Das Internet ist ein weltweit fungierendes Informations- und Kommunikationssystem, das aus den Kommunikationskanälen des US-Verteidigungsministeriums (ARPANET) als wissenschaftliches Datennetz entwickelt worden war. Es wurde als dieses Netz zunächst zur Vernetzung von Universitäten und Forschungseinrichtungen benutzt. Ziel des Projekts war, die knappen Rechenkapazitäten sinnvoll zu nutzen, erst in den USA, später weltweit. Als 1982 das TCP/IP-Protokoll weltweit eingeführt, war dieses Netz in der Lage, praktisch jeden Computer, der hierzu kompatibel arbeitete, anzusprechen. Der Datenaustausch zwischen den einzelnen Internet-Rechnern erfolgt über die technisch normierten Internetprotokolle. Heute ermöglicht das Internet die Nutzung seiner Dienste wie E-Mail, Telnet, Usenet, Dateiübertragung, WWW und in letzter Zeit zunehmend auch Telefonie, Radio und Fernsehen. Von daher muss es als mächtigstes Medium der Kommunikations- und Unterhaltungsindustrie angesehen werden (siehe Kommunikationsindustrie). "Der Internetmarkt wird von wenigen globalen Internetfirmen dominiert. Die Unternehmenswerte der "Großen Vier" der Internetwirtschaft (Google, Apple, Facebook, Amazon) wiegen fast den Wert der gesamten 30 DAX-Konzerne auf. Konvergenz entlang der Internetwertschöpfungskette führt dazu, dass unregulierte Internetunternehmen mit neuen Diensten in das Kerngeschäft der nach wie vor regulierten TK-Unternehmen eindringen. Aufgrund ihrer globalen Produktstrategien, ihrer Finanzkraft und ihrer starken Wettbewerbsposition werden internationale Internetkonzerne auch in den kommenden Jahren einen bestimmenden Einfluss auf die Internet- und Telekommunikationsmärkte in Europa haben. Gerade vor dem Hintergrund von Sicherheitspolitik, Datenschutz und Meinungsfreiheit wirft dies eine Vielzahl von Fragen auf." (Aus einem Thesen-Papier des Telekom-Chef Höttges der "Strategie zur Stärkung der europäischen Telekommunikationsindustrie" aus: Wirtschaftswoche vom 11. Nov. 2013) War Kommunikation ohne Internet noch aufwendig und an die Zeitdauer der Verständigung und dem Raum und der Entfernung der Mitteilung, also körperlich gebunden, so spielt dies praktisch keine Rolle mehr, verläuft fast in Lichtgeschwindigkeit über alle Distanzen und Grenzen hinweg, weil der entsprechende Raum durch elektrische Impulse ersetzt und die Entscheidungen über die Interpretation der Beziehungen in der Verständigung durch automatische Prozessoren getroffen werden, durch die Kapazität, der Masse der Assoziationnen, zu denen Suchmaschinen fast jeden Menschen an fast jedem Ort befähigen. Kulturell hat das Internet daher einen enormen Einfluss auf die Wissensbildung, soweit diese von Information abhängig ist, so dass sein Einfluss auf den gesellschaftlichen Zusammenhang auch manchmal überschätzt wird, wenn demzufolge von einer Informationsgesellschaft die Rede ist. Das Internet ist ein Veröffentlichungsmedium, das nur scheinbar auch gesellschaftliche Öffentlichkeit veräußert. Es bestimmt sich aus einem Mitteilungsinteresse, das seine private Form nicht verlässt und von daher auch immer wieder auf dieses zurückkommt, selbst wenn deren Inhalte unmittelbar rein gesellschaftlich (politisch) sind. Internetbenutzung ist technisch zwar äußerst simpel, verlangt aber dennoch bestimmte Fähigkeiten zur Verarbeitung der Informationsflut. Der verfügbare Stoff verlangt ein Unterscheidungsvermögen im Klassifizieren, das erst erworben werden muss, bevor seine Verwendung sinnoll ist. Einerseits befreit dies die Informationsbeschaffung in gewissem Ausmaß von informellen Autoritäten (z.B. Lexka, Zeitungen, Sachbuch), andererseits verursacht es eine höchst abstrakte Aufsammlung von Wissensstoff, dessen Herkunft zum großen Teil anonym ist und sich in der Regel einer öffentlichen Bewährung und Bewahrheitung entzieht. Von daher bietet das Internet eine Öffentlichkeit, deren Wahrheit weitgehend privat bleibt. Umgekehrt bekommt auch im Internet - wie in den Medien überhaupt - das Private das Image des Gesellschaftlichen. Die Verbrüderung öffentlicher und privater Wahrnehmung wird von daher leicht missbraucht zur Verselbständigung von Visionen und Reaktionen (siehe hierzu auch Computerspiele), insgesamt zur Ablösung vom praktischen Bezug auf die Wirklichkeit. Der Missbrauch von Kindern und Jugendlichen hat hier oft seinen Ausgang genommen. Umgekehrt reduzieren Selbstempfindungen, die über das Internet beliebig zu erzeugen sind (z.B. Pornofilme), wirkliche Beziehungen auf wirkliche Menschen. Von daher verhilft das Internet einerseits zu einer öffentlichen Privatsphäre, zum anderen aber auch zu deren Abschottung in eine persönliche Unwirklichkeit. Diese tritt dann allerdings umso schlagartiger zutage (siehe Amok). Die mit der Vielfalt von Informationen gewonnene Freiheit, der einzelnen Meinung entsprechenden Stoff vorzufinden, kommt dem persönlichen Informationsbedürfnis sehr nahe. Die damit ermöglichte Flachheit und Beliebigkeit der Informationsvermittlung kann damit einen Umfang bekommen, der eine phänomenale Schlagkraft hat, weniger überzeugend als übertölpend ist. Es kann daher ratsam sein, über diese Art der Informationsbeschaffung hinaus auch weiterhin auf die Bewährung von Fachkompetenz in den Informationsquellen zu setzen, die z.B. in den Printmedien oder bestimmten Sendern nachvollziehbare Filter für anvertraute Information bieten und also auch weiterhin eine Erleichterung in der Informationsverarbeitung darstellen. Die Beziehung der Menschen zu Information und Wissen hat sich durch das Internet eklatant verändert: Der Umschlag von Informationsmenge und ihrem Sachbezug hat die hierauf bezogene Entscheidungsfähigkeit enorm beschleunigt. So kommen z.B. politische Entzscheidungen oder Kaufentscheidungen fast nicht mehr ohne die Mitwirkung des Internet aus. Auch hat die immer schneller werdenden Informationsvermittlung die Wissensbildung beschleunigt, aber auch die Informationsquellen und den Zugriff auf sie durch proffessionelle Ausspäher leicht kontrollierbar machen. Umgekehrt trägt das Internet in Blogs oder Mailinglisten zur Anonymisierung der Teilnehmer bei, indem diese sich mit beliebigem Nutzernamen an (fast) jeder Kommunikation beteiligen können. Die dort entstehenden Kommunikationsgemeinschaften (Commens) vermitteln auch leicht die Illussion einer informellen gesellschaftlichen Beziehung, die mit der Ideologie von einer Informationsgesellschaft konform geht. Oft vermitteln erst reale Begegnungen entsprechende Enttäuschung. Das Informationsangebot im Internet wird einerseits durch Suchalgorithmen erschlossen, andererseits stellt es auch ein Aufmassung von Informiertheit her, die sich von ihrer sinnlichen Bedeutung, ihrer Gewissheit, mehr oder weniger abgelöst hat. Von daher wird das Internet zum Träger einer Formalisierung und dient nicht nur dem Bedürfnis der Menschen, sondern wird selbst zum Medium einer Informationsstruktur, die zur Formalisierung von Inhalten bestimmt ist. Es wird vielerlei Müll und Unsinn allein wegen des Informationseffekts verbreitet und publik und reizt zur Identifikation, obwohl dieser Effekt gegen jede inhaltliche Beziehung bestimmt ist. Das völlig entpersonifizierte "Wissen" reizt Menschen zur Personifikation einer leeren Kommunikation, über welche eine eigenständige Identität erreicht und befriedigt wird, weil die abstrakte Identifikation leichter und reizvoller ist als jeder inhaltiche Bezug. Nachrichten über Intimitäten werden zum Stoff allgemeiner Begierden und der Standard der Wahrnehmung auf den Reiz verallgemeinerter Privatheit reduziert. In unendlich vielen Bloggs, Audio- oder Videoangeboten werden Tagebücher, Meinungen oder Intimtäten ausgetauscht, welche in der Lage sind, Pseudobeziehungen herzustellen und auszufüllen, in welchem sich alleine das Medium verallgemeinert und sich das ursprünglich inhaltlich bestimmte Bedürfnis auf die äußerste Abstraktion der Beziehung einlassen kann, weil es frei von jedwedem wirklichen Bezug ist. Von daher haben die Beziehungen über das Internet auch eine Ähnlichkeit mit dem, was durch Computerspiele erzielt wird. |
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