Wenn etwas zerbrochen ist, ist es nicht mehr heil. Als Gedanke eilt es seiner Wiederherstellung voraus. Vom Standpunkt eines Unheils ist das Heil die Vorstellung seiner Aufhebung. Vom Standpunkt eines Mangels ist das Heil die Vorstellung seiner Überwindung. Vom Standpunkt eines Vorhabens ist das Heil die Vorstellung einer geglückten Ausführung (z.B. Petri Heil). Das Heil ist überhaupt die Vorstellung eines geglückten und gesunden Lebens, die Vorstellung von einem Ganzen, das Ungebrochen und mächtig alle seine Widerspüche in sich aufgehoben hat und ihnen gedanklich also durch Vorbildliches (Heiliges) als Erwartung eines glücklichen Endes entgegengehalten wird. Das Wesen des Heils ist das Positive schlechthin, die Position einer fiktiven Ganzheit, eines Unwesens, ganz gleich was es in Wirklichkeit auch sonst noch sein mag: Der Positivismus. Das Heilsversprechen ist ein Mittel des Populismus, sich selbst als Heilkraft vorzubringen, welche eine Heilung, eine Gesundung in einem gesellschaftlichen Zerrüttungsprozess, durch ein Heilsprinzip verspricht. Das Heil, welches dringlich nötig erscheint, soll durch die Zuordnung eines Versprechens dem zu seinem Ziel verhelfen, der es formuliert. Es ist dies meist das Erlösungsversprechen durch eine politisch bestimmte Person, die sich selbst als Erlöser bestimmt sieht und von daher die Legitimation ihrer Politik durch den Glauben an sie ersetzt bzw. begründet. Sie betreibt daher eine Politik, die Heilserwartungen schürt und zu befriedigen vorgibt, um Krüfte zu mobilisieren, die sich gegen die Negativität bürgerlicher Lebensverhältnisse wenden, - dies besonders in ihren Krisenphasen, worin solche Heilsverspechen vor allem dem Zweck der Negativverwertung des Produktionsprozess dienlich sind. Geradezu im Widerspruch zum Zeitgeist der bürgerlichen Kultur beinhaltet der politische Verstand eines Heilsversprechens sowohl die Bestätigung eines Niedergangs wie auch eine Fürsorglichkeit aus einem mythologischen Hintergrund im Sinne eines ursprünglich natürlichen völkischen Staatswesens. Das reicht weit bis in die Zeit des Kreuzrittertums - besonders den Templerorden - zurück, worin sich eine quasi religiöse Verbindlichkeit als Kulturmacht einer Bruderschaft manifestiert hatte und auch hierzulande z.B. in der Freimaurerei gepflegt wurde. In den USA, aber auch in England, Frankreich und Deutschland hat sich das Kulturbügertum im 19. Jahrhundert bis heute aus Kreisen der Kultureliten herausgebildet, in den USA z.B. im Kreis der "Iluminaten" (die Erleuchteten), deren Symbole auf jedem Dollarschein zu finden sind. Rechte politische Strömungen beziehen sich hierauf zwiespältig, da sie einerseits die im Kulturbürgertum beschworenen Werte als Ordnung ihrer Gesinnung schätzen, andererseits aber darin politisch und kulturell komkurrieren. Bei den Nationalsozialisten war deshalb das Kulturbürgertum einerseits mit dem Judentum identifiziert, andererseits aber mit germanischer Mythologie ersetzt worden. Von daher ließ sich aus niederträchtigen Kulturinteressen ein Kampf der "deutschen Natur" gegen die "Jüdische Weltverschwörung des Finanzkapitals" ableiten. Tatsächlich waren es aber vor allem christlichen Bruderschaften, die im 14. Jahrhundert aus ihrem religiös begründeten Zusammenschluss eine Finanzmacht gegründet hatten, die ganz Westeuropa beherrschte und sich aus der Verwertung von Ablassgeldern der katholischen Kirche entwickelt hatte. | ![]() |