"Das Prinzip der Immanenz, der Erklärung jeden Geschehens als Wiederholung, das die Aufklärung wider die mythische Einbildungskraft vertritt, ist das des Mythos selber. Die trockene Weisheit, die nichts Neues unter der Sonne gelten läßt, weil die Steine des sinnlosen Spiels ausgespielt, die großen Gedanken alle schon gedacht, die möglichen Entdeckungen vorweg konstruierbar, die Menschen auf Selbsterhaltung durch Anpassung festgelegt seien - diese trockene Weisheit reproduziert bloß die phantastische, die sie verwirft; die Sanktion des Schicksals, das durch Vergeltung unablässig wieder herstellt, was je schon war. Was anders wäre, wird gleichgemacht." (Theodor W. Adorno "Dialektik der Aufklärung" Fischer 2002 S. 18) Eine Information ist die Übermittlung eines Wissens in seiner bloßen Form, einem Wissen um Ereignissen in einer formalen Logik, also ob sie sich zugetragen haben oder nicht, was mit ihnen aufgetreten ist und wodurch sie verursacht waren oder was sie beendet haben. Information ist somit auch die Erstattung einer Neuigkeit, also der Ersatz einer bisher gültigen Form des Wissens, über das Notwendige ebenso wie über das Überflüssige, die Nachricht über Ereignisse im Ablauf des Alltags und den daraus herausragenden Abläufen, über Zufall und Schicksal, Glück und Unglück. Information setzt also auch schon eine Gewohnheit des Wissens voraus und setzt diese zugleich außer Kraft, indem sie den Menschen als Neuigkeit angetragen wird, nicht um sich darin zu bilden, sich darin zu verstehen, zu erkennen und gewiss zu werden, sondern um den Umgang mit etwas damit zu lernen, was bisher nicht geläufig war. Sie erlischt in den Gewohnheiten und wird also schnell auch unnötig. Von daher ist Information vom Wechsel der Ereignisse abhängig und flammt ebenso schnell auf, wie sie auch vergeht. Information ist ein rein phänomenales Wissen um Geschehnisse, die sich vergleichen lassen, und gerade darin besonders sind, dass ihnen durch Information ein neuer Aspekt hinzugefügt wird. Bei der Information geht es um das Hervorragende ebenso, wie um den Gebrauch des Gewöhnlichen, mit dem man Umgang hat oder sucht, das Wissen um die Funktion, um das Funktionieren des immer gleichen Verlaufs und Begriffs, dessen innere Beziehung durch Information wirkungslos gehalten und durch sie auch gleichgültig wird, wenn der Nutzen des formierten Wissens zu einem Gegenstand das gegenständliche Wissen aufhebt. Information ist prinzipiell unwissenschaftlich. Wo Information nicht in neuem oder erneuertem Wissen aufgeht, also nicht in die Gewissheiten des Lebens gelangt, wendet sie sich gegen überkommenes durch einen flachen Austausch mit Informiertheit. Diese aber ist so unendlich, wie die Ereignisse selbst es sind. Wer sich der Informationsflut beugt, ist unendlich gebeugt, da darin sich immer schon das Eine durch das Andere erschöpft. Information endet dann in den Tantalusqualen einer unendlichen und daher unerschöpflichen Wissbegierde, die eine eigene Notwendigkeit errichtet. Information macht süchtig, weil sie das große Loch der Uninformiertheit auftut. Wer die durch Information ertüchtigte Wirklichkeitswahrnehmung nicht teilen will, gerät leicht in eine Absonderlichkeit, weil der normative Zwang des Faktischen zumindest in einer Dienstleistungsgesellschaft, die gerne als Informationsgesellschaft sich kleidet, die Hinterfragung des informellen Stoffes als unnütz behauptet. Tatsächlich muss man informiert sein über das, womit man zu tun hat, muss nicht unbedingt wissen, "was die Welt im Inneren zusammenhält" oder dergleichen, wenn es eben um den Umgang mit Umständen geht. Information ist besonders nötig in der Beziehung auf unterschiedslos wahrgenommene Gegenstände, also Gegenstände, die lediglich in ihrer Funktion genommen und als solche auch behandelt werden müssen. Sie muss zur Verfügung gestellt werden, wo Menschen etwas gebrauchen können, seine Funktion kennen müssen, um damit umzugehen oder was nötig ist, den Bedingungen im Allgemeinen zu folgen, die in den einzelnen Gegebenheiten schon geboten sind. Als Technologie bezieht sich Information unmittelbar auf den Nutzen, den sie im Gebrauch eines Gegenstands hat, ihn verfügbar macht, und ist von daher vor allem auf den Gebrauchswert der Sachen bezogen. Und der ist eben die Bedingung, dass der Markt funktioniert und Wert gebildet und verwertet werden kann. Letztlich geht darin Information praktisch auf und bedürfte an und für sich keiner eigenständigen Zwecke. Diese bekommt sie nur, weil und sofern der Gebrauch gar nicht nötig ist, also Konsum nicht allein auf Gebrauchswert bezogen, sondern auf Ereignisse des Erlebens, auf den besonderen Reiz von Sache, Mensch und Leben zielt. Die Auftürmung der Besonderheiten, der vereinzelten Vorteile des Reizes, des besonderen Erlebens und Erscheinens, hat erst eine Informationsindustrie hervorgebracht, die eine Welt unerschöpflicher Selbstbezogenheiten erschließt, die alle Kulturerscheinungen und Kulturgüter zum Mittel des besonderen Erlebnisses veredelt. Information ist also nicht nur nützlich, sie erzeugt auch einen eigenen Nutzeffekt, erzeugt aus einem disfunktionalen Kulturgut nützliche Funktionalität. Dies kann sehr weit gehen, z.B. auch bis zu einem Informationswert der Bibel, die doch alles andere als eine Information darstellt. Aber auch sie enthält Vorschläge, wodurch der Umgang unter herrschenden Lebensbedingungen erleichtert wird (z.B. zum Maß aller Egozentrik: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst"). Ein Reiseführer zieht aus den Sonderlichkeiten der Geschichte eines Landes oder Kulturkreises den Nutzen zur Animation in geschichtslosen Lebenszirkeln. Und auch Musik war nicht unbedingt zur Vermeidung von Leeregefühlen komponiert. Aber sie ist hierfür brauchbar und bereitet im Ohr des Passanten in der städtischen Ödnis der Straßenschluchten per Walkman oder I-Pod bezaubernde Reize und wird auch nur verkauft, soweit ihre diesbezügliche Brauchbarkeit per Information beworben wird. Auch das wird duch binäre Daten ins Haus getragen, die der Informatik zurechnet werden. Informationen muss man haben, nicht nur um die herrschenden Gewohnheiten und auch Denkgewohnheiten zu übernehmen oder nachzuvollziehen, sondern auch um die Beziehungen zu befördern, die keine Gewissheit haben, aber ein gewisses Erleben, Wissen und Fühlen in einer ungewissen Welt ermöglichen. Information ist von daher auch der Sammelbegriff des Möglichkeitsdenkens, der Gedankentätgkeit des Pragmatismus, wie Denken im Liberalismus und Neoliberalismus allgemein verstanden wird. Das auf seinen Informationsgehalt reduzierte Wissen ist der Stoff eines Wissenschaftspluralismus, bei welchem wissenschaftliche Erkenntnis ausgeschlossen, wissenschaftliche Erkenntnisidentität unmöglich und von daher unendlich ist. Der "wissenschaftliche Beweis" reduziert sich auf das Quantum der Information (Stichprobe, Items, Facts oder Dates), welche nach subjektivem Ermessen einer Hypothese im Zahlenwert einer Statistik vermessen ist und mit ihr signifikant gilt. Gerade bei der endlosen Vielfalt der Anschauungen und Denkansätze dieser Geisteshaltungen, bei denen Wahrheit und Gewissheit als Wissenschaftsanspruch ausdrücklich ausgeschlossen worden war, ist Information die einzige Möglichkeit, unendlich gewordenen Verstand aufzufassen. Was in den bürgerlichen Wisssenschaften geläufig ist oder diskutiert wird, kann man nur durch Information kennen, um sich mit ihren Anwendungen auseinandersetzen zu können. Mit Wissen selbst hat dies nichts zu tun. Information mag Voraussetzung und Folge des Wissens sein, aber Wissen gibt es nur durch Gewissheit, welche sinnlich und geistig erwiesen und möglichst auch bewiesen ist. Von daher kann Information nicht selbst systemüberwindend sein, wenn auch hierzu Information nötig sein kann. Im Unterschied zu Wissen ist die Information ein Mittel der Anwendung, der optimalen Nutzungsfähigkeit von Gegebenheiten in differenzierten Beziehungen jenseits des bloßen Gebrauchs. Sie ist auch ein Mittel der Anwendungsbereitschft, also die Verfügbarkeit des für eine bestimmte Anwendung zur Verfügung gestellte Wissens, welches adäquates Handeln überhaupt erst möglich macht: wesentlich Nachricht über ein besonderes Verfügen. Eine Information ist nur an ihrer Brauchbarkeit für Vermittlung von Bezügen innerhalb gegebener Beziehungen bemessen, also an ihrer Tauglichkeit für Handhabungen unter Bedingungen, die keinen Zweck für sich wirklich haben. Man muss z.B. über Hintergründe informiert sein, um im Vordergrund adäquat zu entscheiden und auch selbst zu erscheinen, was durch Information an Wissen möglich ist. In einem Text des Wertkritikers Ernst Lohoff ("Der Wert des Wissens") wird Information zu einem Wissensgut umgedeutet, das nicht Ware und von daher wesentlich marktunabhängig, also unmittelbar gesellschaftliches Allgemeingut sei, das besonders durch dessen immatrielle Vervielfältigung an sich nicht kapitalisierbar wäre, weil es allgemeine Arbeit darstelle. Solche Arbeit habe keinen Wert, weil sie nach einem Arbeitsaufwand eben beliebig vielfältig, also als bloße Kopie, existieren könne. Von daher sei das Geld, das dafür ausgegeben wird, auch nicht wertadäquat. Nun war zwar noch nie eine immaterielle Vervielfältigung, z.B. eine Religion oder Information, eine Gebrauchsanleitung, eine Funktionsanalyse, eine Anstalt des Wissens oder eine Bibliothek unmittelbar marktgängig und also auch nicht verwertbar, ohne dass hierfür eine Produktionsstätte mit Arbeitskräften nötig war. Neu ist die Behauptung, dass Information hiervon unabhängig sei, weil es immer nur "ein und dasselbe Produkt" sei, das mehrmals und vielfältig verkauft würde. Das aber geschieht mit jedem Wissensinhalt, wie er z.B. auch als Dampfmaschine oder Ottomotor oder Design angewandt wird. Ist es nun der Datenträger, der zu teuer gehandelt würde oder der Grafiker, der für ein Logo bei Massenanwendung unverschämte Preise kassiert? Es geht in diesem Aufsatz nicht um ein Nachdenken über komplexere Verwertungszusammenhänge, wie sie in der Werbeindustrie z.B. gang und gebe sind, sondern darum, dass der Verkauf von Information, die mit Wissen gleichgesetzt wird, eine neue Qualität des Marktes darstelle, weil damit eine unmittelbare Produktion von "Universalgütern" veräußert würde, die an und für sich keinen Wert haben könne: "Wenn die Privatproduzenten von Universalgütern nicht zur Wertschöpfung beitragen, dann kann die Expansion dieses Reichtumssektors auch nicht zur Erweiterung der gesamtgesellschaftlichen Verwertungsbasis führen. Im Gegenteil, die an Microsoft und Co fließende Informationsrente stellt, gesamtgesellschaftlich betrachtet, einen Abzug von der Wertmasse dar. Wenn der Übergang zum Informationskapitalismus primär die Produktion privatisierter Universalgüter beinhaltet, dann handelt es sich bei der Vorstellung eines selbsttragenden informationskapitalistischen Akkumulationsschubs um eine Fata Morgana.". Nun, dann wäre also auch alles, was bleibenden Besitz als rein politischen Besitz darstellt, z.B. Grundbesitz, Arbeitskraft, Wohnungsbesitz, Besitz von Verkehrmitteln und Telefonleitungen und Funkfrequenzen eine "Fata Morgana", weil sich darin kein "Akkumulationsschub" darstellt (hatte eigentlich auch niemand behauptet). Aber was soll jetzt neu sein? Ganz einfach: Das gehört allen und wird von allen besessen, weil sie natürlich auch danach besessen sind. Die Formbestimmung des Kapitalismus, die Entgegensetzung von Eigentum und seiner politischen Form, dem Besitz, ist damit zumindest ideell ins Allgemeine hin aufgelöst und die existenzielle Raelisation des eigentumslosen Einzelwesen wird wieder mal mit "Kommunismus" asoziert - eine weitere Träumerei im Schlaraffenland des Kleinbürgertums, wie sie ja in der Wertkritik schon mit dem dortigen Arbeitsbegriff überhaupt angelegt ist. Es fehlt hier einfach das Begreifen des fiktiven Kapitals, das unsere Welt inzwischen beherrscht und eine Art Feudalkapitalismus entwickelt hat. Das hat überhaupt nichts mit Information zu tun. Nicht diese wird hier verwertet, sondern Kulturgüter aller Art. Diese werden durch die Elitebildungen der politischen Kultur zu Mitteln der Auspressung von Menschen zur Verwertung ihrer Arbeitskraft und ihrer Bedürfnisse. Informiertheit ist eine Eigenschaft, die Menschen vor allem haben müssen, die mit den bestehenden Verhältnissen umgehen können müssen. Von daher ist dies eine der wichtigesten Charaktereigenschaft der flexiblen Persönlichkeit. Es ist selbst Ausdruck von Flexibilität, folgt es doch vor allem den Anliegen des Marktes, den rechten Gebrauch der Sachen vorzustellen (siehe auch Werbung). Von daher ist zum Beispiel das Internet entstanden als einer der wichtigsten Werbeträger. Dabei ist alles gut, was Information beischafft, sei sie nun unmittelbare Werbung oder nicht. Projekte wie z.B. Wikipedia werden von vielen gößeren und kleineren Unternehmen selbst als Werbemittel unter eigenem Logo eingesetzt. Immerhin kann man durch die freiwillige Arbeit von anonymen Autoren eine hohe Komprimiertheit von Informationen und Denkgewohnheiten dort in der Form vorfinden, wie sich ihre Eintragung unter "Wikipedianern" durchgesetzt hat. Dies wird von Wikipedianern auch positiv wahrgenommen, so dass sie sich dazu getrieben sehen, wirklich kritische und nicht konforme Artikel mit großem Aufwand in sogenannten "Edit-Wars" zu zensieren, worin der Oberhand behält, der am besten "revertieren" oder löschen kann (so wurden z.B. über 300 Verlinkungen, welche Wikipedia-Anwender dort zur Kulturkritik.net angebracht hatten, binnen 14 Tagen vollständig gelöscht, weil auf der Kulturkritik.net die These vertreten und naturwissenschaftlich unterlegt worden war, dass die USA den Flugzeugeinsturz auf das WTC zur Sprengung desselben und zur Veranlassung der "Antiterror-Kriegspolitik" hergenommen hatte). Information ist formiertes Wissen, Wissensform. In reiner Form ist sie formbestimmtes Wissen, also ein Wissen, das sich formalisieren lässt und durch den Zweck der Formalisierung bestimmt ist. Als dieses ist sie jenseits aller Gewissheit des Wissensinhalts und dessen Beweises zu einer Form fixiert, die für den Gebrauch nützlich ist, meist auch getrennt von seiner Quelle. Es dient der nützlichen Handhabung von Gegebenheiten, ist im Grunde immer pragmatisch (z.B. als Nachricht, Gebrauchsanleitung, Absprache). Information hat von daher keinen anderen, als einen rein praktischen Grund der Funktionalität. Für sich ist sie ohne Sinn und jenseits aller Begrifflichkeit. Von daher wird Information selbst willkürlich angewendet und ist den aktuellen Mächten der Vermittlung unterstellt. Information kann von daher auch jederzeit gegen Wissen gerichtet werden, z.B. im Zweck, Wissen zu "neutralisieren". Hierfür dient z.B. Desinformation oder Überinformation (eine Verfüllung von Wissensinhalten mit Ungewissheiten und Begriffsvermüllung, von dessen Argumentation von der Nachvollziehbarkeit entfernt). Politisch wird information daher gerne als Desinformation angewandt, um Wissensinhalte zu verschlammen, d.h. durch extrene Vereinfachung zu neutralisieren oder sogar in ihr Gegenteil zu verkehren. Information ist insgesamt Wissenstransport für bestimmte Anwendungszwecke, also nicht Wissen überhaupt. Der in der Politik oder Produktion notwendige Wissenbedarf wird durch Infomration nicht inhaltlich bestimmt, sondern nur in Bezug auf Nutzen und Zweck an Ort und Stelle. Information ist also wesentlich Agenturtechnik, wie sie in den öffentlichen Medien und den Institutionen des Marktes (z.B. Immobiliern, Werbung, Internet) zu manchmal auch nicht unmittelbar eindeutigen Anwedungszwecken geboten werden. Von da her ist Information eine der wichtigsten Leistungen in einer Dienstleistungsgesellschaft. Da sie sich unmittelbar allerdiungs vorwiegend aus der Abstraktion der gesellschaftlichen Zusammenhänge begründet, hat sie keine subjektive, somit auch keine gesellschaftliche Substanz und kann für sich keine Transzendenz zu einer anderen Gesellscchaft enthalten - wenn auch die Übermittlung transzendenter Inhalte durchaus nützlich hierfür sein kann. |
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