"In der Tat aber wird der Wert hier das Subjekt eines Prozesses, worin er unter dem beständigen Wechsel der Formen von Geld und Ware seine Größe selbst verändert, sich als Mehrwert von sich selbst als ursprünglichem Wert abstößt, sich selbst verwertet. Denn die Bewegung, worin er Mehrwert zusetzt, ist seine eigne Bewegung, seine Verwertung also Selbstverwertung. Er hat die okkulte Qualität erhalten, Wert zu setzen, weil er Wert ist. Er wirft lebendige Junge oder legt wenigstens goldne Eier." (MEW 23, S. 169) Die Formbestimmung des Kapitals besteht darin, aus einer bestimmten Geldmenge durch deren Anwendung als Kaufmittel für Waren beliebiger Art im Verhältnis der Zahlungsmittel, aus ihrem Vorschuss eine höhere Wertsumme als Mehrwert anzueigenen und hierdurch die zirkulierende Geldmenge zu vergrößern. Das wirkt wie ein Wunder der Fähigkeiten des Geldes als Kapital und als Finanzkapital, dass es sich selbst zu vermehren scheint. Aber in Wahrheit kann dessen Wert nur soweit anwachsen, wie darin die Existenz (siehe Existenzwert) und die Abeitszeit von Menschen einer erhöhten Mehrwertrate unterworfen wird. Die Geldmenge scheint sich zwar durch die Investition von Geld zu vergrößern, weil es Profite macht, die im bloßen Augenschein mit einem Mehrwert identifiziert werden, den eine "Geldanlage" bewirken würde. Aber es ist nur die vergrößerte Macht seiner Formbestimmung, die sich als ein Mehr der verfügbaren Geldmenge darstellt (siehe hierzu auch Giralgeldschöpfung) um die Konjunktur zu beflügeln. Dieses Mehr betrifft aber nur einen aktuellen Geldumlauf, dessen Preise sich auf Dauer dem Geld als Maß der Werte anpassen müssen. An den anwachsenden Profiten berauscht sich der einzelne Kapitalist ebenso wie das ganze Finanzwesen, besonders beim Wetten um die besten "Wachstumsperspektiven" aus dem hohlen Bauch des fiktiven Kapitals. Man spricht von Geldschöpfung, die schon dadurch entstehen würde, dass Geld gedruckt und in Umlauf gebracht und damit die Produktion angeschoben und mit der Geldmenge auch schon der Geldwert vermehrt würde. Wenn sich aber ein Mehrwert als unbezahlte Arbeit nicht durch Mehrarbeit oder höhere Reproduktionskosten der Existenz (sie auch Existenzwert) vermehren lässt (siehe auch Eigentumstitel) wird mit der anwachsenden Geldmenge das Kapital im selben Maßstab (siehe Maß der Werte) wiederum nur entwertet. Dem Wachstumfetisch folgend wird Mehrwert aber als Wert eines wie von selbst erweiterten Geldumlauf verstanden, weil er eine vergrößerte Geldmenge einbringen und Profite entstehen lässt, die alleine durch eine mehr oder weniger geschickte Geldanlage zu bekommen sei. Das sieht man so auch überall im Börsenhandel und verbreitet es wie einen Glaubensspruch aus der Ewigkeit: Wer hat, dem wird gegeben - mal als Zins und mal als Dividende. "Im zinstragenden Kapital ist daher dieser automatische Fetisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld heckendes Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr. Das gesellschaftliche Verhältnis ist vollendet als Verhältnis eines Dings, des Geldes, zu sich selbst. Statt der wirklichen Verwandlung von Geld in Kapital zeigt sich hier nur ihre inhaltlose Form. Wie bei der Arbeitskraft wird der Gebrauchswert des Geldes hier der, Wert zu schaffen, größren Wert, als der in ihm selbst enthalten ist. Das Geld als solches ist bereits potentiell sich verwertender Wert und wird als solcher verliehen, was die Form des Verkaufens für diese eigentümliche Ware ist. Es wird ganz so Eigenschaft des Geldes, Wert zu schaffen, Zins abzuwerfen, wie die eines Birnbaums, Birnen zu tragen." (MEW 25, S. 405) Der Kapitalfetisch besteht aber einfach daraus, dass die Wertform und die Preisform des Kapitals identisch genommen wird, dass also das Kapital selbst als Äquivalent einer Warenmenge verstanden wird, das ihrem Wert schon in ihrem Preis entsprechen soll, den "das Geld produziert" haben soll. Wer Geld druckt oder verleiht befördert in diesem Glauben schon die "Wertschöpfung" aus dem Nichts, weil er das wertlos vorgestreckte Geld durch seinen Einsatz verwertet, ihm erst mit seinem "kaufmännischen Geschick" Wert zugefügt haben will (siehe Grenznutzentheorie). Solches Wertwachstum hat aber nur der zu erbringen, der Geld als Zahlungsmittel durch den Verkauf seiner Arbeitskraft verdienen muss, um es als Kaufmittel für seinen Lebensunterhalt verwenden zu können (siehe Arbeitswerttheorie). Vollständig ist dies verschwunden, wo Geld als Kredit, also Geld als reines Kaufmittel verliehen wird, so dass, wer es gegen sein Zahlungsversprechen aufnimmt, im Kredit ein doppeltes Verwertungsversprechen zu erfüllen hat: Es muss sich selbst in Wert halten und den Preis für einen Mehrwert "erwirtschaften", der sein Wertverhältnis ausgleicht und zugleich Wertwachstum finanziert, das den erweiterten Geldwert schon im Vorhinein für den nächsten Geldumlauf finanzieren soll. Der Gegensatz von Wert und Preis ist damit dem Verstand entschwunden und der Kuhhandel mit dem goldenen Kalb perfekt. Und damit verschwindet auch die Scheidung von Mehrwert und Mehrprodukt durch das Kapital auf den Waren- und Finanzmärkten. Und das verhindert jedes Verständnis von Zins und Kredit. Daraus besteht dann die Ideologie der Geldschöpfung durch das Geld selbst. | ![]() |