"Die "Idee" blamierte sich immer, soweit sie von dem "Interesse" unterschieden war." (K. Marx, "Die Heilige Familie", MEW 2, S. 85) Die bürgerlichen Wissenschaften sollen das Sein und Werden, das Wesen ihrer Zugehörigkeit im Dasein ihrer Welt verbürgen. Von da her unterscheiden sie sich nicht nur in ihrem Stoff, sondern auch in den Zielen ihrer Erkenntnisse, die sich in ihrer Erkenntnismethode als die Tendenz ihrer Abstraktionen darstellen. Die Abstraktionskraft des Idealismus zielt auf eine Idealisierung, die des Positivismus auf ihre Tatsächlichkeit, und die des Pragmatismus auf ihren Nutzen. Idealist ist nicht jemand, der eine Idee zu seinem Interesse hat, nach deren Verwirklichung er strebt. Idealismus ist ein Prinzip, welches Wirklichkeit im Streben einer Idee zu ihrem idealen Zustand begreifen will. Der deutsche Idealismus wurde am ausgiebigsten von Hegel formuliert, der in diesem Streben den Weltgeist an und für sich als den Begriff des Menschen versteht, der aus seiner Setzung als Idee im absoluten Geist zu sich kommt. Die Setzung selbst kann subjektiv allerding nur ein anderes Wesen machen, auch wenn es im Nachhinein aus der Wirklichkeit erst erschlossen ist: Gott. Gott aber wird bei Hegel nicht als anderes Wesen ausgeführt; er ist durch sich selbst menschlich. Das macht seinen Begriff vom Menschen widersinnig: Er sei selbstbewusst und doch gottgewollt, Gott und Mensch zugleich, Mensch, der sich in Gott bestimmt und zugleich vermittelt sehen muss. Jede Weltsicht, jedes theoretische Vorurteil eines Weltbildes, hat eine andere Art und Methode der Erkenntnis zur Folge. Die verschiedenen Erkenntnistheorien erweisen ihre unterschiedlichen Interpretationen besonders in dem Sinn oder der Tatsache, was ihnen erklärungsbedürftig ist. Dabei ist es wesentlich, was den Ausgang ihrer Erkenntnis, ihre Beziehung zu ihrem Gegenstand substanziell bestimmt, ob z.B. diese nur gläubig oder faktisch oder gleichgültig hierzu ist oder sein kann. Ihre Subjektivittät ist also dem vorausgesetzt und lässt sich zugleich auch als Verhältnis der Erfahrung auf die objektive Verschiedenheit der Existenzen zurückführen. Zwischen Subjekt und Objekt der Erkenntnis stellt sich damit schon vor aller Erfahrung ein widersprüchliches Verhältnis dar, das auf Gründe verweist, die nicht im erkennenden Subjekt selbst gegeben sind. Das macht die Schwierigkeit des theoretischen Bewusstseins aus, das seine Erkenntnisse als Wissen beweisen muss, weil es nur wissen kann, dass es seinem Zweifel an der Welt folgt (siehe auch Kritik) und die Auflösung eines Widerspruchs seiner Erkenntnis anstrebt. Für jede Erkenntnis ist daher entscheidend, was sie außer sich findet und empfindet, was sie unter Widerspruch, was sie als ihr vorausgesetzte Substanz zwischen sich und anderem, als ein "gemeinsames Drittes" seiner von aller Erfahrung abstrahierte Vermittlung verstehen kann - z.B. ganz grundlegend ob diese idell (siehe auch Sophismus) oder körperlich (siehe auch Stoff) zu begreifen ist (siehe Idealismus). "Es ist merkwürdig, daß Hegel, der diese Absurdität der Vermittelung auf ihren abstrakten, logischen, daher unverfälschten, untransigierbaren Ausdruck reduziert, sie zugleich als spekulatives Mysterium der Logik, als das vernünftige Verhältnis, als den Vernunftschluß bezeichnet. Wirkliche Extreme können nicht miteinander vermittelt werden, eben weil sie wirkliche Extreme sind. Aber sie bedürfen auch keiner Vermittelung, denn sie sind entgegengesetzten Wesens. Sie haben nichts miteinander gemein, sie verlangen einander nicht, sie ergänzen einander nicht. Das eine hat nicht in seinem eigenen Schoß die Sehnsucht, das Bedürfnis, die Antizipation des andern. (Wenn aber Hegel Allgemeinheit und Einzelnheit, die abstrakten Momente des Schlusses, als wirkliche Gegensätze behandelt, so ist das eben der Grunddualismus seiner Logik. Das Weitere hierüber gehört in die Kritik der Hegelschen Logik.)" (K. Marx, MEW 1, S. 292) Dies hat Marx in seiner Kritik an Hegel herausgearbeitet und zur Kritik seiner Philosophie, die eben letztlich überhaupt nur die Religion des Staatsbürgers, der abstrakten Vermittlung seines politischen Willens sein kann. Insofern beschreibt Marx damit überhaupt die Logik des politischen Willens in seinem Idealismus, der sich als ein Ziel der Politik versteht, das zugleich ein anderes Extrem der Wirklichkeit sein soll, von der sie absieht. "Denn so sehr beide Extreme in ihrer Existenz als wirklich auftreten und als Extreme, so liegt es doch nur in dem Wesen des einen, Extrem zu sein, und es hat für das andre nicht die Bedeutung der wahren Wirklichkeit. Das eine greift über das andre über. Die Stellung ist keine gleiche. Z.B. Christentum oder Religion überhaupt und Philosophie sind Extreme Aber in Wahrheit bildet die Religion zur Philosophie keinen wahren Gegensatz. Denn die Philosophie begreift die Religion in ihrer illusorischen Wirklichkeit. Sie ist also für die Philosophie - sofern sie eine Wirklichkeit sein will - in sich selbst aufgelöst. Es gibt keinen wirklichen Dualismus des Wesens." (K. Marx, MEW 1, S. 293f) Politik wird also selbst zur Religion des Bürgertums, sobald sie sich aus seiner Idealität begründet, aus der Idee von einer menschlichen Gesellschaft, die nicht wirklich menschlich sein kann, die also dem Menschen entfermdet ist. Eine solche Gesellschaft ist erst überwunden, wenn "der Mensch als höchstes Wesen für den Menschen" gilt und nur in seiner Wirklichkeit zu bestätigen ist, die er geäußert hat (siehe Reichtum und Arbeit), weil er nur darin seine Wahrheit haben kann. | ![]() |