Alle Geschichte ist wesentlich organischer Natur und bildet sich daher auf Dauer auch nur durch die Veränderungen ihrer Inhalte (siehe hierzu auch Sinnbildung). Formen muss nan überwinden, Inhalte kann man ändern. Weil alle Formen objektiver Ausdruck ihrer Inhalte sind, kann man sie nicht ohne diese ändern. Aber mit der Änderung der Inhalte ändert sich nicht schon deren Form. Weil sie relativ zu ihrem Inhalt erst mal subjektiv sind, können sich ihre Änderungen nur mit der Aufhebung ihrer objektiven Form mit der sie ihre veränderten Inhalte verwirklichen und durch ihr Anderssein auch wirklich anders werden und mit ihrer Änderung auch das Anderssein ihrer Beziehungen ihr natürliches Wesen erkennen und bewahrheiten. Sie bestärken sich also durch die Bereicherung der Inhalte ihres natürlichen Wachstums und durch die Vielfältigkeit ihrer Kräfte in der stetigen Wechselwirkung, die sie mit der Fortbildung und Verdichtung ihrer inhaltlichen Beziehungen erfahren (siehe hierzu auch Reichtum). Erst wenn sie in ein Dilemma ihrer Fortbildung geraten, wenn sie keinen wirklichen Zusammenhang finden, dann lösen sie sich in einer Form auf, in der sie ihre Bildung bewahren und sich hiervon abängig machen, um sich nicht zu zerstören. Der Inhalt einer Form bildet sich immer schon aus den Stoffen, die darin substantiviert sind, die also seine Qualität ausmachen. Dadurch ist Inhalt das, was bestimmend ist für die Form, die ihm angemessen sein soll. Die Form ist das, worein er sich füllt und wodurch er als Form sein kann - qualitativ, indem der Form entspricht, darin seinen Ausdruck und sein ihm adäquates Gefäß hat, quantitativ, insofern er - um in dieser Form zu sein - diese auch als Quantum von sich nötig hat. Alles andere wäre keine Form, sondern ihrem Inhalt inadäquat. Eine Form, die dem Inhalt nicht entspricht, wäre schlicht unförmig. Umgekehrt aber kann ein Inhalt viele Formen haben. In der Form hat ein Inhalt zwar eine Gestalt, die ihm qualitativ und quantitativ entspricht (siehe Qualität und Quantität), die aber zugleich auch auf andere Inhalte bezogen ist. Von daher kann sie ihm entsprechen und doch auch ihm äußerlich sein, wenn sie gleichgültig gegen ihn für sich und andere zugleich äußerlich sein kann, wenn sie sich zu ihm abstrakt verhält und für ihm äußerlich sein kann, wenn sie sich zu ihm widersinnig verhält, ihm widerspricht und somit einDilemma für ihn ist, weil seine Form ihren Inhalt auflöst. Ein Widerspruch von Form und Inhalte entsteht also aus einer Doppelform, aus dem Doppelcharakter einer Form, die zugleich Formbestimmung ist. Inhaltlich besteht jede Beziehung durch ihr Verhältnis, auch wenn sie substanziell anders begründet ist. Aber in Wahrheit hat der Inhalt dessen Substanz nur in seinem organischen Zusammenhang. Auch wenn er nur in seinem Verhalten, dem Verhältnis zu anderem wirklich wird, stellt er diesen Zusammenhang durch sich selbst dar und her, also auch wo er nicht wirklich ist. Und weil jede Beziehung sich auf vielerlei Inhalte bezieht, kann auch ein ihr fremder Inhalt zu seiner Form und also zur Formbestimmung ihrer Verhältnisse werden. Inhalt kann also auch durch eine Form bestimmt sein, also dadurch bestimmt sein, in welcher Form er sein muss. Dann spricht man von einer Formbestimmung. So wird zum Beispiel eine Ware, die nur zum Gelderwerb produziert wird, durch diesen formbestimmt, weil sie als Elementarform der Arbeitsprodukte menschlichen Reichtum darstellt. In der und durch die Formbestimmung trennt sich ihre Substanz von ihrem Inhalt dadurch, dass sie das wesentliche Konzentrat der inhaltlichen Zusammenhänge als etwas anderes darstellt, als es ist, sich in ihrem Dasein von ihrem wirklichen Sein enthebt und in seiner Entfremdung verselbständigt. Was ihre Beziehung wesentlich ausmacht erscheint dann in fremder Form. So machen z.B. die Gebrauchswerte die Inhalte des menschlichen Reichtums aus, substanziell jedoch ist es die Arbeit der Menschen, die sie hierfür verausgabt haben. Durch den Gebrauchswert, der sich im Warentausch verhält, erscheint der Reichtum als bloße Eigenschaft einer Sache, einer Sache, die ein ganzes gesellschaftliches Verhältnis verbirgt, das aber nur substanziell erkennbar ist. Und daraus ist daher erst der Begriff zu entwickeln, der dies erklärt. Denn erst der Begriff der Arbeit erklärt diese Verkehrung, worin Arbeit in ihrer Sache nur fremd erscheint. eben dann, wenn Arbeit nur abstrakt vermittelt da ist, bzw. existiert. Dann ist die Begriffssubstanz des menschlichen Reichtums nicht wirkliche Arbeit, sondern abstrakt menschliche Arbeit, in der sich ihre Qualität aufhebt. Qualität ist die Einheit von Substanz und Inhalt, das bestimmte Sein, wie es da ist, wie es im Wesen des Begriffs der Inhalt an sich und Form für anderes ist. Aber als Form seines Daseins verselbständigt es sich, wo sie nicht oder nicht ganz inhaltlich bestimmt ist, wo sie ihren Inhalt nicht wirklich und ganz darstellt und darin substanziell mangelhaft wird, nach einer ihr äußeren Einheit verlangt, um Form für andere zu sein. Sie speist sich dann aus dem Dasein ihrer bloßen Substanz, um von ihrem Inhalt überhaupt absehen zu können. Im allgemeinen Verhältnis wird diese abstrakte Substanz zu schließlich zu einer Formbestimmung ihres qualitativen Daseins, in welchem sie an und für sich selbständig, also verselbständigt durch sich erscheinen kann. Im Unterschied zur Substanz, die ein stoffliches Substrat ist, hat alles Inhalt, was sich als Form äußert und mitteilt und vermittelt - nicht nur Stoff, sondern auch Geist und Sinn. Aber ein Inhalt kann nur soweit Form haben, soweit er selbst ein Ganzes ist, sich als dieses verhält und sich nicht selbst widerspricht. Im Widerspruch veräußert sich sein Ganzes zu einer Form, die sich auf den Inhalt widersprüchlich bezieht, von ihm bestimmt, aber zugleich hiergegen gleichgültig ist, weil sie für sich ein Ganzes vieler Eigenschaften, eine ganze Gestalt sein muss. Ein in sich widersprüchlicher Inhalt stellt sich also auch in seiner Form als widersprüchliche Bezogenheit dar, worin diese zwar bestimmt, aber gleichgültig gegen ihre Bestimmtheit ist. So ist zum Beispiel der Inhalt einer Gesellschaft ihre bestimmte Kultur, welche Menschen im Laufe ihres Zusammenwirkens gebildet haben. Diese ist der Inhalt ihres Reichtums als gegenständliches Sein ihrer Bedürfnisse und ihrer Arbeit, Dasein ihres Lebens als geschichtlicher Akt und Prozess, als ihr Lebensorganismus, durch welchen sie sich als Teilhaber menschlicher Naturmacht auf einander beziehen. Das bedeutet, dass alle Formen ihrer Kultur sich aus diesem Inhalt ergeben müssten. Doch dies erfüllt sich nicht, wenn die Form zu ihrem Inhalt noch widersprüchlich, also als Einheit ihrer Gegensätze bestimmt wird. Solange ihre widersprüchliche Beziehung über den Warentausch wesentliche gesellschaftliche Form ist, ist ihre Kultur hiervon bestimmt, erfährt sie eine Formbestimmung durch die Widersprüche der Wertform, die damit gegeben ist. Diese Bestimmung kann nur die Substanz quantifizieren, welche die abstrakte Einheit der inhaltlichen Gegensätze ausmacht. Von daher entfaltet die Wertform die abstrakt menschliche Arbeit als gesellschaftliches Verhältnis, worin der Reichtum einer Warern produzierenden Gesellschaft existiert. Der Mangel einer Geschichte (siehe auch historischer Materialismus) stellt sich in ihrer widersprüchlichen Beziehung dar, in der Einheit von Entgegensetzungen, soweit diese sich noch nicht aufgehoben haben. Die Formbestimmung als solche lässt sich daher nicht aufheben, ohne dass die gesellschaftlichen Widersprüche ihrem Inhalt nach auch wirklich aufgehoben werden. Man kann daher z.B. nicht die Wertform als solche zur Aufhebung zwingen, ohne die Beziehung von Bedürfnissen und Arbeit, welche diese Form dem gesellschaftlichen Inhalt nach ist, auch wirklich menschlich zu gestalten. | ![]() |