Geisteswesen, zum anderen ist ihm diese in fortwährender Selbstentfremdung, als Prozess ihrer Entäußerung und ihres Zurückkommens als werdender Geist wirklich, also noch nicht absolut wirklich (siehe hierzu auch Sein, Nichts). Hegels Philosophie vollzieht die Entfaltung der Selbstentfremdung als objektiven Schmerz, der im "dornenreichen Weg der Selbstverwirklichung" den Menschen und ihrer Gesellschaft als objektives Sollen auferlegt ist. Dies sei der Wille ihrer Geschichte als ihre geistige Kraft: Der Weltgeist. Die gedankliche Bewegung Hegels geht vom Begriff als Idee dieses Geistes aus, die sich aus ihrer Logik selbst erklärt. Das Begreifen selbst unterliegt der Seinsbestimmung des Geistes als dessen Idealität und kehrt im Durchgang all seiner Subjektivität und Objektivität auf diese als absoluter Geist zurück. Diese gedankliche Bewegung ist die Grundlage des deutsche Idealismus, der von Hegel ausgiebig formuliert wurde. Hegel sah in diesem Streben der Idee das Interesse des Weltgeists am Wirken, der an und für sich das identische Wesen der Natur und des Geistes sein soll, der aus seiner Setzung als Idee im absoluten Geist zu sich kommt. Diese Setzung selbst kann subjektiv allerding nur ein anderes Wesen machen, auch wenn es im Nachhinein aus der Wirklichkeit erst erschlossen ist: Gott. Gott aber wird bei Hegel nicht als anderes Wesen ausgeführt; er ist durch sich selbst menschlich. Das macht seinen Begriff vom Menschen widersinnig: Er sei selbstbewusst und doch gottgewollt, Gott und Mensch zugleich, Mensch, der sich in Gott bestimmt und zugleich durch ihn vermittelt sehen muss. "Es ist merkwürdig, daß Hegel, der diese Absurdität der Vermittelung auf ihren abstrakten, logischen, daher unverfälschten, untransigierbaren Ausdruck reduziert, sie zugleich als spekulatives Mysterium der Logik, als das vernünftige Verhältnis, als den Vernunftschluß bezeichnet. Wirkliche Extreme können nicht miteinander vermittelt werden, eben weil sie wirkliche Extreme sind. Aber sie bedürfen auch keiner Vermittelung, denn sie sind entgegengesetzten Wesens. Sie haben nichts miteinander gemein, sie verlangen einander nicht, sie ergänzen einander nicht. Das eine hat nicht in seinem eigenen Schoß die Sehnsucht, das Bedürfnis, die Antizipation des andern. (Wenn aber Hegel Allgemeinheit und Einzelnheit, die abstrakten Momente des Schlusses, als wirkliche Gegensätze behandelt, so ist das eben der Grunddualismus seiner Logik. Das Weitere hierüber gehört in die Kritik der Hegelschen Logik.) “ (K. Marx, MEW 1, S. 292) Dies hat Marx in seiner Kritik an Hegel herausgearbeitet und zur Kritik seiner Philosophie, die eben letztlich überhaupt nur die Religion des Staatsbürgers, der abstrakten Vermittlung seines politischen Willens sein kann. Insofern diskutierte Marx daran überhaupt die Logik des politischen Willens in seinem Idealismus, der sich als ein Ziel der Politik im bürgerlichen Staatsbewusstsein theoretisch abschließt und vollendet. Er war der Inbegrif der Hegelschen Rechtsphilosophie, die aus der Logik des Geistes den Begriff des Staates verewigen wollte. Aber er machte ihn damit zu einem Ganzen, zu einer Totalität, zur Ausschließlichkeit eines Zusammenhangs und verwirklichte seine Idee damit als ein Extrem, das zugleich seine gesellschaftliche Wirklichkeit als ein Extrem eines anderens Seins bestimmte. Der hegelsche Geist selbst, der sich hier in der bürgerlichen Bildung, im Bildungsbürgertum verselbständigt, hat sich damit von seiner gesellschatliche Wirklichkeit ausgeschlossen, sich also selbst , auf die er sich extrem beziehen wollte und zugleich diese Wirklichkeit als ein ihm äußerliches Extrem entwirklichte. "Denn so sehr beide Extreme in ihrer Existenz als wirklich auftreten und als Extreme, so liegt es doch nur in dem Wesen des einen, Extrem zu sein, und es hat für das andre nicht die Bedeutung der wahren Wirklichkeit. Das eine greift über das andre über. Die Stellung ist keine gleiche. Z.B. Christentum oder Religion überhaupt und Philosophie sind Extreme Aber in Wahrheit bildet die Religion zur Philosophie keinen wahren Gegensatz. Denn die Philosophie begreift die Religion in ihrer illusorischen Wirklichkeit. Sie ist also für die Philosophie - sofern sie eine Wirklichkeit sein will - in sich selbst aufgelöst. Es gibt keinen wirklichen Dualismus des Wesens.“ (K. Marx, MEW 1, S. 293f) Dabei ist die wesentliche Entdeckung der Hegelschen Dialektik die Erkenntnis der Aufhebung des Seins in seiner Nichtung. Diese ist bei Hegel allerdings selbst nur idell notwendig, um ein Andersein entstehen zu lassen, um also anders zu werden. Damit wird die Geschichte selbst lediglich ideell gefasst, als Notwendigkeit des Begriffs selbst, als Bewegung der Aufhebung des Seins, um sich zu verändern. Was in der Wirklichkeit als Abstraktion zu erkennen wäre, wird hier zu einem geistigen Moment der Veränderung selbst, zur Begriffslogik, in welcher sich das theoretsche Bewusstsein unendlich forttbestimmt, als Gedanke des Wissens vom Bewusstsein zu seiner Gedankenbewegung selbst wird (siehe hierzu auch dessen konsequente Fortführung in der "Negativen Dialektik" bei Adorno). Das macht den Inhalt der Marxsche Kritik und die daraus folgende Entwicklung des historischen Materialismus wesentlich aus, die danach strebt, Hegel "auf die Füße zu stellen", indem das Notwendige darin als Moment der Freiheit in der gesellschaftlichen Naturmächtigkeit der Menschen, in der Geschichte ihres Arbeitsprozesses selbst, menschliche Geschichte also als Geschichte ihrer Naturmacht und Produktivkräftigkeit begriffen wird. "Die Mystifikation, welche die Dialektik in Hegels Händen erleidet, verhindert in keiner Weise, daß er ihre allgemeinen Bewegungsformen zuerst in umfassender und bewußter Weise dargestellt hat. Sie steht bei ihm auf dem Kopf. Man muß sie umstülpen, um den rationellen Kern in der mystischen Hülle zu entdecken“ (Karl Marx, MEW 23, S. 27) Das Dilemma einer unendlich bestimmten Idee der Geschichte hat auch innerhalb des Hegelschen Denkens seine Folgen. Schon in der Hegelschen Wesenslogik macht seine Idee eine Salto Mortale, die ihre Fortbestimmung nur durch ihre Bestimmtheit als leere Bestimmung des qualitativen Andersseins, als abstrakte Notwendigkeit negieren kann. Ihre Qualität soll also sich aus der Abstraktion selbst ergeben, was eine Tautologie des Abstrakten ausmacht, welche die Fähigkeit haben soll, das Unbestimmte zu bewegen (siehe hierzu Wesen) und ihre Selbstentfaltung im Grunde nicht in ihrem Gegenstand, sondern als reinen Rückbezug auf die Vorstellung von sich selbst betreibt, die am Material der Welt abgehandelt wird. Marx handelt dies als einen Widerspruch im Begriff des Selbstbewusstseins bei Hegel ab: "Das Bewußtsein, das Selbstbewußtsein ist in seinem Anderssein als solchem bei sich. Es ist daher - oder wenn wir hier von der Hegelschen Abstraktion abstrahieren und statt das Selbstbewußtsein das Selbstbewußtsein des Menschen setzen - , es ist in seinem Anderssein als solchem bei sich. Darin liegt einmal, daß das Bewußtsein - das Wissen als Wissen - das Denken als Denken - unmittelbar das andre seiner selbst [zu] sein, Sinnlichkeit, Wirklichkeit, Leben zu sein vorgibt - das im Denken sich überbietende Denken. (Feuerbach) Diese Seite ist hierin enthalten, insofern das Bewußtsein als nun Bewußtsein nicht an der entfremdeten Gegenständlichkeit, sondern an der Gegenständlichkeit als solcher seinen Anstoß hat. Zweitens liegt hierin, daß der selbstbewußte Mensch, insofern er die geistige Welt - oder das geistige allgemeine Dasein seinen Welt - als Selbstentäußerung erkannt und aufgehoben hat, er dieselbe dennoch wieder in dieser entäußerten Gestalt bestätigt und als sein wahres Dasein ausgibt, sie wiederherstellt, [in seinem] [Anderssein als solchem bei sich zu sein vorgibt, also nach Aufhebung z.B. der Religion, nach der Erkennung der Religion als eines Produkts der Selbstentäußerung, dennoch in der Religion als Religion sich bestätigt findet. Hier ist die Wurzel des falschen Positivismus Hegels oder seines nun scheinbaren Kritizismus: was Feuerbach als Setzen, Negieren und Wiederherstellen der Religion oder Theologie bezeichnet - was aber allgemeiner zu fassen ist. Also die Vernunft ist bei sich in der Unvernunft als Unvernunft. Der Mensch, der in Recht, Politik etc. ein entäußertes Leben zu führen erkannt hat, führt in diesem entäußerten Leben als solchem sein wahres menschliches Leben. Die Selbstbejahung, Selbstbestätigung im Widerspruch mit sich selbst, sowohl mit dem Wissen als mit dem Wesen des Gegenstandes, ist also das wahre Wissen und Leben. Von einen Akkommodation Hegels gegen Religion, Staat etc. kann also keine Rede mehr sein, da diese Lüge die Lüge seines Prinzips ist."“ (Karl Marx, MEW 40, S. 580f) Die Hegel'sche Philosophie ist die Theorie einer immanenten Transzendenz des Geistes als ein Prinzip der Selbstaufhebung (siehe Aufhebung) zum absoluten Geist, der sich im Menschsein nur erschließt, um sich in ihm und durch sein Werk als Gott zu erheben und zu offenbahren. Der Geist kehrt sich aus seiner Idee zum Leben in ein erhobenes und damit erhabenes Leben um und kommt auf sich als das zurück, in was alles menschliche Leben aufgehen soll, zu was also ein "objektives Sollen" treibt: zu Gott, der allen Gebilden des Menschenwerks inne ist. Das Leben bleibt in seiner Idee göttlich und wird daher im absoluten Geist, lebendiger Gott, ein Gott, der durchaus menschlich begriffen sein will, weil er als Begriff des Menschen gedacht ist. Das macht letztlich die absolute Bestätigung des unwirklichen Menschen, der in der Welt nur "lichterliert" als Wirklichkeit eines Gedankens, wesentlich unwirklich, eigentlich gottbeseelt (siehe Seele) und in seiner Wirklichkeit gottgewollt ist: Das absolute Gotteskind, das zugleich sich unter den Bedingungen seiner Gegenständlichkeit, seines Besitzstands auch als Weltenschöpfer, als geschichtliches Moment des absoluten Geistes im Weltgeist fühlen kann. Für Marx war diese Einheit von Theologie und Welterkenntnis die höchste, weil absolute Auffassung, wozu es die Philsophie bringen kann, weil sie über Theologie nicht hinauskommen kann, ohne sich selbst aufzuheben. Diese Aufhebung habe Hegel nicht wirklich vollzogen. Obwohl er die bürgerliche Gesellschaft in ihrem Kern schon richtig beschreibt, entsagt er sich ihrer Kritik, weil er ihren Begriff nur ideell formuliert, damit notwendig affirmativ bleibt. So findet er nicht zur Erklärung des wirklichen Menschenlebens, begreift den Menschen nicht wirklich, praktisch und vollkommen als ein sich selbst erzeugendes Wesen, das in der Erzeugung seines Reichtums, in seiner Arbeit seine Geschichte hinter sich wie vor sich hat. Gegen Hegel hält er, was er gegen die ganze Philosophie hält, die ihre "Geister und Sparren" aus fremden Wesen bezieht: "Das höchste Wesen für den Menschen kann nur der Mensch sein", nicht als Moment Gottes sondern als Selbsterzeuger seines Lebens und Werdens. In dieser Radikalität - wenn auch in ganz anderem Sinn - hat es ihm nur Nietzsche, der sich allerdings nicht auf Hegel bezog, gleich getan. Marx achtete Hegel in seiner Durchdringung des bürgerlichen Lebenszusammenhangs und der dialektischen Erfassung seiner Bewegung, die bei ihm jedoch lediglich als Ontologie verblieben war. Seine Feststellung, dass Hegel "vom Kopf auf die Füße" zu stellen sei, bezog sich auf die Verkehrung seiner Begrifflichkeit, die als Idee das frei ließ, wozu die Menschen der bürgerlichen Gesellschaft gezwungen sind: Für einen Sinn zu leben, der außer ihnen, also übersinnlich ist und durch den sie sich nur gewinnen können, indem sie sich für ihn verlieren. Für Marx wurde die Idee selbst zum Wertbegriff, wodurch er in der Lage war, die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft zu erfassen und ihre Spekulation auf das höhere Wesen ihrer Zukunft zu desillusionieren. Die Enttäuschung von jeder Art von Religion war ihm notwendige Bedingung dafür, dass Erkenntnis zur Kritik an der politischen Form (Formbestimmtheit) der Lebensverhältnisse wird. | ![]() |