"Der Mensch ist ein Gattungswesen, nicht nur indem er praktisch und theoretisch die Gattung, sowohl seine eigne als die der übrigen Dinge, zu seinem Gegenstand macht, sondern - [...] auch indem er sich zu sich selbst als der gegenwärtigen, lebendigen Gattung verhält, indem er sich zu sich als einem universellen, darum freien Wesen verhält." (MEW 40, S. 514). "Daß der Mensch ein leibliches, naturkräftiges, lebendiges, wirkliches, sinnliches, gegenständliches Wesen ist, heißt, daß er wirkliche, sinnliche Gegenstände zum Gegenstand seines Wesens, seiner Lebensäußerung hat oder daß er nur an wirklichen, sinnlichen Gegenständen sein Leben äußern kann. Gegenständlich, natürlich, sinnlich sein und sowohl Gegenstand, Natur, Sinn außer sich haben, oder selbst Gegenstand, Natur, Sinn für ein Drittes sein, ist identisch." (MEW 40, S. 578). Das Korpergedächtnis ist das Gedächtnis der Empfindungen, die Einprägungen und Prägungen, die den Körper unmittelbar – und also ohne Reflektionen des Verstandes – zu selbständigen Reaktionen veranlassen. Jeder tierische und pflanzliche Körper kennt die natürliche Beziehung seiner Wahrnehmung und den Bedürfnissen seiner natürlichen Intelligenz, wodurch er sich seiner selbst gewiss ist. Er entwickelt hieraus bestimmte Verhaltensweisen, durch die er seine Eigenschaften bestimmt und in seinen gesellschaftlichen Beziehungen entwickelt und als deren Fähigkeiten verwirklicht. Was die Individualpsychologie von daher zum Wesen enes jeden Individuums verklärt, verändert sich unentwegt mit den gesellschaftlichen Bedingungen seiner Existenz – nicht einfach sachlich, sondern ganz wesentlich. Dass der Mensch ein natürliches Wesen hat und ist beweist sich unentwegt in seiner Existenz und Wirklichkeit durch die Naturmächtigkeit seiner Gesellschaft. Aber tatsächlich entstehen aus den Empfindungen der Menschen ihre Gefühle wie von selbst, wie sie z.B. im Traum sich darstellen und in ihrer Wirklichkeit sich als Kultur ihrer Produktion vermitteln. Es ist eine Leerstelle der Psychoanalyse, dass sie diese "Selbsttätigkeit" nur aus frühkindlichen Erinnerungsbildern zu erklären sucht. Nicht deren Befriedigung stellt eine Beziehung dar; diese selbst ist die Form einer gesellschaftlich vermittelten Wahrnehmung. Gefühle sind nicht deren objektive Reflexe, sondern deren sinnlich materialisierte Subjektivität. In der individualpsychologischen Verhaltenstheorie herrschte ursprünglich eine deterministische Lerntheorie als Vorstellung von einer fixen Beziehung von Reiz – als Stimulus – und Reaktion (S-R), bis "entdeckt" wurde, dass eine Verhaltensänderung sich erst durch eine "innere Variable" dazwischen – als Organismus "O" verstanden – eine wesentliche Veränderung psychisch begründeter Verhaltensweisen ermöglichen könne (siehe hierzu auch Phobie). Und tatsächlich: Es war schließlich der Körper, durch den allein die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung zu begreifen ist. So entstand das modifizierte Verhaltensmodell S-O-R, wodurch das Verhalten von Mensch und Tier überhaupt zu bestimmen und verändern wäre. Was in der Dressur geschieht galt damit als Grundkategorie für menschliches Verhalten überhaupt. Was als Verhalten auftritt und der bürgerlichen Wissenschaft als Ausdruck einer Autopoiesis erscheint, ist in Wahrheit immer nur der Ausdruck eines Verhältnisses, in welchem dieses in seinem einzelnen Dasein erscheint. In den Verhaltenstheorien kommt dies nur als Reiz, als "Stimulus" vor, der Mensch also überhaupt passiv durch seine Wahrnehmung bestimmt, der sich durch sie als Wahrheit für sich verhält. Es ist dies eine positive Theorie zur absoluten Selbstwahrnehmung (siehe hierzu auch Systemtheorie), die jede kritische Position (siehe kritische Theorie) schon durch ihren Ansatz ausschließt, also durch sich schon ausschließlich wahr sein will (siehe hierzu auch hermeneutischer Zirkel). Aber mit der Handhabung des Körpers durch seine Stimulierung wurde der Körper selbst zum "A und O" der Macht der Geldverwertung, die Individualpsychologie selbst zum besonderen Werkzeug des Kapitalismus, zum Instrument der direkten Manipulation von Mensch und Natur und zur Problemlöserin seiner Absatzprobleme und Disfunktionen (siehe auch Verblendungszusammenhang der Menschen unmittelbar betreffen - und schließlich auch zur Züchtigung der Natur im Zweck der Optimierung ihrer unmittelbaren Verwertbarkeit und wahrheit der Erkenntnismethoden der bürgerlichen Wissenschaften. Politisch wurde ihr positivistischer Opportunismus längst auch schon als Naturideologie der Rassentheorien benutzt und höchst nützlich, indem sie bestimmten körperlichen Eigenschaften die Wesenseigenschaft einer posiiven verwissenschaftlichung des a href="../lex.php?lex=Wertwachstus" target="info">Wertwachstus der Mehrwertproduktion und Zirkulation im Kulturkonsum zuwies (siehe auch Massengefühl). Der Körper von Flora und Fauna war so zum Zentrum der Biopolitik geworden. Schon das bloße Dasein von Körpern setzt Bewegung und Energie der Materie voraus, ist Resultat einer Geschichte der Natur und ihrer Vermenschlichung durch Arbeit und Sinnbildung, die sie menschlich wahr macht, als Resultat einer menschlichen Geschichte da ist (siehe hierzu auch Historischer Materialismus). Und er ist daher in seinem Dasein für die Menschen durch den Aufwand seiner Geschichte bestimmt, der Entstehungszeit ihrer Arbeit - und für die Wahrnehmung durch seine räumliche Gegenwart, wie sie darin sich auch verdichtet. Ganz gleich was ihn qualitativ ausmacht, als bloßes Quantum ist er nur die Form des Daseins von Zeit und Raum. Einen Körper an sich gibt es nicht, wie es auch kein Ding an sich, keinen Raum an sich und keine Zeit an sich gibt. Jeder Körper ist für die Menschen eine Sinngestalt, weil er die Form ihrer Sinne, ihrer Tätigkeit wie ihrer Wahrnehmung ausmacht, deren objektive Form ist und daher auch nur subjektiv bestimmt sein kann. Man mag einen Körper überhaupt nur wie eine Raumgestalt ansehen; ihn gibt es aber nicht wirklich in solcher Abstraktion, weder rein stofflich als tote Materie, noch in seiner Natur als lebendige. Ein Körper ist für die Menschen immer organisch, weil er für ihren Stoffwechsel nötig und somit für ihren Selbsterhalt als Mittel und Maß ihrer Bildung und Entwicklung unabdingbar ist. Er verkörpert die Substanz ihres Lebens, die vielerlei Beziehungen in ihrer Bewegung materiell so gestaltet, wie sich darin deren Lebenszusammenhalt als Sinn für sich darstellt. Er ist die räumliche Gestalt einer Sache oder eines Organismus in der Zeit, der ohne diese Beziehung nicht sein kann, weil er nichts und nichtig wäre, weil im Körper schon immer Raum und Zeit vereint ist. Von daher ist er eine Gestalt ihres Raums. Als Form eines Organismus ist er Sinnesform, Form eines Sinneszusammenhangs, die ihren Sinn auch in wirklichen Beziehungen darstellt und ausdrückt und auch hiervon beeindruckbar ist. Von daher ist ein Körper ein Ganzes, wenn auch nicht unabhängig von anderen Körpern, auch nicht unabhängig von Geist (siehe Leib-Seele-Problem) und den Gestaltungen der Kultur. Spricht man aber nur von Körper, so wird meist hiervon abstrahiert, so als ob seine Natur nur rein stofflich mit ihm zu tun hätte. Aber sie selbst ist körperlich, weil sie seinen Sinn ausmacht. Ein Sinn hat immer einen Körper, er ist aber nicht bloß körperlich. Er ist natürlich und hat seine besondere Natur. Er hat aber keine Natur im Allgemeinen, weil er materiell nur durch den Zusammenhang der Organe in jedem einzelnen Organismus allgemein, also für sich gleich mit allen Organen gemein existiert, organisch nur Teil habend durch seine Beziehung auf die Organe ist. Ein natürlicher Körper ist als Organismus das Ganze seiner Sinne, das sich in seiner entfremdeten Form auch nur in seiner bloßen Getriebenheit äußern kann (siehe hierzu auch Trieb). Es macht aber keinen Sinn, ein notwendiges, weil natürliches Verlangen als Phänomen eines Naturtriebs anzusehen (siehe hierzu auch Phänomenologie) oder all naturhaften Erscheinungen zu einer Triebhaftigkeit der Natur zu verallgemeinern. Alle körperlich erscheinenden Regungen und Erregungen wie z. B. Hunger, Geschlecht, Gesellschaft, Intelligenz usw. stehen nicht für eine instrumentellle Absicht der Natur (siehe hierzu auch Aufklärung) oder ihrer Energie (siehe hierzu auch Psychonalyse), sondern für eine natürliche Lebensäußerung, die im Einzelnen wie auch allgemein das Leben äußert, das sie hervorbringt. Ein Trieb entsteht erst im Mangel an Verwirklichung und Wirklichkeit des Lebens durch die Abstraktion von seinen Notwendigkeiten., durch die Entfremdung von ihrem natürlichen Sinn. Sie allein verfolgt die Absicht einer Abstraktion und bezieht ihre Kraft als Substanz des Lebens aus dem Untergang eines notwendigen Verlangens, eines natürlichen Bedürfnisses (siehe hierzu auch Körperfetischismus). Der organische Körper als solcher, also Körper für sich genommen, ist aus seinen Beziehungen und damit aus seiner Wirklichkeit herausgenommen, abstrakter Leib, Sinnesgestalt als Gestalt bloßer Anwesenheit von Sinn, gleich, welchen Sinn diese hat, also nur Tatsache, dass sie Sinn haben muss. Körper für sich ist die abstrakte Form von Sinn, Sinn ohne wirklichen Sinn, gleichgültiger Sinn, der körperlich als rein sinnliche Form und Funktionalität begriffen ist, aber dadurch bestimmt ist, dass er Sinn ausdrücken kann. Von daher ist der Körper immer als sinnliche Gestalt von dem zu verstehen, was sich zugleich hiervon abstrahieren lässt. Einen konkreten Körper gibt es eigentlich nur durch seine Bestimmtheit, durch seine Natur und seine natürlichen Eigenschaften. Ohne dies ist er unbeschreibbar und wäre lediglich ein Wort für unendlich vieles. Aber dadurch, dass er bestimmend wird für vieles, hat er einen Sinn, der für sich keinen Sinn haben kann. In diesem Sinn bestimmen sich alle Widersprüche des Wahrnehmungsprozesse, in welchem sich Erkenntnis entäußert und Identität entzweit. Im Zwiespalt der Selbstwahrnehmung entwickelt sich sinnlicher Zweifel, der alle Gewissheit aufhebt. In solcher Aufgehobenheit vermitteln sich die Menschen in ihrer Zwischenmenschlichkeit in einem Zusammenhang, der rein körperlich existiert und worin sie sich als Mittel ihrer Wahrnehmung nehmen, sich wahrnehmen, wie sie sich wahrhaben (siehe Körperfetischismus). |
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