"Die Konsumtion ist unmittelbar auch Produktion, wie in der Natur die Konsumtion der Elemente und der chemischen Stoffe Produktion der Pflanze ist. Daß in der Nahrung z.B., einer Form der Konsumtion, der Mensch seinen eignen Leib produziert, ist klar. Es gilt dies aber von jeder andren Art der Konsumtion, die in einer oder der andren Art den Menschen nach einer Seite hin produziert. Konsumtive Produktion. Allein, sagt die Ökonomie, diese mit der Konsumtion identische Produktion ist eine zweite, aus der Vernichtung des ersten Produkts hervorgehende. In der ersten versachlichte sich der Produzent, in der zweiten personifiziert sich die von ihm geschaffne Sache. Also ist diese konsumtive Produktion - obgleich sie eine unmittelbare Einheit zwischen Produktion und Konsumtion ist - wesentlich verschieden von der eigentlichen Produktion. Die unmittelbare Einheit, worin die Produktion mit der Konsumtion und die Konsumtion mit der Produktion zusammenfällt, läßt ihre unmittelbare Zweiheit bestehn. Die Produktion ist also unmittelbar Konsumtion, die Konsumtion ist unmittelbar Produktion. Jede ist unmittelbar ihr Gegenteil. Zugleich aber findet eine vermittelnde Bewegung zwischen beiden statt. Die Produktion vermittelt die Konsumtion, deren Material sie schafft, der ohne sie der Gegenstand fehlte. Aber die Konsumtion vermittelt auch die Produktion, indem sie den Produkten erst das Subjekt schafft, für das sie Produkte sind. Das Produkt erhält erst den letzten finish 'die letzte Vollendung' in der Konsumtion." (MEW 13 S.622ff) Konsum setzt Bedürfnisse voraus, die als Inhalt jedweder Arbeit nach ihr Verlangen um ihre Produkte anzueignen. In der Aneignung sind sich Produktion und Konsumtion als produktive Konsumtion ihrer Elementarformen substanziell einig als Organe ihrer natürlichen Intelligenz der Subjektität ihrer Bewegungen, von Lebenskraft und Lebensgenuss. Durch den Warentausch werden sie durch dessen Formbestimmungen zerteilt in Lohnarbeit einerseits und Befriedigung der Bedürfnisse andererseits. Mit dieser Teilung der Arbeit wird Produktion von ihrer Verwertbarkeit bestimmt und das Bedürfnis vom Warenabsatz ihrer Produkte (siehe Wertrealisierung). Getrennt von der Arbeit – entfremdet von ihrem Sinn – wird ihr Konsum zu einer beliebigen Einverleibung im bloßen Nutzen der Sachen oder auch Menschen, das arbeitende Subjekt zum Objekt seiner Verwertbarkeit. Durch die Aneignung von Gegenständen einer ihm fremd bestimmten Verwertung verkehrt sich das Verhältnis des einzelnen Subjekts zu seinem allgemeinen Objekt im gesellschaftlichen Nutzen seiner Lebensäußerung. "Der Arbeiter wird um so ärmer, je mehr Reichtum er produziert, je mehr seine Produktion an Macht und Umfang zunimmt. Der Arbeiter wird eine um so wohlfeilere Ware, je mehr Waren er schafft. Mit der Verwertung der Sachenwelt nimmt die Entwertung der Menschenwelt in direktem Verhältnis zu. Die Arbeit produziert nicht nur Waren; sie produziert sich selbst und den Arbeiter als eine Ware, und zwar in dem Verhältnis, in welchem sie überhaupt Waren produziert. Dies Faktum drückt weiter nichts aus als: Der Gegenstand, den die Arbeit produziert, ihr Produkt, tritt ihm als ein fremdes Wesen, als eine von dem Produzenten unabhängige Macht gegenüber. Das Produkt der Arbeit ist die Arbeit, die sich in einem Gegenstand fixiert, sachlich gemacht hat, es ist die Vergegenständlichung der Arbeit. Die Verwirklichung der Arbeit ist ihre Vergegenständlichung. Diese Verwirklichung der Arbeit erscheint in dem nationalökonomischen Zustand als Entwirklichung des Arbeiters, die Vergegenständlichung als Verlust und Knechtschaft des Gegenstandes, die Aneignung als Entfremdung, als Entäußerung." (MEB 40, S. 511f.) Im Konsum entschwindet dem Subjekt der Verstand für seine wesentliche Lebensäußerungen, denn es kann nicht verstehen, was außer ihm einen Sinn für seinen Gegenstand hat. Und weil der Verstand dadurch beliebig wird und willkürlich bleibt, kommt er nicht zur Vernunft, denn er weiß nicht, was es erzeugt. So hat es nur wahr, was es mit der Produktion seiner Welt nicht wahrnehmen kann, was es also nur wahrhat. Ihm ist lediglich die Tatsache geläufig, dass aufgezehrt wird, was produziert ist {siehe Arbeit}. Seine Wahrnehmung reduziert sich auf das Bedürfnis, dass alles bleiben soll was es war, auch wenn dabei nichts bleiben kann, was es ist, weil es darin untergeht. Und in der wesensnot seiner Geschichte verliert der radikale Konsument seinen Verstand (siehe hierzu auch tote Wahrnehmung). "Die Konsumtion schafft den Trieb der Produktion; sie schafft auch den Gegenstand, der als zweckbestimmend in der Produktion tätig ist. Wenn es klar ist, daß die Produktion den Gegenstand der Konsumtion äußerlich darbietet, so ist daher ebenso klar, daß die Konsumtion den Gegenstand der Produktion ideal setzt, als innerliches Bild, als Bedürfnis, als Trieb und als Zweck. Sie schafft die Gegenstände der Produktion in noch subjektiver Form. Ohne Bedürfnis keine Produktion. Aber die Konsumtion reproduziert das Bedürfnis." (MEW 13 S.622ff) Konsum unterscheidet sich von der Befriedigung von Bedürfnissen darin, dass er lediglich auf Einverleibung zielt, die abstraktion gegen ihren Inhalt bestimmt ist (siehe hierzu Formbestimmung). Von da her ist ihm das Vorhandensein von Produkten vorausgesetzt, die "Bedürfnisse irgendeiner Art" (Marx) befrieden - eben so, wie sie dem Warentausch in der bürgerlichen Gesellschaft entsprechen (siehe hierzu auch Tittytainment): "Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z. B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache." (MEW 23 S.49)" Die Ungewissheit über die Beziehung ihrer Herkunft beschränkt die Gedanken der Konsumenten auf ihr bloßes Dasein und kreist weniger um deren Entstehung, um die Notwendigkeit ihrer Erzeugung als um die Möglichkeiten ihrer Nutzen und Vernutzung (siehe hierzu auch Kulturkonsum). Ihre Anwesenheit erscheint dem gegenüber zufällig und wechselt mit der Zeit und dem Ort, wo zufälligWaren zufälliggetauscht werden und hierdurch einen Tauschwert bekommen. "Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto.." (MEW Bd. 23, S. 50 f) Jeder Tauschwert für sich genommen wäre ein bloßer Widersinn, denn er hat in dieser Beziehung nur den Charakter eines bloßen Ereignisses, einer einzeln auftretenden Allgemeinheit. Er verlangt in dieser Beziehung eher nach einem Wissen über die Möglichkeiten der Beschaffung (siehe hierzu auch Möglichkeitsdenken) als nach einem Wissen um die organischen Potenzen ihrer Produktion. Was der Arbeit nötig ist, gilt im Konsum als Möglichkeit des Produzierens (siehe Produktionamittel) und des Lebensgenusses. Durch die Teilung der Arbeit, durch die Veräußerung der Beziehung von Produktion und Konsumtion durch die Eigenschaften der Waren als Wertträger (siehe Wert) im Warentausch wird nicht nur das Produkt, sondern auch das Bedürfnis der Menschen isoliert und jeweils vereinseitigt, im Konsumverhalten abhängiger Menschen verselbständigt. weil im Konsum dessen Gegenstand vernichtet wird, erzeugt er eine Leere, die gefüllt werden muss, nach neuer Produktion, neuer Arbeit verlangt, oder seine Nichtigkeit als Selbstentfremdung erleben muss, durch deren nichts sein und nichts werden kann, sich durch die eigene Leere füllen muss weil er in eine schlechte Negation geraten ist (siehe Dialektik). "Die Konsumtion produziert die Produktion doppelt, 1. indem erst in der Konsumtion das Produkt wirkliches Produkt wird. Z.B. ein Kleid wird erst wirklich Kleid durch den Akt des Tragens; ein Haus, das nicht bewohnt wird, ist in fact kein wirkliches Haus; also als Produkt, im Unterschied von bloßem Naturgegenstand, bewährt sich, wird das Produkt erst in der Konsumtion. Die Konsumtion gibt, indem sie das Produkt auflöst, ihm erst den finishing stroke [letzten Schliff]; denn Produkt ist das Produkt [In der Handschrift: die Produktion] nicht als [In der Handschrift: nicht nur als| versachlichte Tätigkeit, sondern nur als Gegenstand für das tätige Subjekt; 2. indem die Konsumtion das Bedürfnis neuer Produktion schafft, also den idealen innerlich treibenden Grund der Produktion, der ihre Voraussetzung ist. Die Konsumtion schafft den Trieb der Produktion; sie schafft auch den Gegenstand, der als zweckbestimmend in der Produktion tätig ist. Wenn es klar ist, daß die Produktion den Gegenstand der Konsumtion äußerlich darbietet, so ist daher ebenso klar, daß die Konsumtion den Gegenstand der Produktion ideal setzt, als innerliches Bild, als Bedürfnis, als Trieb und als Zweck. Sie schafft die Gegenstände der Produktion in noch subjektiver Form. Ohne Bedürfnis keine Produktion. Aber die Konsumtion reproduziert das Bedürfnis."" (MEW 13 S.623f) Wo Bedürfnisse von ihrem Grund, von der Lebensäußerung ihrer Entstehung getrennt sind, treten sie nurmehr als ein bloßes Begehren nach irgendeiner Konsumtion auf (siehe hierzu auch Beliebigkeit). Begehren ist ein sehnsüchtiges Verlangen das ungestillte Bedürfnisse zusammenfasst und zugleich von ihren konkreten Inhalten abstrahiert. Von daher ientsteht in einem unstillbaren Begehren eine Kraft, die Absicht einer Abstraktionskraft, die zur Substanz der Triebe, zu einer kräftig drängenden Formbestimmung der subjektiven Beziehungen wird und schließlich auch deren Inhalte selbst unmittelbar, also ohne weitere Vermittlung aufzehrt und sich in seiner triebhaft gewordenen Selbstbezogenheit als Wahrnehmungsform durch sich selbst ebenso kräftig nach außen wendet und ihre Gegenstände nichtig erscheinen lässt. Konsumtion macht den Verzehr von Produkten aus, die Einverleibung ihrer gesellschaftlich erzeugten geistigen oder materiellen Substanz. Konsumtion ist zunächst ein ökonomischer Begriff für allgemeine Bedürfnisbefriedigung im Verhältnis zur Produktion, der Herstellung von Gütern des allgemeinen Bedarfs, ohne dessen Befriedigung eine Gesellschaft nicht existieren kann. Von daher ist Konsum - ganz gleich, wie reichhaltig das Verlangen der Bedürfnisse ist - immer eine allgemeine Notwendigkeit des gesellschaftlichen Stoffwechsels. "Die Konsumtion als Notdurft, als Bedürfnis ist selbst ein inneres Moment der produktiven Tätigkeit."(MEW 13 S.625) Mit dem Konsumbegriff ist nicht nur dieses einfache Verhältnis, sondern eine Allgemeinheit gemeint, die in der bürgerlichen Gesellschaft als Inhalt des Gebrauchwerts der Waren zugleich von jedem bestimmten Bedürfnis abstrahiert. Weil in dieser Gesellschaft vor allem für den Markt produziert wird, kann durch den Warentausch vermittelt nur das Bedürfnis irgendeiner Art gesellschaftlicher Gegenstand der Befriedigung sein. Durch den Tauschwert auf dem Markt existiert dieser gleichgültig gegen seine Bestimmtheit, insbesondere in seiner Geldform die ein allgemeines Kaufmittel darstellt. Das gesellschaftiiche Verhältnis ist also durch den Wert bestimmt, der sich in den Tauschwerten darstellt und der durch ihren Gebrauchwert nur die von ihrer Produktion getrennten, also isoliertren Bedürfnisse zum Verzehr von Produkten irgendwelcher Art befriedigen kann, eben so, wie sie auf dem Warenmarkt gesellschaftlich verfügbar sind. Die Bedürfnisse sind von der Produktion ebenso getrennt wie dies von ihnen. Sie sind für die Menschen daher auch ebenso isoliert von ihrem gesellschaftlichen Zusammenhang. "Der Konsument ist nicht freier als der Produzent. Seine Meinung hängt ab von seinen Mitteln und seinen Bedürfnissen. Beide werden durch seine soziale Lage bestimmt, die wiederum selbst abhängt von der allgemeinen sozialen Organisation." (MEW 4, Seite 75) Mit der Entwicklung der Produktivkraft durch die Automation der Produktion wird der Anteil der menschlichen Arbeit in den Produkten relativ geringer und könnte also auch die Aufwände der Arbeit von Menschen zunehmend an Maschinen abgeben. Doch weil und solange die Produktion vor allem zur Wertproduktion, zur Verwertung von Wert bestimmt ist, wird immer mehr Konsumtion nötig, um die Geldform von relativ wertloser werdenden Produkten in Wert zu halten. Die Mehrwertrealisation wird immer drängender und damit auch der Zwang zu einer gesteigerten Konsumtion, durch den die Krisen der kapitalistischen Produktion zumindest phasenweise abgefangen werden kann. "Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde." (Karl Marx, MEW, Bd. 25, S. 501). Der tendenzielle Fall der Profitrate musste zunehmend durch die Abführung von Geldwert in den Finanzmarkt aufgefangen werden, wo das Geld als bloßes Zahlungsmittel durch das Kreditwesen in Wert gehalten wurde, durch den eine relative Überproduktion - und also auch Überkonsumtion - immer funktionaler wurde, wenn durch ein Schuldgeldsystem das darin angelegte fiktive Kapital durch eine zunehmende Massenkonsumtion in Wert gehalten werden konnte. Von daher entstand eine Konsumkultur, die durch Kulturkonsum der Verwertung des Finanzkapitals dienlich war (siehe hierzu auch Tittytainment). Von daher reflektiert der Begriff einer solchen Konsumtion selbst schon die Getrenntheit der hierfür bestehenden Angebote von ihrer Entstehung, einer Arbeitsteilung in der Trennung der Arbeitsinhalte, wie sie einer rein egozentrischen Bedürfnisbefriedigung zukommen (siehe Selbstbeziehung). In dieser sind die Bedürfnisse nicht als Verlangen nach einem wirklichen Gegenstand des Lebens, nach einem Lebensmittel einbegriffen, sondern lediglich das abstrakte Bedürfnis der Einverleibung von etwas, das man haben muss, um mit sich zufrieden zu sein. Solcher Konsum ist die Einverleibung eines vom Subjekt getrennten Objekts in der Form, in der es als ein äußerlicher Gegenstand angeboten wird. Nicht was es ist, sondern was es für den Konsumenten sein soll, was es für sein leibliches Wohl, seinen Leib ist, macht diese Beziehung aus, auch wenn sie selbst nicht nur körperlich sein muss. Sie kann geistig, seelisch, psychisch oder sonst wie in Beziehung sein. Aber ihre Körperlichkeit macht die Substanz der Einverleibung, ihre Sinnlichkeit aus. Konsum macht sich fremden Körper zu eigen. So meint Konsum als Kulturbegriff auch nur eine Art der Bedürfnisbefriedigung, Kulturkonsum, in welchem ihr Gegenstand nicht als Gegenstand eines bestimmten oder allgemeinen Bedürfnisses, eines notwendigen Verlangens, sondern als Mittel der Sättigung und Einverleibung verstanden wird. Kulturkonsum ist der Begriff für eine vom Bedürfnis der Menschen abstrahierten Befriedigung durch Sättigung, durch Aufhäufung von Leiblichkeit gegen die leibhafte Wirklichkeit des menschlichen, also des individuellen wie gesellschaftlichen Stoffwechsels. Von daher ist Konsum unersättlich, letztlich immer Übersättigung, die auch in einer Gesellschaft überzähliger Mehrprodukte gewollt und begrifflich von den Neoliberalen als Tittytainment reflflektiert wird. Und dies benötigt eine Kultur der Anreizung, dass Konsum überhaupt stattfindet: Design in der Werbung und Ideologie, welche die Sache zum Fetisch der Erlebens als körperliches Selbstgefühl verfestigt, zu einem Ding, das man haben muss und welches das Individuum umschmeichelt, um ihm seine Selbstbeziehung zu veredeln (siehe Selbstveredelung). Im Konsum bleibt dessen Gegenstand dem Menschen äußerlich, also ohne seine wirkliche Entstehung und Bezogenheiten, reine und gleichgültige Sache oder Ereignisse, die beleben, ohne das Leben selbst zu meinen, zu kennen oder zu erkennen. Konsum ist somit ein Begriff für die abgetrennte, selbständige Bedürfnishaftigkeit der Menschen, der Begriff für die Selbstentfremdung des Menschen von seinen Bedürfnissen. Das zeigt, dass der Begriff Konsum schon selbst nur die entäußerte Befriedigung meint, die Befriedung eines menschlichen Verlangens, das für sich ohne Notwendigkeit ist, sich auf alles bezieht, was es haben kann und dies tut, weil es die Beziehung des Habens nötig hat und bewähren muss, unendliche Beziehung auf alles, die nur im Konsum zu sich kommt, dort allerdings keine Ruhe findet. Es ist diese Beziehung eine Vorstufe des Verhaltens einer Sucht. Das Leben in Konsumverhältnissen setzt Reichtum, Geld und Kapital voraus. Aber es ist ein Leben in einem ausgeschlossenen Sein, in dem, was im Sein dem Leben verschlossen ist, weil darin zum reinen Verzehr bestimmt, schon im Untergang begriffen ist, wo Leben sein soll, und also seine Wahrheit auch nur im Sollen des Lebens haben kann. Konsum will Leben haben, das nicht sein kann. Nichts erhält Wirkung, was konsumiert wird, weil es in Wirklichkeit auch nichts ist, weil es in Wirklichkeit nur dem Selbsterhalt von Unwirklichem, von Scheinwelten der Selbstbezogenheit von Nutzen ist. Wirkung hat der Konsum jedoch subjektiv, also in den Beziehungen, welche Subjekte zu sich selbst haben, jenen Regungen der Selbstgefühle, welche im Konsum verschoben und in ihrem Sinn verrückt oder entrückt werden. Dort verläuft der Abstraktionsprozess der menschlichen Sinnlichkeit selbst, in welchem durch Verrückung von Bedürfnissen zu einem Bedarf der Füllung und Erfüllung die Aufregung der Regungen zu einem abstrakten Sinn der Selbstwahrnehmung aufgehoben wird, zu einem Sinn, der nicht wahr sein kann, sondern wahr gemacht werden muss. Indem auf diese Weise die Erregungen untergehen, findet jede Aufregung eine sinnliche Lösung in ihrem Ursprung, wird zu einer Gewohnheit von Gefühlen gewandelt, zu einem gewöhnlichen Gefühl, das mit allem auskommt, weil es alles für sich hat, was ohne sich nichts ist. Im Konsum werden die Regungen der Menschen dadurch aufgehoben, dass sich ihr Zusammenhang zerstört, dass sie voneinander isolieren, was ihrer Wahrnehmung vorausgesetzt ist, was sie also von ihrer Wirklichkeit wahrhaben. Wo diese selbst geschichtslos ist, wo also das bürgerliche Leben zu seiner eigenen Grimasse wird, gehen alle Wahrnehmungen in ihrem Gegenstand unter, verschwinden in den Gegebenheiten dieser Welt und ihrer Gestaltungen (z.B. virtuell oder in den Medien). Die Gegebenheiten werden hiermit subjektiv zur Bestimmung, zu Ereignissen und Sachen, welche die Sinne der Menschen nurmehr als Gegenstände der Wahrnehmung erreichen, wofür sie aber keinen anderen Sinn haben, als den, welcher ihre Wahrnehmung ausmacht. Die isolierten Regungen, welche noch in den Gefühlen ausdrücken, was wahrgehabt wird, gewinnen in der Übermächtigkeit der Gegebenheiten einen Zusammenhang, der jede einzelne Seele bewegt, ohne dass sie dies empfindet. Die Gewalt fremder Zusammenhänge wird so zur inneren Erfahrung eines fremden Waltens, welches wirkliche Macht hat. Die macht schließlich die Identität von ökonomischen und kulturellen Interessen aus: Das isolierte Gefühl wird zum Gefühl einer Isolation, welches im Konsum verschwindet. Und nichts ist für das Krisenmanagement des Kapitalismus bedeutsamer, als der Konsum, durch den der Trieb der Produktion in gang gehalten wird, wo seine Produktion im Mangel an Realisationsmöglichkeiten zu versanden droht. "Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde." (MEW, Bd. 25, S. 501). Wo Konsum herrscht, werden die "Opfer" an die Lebens- und Arbeitswelt in ihrer Sinnlosigkeit manifest und bei verschlechtertem Lebensstandard dennoch besser ertragen, weil sie jeden Sinn übertönen, absättigen und zum Selbsterlebnis machen, zu einem Unsinn voller Selbsterfahrung, der seinen Sinn für das Leben selbst negiert, indem er ihn entleibt. Im Zuzeln an den Belustigungen des Konsumangebots, im Tittytainment, erstirbt jede Lebenswirklichkeit in unendlicher Selbstverstümmelung, die als Glück erscheint, wo sie Unglück bringt, die in der Verzehrung von Gegebenheiten die Menschen auszehrt und verblödet wie einen Süchtigen, der sowieso nur geboten haben will, was ihm in seiner Sucht geboten ist, nämlich das zu konsumieren, was ihn am überleben hält. Es ist nicht nur der Untergang jeder Gegenständlichkeit, nicht nur das Ausgeschlossensein vom eigenen Leben, sondern ein Leben in dem, was seine eigene Wahrheit scheut, weil es das wahrhaben muss, was nicht wahr sein kann. In den zwischenmenschlichen Verhältnissen erfordert der Konsum menschlicher Beziehung ihre Selbstentleibung als Selbsthingabe, weil sie darin nicht nur wechselseitiges Mittel, sondern auch eine von der Wahrnehmung bestimmte Vermittlung sich schaffen müssen. Darin geben sie ihr Leben als Lustprinzip weiter, das sich wesentlich nur gegen wirkliche Lust fortbestimmen kann. | ![]() |