"Die Gesellschaft findet sich plötzlich in einen Zustand momentaner Barbarei zurückversetzt; eine Hungersnot, ein allgemeiner Vernichtungskrieg scheinen ihr alle Lebensmittel abgeschnitten zu haben; die Industrie, der Handel scheinen vernichtet, und warum? Weil sie zu viel Zivilisation, zu viel Lebensmittel, zu viel Industrie, zu viel Handel besitzt." (Originaltext Manifest der Kommunistischen Partei, 1847/48, Karl Marx und Friedrich Engels MEW 4, Seite 467) "Fälschlich glaubt man, erst nach den äußeren Kundgebungen eines Regimes sei zu beurteilen, wie wahrscheinlich durch seine Art der Krieg wird. Im Gegenteil! Sein Auftreten im Innern entscheidet." (Heinrich Mann 1933) Das Prinzip der Kriege ist die Erzeugung von Niedergang und Ohnmacht. Kriege zielen darauf Verhältnisse zu vernichten, um sie ohnmächtig zu machen, um eigene Macht gegen sie zu entwickeln. Das Prinzip der Kriege ist daher die wechselseitige Vernichtung des jeweiligen Gegners. Krieg ist das Streben zu einem unendlich bestimmten Nichts (siehe Todestrieb), eine endlose Macht der Nichtung, die sich auf Sachen und Menschen erstreckt (siehe auch schlechte Unendlichkeit). Das setzt voraus, dass ihre wirkliche Existenz an ihr Ende gelangt ist, dass sie um die möglichen Ressourcen ihrer Erneuerung kämpfen muss, um sich durch die Aneignung nichtig gemachter Existenzen zu gewinnen. Doch so geht das Nichtige geistig und sachlich nur in die Existenz der massiveren Kriegsmacht (siehe auch Masse) über und hindert sie an ihrer eigenen Erneuerung, ihrer Revolution. Ein Krieg befolgt blindlings eine absurd – weil absolut – gewordene Formbestimmung (siehe Eigentumstitel) und täuscht zwangsläufig über die Notwendigkeit der Verwirklichung einer inhaltsreichen Geschichte (siehe Reichtum) hinweg und ist daher niemals wirklich zu gewinnen. Krieg ist ein Zustand, in welchem die Bedrohung des nationalen Vermögens an Ressourcen von der in ihrer Geldverwertung gegen einander bestimmten Nationen (siehe ökonomische Krise) ein Dilemma ihrer politischen Auseinanderssetzungen durch Waffengewalt aufzulösen suchen. Von daher geht dem bewaffneten Kampf immer schon eine Zersetzung der politischen Machtverhältnisse voraus (siehe repräsentative Demokratie). Sie werden durch die Illusionen einer bewaffneten Gewalt ersetzt. Im Unterschied zu den Kämpfen zwischen Nationen, Klassen (siehe Klassenkamof) und Menschen (siehe hierzu auch Konkurrenz) zielt ein Krieg auf die Eroberung oder Vernichtung des Gegners. Im Krieg ist daher jedes Verhältnis von Untergang und Überleben, die Verwirklichung eines übermenschlichen Verhältnisses von Leben und Tod. Nicht das, was zwischen Konkurrenten ist, macht sie aus, sondern das, was das Leben der Gegner politisch voneinander ausschließt und zwischen Freund und Feind ihrer Lebensverhältnisse spaltet und beherrscht, indem das Eine das andere auf den Tod des Anderen ausgerichtet ist. Von daher wird gesagt, Kriege würden dort entstehen, wo Diplomatie versagt. Das kann aber nur für Kriege gelten, die aus Missverständnissen über ihre politischen Substanz hervorgehen. Tatsächlich ist Politik schon die Formation einer funktionalen kapitalistische Diplomatie, im Kapitalismus schon substanziell betriebener Zweck einerAneignung fremden Lebens (siehe Existenzwert) - zu einem Teil selbst schon nur durch Kriegsandrohung. Kriege sind zur Vorbeugung von ökonomischen Krisen und Standortnachteile politisch gewollt und werden heute systematisch geplant (siehe Weltordnungskriege). Sie gehören meist zum Krisenmanagement des Kapitalismus, wo er an seine natürlichen Grenzen, an die Erschöpfung seiner organischen Ressourcen geraten ist (siehe Krise, ökonomisch). Moderne Kriege entstehen vor allem durch Verwertungsprobleme des Geldwerts, die durch Aneignung neuer Ressourcen und/oder durch Vernichtung von Material (z.B. Waffen und Lebensstrukturen) behoben werden sollen (siehe hierzu auch Weltordnungskriege). Die Nationalstaaten verwalten das Potenzial der Reproduktion der Bevölkerung eines politisch bestimmten Lebensraums und konkurrieren von daher um die Bewertung ihrer Ressourcen (siehe Geldwert) im globalen Handel. Der unbändige Trieb der Wertschöpfung des Geldes verwirklicht sich aber immer wieder in einem "krankhaften Überfluss" (Marx) der nationalen Geldwerte (siehe Wertwachstum) gegen die organischen Ressourcen der Reproduktion der Bevölkerung und ihrer Produktionsmittel (siehe hierzu ökonomische Krise). In ihrer Konkurrenz erschöpfen sich immer wieder ihre organischen Ressourcen (siehe tendenzieller Fall der Profitrate), die ihre Existenz bedroht: "Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: dass das Kapital und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint, dass die Produktion nur Produktion für das Kapital ist, und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die Gesellschaft der Produzenten sind." (MEW 25, 260). Die moderne ökonomische Krise entsteht durch die Entwertung der Geldvorräte eines fiktiven Kapitals im Existenzwert von Eigentumstitel (Renten, Krediten, Obligationen, Aktien, Spekulationen, Geldwertschöpfung der Privatbanken, Immobilien usw.). Die kapitalistische Ökonomie (siehe politische Ökonomie) entgegnet dem zunächst durch die Ausweitung des Produktabsatzes oder der Verbilligung der Produktionskosten (Arbeitslöhne, Rohstoffe) oder die Beschleunigung des Kapitalumsatzes (siehe Weltgeld). Dadurch wird Geld wieder wertvoll. Kriege erfüllen diese Möglichkeiten. Eine abstrakte Notwendigkeit für einen Krieg oder einen Frieden besteht für einen Nationalstaat darin, den Geldwert seiner Währung für seinen Außen- und Devisenhandel zu erhalten, das Geld durch "frisches Geld" aus dem Warentausch zu erneuern. Und er befindet sich hierbei in einem politischen Sisyphos zwischen Inflation und Deflation (siehe auch Stagflation), zwischen Verarmung der Bevölkerung und dem monetären Reichtum der wenigen reichsten Familien. Seine wirtschaftliche Position resultiert letzztlih aus der Konkurrenz der Nationalstaaten, die sich in den Bilanzen ihrer Währungen darstellt und über ihr Sein und Werden und also auch über Krieg und Frieden entscheidet. Solche Entscheidung steht aber meist lediglich aus den Zwängen einer Wertrealisierung eines fiktiv gewordenen Kapitals. Krieg entsteht im Niedergang der politischen Macht und Präsens der Nationalstaaten, die ihrem Konkurrenzverhältnis (siehe hierzu Existenzwert) unterliegen. Er ist sowohl die Aufhebung wie auch die höchste Form von Politik: Die vollständige und rücksichtlose Durchsetzung ihres politischen Willens. Kriege entstehen nicht aus ihrem Scheitern, wie sie das gerne als "Ende der politischen Möglichkeiten" vorstellt, sondern aus ihrem Übermut, dem sie im Machtkakül anheimfällt, wenn ihr die Chancen gegeben erscheinen oder die sie auch zum Teil selbst erst herstellt (vergl. Reichstagsbrand, Pearl Harbour). Kriege lassen sich auch vorzüglich in der politsichen Haltung der betroffenen Bevölkerungen durchziehen (siehe z.B. auch im Dafürhalten einer repräsentativen Demokratie). Ihnen wird Krieg als Machtverhältnis zwischen Leben und Tod vorgestellt, sodass den einzelnen Persönlichkeiten ihr persönliches Ende vor Augen geführt wird (siehe hierzu Fundamentalontologie nach Martin Heideggermartin) und hierdurch zur politischen und ideologischen Bestärkung (siehe auch Populismus) des Kriegsszenarios in ihrem Meinen und Wollen (z.B. bezüglich Bewaffnung und Blockbildung) instrumentalisiert werden können (siehe hierzu auch Heilsversprechen). "Das erste Opfer einer totalitären Herrschaft ist immer die Sprache. Die Sprache wird ihres Inhalts entleert, und mit Ideologie neu aufgefüllt. Das Ziel ist, Menschen zu stigmatisieren, politische Gegner zu identifizieren und mit abwertender Sprache auszugrenzen, um sie zu bekämpfen." (Karina Sainz Borgo, "Nacht in Carracas", Fischer Verlag) Obwohl Kriege existenzielle Notwendigkeiten der Nationalstaaten verfolgen beginnen sie im politischen Hirn, im Kopf politisch instrumentalisierter Individuen und ihrer Sprache (siehe hierzu auch Bücherverbrennung) und Bilder. Zur Kriegsvorbereitung gehört daher vor allem die Vorbereitung der Bevölkerung durch ideologische Interpretation der eigenen Lage als besondere und notwendige Heilung ihrer Krise, die durch einen kulturellen bestimmten Feind verursacht sei (siehe Rassismus), um dessen Angriff es im Sinne einer Selbstverteidigung ginge. Heute gelten ganze Weltenwicklungsvorstellungen zur Begründung kriegerischer Machtentfaltung. Da werden die kulturellen und soziologischen Grundverständnisse der bürgerlichen Wissenschaften und ihrer Philosophie (bzw. Religion) in vollem Umfang genutzt (vergl. hierzu Huntington). Der nationalpolitische Antrieb zur Intervention in einen Krieg ist die Lebensangst der Bevölkerung, deren Instrumentalisierung für jedweden Nationalismus. | ![]() |