"Abstraktionen in der Wirklichkeit geltend machen, heißt Wirklichkeit zerstören." (Hegel, Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie III, Werke Bd. 20, S. 331) "Teile und herrsche" ist der Spruch von Niccolò Machiavelli, der in einem 1532 erschienen Buch "Der Fürst" die feudalen Strategien von Herrschaft aus der Wirkungsweise von Zerteilung politisch angestrebt und verfolgt hat. Das funktioniert bis in unsere Tage, in denen der Kapitalismus seine Widersprüche zu seiner Hochform als Feudalkapitalismus gebracht hat. Isolation ist die Heraustrennung und Verselbständigung eines Teils aus einem ganzen Zusammenhang, unterstellt also ein "Ganzes vieler Eigenschaften", das als Teils hiervon getrennt von diesem wie eine Insel (it. isola) - außerhalb seines Ganzen für sich existiert. In der Trennung muss es seine vereinzelten Beziehungen auf das Ganze reduzieren und kann sie nur abstrakt verwirklichen. So kann z.B. die Arbeit der Menschen getrennt von ihren Bedürfnissen nur abstrakt - als abstrakt menschliche Arbeit - existieren. Mit der Teilung der Arbeit wurde die bisherige gesellschaftliche Geschichte (siehe historischer Materialismus) zur Geschichte einer abstrakt menschlichen Gesellschaft, in der die Arbeit nur durch eine eigenständige Vermittlung auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen, durch den Tausch der Produkte von Privatarbeiten, also nur durch den Warentausch sich gesellschaftlich verwirklichen konnte. Jedes einzelne Produkt verlangt von den Menschen den Austausch von Waren, den Warentausch, um sich darin zu vergesellschaften, um seine isolierten Beziehungen darin zu verwirklichen. Trotz dieser Reduktion war deshalb die Teilung der Arbeit ein notwendiger Entwicklungsschritt in der menschlichen Geschichte, der allerdings im Kapitalismus von seiner abstrakten Wirklichkeit noch beherrscht ist und nach seiner Emanzipation in einer gesellschaftlichen Arbeit durch eine gesellschaftliche Form der Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse verlangt, indem diese durch die Arbeit selbst erzeugt und durch einander gebildet (siehe Bildung) werden können (siehe Kommunismus). Diese Bildung eines gesellschaftlichen Zusammenhangs kann allerdings nicht einseitig, nich auf einer Seite, auf der Seite der Bedürfnisse oder der Seite der Arbeit vollzogen werden, ohne zu einem Diktat des Ganzen gegen seine Teile zu werden. Es verlangt die gesellschaftliche Aneignung des geschichtlichen Lebenszusammenhangs als Moment der Geschichtsbilung einer wirklichen Gesellschaft (siehe Anarchismus). Die bürgerliche Gesellschaft war somit immerhin die erste Gesellschaft, in der sich die Menschen freiwillig isolieren (Marx) und durch ihre Veräußerungen vereinsamen mussten, sich in ihrer Gesellschaft und durch ihre Gesellschaftlichkeit entäußern. Ihr gesellschaftlicher Zusammenhang existiert eben nur gebrochen in der Form ihrer Erzeugnisse, einer ungeheueren Warensammlung, in der ihr Reichtum existiert. Sie kann durch die Teilung der Arbeit und dem Dasein der Produkte nur in der Form unzähliger Trennungen existieren. Das Ganze der Getrenntheiten in ihren Verhältnissen kann daher als solches nur wahr sein, wenn das Einzelne darin wenigstens als abstrakten Beziehung auf das Ganze bewahrt ist. Und das Einzelne kann im Ganzen nur wahr sein, weil es seiner selbst nur im Ganzen wirklich ist. Und es ist sich durch seine Wirkungen im Ganzen gewahr, weil es durch seine Einzelheit das Ganze bildet und sich daher auch nur als Einzelnes im Ganzen erkennen kann - weil es darin eben sich selbst in seiner Allgemeinheit wahrhat die aus ihm begründet ist. Denn dies geht ihr geschichtlich voraus, bevor es allgemein (siehe auch Begriff) existieren, gesellschaftlich wesentlich werden kann. Allerdings bewegt sich noch in der Religion das Allgemeine als abstrakter Mensch vom Himmel herunter und steigt auch dahin wieder auf. Aber der Übermensch umarmt den wirklichen Menschen um seine Isolation zu beherschen, seine Spaltung (siehe auch Teilung) zu totalisieren und sie ihm als allgemeine Notwendigkeit des Lebens mitzutilen, Der abstrakt allgemeine Mensch herrscht durch den Tod und verachtet den Menschen und seine Wirklichkeit, weil sie die Notwendigkeit seiner wirklichen Wesensnot ist. Isolation meint "Inselbildung", also die Abtrennung von Zugehörigem, getrennte Bezogenheit (siehe Schmerz), abgespaltene Existenz, Beziehungsform einer Abstraktion, wodurch die immanenten Bezogenheiten ideell über sich hinausgreifen und in ihrem Mangel an Wirklichkeit hiergegen in ihrer negativen Wirkung formalisiert werden (siehe z.B. Erregung, Trieb). Daher betreibt Isolation die Entfremdung des Seienden von seiner wesentlichen Identität, erzwungene Vereinzelung, Einsamkeit. Isolation ist ein Dasein in der Abstraktion von allem Wesentlichen, verwesendes Sein. Sie ist die Aussonderung eines Teils aus einem Ganzen, das in der Abtrennung hiervon in Wahrheit nur negativ ganz sein kann, als Ausgeschlossenes negierte Ganzheit ist: Schmerz. Dies ist kein "Leben im Falschen" sein (siehe Adorno's Negative Dialektik). Sie ist Leben im Widerspruch mit sich selbst, Leben in Selbstverlust. In der Beziehung auf seinen Ursprung ist das Isolierte Träger einer fremden Substanz, in der es negativ vollzieht, was außer ihm bestimmt ist. Isolation ist das Leben der Fremdbestimmung, das in seinen Eigenschaften und Fähigkeiten nur außer sich wirklich gegenständlich in Beziehung ist, weil und solange diese nur ausschließlich für sich wahr sein können, weil ihre Gegenwart ihre Abwesenheit bestimmt und betreibt, weil sie von sich selbst entfremdet ist. Isoliert ist das aus dem Zusammenhang im Ganzen Ausgeschlossene, ein Teil das für sich bestimmt sein muss, weil es in den allgemeinen Bestimmungen abgetrennt wurde und die Abwesenheit vieler Eigenschaften erleidet (siehe Schmerz). Seine Beziehungen sind von der Ausschlusslogik bestimmt, die in ihrer Abtrennung vom Ganzen zur Wirkung kommt und hierdurch in eine Spannung gegen das Ganze (siehe auch Erregung) versetzt ist. Es ist die Substanz, die durch diese Reduktion verselbständigt wurde und in ihrer Abstraktion als Formbestimmung der isolierten Inhalte zur Wirkung kommt. Die Wirkung einer Abstraktion, ihre Wirklichkeit, ist die Isolation in ihrem Dasein, die Abtrennung (siehe Trennung) und Absonderung, der Ausschluss ihrer Beziehungen, die nurmehr in Abwesenheit, in ihrer Ausschließlichkeit sich verhalten, als abstrakt bestimmtes Verhältnis da sind (siehe Realabstraktion), sich als Teil eines Ganzen zu einer isolierten Ganzheit verwesentlichen. Allgemein und theoretisch ist das Prinzip der Isolation der Utilitarismus, die Beziehung in einer Nützlichkeit, welche daraus besteht, Eigenschaften von ihrem Wesen abzusondern und als solche zu verbrauchen. Sie ist das bewusste Verhältnis des Warentauschs, worin die bürgerliche Gesellschaft allgemein dem Verhältnis der Waren unterworfen ist (siehe hierzu Warenfetischismus). Die abstrakte Teilung der Arbeit wird in der Isolation der Arbeitsprodukte bewahrt (siehe Privateigentum) und mit dem Umsatz ihrer Wertmasse vertieft. Das Kapital gründet auf einer abstrakten Arbeitsteilung, auf der Teilung der Arbeit durch Verhältnisse, in denen die Produkte der Arbeit wie auch die Bedürfnisse der Menschen isoliert, also getrennt von einander existieren und durch den Markt und der darin herrechenden Konkurrenz im Warentausch sich abstrakt über ihren Wert vermitteln. Ergänzung steht im Zweck einer konkreten organischen Beziehung, um ohne eine ihr äußerliche Vermittlung einen Gegenstand als etwas Ganzes als eine Form herzustellen, in welcher sich die Teile, z.B. als Teilarbeiten, durch den Sinn ihrer Organe ungebrochen zusammenfinden. Isolation wird auch zur politischen Beherrschung sozialer Verhältnisse (siehe auch zwischenmenschliches Verhältnis) zum Beispiel als Folter durch Gefangenschaft angewendet oder als therapeutisches Mittel (z.B. als Bedingung der Selbsterweckung in der "Urschreitherapie" nach Janov - siehe Psychologie). In der Drogentherapie und Psychiatrie wird sie zur Züchtigung eingesetzt. Für die Erleuchtung sei sie notwendige Bedingung, wolle mensch ins Reich der Esoterik eintreten. Marquis de Sade begreift die totale Isolation als das größte Lebensglück, da es so ganz und vollständig in Todesnähe sei. Mit der Todesnähe mag er Recht haben. | ![]() |