Irrsinn ist der Sinn, der als Irrtum behauptet wird, den man einem Ereigns oder einem Menschen zuweist. Doch das ist die Frage, wieweit dies überhaupt von jemandem oder über jemanden oder etwas gesagt werden kann. Wenn, dann kann Irrsinn nur objektiv verselbständigt sein, also ein Sinnbild, das für sich steht, eine Veräußerlichung, die in ihrem Sinn irre geht. Von daher wäre Irrsinn das Produkt einer Tätigkeit, an der ein Mensch leidet, wenn er durch diese sein Selbstgefühl gegen seine Wirklichkeit als objektives Selbstgefuehl suggeriert. Im Irrsinn werden die Verhältnisse autosuggestiv erzeugt, an denen Menschen ihre Sinne irre werden lassen, wenn sie sich hiergegen nicht unterscheiden können (siehe Kritik). Irrsin ist von daher ein objektiv aktiver Sinn, der sich im Sinn der Menschen selbst wähnt, der also nicht erkennen lässt, was ist und wie es wirklich ist. Er ist der Sinn einer Verkenntnis, ein Unsinn, der sich darin verwirklicht, dass er irre macht; in zwischenmenschlichen Verhältnissen sind das dann die anderen Menschen, die davon abhängig sind. Der Irrsinn unterscheidet sich von einem verrückten Sinn dadurch, dass er keinerlei Sinn hat, dass er sich selbst irrt. Der verrückte Sinn ist entstellt, aber nicht irre, also auch nicht in die Irre gegangen. Er verstellt die Wahrnehmung durch Verdrängungen und Unbewusstheiten. Aber der Irrsin überwältigt sie. Er ist von daher übersinnlich. Von daher ist auch das Leiden daran unterschiedlich: Verrückt kann man schon durch Kleinigkeiten werden, wo Sinne anders sind, als sie scheinen; es ist das Leiden an den Erscheinungen (siehe Schein). Der Irre leidet an der blanken Gewalt eines Übersinnes, der sein Leben beherrscht und der sein Gedächtnis mehr oder weniger als von der Wahrnehmung vollständig abgespaltener Sinn, also auch nur von Zeit zu Zeit bestimmt (in der Psychiatrie entspricht dies den Beobachtungen, die in der Diagnostik als Unterschied von Neurose und Psychose festgemacht werden). Der Irre kann in verrückten Verhältnissen sich ohne weiteres zurechtfinden, ihr bester Interpret und Analytiker sein, weil er unter ihnen nicht leidet, keine Empfindung dafür haben muss. |