"Im Kriege ward einmal ein Mann Ein "Ich" wäre eigentlich nur ein persönliches Fürwort, das absurderweise zu einem Substantiv gemacht wäre. Aber es war Fichte, der seine Logik auf der Formel "Ich=Ich" gegründet hatte, die er als Begriff der Subjektivität wie Objektivität in einem begriffen wissen wollte. Es bestünde schon durch diese leere Formel "der Erklärungsgrund aller Thatsachen des empirischen Bewusstseyns, dass vor allem Setzen im Ich vorher das Ich selbst gesetzt sey". (Fichtes Werke. Band 1, Seite 95) Richtig mag sein, dass ich mich nicht als "Nicht-Ich" denken kann, aber die Umkehrung, dass ich dudurch mir schon gleichbleiben würde, dass ich mir auch immer durch ein Fürwort persönlich gleich blieb, nur weil ich der Form nach oder nominell ich für mich sein sollte und auch nur als diese bleiben könnte, ist der Ausgangspunkt einer schlechten Unendlichkeit. Die große Unbekannte der vermeintlichen Selbstgewissheit bliebe eine Abstraktion, das große "X" bei Fichte. Ich könnte dann nämlich nur subjektiv sein, indem ich von mir absehe, um als Ich zu verbleiben, weil dies zugleich "etwas sey, das sich stets gleich, stets ein und dasselbe sey; und das schlechthin gesetzte X lässt sich auch so ausdrücken: Ich=Ich; Ich bin Ich". (Fichtes Werke. Band 1, Seite 94) Das so genannte "Ich" steht hier also für eine persönliche Identität, die zugleich überhaupt allgemein menschlich, menschliche Identität schlechthin sein soll. Es ist die Abstraktion einer Idee von sich selbst, die reine Selbstwahrnehmung als Behauptung des subjektiven Idealismus, dass jedes Individuum schon vor aller Erfahrung der gesellschaftlichen Wirklichkeit als Subjekt schlechthin zu verstehen sei - eben der unbezweifelbare Erklärungsgrund alles ihm zufolge Seiendem wäre. Denn dieses Subjekt sei in der Lage, sich sowohl in seiner Individualität, die hier als Subjektivität begriffen sein soll, als auch in seiner Allgemeinheit selbst als seiend zu "setzen", weil der Mensch eben nur in dieser Reinheit für sich frei sein, nur darin seine Idealität erfüllen könne. Hiervon leitet sich auch die "Freiheit der Persönlichkeit" im Grundgesetz Deutschlands (siehe auch Recht) ab als eine Freiheit die nur persönlich - und also nicht sachlich - zu verstehen sei. Doch die Sache in dieser selbstverständlichen Abgetrenntheit vom Subjekt bleibt implizit der Erkenntnis vorausgesetzt (siehe Schmerz). Man muss sie besitzen, um als dieses "Ich" wirklich frei zu sein (siehe auch Geldbesitz). Hierüber schweigt sich allerdings ein Idealismus jedweder Art aus und ist von daher politisch immer höchst willkommen. "Dasjenige, dessen Seyn (Wesen) bloss darin besteht, dass es sich selbst als seyend setzt, ist das Ich als absolutes Subject. So wie es sich setzt, ist es; und so wie es ist, setzt es sich; und das Ich ist demnach für das Ich schlechthin nothwendig. Was für sich selbst nicht ist, ist kein Ich." (Fichtes Werke. Band 1, Seite 97) Wo der isolierte Mensch – der von seiner Gesellschaft abgetrennte Mensch – durch die allgemeine Vereinzelung der Menschen in der bürgerlichen Gesellschaft (siehe Kapitalismus), durch sein existenzielles Privatvermögen (sehe Geldbesitz) – einen Selbstwert für sich erkennen kann, kann er die dadurch produzierten gewöhnlichen Minderwertigkeitsgefühle aus sich heraus setzen, sich selbst durch seine Erlebnisse in einer Kultur der zwischenmenschlichen Verhältnisse verwerten. Er wird seine Isolation nicht mehr wahrnehmen, wohl aber die Kulte der Selbstverwertung mit und durch Seinesgleichen im Allgemeinen wahrhaben. Da jede Verwertung die Einzelnen von einander ausschließt stehen sie auch Kulturell in einem Konkurrenzverhältnis zu einander, können also auch nicht füreinander einstehen. Ihre Selbstbehauptungen erzeugen wie von selbst außer ihnen selbst eine mächtige Subjektivität der Vereinzelung, ein >bürgerliches Subjekt, das nichts außer sich sinnvoll findet und empfindet, weil es keine Identität jenseits seiner Nützlichkeit für Andere geben kann. Aber gerade das macht es brauchbar für das Bedürfnis auf Einverleibung seiner gesellschaftlichen Substanz als Privatperson zwischen den Menschen (siehe Zwischenmenschlichkeit). Von daher bekommt es ein kulturelles Wesen zugesprochen, das dem Wesen seiner wirtschaftlicchen Verhältnisse im Warentausch – dem Austausch von Gebrauchtwerten – der Form nach in der Selbstverwertung weitgehend entspricht (siehe Formbestimmung). Wie ein Händler mit Gebrauchswerten seinen Besitz im Warentausch vergesellschaftet, vergesellschaftet er sich selbst als besonderer Mensch (siehe auch Selbstveredelung), der seine Selbstbezogenheit veräußert (siehe Tausch). Zu seiner Selbsttäuschung steht ihm ein "Ich" zu, das die gesellschaftlichen Institutionen hegen, um die bürgerliche Kultur als Maß und Ziel ihrer Verhältnisse zu pflegen – je verwahrloster sie sind (siehe auch Dekadenz). In der angewandten Psychologie wird das "Ich" als etwas Ganzes einer Persönlichkeit verstanden. Aber auch dies ist selbst nur Ausdruck eines absurden Verhältnisses, ähnlich dem Knie, das "einsam durch die Welt" geht. Ein Substantiv, das aus einem persönlichen Fürwort gebildet ist, ist schon sprachlich ein Widersiinn, behauptet es doch als Substantiv eine Substanz, die nicht wahr sein kann. Es ist die Täuschung darüber, dass das "Ich" eine bloße Selbstbehauptung ist und dafür steht, das ein Mensch Subjekt seiner zwischenmenschlichen Verhältnisse sein soll, wo er wesentlich deren Objekt ist. Nur weil ein Mensch schon als Kind "ich" sagen kann, muss er noch lange kein "Ich" haben, ebenso wenig wie wenn er "sie" sagt. Der Begriff stellt also lediglich eine Ideologie der Zwischenmenschlichkeit dar. Nur weil man ihn allgemein für eine Vorstellung gebrauchen kann wie das "Du", das "Ihr", das "Sie", das "Es" usw. ist es als Substantiv eine ideellle Verzerrung und ohne jeden Inhalt. Dies entspricht allerdings auch genau dem Schein, dass ein Individuum selst schon als ein in sich gekehrtes Subjekt existieren könne, dass es als Subjekt handeln würde, das gut auch ohne Objekt sich verstehen können will. Es ist die Selbstverständlichkeit des Kleinbürgers, dessen einzig wirkliche Lebensgrundlage sein Geldbesitz ist, der ihm die Illussion verschafft, dass er selbst als Person so allseitig gesellschaftlich bezogen sei, wie das Geld, das er in der Tasche hat. Das sogenannte "ICH" ist ein Konstrukt der Identitätsphilosophie sund der Psychoanalyse und soll substantivieren, was eine Selbstbehauptung ausmacht, was ihr Interesse subjektiv darstellbar machen soll. Es ist aber ein absurdes Konstrukt, das aus einem eindeutig einzelnen hinweis auf sich selbst eine kategoriale Verallgemeinerung macht. Diese soll darüber hinwegtäuschen, dass ein einzelner Mensch auch als Individuum nicht wissenschaftlich begreifen lässt, dass also eine Substanz aus substantivierten "Fürwörtern" nicht beweisbar sein kann. Um "Ich" zu sagen, bedarf es keiner Kategorie, weil ich schon der Beweis von mir bin. Ich bin schon im Reden, Schreiben, Machen usw. evident, meiner selbst mächtig. Weil es das so vermeinte "Ich" nur als Selbstbeziehung gibt und sich daher nur aus den Verhältnissen begreifen lässt, kann es nur eine Selbstbehauptung meinen. Das ICH ist ein Konstrukt, welches in der Philosophie und Psychologie zur Kennzeichnung der Ganzheit einer Persönlichkeit in ihrer individuellen Ausprägung und Identität sein soll, und wird bei den Idealisten des identitären Denkens auch als Synonym für menschliche Identität verwendet. Die Gleichung dieser Konstruktion meint, dass sie durch sich selbst, ICH=ICH ist, als "eigenes Wesen", als eine Identität, die der Einzelne als vereinzelt vorgestellter Mensch für sich ursprünglch hat oder sich durch Selbstbeherrschung zulegt . Es ist von daher die Konstruktion eines abstrakten Denkens, eine quasi religiöse Fiktion der Selbstbezogenheit, die als diese nicht benannt sein soll, nicht als profane Eitelkeit des Privatbesitzes auftreten darf. "Feuerbach löst das religiöse Wesen in das menschliche Wesen auf. Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum inwohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse." (MEW 3, Seite 6) Wer "Ich" sagt, muss nicht unbedingt ein "ICH" haben. Ich ist kein Substantiv und hat keine Substanz. Es ist ein persönliches Fürwort, steht also für etwas, das eine Beziehung von Personen (siehe zwischenmenschliche Beziehung) formuliert, - so wie auch "du", "er", "sie", "es", "wir", "ihr", "sie". Ein Ich als ICH gibt es nicht. Als dieses wäre es durch sich schon allgemein, ein allen gemein sich vermitteltes ICH (siehe auch menschliche Identität), das sich nicht erst durch seine zwischenmenschlichen Verhältnissen arrangiert und aus diesem Arragement entwickelt haben müsste. Es mag einem Menschen so vorkommen, als ob er alles aus sich heraus mache und entstehen ließe, wie es ja auch die Ideologie der freien Persönlichkeit vorgibt. Doch auch wenn es sich in einer Welt unendlich vieler unabhängiger Gegenstände frei und gleich mit allem erscheinen mag, so stellt sich darin nur das Ausmaß seiner Verfügungen und Verfügbarkeiten, das Maß seiner Gleichgültigkeit gegen die gegenständliche Wirklichkeit und also auch die Klassenlage seiner Person dar - eben darin, ob es vorwiegend Geld als Zahlungsmittel besitzt und gebraucht (siehe auch Geldbesitz) oder vorwiegend Geld als Kaufmittel benötigt. Doch mit einem "ICH" ausgestattet erscheint dies alles gleich und in einer Selbstverständlichkeit, einer Ideologie der Selbstbeziehung, die es auch in seiner isolierten Selbstständigkeit erhalten soll. In ihrer ausschließlichen Verselbständigung könnte eine solche Person nur über eine ihr äußerliche Welt verfügen, müsste es also auch eine Welt voller äußerlicher Sachen geben, und also auch eine Gesellschaft, die jedem Menschen einfach und bedingungslos zur Verfügung stünde. Mit dem ICH war eben nur der Hort einer abgelösten Subjektivität gemeint, die letztlich als Verfügungsmacht eines absoluten Subjekts verfasst sein sollte, das als allgemeine Persönlichkeit über sich selbst verfügen könnte. Das wurde von Michel Foucault folgendermaßen kritisiert: "Man kann sagen, die ganze abendländische Zivilisation war auf dem Subjekt aufgebaut, und die Philosophen haben das nur konstatiert, als sie alles Denken und jegliche Wahrheit auf das Bewusstsein, das Ich, das Subjekt bezogen. In dem Erdbeben, das uns heute erschüttert, müssen wir vielleicht die Geburt einer Welt erblicken, in der man wissen muss, dass das Subjekt nicht eins ist, sondern zerrissen; nicht souverän, sondern abhängig; nicht absoluter Ursprung, sondern stets wandelbare Funktion." (Michel Foucault: Die Geburt einer Welt; 1969) Nun ist die Diskussion über Subjekt-Objekt-Beziehungen zwar schon sehr alt, aber richtig ist, dass die Gleichsetzung des Individuums mit dem bürgerlichen Subjekt neu in Frage gestellt wurde. Es wurde in seiner Ausschließlichkeit stark bedrängt, muss in dieser Welt immer flexibler sein, sich ständig verändern können, und sich auch in seiner Zerissenheit begreifen. Mit dieser Erkenntnis wurde von Foucault zwar das ICH relativiert, nicht aber der Grund erfasst, der es in seiner "wandelbaren Funktion" auch sein lässt oder eben auch nicht (siehe auch Identität). Das phänomenologische Verstehen sucht keinen Grund dafür, dass es seine Individualität nurmehr bedingt vollziehen kann, weil es sich in seinen Wandlungen und Anwandlungen nur bedingt verhalten kann, aber unbedingt sein will, in zwischenmenschlicher Beziehung sich als Subjekt fühlt (siehe Selbstgefühl), ohne wirklich subjektiv sein zu können. Ganz im Gegenteil: Gerade mit seiner Subjektivität muss es in zwischenmenschlichen Verhältnissen nützlich sein, kann darin also nur Objekt-Objekt-Beziehungen verwirklichen. Diese unbedingte Beziehungslosigkeit ist eine Verselbständigung seiner gesellschaftlichen Beziehung, einer ihm fremden Vermittlung, die ihm alles als sein äußeres Mittel erscheinen lässt - er sich als totales Subjekt gelten mag, alles andere als eine totale, ihm in der Getrenntheit von sich fremde Objektivität. Es ist eine Beziehung, wie sie ihm nur durch seinen Besitz gegeben erscheinen kann. Im Allgemeinen ist er daher in seiner Selbstbezogenheit eher defensiv, als dass er durch ein ICH seine Welt bestimmen und erzeugen könnte. Er behauptet sich eben einfach nur selbst als Ursprung seiner Selbst, um sich nicht als Grund seiner Verhältnisse zu begreifen, sich nicht selbst in der gesellschaftlichen Vermittlung verstehen zu müssen. Sie ist ihm fremd, weil er sich zugleich durch seine eigenen Beziehungen auf andere bedrängt fühlt, weil er selbst eben nicht sein kann, was er in einer Welt voller Selbstbezogenheiten als Mensch zwischen Menschen sein muss, weil er eben nur durch seine Abschottung, durch seine Selbstbehauptung in solcher zwischenmenschlichen Beziehung sein kann. Diese Konstruktion selbst ist aber schon ein logischer Unsinn und kann es überhaupt nur ideell als Notwendigkeit der Identifikation in der Selbstunterscheidung der Individuen zur Ganzheit ihrer Individualität geben, also in einer Vorstellung über sich selbst, die auch als Ganzes vorgestellt werden muss. Dies zeigt auf, dass "das Ich" nur Ausdruck einer unmöglichen Identität sein kann, eine Identitätsbehauptung, die wegen der Unmöglichkeit einer wirklich individuellen Identität sein muss, also keine wirklich gewisse und durch sich entschiedene Identität sein kann. Damit wurde diese Unentschiedenheit des Individuums mit dem Konstrukt selbst zu einem Begriff, der sie aller Reflexion aus ihrem Sein enthebt. Das ICH als Reflexion ist schon dem Wort nach ein Unding. Ich kann nicht ICH sein; das wäre genauso, als könnte ich Knie sein, oder Fuß oder ... Selbst wenn ich ein Arsch bin, weiß ich, dass es so ganz auch nicht wahr sein kann. Ich mag beseelt sein oder eine Seele haben, das ist aber immer schon Reflexion von etwas an mir - das ist nicht ICH als Ganzes. Und selbst wenn ich Scheiße baue, bin ich nicht Scheiße muss es nicht leugnen, um zu sein, ich muss mich nur fragen, WAS ich gemacht habe, nicht ob ICH was gemacht habe. In der unsinnigen Selbstbeziehung verbirgt sich allerdings ihr Zweck: Die permanente Selbsterneuerung, die nötig ist, weil sich solche Beziehung permanent entleert. Im Grunde geht es bei dieser Beziehung um eine unausweichliche Selbstverwertung, die das isolierte Individuum in zwischenmenschlichen Verhältnissen nötig hat. Es erscheint ihm nicht nur als nötiger Drang, "unter die Menschen zu kommen", sondern auch als Trieb, sich in ihrer Anwesenheit zu vergegenwärtigen, denn es kann nur im Austausch mit ihnen für sich Substanz, also Sinn finden. Doch die als ICH reflektierte Beziehung hat auch eine Wahrheit, weil sie in ihrer Einzelheit zugleich eine allgemeine Unterstellung enthält: die Notwendigkeit einer Selbstachtung durch Selbstgewissheit. Nichts ist für den Menschen - ganz gleich ob als Individuum oder als Gattung - fundamentaler als die Gewissheit eines eigenen In-der-Welt-seins, wie sie Descartes formuliert hat: "Ich denke (fühle, rede, schreibe usw.), also bin ich". Die Aufklärung hat bei aller Trennung von Geist und Körper, die sie dem Denken zugemutet hat, immerhin die Selbstevidenz des Menschen als Anspruch gegen Gott gegründet. Selbstevidenz ist die Grundlage meiner Selbstgewissheit und auch meines Selbstzweifels. Wenn ich bezweifle, was ich gemacht habe oder ob ich es war, der das gemacht hat, muss ich den Zweifel verfolgen, um mit mir identisch zu werden. Nicht mein ICH steht im Zweifel, sondern ich bezweifle etwas, weil ich es nicht erkennen kann. Es hat für mich (noch) keinen Sinn und steht daher für mich im Zwiespalt. Das Ich gilt bei Hegel als Subjekt des Bewusstseins, das im Gegenstand seines Denkens sein Objekt erkennt, der sich schon vor ihm unterschieden hat (Enzyklopädie III, S. 202). Als solches ist es, weil es sich darin von seinem Geist unterscheidet, weil es sich in seinem Gegenstand anschaut. Der objektive Geist hat sein Subjekt erst nötig, um zu werden und ist daher für Hegel objektiv durch das Subjekt bestimmt. Vielleicht auch als Theoretiker des Ichs? Ohne im "Subjekt" zugleich anderes zu sein, wäre es eine reine Tautologie: Ohne mich kann ich nicht sein. Ich müsste mich selbst als Gegenstand haben, also mich selbst als nichts ansehen, um Ich zu sein. Als Begriff der Psychologie gilt das Ich für das Moment individueller Identität, als Ort des Willens; - in der Psychoanalyse für das Selbsterhaltungsinteresse des Individuums (siehe Selbst) im Bezug der Psyche zur Realität. Die Ich-Psychologie fasst darin die Leistungen zur Selbstinterpretation zusammen, um die Selbstbehauptung in einer ihr entgegengesetzten Welt als Reinform der Selbstbeziehung zu stützen. Diese ist eine Beziehung, die nicht als die Beziehung eines wirklichen Subjekts existieren kann, wie es ein "Selbst" dem Begriff nach zu sein hätte. Ein solches Konstrukt hat für sich keine wirkliche Macht, weil es nur als abstraktes Medium zwischenmenschlicher Bezogenheiten existiert. Es bezieht diese Macht daher aus deren Wahrnehmungsverhältnissen, in denen sich die Psyche fremden Sinn einverleibt. Und darin begründet sich eine Umkehrung der ganzen zwischenmenschlichen Beziehungen zu einem Wahrnehmungsverhältnis von Personen, die sich nötig haben und im Grunde zugleich völlig gleichgültig zueinander sind. Mit dem unsäglichen Begriff "Ich" wird eine Beziehungsform gemeint und zum Subjekt verklärt, die in Wahrheit lediglichlich eine Objektform des "Haben-Müssens" ist, die Notwendigkeit zwischenmenschlicher Selbstermächtigung, die deren Beziehungen durch die Fähigkeit bestimmt, sie als subjektive Objektbeziehungen zu haben. Die "Ich-Funktionen" betreiben eine Selbstbeziehung, in welcher die Anwesenheit fremder Menschen zur Selbstbeziehung verdichtet wird, ohne diese hierbei abzustoßen zu müssen. Die Selbstbeziehung wird durch diese Funktionalität zur psychischen Aktionsform des reinen Habens. Freud versteht das Ich als wesentliche Struktur der Persönlichkeit, welche die "inneren Strebungen" der Seele mit den realen Gegebenheiten in Einklang bringen muss. Später spricht er auch von Ich-Trieben, die sich nicht mehr aus der Vernunft des realitätsgerechten Verhaltens, sondern aus der Ablösung von den Sexualtrieben (siehe Geschlechtstrieb) selbst als Libidoübertragung unmittelbar narzisstisch begründen (GW VIII, S.234) Die in diesem Verständnis vom Menschen, in dem hierin vollzogenen Erkenntnisinteresse, aufscheinende Trennung von subjektivem Streben und objektiven Bedingungen macht ein Erkenntnisproblem der Aufklärung in ihrem Verständnis von menschlicher Natur aus, die sich selbst als Vermittlung verstehen will: Ich bin durch die Vernunft, die mich nicht sein lassen kann, wie ich bin, weil etwas in mir ist, das außer sich ist. Die Vernunft als Selbstbeschränkung allein lässt mich demnach Ich sein: Ein Widersinn in sich. Das Ich ist eine nominalistische Gedankenkonstruktion, die an alles hingesagt werden kann, was mich sein lässt, ausmacht, objektiv hat. Es ist das vom Menschen veräußerlichte seiner Selbst - als Individuum für sich gedacht: Der entfremdete Mensch in seiner Einzelheit als Kategorie; die Monade als theoretischer Mensch. |
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