"Der krankhafte Überfluss des Kapitals bezieht sich immer wesentlich auf den Überfluss von Kapital, für das der Fall der Profitrate nicht durch seine Masse aufgewogen wird ... Dieser Überfluss des Kapitals erwächst aus denselben Umständen, die eine relative Überbevölkerung (Arbeitslosigkeit) hervorrufen, und ist daher eine diese letztere ergänzende Erscheinung, obgleich beide auf entgegengesetzten Polen stehen, unbeschäftigtes Kapital auf der einen und unbeschäftigte Arbeiterbevölkerung auf der anderen Seite." (MEW 25, S. 261). Die ökonomischen Krisen des Kapitalismus erscheinen als krisen seiner Geldverwertung (siehe z.B. Inflation, Deflation, Stagflation). Im Kapitalismus verwirklicht sich der Widerspruch der Geldform zwischen Zahlungsmittel und Form (siehe Wertform) als Klassengegensatz zwischen Lohnarbeit und Kapital, der sich im Gegensatz vom Wert der Lebensmittel einerseits und dem produzierten Mehrwert des Kapitals andererseits vollzieht, sich im Klassenkampf zwischen den Arbeitsleuten und der Macht des überschüssigen Werts (Mehrwert) im alltäglichen Verhältnis auf den Warenmärkten verwirklicht. Was die Arbeiter im Warentausch zu ihrer Reproduktion an Zahlungsmitteln des von ihnen geschaffenen Geldwerts ausgeben kann nicht zugleich sich in daa Wachstum des Geldwerts der Kapitalbesiizer (siehe Geldbesitz) realisieren. Die Profitrate kann die Mehrwertrate auf Dauer nicht adäquat realisieren. Ihr allgemeiner Geldwert würde inflationieren wenn er nicht in den Finanzmarkt abwandern und sich durch den Kredithandel einer eigenständige Wertrealisation vollziehen kann. Weil ihr Lohn nicht hinreicht, den Überfluss der Geldverwertung, die Überproduktion an Waren abzukaufen entsteht immer wieder ein Fall der Profitrate, worin sich die gesellschaftliche Entwicklung aufzehrt, die arbeitenden Menschen durch den Warentausch ohnmächtig gegen ihre eigene Produktion macht. "Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde." (Karl Marx, MEW, Bd. 25, S. 501). "In den Krisen bricht eine gesellschaftliche Epidemie aus, welche allen früheren Epochen als ein Widersinn erschienen wäre - die Epidemie der Überproduktion. Die Gesellschaft findet sich plötzlich in einen Zustand momentaner Barbarei zurückversetzt; eine Hungersnot, ein allgemeiner Vernichtungskrieg scheinen ihr alle Lebensmittel abgeschnitten zu haben; die Industrie, der Handel scheinen vernichtet, und warum? Weil sie zuviel Zivilisation, zuviel Lebensmittel, zuviel Industrie, zuviel Handel besitzt. Die Produktivkräfte, die ihr zur Verfügung stehen, dienen nicht mehr zur Beförderung der bürgerlichen Eigentumsverhältnisse; im Gegenteil, sie sind zu gewaltig für diese Verhältnisse geworden, sie werden von ihnen gehemmt; und sobald sie dies Hemmnis überwinden, bringen sie die ganze bürgerliche Gesellschaft in Unordnung, gefährden sie die Existenz des bürgerlichen Eigentums. Die bürgerlichen Verhältnisse sind zu eng geworden, um den von ihnen erzeugten Reichtum zu fassen. - Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krisen? Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften; anderseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründlichere Ausbeutung alter Märkte. Wodurch also? Dadurch, daß sie allseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert." (Karl Marx, MEW, Bd. 4, S. 467f). Es liegt schon am Wesen einer jeden Masse, dass sie mit anwachsender Vermehrung das verliert, was ihr zugrunde liegt, dass ihre qualitativen Beziehungen sich in der Form ihrer Quantifizierung verlieren, dass sie an Substanz verlieren, dass durch ihre zunehmende Dichte abwesend wird, was in der Form ihrer anwachsenden Verhältnisse zu ihrer Bestimmung (siehe Formbestimmung) wird (siehe hierzu auch Dialektik). So erging es längst schon dem Geld, das sich mit fortschreitender Produktivität zu einer Unmasse von Wertdarstellungen entwickelt, die letztlich ihre Entwertung betreiben und darstellen. Im Maßstab der Wertgröße durch ihre Gewinne an Wert zu verlieren, sich in seiner allgemeinen Wertform zu entwerten. Es muss sich daher durch einen dem Geldwert immanenten Zwang, als Mehrwert erhalten und durch dessen Ausweitung (siehe Maßstab der Preise) erhalten und sein abstraktes Wachstum im massderwerte (siehe Wertwachstum) verwirklichen, und sich schließlich in der Form seiner Profitrate zu verlieren (siehe tendenzieller Fall der Profitrate), bzw. sich zunehmend in der Finanzindustrie zu fiktionalisieren (siehe fiktives Kapital). Geld ist das Mittel und Material von zwei gegensätzlichen Beziehungen im Warentausch auf dem Warenmarkt zwischen Wertwachstum der Preisbildung und Wirtschaftswachstum, der Wertbildung im Produktionsverhältnis. Der Preis ist der Tauschwert der Waren, wie er sich in der Warenzirkulation ergibt; der Wert ist der in die Produktion der Waren eingebrachte menschliche Arbeit schlechthin. Der Kostpreis der Produktion und der Wert, den die Produkte haben fällt vor allem deshalb auseinander, weil der Preis der Arbeitskraft und der Wert, den sie produziert auseinanderfällt, eben weil sie nicht nur den Wert produziert, der sie ernährt und durch den sie und das ganze Produktionsverhältnis sich reproduziert und sich ihr Lebensstandard entwickelt, sondern weil sie auch durch unbezahlte Arbeit ein Mehrprodukt erzeugt, das nur als Mehrwert existiert und die Macht gegen sie vergrößert. Sie erzeugt damit immer mehr Geldwerte, als sie konsumieren kann. Die kapitalistiche Krise ist daher schon im Geld angelegt, sobald es aufgeschatzt wird und sich damit dem Warenhandel, dem Kauf und Verkauf von Gütern überordnet. Es impliziert eine Trennung von Kauf und Verkauf und kann diese nur vermitteln, soweit die Masse von Nachfrage der von Angeboten noch die Waage hält (siehe Angebot und Nachfrage). Dies jedoch ist abhängig vom Verhältnis der Löhne (siehe variables Kapital) zum zirkulierenden Warenkapital. Das Kapital bildet Mehrwert durch Mehrprodukte, durch Produkte unbezahlter Arbeit. Und diese stellen, soweit sie nicht investiert oder als reale Geldmenge (z.B. zur Sicherheit) angelegt sind, immer wieder Überproduktion dar, die ihren Wert nicht realisieren kann, so dass daran gemessen auch die verfügbare Geldmenge relativ überzählig ist und also entwertet wird (Inflation) und aus der Produktkrise eine Wertkrise entsteht, welche die ganze Kapitalverwertung durchzieht. "Es kann keine Krise existieren, ohne dass Kauf und Verkauf sich voneinander trennen und in Widerspruch treten oder dass die im Geld als Zahlungsmittel enthaltenen Widersprüche erscheinen, ohne dass also die Krise zugleich in der einfachen Form " dem Widerspruch von Kauf und Verkauf, dem Widerspruch des Gelds als Zahlungsmittel " hervortritt." (K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 512f.) "Die allgemeine Möglichkeit der Krisen in dem Prozeß der Metamorphose des Kapitals selbst gegeben und zwar doppelt, soweit das Geld als Zirkulationsmittel fungiert - Auseinanderfallen von Kauf und Verkauf. Soweit es als Zahlungsmittel fungiert, wo es in zwei verschiedenen Momenten wirkt, als Maß der Werte und als Realisierung des Werts. Diese beiden Momente fallen auseinander. Hat der Wert changiert in dem Intervalle, ist die Ware im Moment ihres Verkaufs nicht wert, was sie wert war im Moment, wo das Geld als Maß der Werte und daher der gegenseitigen Obligationen funktionierte, kann aus dem Erlös der Ware die Obligation nicht erfüllt werden und daher die ganze Reihe der Transaktionen nicht saldiert werden, die rückgängig von dieser einen abhängen. Kann die Ware auch nur in einem bestimmten Zeitraum nicht verkauft werden, selbst wenn ihr Wert nicht changierte, so kann das Geld nicht als Zahlungsmittel funktionieren, da es in bestimmter, vorausgesetzter Frist als solches funktionieren muß. Da dieselbe Geldsumme aber hier für eine Reihe von wechselseitigen Transaktionen und Obligationen funktioniert, tritt hier Zahlungsunfähigkeit nicht nur in einem, sondern vielen Punkten ein, daher Krise." (K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 514.) Die Wertmasse, die für das Wertwachstum des Kapitals selbst beständig eingesetzt wird, bewegt Technologie (Maschinen, Gebäude, Automaten), Rohstoffe, Menschen und Spekulanten - erstre als konstantes Kapital, zweite als Produktkosten, dritte als variables Kapital und letztre zunächst als als Mehrwert bzw. fiktives Kapital, das sich noch als solcher realisieren muss. Nur immer mächtiger werdende Kapitalkonzentrationen können die Mehrwertproduktion erhalten, nur Wertwachstum kann das Wertverhältnis sichern, weil mit der Entwicklung der Produktivkräfte, der Maschinen und Automaten, die Arbeit pro Produkt geringer wird und das Mehrprodukt immer weniger Arbeit enthält. Der Wert aber gründet auf der verausgabten Arbeit als menschliche Arbeitszeit, weil nur hierüber der organische Kreislauf von Arbeit und Konsum verläuft und Wert hat. Roboter verbrauchen nichts von dem, was sie produzieren und sind nach relativ kurzer Zeit wertlos, - dann nämlich, wenn sie ihren komplexen Herstellungswert an menschlicher Arbeitszeit (siehe auch Verdichtung) in die Produkte durch Zeitersparnis übertragen und mit deren Absatz auch wirklich verausgabt haben. Soweit sich Wertmasse in Know-How, Maschinen und Technologie (siehe konstantes Kapital) darstellt, beschränkt sie organisch die Realisierbarkeit ihres Werts, weil sich dieser nur erhält, wenn er zum Wertwachstum verbraucht wird. Das Kapital müsste organisch also immer mehr Menschen beschäftigen und ernähren, um sein Wertwachstum zu erhalten, wenn es seiner gesellschaftichen Wirklichkeit folgen würde. Aber daran würde seine Wertbestimmung zugrunde gehen: Das ganze Mehrprodukt wäre gleichmäßig unter den Menschen verteilt und als Kapital für sich, als Mehrwert wertlos, und das heißt: politisch machtlos. Der Kapitalismus wäre als System einer politischen Ökonomie am Ende. Es bliebe ein gesellschaftlich wirtschaftendes Arbeitsverhältnis, das sich seiner Fortschritte durch immer weniger Arbeit bei immer mehr Reichtum, also Reichhaltigkeit des Lebens, erfreuen könnte. Aber das Kapital will und kann sein Privatinteresse an der Verwertung seiner Wertanteile nicht aufgeben, solange das Recht auf Privateigentum es in seinem Verwertungsstreben stützt. Wenn es diesem nicht folgt, tun es andere und treiben den, der bislang vermögend und frei sich vorkommen konnte auf die andere Seite in Armut und Abhängigkeit. "Die gesamte Warenmasse, das Gesamtprodukt, sowohl der Teil, der das konstante und variable Kapital ersetzt, wie der Teil, der den Mehrwert darstellt, muss verkauft werden. Geschieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu Preisen, die unter den Produktionspreisen stehen, so ist der Arbeiter zwar ausgebeutet, aber seine Ausbeutung realisiert sich nicht als solche für den Kapitalisten. Das kann mit gar keiner oder nur teilweiser Realisation des abgepressten Mehrwerts, ja mit teilweisem oder ganzem Verlust seines Kapitals verbunden sein. Die Bedingungen der unmittelbaren Ausbeutung und die ihrer Realisation sind nicht identisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch begrifflich auseinander. Die einen sind nur beschränkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die anderen durch die Proportionalität der verschiedenen Produktionszweige durch die Konsumtionskraft der Gesellschaft. Diese letztere ist aber bestimmt weder durch die absolute Produktionskraft noch durch die absolute Konsumtionskraft; sondern durch die Konsumtionskraft auf Basis antagonistischer Distributionsverhältnisse, welche die Konsumtion der großen Masse der Gesellschaft auf ein nur innerhalb mehr oder minder enger Grenzen veränderliches Minimum reduziert. Sie ist ferner beschränkt durch den Akkumulationstrieb, den Trieb nach Vergrößerung des Kapitals und nach Produktion von Mehrwert auf erweiterter Stufenleiter. Dies ist Gesetz für die kapitalistische Produktion, gegeben durch die beständigen Revolutionen in den Produktionsmethoden selbst, die damit beständig verknüpfte Entwertung von vorhandenem Kapital, den allgemeinen Konkurrenzkampf und die Notwendigkeit, die Produktion zu verbessern und ihre Stufenleiter auszudehnen, bloß als Erhaltungsmittel und bei Strafe des Untergangs. Der Markt muss daher beständig ausgedehnt werden, so dass seine Zusammenhänge und die sie regelnden Bedingungen immer mehr die Gestalt eines von den Produzenten unabhängigen Naturgesetzes annehmen, immer unkontrollierbarer werden." K. Marx, Kapital III, MEW 25, 254f. Von daher erzeugt jedes sich in Anwendung befindliche Kapital nur um des Wertwachstums willen die irrsinnigsten Produkte, die irgendwann auch nicht mehr gekauft werden können, weil die Entlohnung der Arbeit der Menschen hierfür nicht ausreicht. Durch dieses Privatrecht auf Enteignung der gesellschaftlichen Arbeit kann sich das Privatinteresse auch nicht in ein gesellschaftliches Interesse in der Reichtumsproduktion für Menschen wandeln. Im Gegenteil: Das Kapital muss um seinen Fortbestand kämpfen, indem es die Arbeit immer brutaler verbilligt und Arbeitslosigkeit erzeugt. Es ensteht ein Überfluss von Produkten auf der einen Seite und eine immer größere Arbeitslosigkeit auf der anderen. Um sich zu erhalten wendet das Kapital bei zunehmend geringer werdender Wertspanne zwischen realisiertem Mehrprodukt und akkumuliertem Mehrwert alle Möglichkeiten an, um seine Masse in der Produktion in Gang zu halten: Es konzentriert sich und fussioniert zu immer größeren Wertzentren (z.B. Transnationale Konzerne) und dehnt die Märkte schier unendlich aus und verschärft die Ausbeutung arbeitender Menschen durch zum Teil unbezahlte Arbeit (siehe Arbeitstag) und Billigarbeit. Was die Profite erhöht, vermindert nun zugleich den Absatz der Produkte, weil der Prokopfanteil des Einkaufskorbs bei immer mehr Menschen auf sein unterstes Maß, auf die physikalische Grenze der Reproduktiion gebracht wird. Daher gibt es eine gegenläufige Entwicklung in Krisenzeiten: Während die Rate der Ausbeutung, die Mehrwertrate steigt, sinkt die Profitrate, die Rate der Mehrwertrealisation. Das Gros der Wertmasse, das Verhältnis des angewandten Kapitals zum Gesamtkapital sinkt auch bei wachsender Ausbeutung, der Verschärfung im Verhältnis des Konstanten Kapitals zum Reproduktionsaufwand der arbeitenden Menschen. Das zirkulierende Geld wird für den realen Warenmarkt überzählig und inflationiert, die Produktion kommt mangels Warenabsatz ins Stocken. Das Kapital befindet sich in einer Verwertungskrise. Wenn seine Produkte auf dem Markt stecken bleiben und der angewandte Wert sich nicht realisiert, im Nachhinein also wertlos wird, besteht eine Stagflationskrise. Mit der Produktion hat sich das Kapital dann entwertet und kann dies nur noch durch Krisenmanagement über den Staat auffangen (siehe Negativverwertung), solange der noch nicht bankrott ist (siehe Staatsbankrott). Man kann nun den Vorgang auch als gegensinnige Bewegung der Verwertung in ihrer Wirklichkeit reflektieren: Das Kapital ist eine wirkliche wie auch unwirkliche Verkörperung von Wert, welcher den Produkten der kapitalistischen Produktion als Quantum von Arbeitszeit inne ist: Wirklich, insofern er das gesellschaftlich durchschnittliche Arbeitszeitquantum, das zur Herstellung der Güter, der Produkte und Mehrprodukte nötig ist, ausdrückt; unwirklich, insofern er als politische Macht (z.B. der Grundrente, der Immobilien, der Bodenschätze) bloße Bewertung in der Preisbildung (z.B. Mietpreise, Steuern für Infrastruktur, Vorsorge, Ertragspekulation in Wertpapieren und Aktien) darstellt. Solange sich die politische Wertgestalt in der Wertrealisation bestätigen lässt, solange also der Güterverkehr analog dem Kapitalverkehr frequentiert, "decken" sich Werterwartungen und Wertgröße zumindest ideell: Das Kapital zirkuliert, wie es produziert, und seine politische Potenz stellt sich in allen möglichen Verkehrswerten dar. Jedoch die Logik von Kapitalproduktion und Kapitalzirkulation beinhaltet die Notwendigkeit eines beständigen Wertwachstums und dieses läuft zwingend auf eine Unfähigkeit des Kapitals hinaus, sich beständig und stetig zu reproduzieren und zu verwerten, weil das Wachstum der produktiven und der konsumtiven Massen gegenläufig ist. Es kommt in der Krise zu einer umfassenden Kapitalvernichtung, weil der Kapitalwert, der sich im Einsatz und Umlauf befindet, sich nicht mehr - auch nicht der Potenz nach - realisieren lässt, so dass sich der Kapitalvorschuss nicht rentiert und also "negatives Wertwachstum" darstellt. Das Massenverhältnis zwischen den Gütern, die in der Produktion eingesetzt sind, zu denen, die tatsächlich in die Konsumtion eingehen, kehrt sich gegen das produktive Kapital. Die kapitalistischen Krisen verkörpern die Wirklichkeit von Entwertungsprozessen, die sich aus einem Missverhältnis von Kapitalproduktion und Kapitalzirkulation ergeben. Es kommen darin die Mängel der Kapitalproduktion zum Vorschein, seine prinzipielle Unfähigkeit, sich mit den gesellschaftlichen Realitäten zwischen Reproduktion und Mehrprodukt in stetigem Wachstum zu decken und sich somit auch nicht als Verkehrswert darin bestätigen und behaupten zu können. Die Krisen treten phasenweise auf und nehmen überschüssig gewordene Kapitalwerte durch Kapitalvernichtung vom Markt. Sie verlaufen in Börsenverlusten, Konkursen, Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung. Das ist das Resultat des "tendenziellen Falles der Profitrate", den Marx in seinem Hauptwerk aufgedeckt hat. Sie führt logisch zu Krisenzyklen des Kapitals, die aber nicht, wie von der bürgerlichen Ökonomie behauptet, zugleich "Erholungsphasen" nach Überkapitalisierungen sind, sondern eine zunehmende Verschärfung des dem Kapitalismus immanenten Widerspruchs sind, die Entwicklung der Produktivkrafte, die Aufhäufung von Technologie und Maschinerie, gegen die lebendige Arbeit und ihre Lebenszusammenhänge zu betreiben. Die kapitalistische Krise ist ein Ausdruck davon, dass der Kapitalismus prinzipielle nicht in der Lage ist, die Potenzen der Entfaltung des Reichtums der Menschen in die Entwicklung ihres Lebensstandards einbringen kann und sich als politische Macht des Verwertungszwangs sich gegen sie entwickeln muss - und zwar gerade dann, wenn die Entwicklung der Produktivkräfte ihren Höhepunkt erreicht hat, wenn also keine Effizienzsteigerung oder Marktausdehnung mehr möglich ist. Die kapitalimmanente Krisenbewältigung kann daher nur durch Zerstörung von Kapital vor sich gehen: Durch die Zerstörung bestehender Werte (z.B. Krieg), um neuen Produktionszyklen mit neuen Investitionsmöglichkeiten in Gang zu setzen. Umgekehrt kann ganz allgemein dies auch damit beschrieben werden, dass die kapitalistische Krise ein Zustand ist, worin die Grenze der Ausbeutbarkeit von Menschen, Kulturen und Nationen erreicht ist. Was das Wertwachstum an Auspressung von Lebensarbeitszeit (s.a. Arbeitstag) verlangt, lässt sich nicht mehr adäquat in den Produkten realisieren. Dies zeigt sich als erstes daran, dass mehrwertheckendes Kapital nicht mehr durch reale Werte und Potenzen "gedeckt" ist, dass also Kapitalüberschuss gegenüber den Realisierungsmöglichkeiten des Mehrprodukts besteht. Die Mehrwertrate, die den Grad der Ausbeutung darstellt (als Verhältnis des Mehrwerts zum Variablem Kapital) wird vom Fall der Profitrate (dem Verhältnis des Mehrwerts zum angewandten Kapital, d.i. Variables Kapital und Konstantes Kapital) blockiert, so dass Mehrwertproduktion stillsteht, ausfällt und sich in Verlustproduktion umkehrt. Die kapitalistische Krise ist also allgemein die Unwirklichkeit des Mehrwerts, also eines Mehrprodukts, das seinen Wert nicht realisieren kann, weil die Mehrwertrate nicht in der Profitrate aufgehen kann. Dies liegt nicht daran, dass sie einen Wert hätte, der nicht verwirklichbar ist. Umgekehrt: Die Profitrate kann keinen für das Wertwachstum nötigen Wert in der Kapitalzirkulation erzielen, weil der Mehrwert schon in der Kapitalproduktion überbewertet ist. Je größer die Masse des konstanten Kapitals als Vorschuss zur Produktion, je größer also die Werte der Produktionsmittel, desto geringer wird der relative Anteil des variablen Kapitals, also der Reproduktionswert der Arbeitskräfte, der sich im Konsum der zirkulierenden Waren umsetzt. Somit ist der Einsatz von produktivem Kapital gegenüber den Möglichkeiten der Konsumtion zunehmend zu hoch angesetzt, denn bei zunehmender Kapitalmasse müsste der Kapitalwert der Produktion ab- statt zunehmen. Dies steht im Widerspruch zum logischen Zwang der Kapitalbildung, dem Wertwachstum. In der kapitalistischen Krise verschwinden produzierte Werte in der Unmöglichkeit, sich als Werte für das Kapital zu realisieren, weil sie das Wertquanten, das sie enthalten (Masse der gesellschaftlichen Durchschnittsarbeitszeit, die in den Arbeitskräften und der Technik und Maschinerie steckt) nicht mehr als Mehrwert, sondern zunehmend nur noch als Wert ihrer Reproduktion veräußern können. Das Kapital (als Masse aufgehäufter toter Arbeit, z.B. Technologie, Maschinerie, Verwaltung) hätte zu seiner Realisation als Mehrwert einen Wert nötig, der im Verhältnis zu den Lebenskosten (Wert der Selbsterhaltung, z.B. Miete, Sozialvorsorge, Lebensmittel) nicht mehr aufzubringen ist. Und so muss Kapital entwertet werden, wenn kapitalistische Produktion wieder möglich werden soll. Die kapitalistische Krise beruht also darauf, dass das Mehrprodukt nicht mehr zu dem Wert verkauft werden kann, zu dem es produziert wird, weil es zu einem Wert spekuliert ist, der sich nicht decken lässt. Hierdurch werden auch die Kapitalvorschüsse dadurch entwertet, dass ihr Geld wertlos wird, weil sie Waren in Gang gesetzt haben, die Geld zerstören. Das sind Waren, die in den Stoffen vor ihrer Produktion (Rohstoff, Produktionsmittel, Arbeitskraft) Wert hatten, den sie danach nicht so einlösen können, dass die Mehrwertrate wächst (z.B. weil sie zu viele sind oder weil ihre Produktion durch einen Technologieschub, also durch Automation, innerhalb eines Kapitalumschlags zu billig wird oder weil sie von der Entwicklung der Bedürfnisse schon überholt sind). Die Krise bedeutet also eine Entwertung von Kapital, die alle Mechanismen in Gang setzt, die ihm wieder Wert verschaffen (z.B. Senkung der Kosten für unmittelbare Ineffizienzen, wie z.B. Sozialkosten, Entwicklungskosten, Bildunskosten). Das schafft vor allem Sekündärprobleme im Staat und kann zu einem Staatsbankrott führen. Die Krise kann vorübergehen, wenn sich ein wesentlicher Produktionsbreich wieder "fängt", also eine Erweiterung seines Marktes mit hohen Bedarf und damit Absatz findet - und sei es durch Produktion von Waffen und Bomben - und andere durch ihn angestoßen werden können. Ihre Gefahr besteht aber darin, dass sie den ganzen Produktionsprozess von dem wegbringen kann, was er als Potenz für den Reichtum der Menschen in sich trägt: Die Krise zwingt zur Reduktion der Produktivität und zur Entwertung des variablen Kapitals (Geld für Löhne). Damit kehrt sich in der Krise immer wieder das um, was den Kapitalismus angeschoben hatte: Die Spekulation auf optimal realisierten Mehrwert. Sie drückt das Verhältnis aus, was das Kapital zu sich selbst hat: Die unendliche Notwendigkeit, Werte zu schaffen und zugleich die unendliche Gier, Mehrwert zu entnehmen. Durch diesen bleibt es mächtig, wenn es ihn akkumulieren kann und es kann ihn akkumulieren, wenn er in weiteren produktiven Potenzen (also vor allem Maschinen und Technologie) verwendet wird, wenn er also Produktion in Gang setzt, die neue Werte schafft. Doch mit zunehmender Produktivität wird der Produktionsumfang neuer Werte immer geringer, das Kapital von dieser Seite immer schwächer, die Spielräume der Märkte immer enger. Die Krise wird zum permamenten Lebensumstand des Kapitalismus und bringt sein ganzes reaktionäres Potenzial in Gang (siehe auch Faschismus) In der Krise verwendet das Kapital seine Macht zur Rückgewinnung seiner wertmäßigen Potenzen als Bestimmungsmacht über das Leben der Menschen. Das Hauptübel der Krise ist daher, dass die Armen nicht nur arm sind, sondern auch in vollem Umfang die Macht des Bestehenden zu spüren bekommen. Sie sind die Opfer und zugleich die einzigen, die sie zu überwinden haben, solange es Kapitalismus gibt. Und nur gegen sie geht der Zwang, in jeder Hinsicht für die Bewältigung der Krise einzustehen (Abbau der sozialen Sicherheit, Verschärfung der Konkurrenz durch das Anwachsen von Arbeitslosigkeit usw.). Die Krisenbewältigung besteht von der Seite der herrschenden Interessen natürlich immer noch nicht darin, dass ein reales Mehrprodukt unter die Produzenten aufgeteilt wird und sie aus ihrem privaten Leben herausführt in die Wirklichkeit ihrer Gesellschaft. Im Gegenteil: In der Krise entsteht das Paradox, dass gerade das völlig ausgesschlossen erscheint, was sie grundsätzlich abwenden würde (z.B. Verkürzung des Arbeitstags als Effektivierung der Arbeit durch Vollbeschäftigung bei gleichem Lohn, also gleichem Konsumverhalten). Hier wird alles nur zur Reaktion gegen die offensichtlichen Mängel und Bedrohlichkeiten (Zusammenbruch der Geldzirkulation, der Produktion und des Sozialwesens) dahin verwendet, das Wertwachstum wieder zu beleben, indem das ungedeckte Kapital entweder produktiv zerstört wird, also Sachen oder Produktionsanlagen ausgeschaltet oder durch Kriege verbraucht werden oder als Verlust der Bevölkerung (besonders auch den nachfolgenden Generationen) übertragen wird (z.B. durch Plünderung der Sicherheitsressourcen aller Art, Schuldenaufnahme der Staatskasse, Rentenkürzung, Verlängerung der Renten- und Arbeitszeit). Durch diese Art der Krisenbewältigung wird die Verfügung des Kapitals über das gesellschaftliche Leben wieder hergestellt und im Zusammenbruch des Kapitals der Kapitalismus restauriert. So verwirklicht sich das Mehrprodukt weiterhin nicht im Wachstum der Produktivkräfte und der Verfeinerung und Anreicherung der Produkte und damit der menschlichen Bedürfnisse, die es ohne Abzug von Wert und Überarbeitung befriedigen kann, sondern wird weiterhin als Kapital festgehalten, um den Geldwert seiner Spekulation abzusichern und auszudehnen. Die Krise erweist immer wieder einen gesellschaftlichen Skandal, der sich in der Potenzierung von Armut der Menschen ausdrückt, während der Kapitalreichtum sich zurückgewinnt - also im Nachhinein seine Wertverluste durch die Reduktion der Werte der Produktion (Rohstoffe und Arbeitskräfte) ausgleicht. Es ist ein endloser Teufelskreis am Rande des bürgerlichen Gesellschaftssystems: der Konsum, den das Kapital zur Mehrwertrealisierung nötig hat, kann nicht mit dem Wachstum der Produktion und der Produktivkräfte mithalten. Während das Kapital, welches die Produktionsmittel finanziert, in seinen Potenzen (Automation, Kommunikation, Dienstleistungen) und seiner Masse enorm wächst (Wachstum des konstanten Kapitals), wird der damit erwirtschaftete Mehrwert durch die Probleme seiner Realisierung beim Verkauf des Mehrprodukts zunehmend geringer (tendenzieller Fall der Profitrate). Man könnte es auch so formulieren, dass im Kapitalismus die Löhne auf Dauer nicht hinreichen, um das Mehrprodukt, das dem Trieb der kapitalistischen Produktion folgen und sich beständig vermehren muss, als Wert zu realisieren, was alleine sein Verbrauch bewirkt. Es kommt zunächst zu Absatzkrisen, denen Krisen des Geldwerts folgen, wenn durch die gestockte Geldzirkulation auch die Warenzirkulation ins Stocken gerät (siehe Deflation). Allgemein zeigt die kapitalistische Krise in ihrer ständigen Wiederkehr den Anachronismus, die Überfälligkeit des Kapitalverhältnisses selbst: "Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: dass das Kapital und seine Selbstverwertung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint, dass die Produktion nur Produktion für das Kapital ist, und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprozesses für die Gesellschaft der Produzenten sind. Die Schranken, in denen sich die Erhaltung und Verwertung des Kapitalwerts, die auf der Enteignung und Verarmung der großen Masse der Produzenten beruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher beständig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muss und die auf unbeschränkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit lossteuern. Das Mittel - unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte - gerät in fortwährenden Konflikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwertung des vorhandenen Kapitals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr entsprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer historischen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen." (MEW 25, 260). |
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