In ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen betrachten und verhalten sich die Menschen als Kulturgüter und vertauschen ihr Wesen als Kulturträger in dem entsprechenden zwischenmenschlichen Beziehungen zum Kulturbürger. Dabei wird ihre Wahrnehmung in zweierlei Beziehung aufgespalten (siehe Teilung der Wahrnehmung) wodurch ihre Wahrnehmungsidentität entzweit ist (siehe Doppelcharakter) zwischen ihrer individuellen Selbstbezogenheit und ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit. Ihre gegenständliche Wahrnehmung, die in den Empfindungen ihren gegenständlichen Sinn finden, trennt sich von der Wahrheit ihrer Selbstwahrnehmung in ihren Selbstgefühlen. So spaltet sich hierdurch die Wahrheit der Wahrnehmung in eine subjektive Wahrheit der persönlichen Beziehungen gegen die weltliche ihrer Existenz. Alles Glück der Geldbesitzer (siehe Mittelstand) vollzieht sich in der bürgerlichen Gesellschaft in diesem Schmerz (siehe unglückliches Bewusstsein). Ein Kulturgut ist die Materialisierung von objektiven Selbstgefühlen einer bestimmten Kultur, die (z.B. als Sprache oder Kunst oder Denkmal der Ereignisse) für die Selbstdarstellung der objektiven Gefühle einer bestimmten Lebensart geeignet sind. Es verkörpert, was sich in der Geschichte der Kultur einer Gesellschaft als reines Kulturprodukt herausgestellt hat, was seine Schönheit ausmacht. Schönes kann aber nicht einfach nützlich und auch nicht privat sein, ist immer nur unter anderen und mit anderen gut für sich, eine wirklich wahre gesellschaftliche Beziehung. Es muss also auch nicht ästhetisch sein. Schön ist, was gut ist für die Beziehung der Menschen, was ihre Empfindungen in ihren Gefühlen bewährt und bewahrt, sich als gesellschaftliche Wahrheit erweist, ihre Wahrnehmung als bildhafte Erkenntnis, als Sprache im Bildnis ihrer Identität wahrgemacht hat und sich in der Erinnerung auf diese reduziert, sich als Gedächtnis und Gedenken hinterlässt. Kulturgut ist ein Mehrprodukt der bürgerlichen Gesellschaft, ihr Luxus, der aus der gewöhnlichen Reproduktion von Mensch und Sache, aus der gewöhnlichen Existenz herausgehoben, verselbständigte Kultur ist. Kultur ist an sich die Subjektivittät einer jeden Gesellschaft. Der gesamtgesellschaftliche Warenumschlag vollzieht sich aber nur auf den Märkten, wo die Produkte als Waren erscheinen und als Waren verbraucht werden. Darüber hinaus gibt es ein Mehrprodukt, das einen Mehrwert darstelllt, der zum Teil aus Vorsorge nötig ist, zum Teil aber auch einen Luxus in Warenform darstellt, und schließlich auch Geld, worin Mehrwert jenseits der Warenkörper fortbesteht. Als Luxus kann man daher auch Produkte verstehen, die nicht nur Werträger, sondern zugleich Kulturgüter ohne gewöhnlichen Nutzen darstellen (siehe auch Kunst). Sie werden daher oft auch als Unikate, also dem Warenumschlag unzugängliche Produkte, zur Wertsicherheit der Banken hergenommen. Was über notwendige Investitionen, den Verzehr und die Vernutzung der produzierten Güter hinaus besteht oder auch als Produkt einer Kulturarbeit existiert, ist ein Kulturgut, das im Unterschied zum Gebrauchsgut menschlichen Reichtum als kulturelles Mehrprodukt im Privatbesitz (siehe auch Privateigentum) darstellt. Im Unterschied zum Gebrauchsgut ist ein Kulturgut menschlicher Reichtum, wie er über den Verzehr und die Vernutzung der produzierten Güter hinaus besteht und auch als Produkt einer Kulturarbeit existiert. Kulturgut ist daher unter der Bedingung kapitalistischer Verhältnisse ein Produkt, das nicht aus notwendiger Arbeit hervorgegangen ist, also nicht Teil der notwendigen Reproduktion der Menschen ist, also nicht ihrem gewöhnlichen Lebensstandard entspricht, sondern de facto als Luxusprodukt privaten Reichtum darstellt, dessen Individualität auch einen kulturellen Wert darstellt, z.B. als Unikat, das als reines konkretes Mehrprodukt auch der Wertsicherung des Geldes dienen kann. Solche Werte, wie sie sich in Kunstwerken oder Sammlerobjekten darstellen lassen, werden z.B. auch von Banken als Wertsicherung hergenommen, die gegen inflationäre Geldwerte gehortet werden. So kann auch ein Auto, das meist doch ein gewöhnliches Gebrauchsgut (siehe Gebrauchswert) ist, auch ein Kulturgut sein, wenn es z.B. ein Sammelobjekt ist oder als Luxusartikel nur einen abgehobenen Lebensstandard vermitteln soll. Kulturgüter sind als unverbrauchbare Produkte zugleich ein geschichtlicher Rückstand der bisherigen Geschichte, der Geschichte menschlicher Produktion als bewahrte Kultur und der hierbei fortgebildeten Sinne, die Entwicklung der Bedürfnisse und des Vermögens ihrer Befriedigung über den gewöhnlichen Gebrauch und Verbrauch hinaus. Dies kann z.B. Architektur, Musik, Kunst, Wissen, Geschmack, also im Wesentlichen Sinn jedweder Art sein, der durch die Produktion menschlicher Güter sich gebildet hat (s.a. Produktionsmittel). Er macht die Entwicklung menschlicher Kultur aus, ist das Produkt der Bildungsgeschichte menschlicher Sinnlichlichkeit und von daher nicht nur objektiv, sondern auch unmittelbar subjektiv, also im Menschen selbst existent, wirklich unmittelbarer Inhalt des menschlichen Reichtums. "Erst durch den gegenständlich entfalteten Reichtum des menschlichen Wesens wird der Reichtum der subjektiven menschlichen Sinnlichkeit, wird ein musikalisches Ohr, ein Auge für die Schönheit der Form, kurz, werden erst menschlicher Genüsse fähige Sinne, Sinne, welche als menschliche Wesenskräfte sich bestätigen, teils erst ausgebildet, teils erst erzeugt. Denn nicht nur die 5 Sinne, sondern auch die sogenannten geistigen Sinne, die praktischen Sinne (Wille, Liebe etc.), mit einem Wort der menschliche Sinn, die Menschlichkeit der Sinne wird erst durch das Dasein seines Gegenstandes, durch die vermenschlichte Natur. Die Bildung der 5 Sinne ist eine Arbeit der ganzen bisherigen Weltgeschichte. Der unter dem rohen praktischen Bedürfnis befangene Sinn hat auch nur einen bornierten Sinn. Für den ausgehungerten Menschen existiert nicht die menschliche Form der Speise, sondern nur ihr abstraktes Dasein als Speise; ebensogut könnte sie in rohster Form vorliegen, und es ist nicht zu sagen, wodurch sich diese Nahrungstätigkeit von der tierischen Nahrungstätigkeit unterscheide. Der sorgenvolle, bedürftige Mensch hat keinen Sinn für das schönste Schauspiel; der Mineralienkrämer sieht nur den merkantilischen Wert, aber nicht die Schönheit und eigentümliche Natur des Minerals; er hat keinen mineralogischen Sinn; also die Vergegenständlichung des menschlichen Wesens, sowohl in theoretischer als praktischer Hinsicht, gehört dazu, sowohl um die Sinne des Menschen menschlich zu machen als um für den ganzen Reichtum des menschlichen und natürlichen Wesens entsprechenden menschlichen Sinn zu schaffen." (MEB EB I, S. 541f). Ein Kulturgut entsteht meist durch die gesellschaftliche Produktion selbst, in welcher deren geschichtliche Entwicklung zugleich menschliche Bildungsgeschichte ist. Dies hat umso mehr Gewicht, wie diese Bildung fortschreitet und Automaten in die Produktion eingehen, also auch immer mehr geistige Inhalte mit immer geringfügigerer stofflichen Substanz produktiv wirksam sind. Hierbei können auch Bedürfnisse entstehen, welche fast keine stoffliche Produktion mehr nötig haben, weil sie zunehmend fast unmittelbar gesellschaftlich befriedigt werden können (z.B. Kommunikation, Unterhaltung, Wissen, Bildung usw.), weil und sofern eben ihre Stofflichkeit im Verhältnis zu ihrer kulturellen Wirklichkeit minimalisiert ist (z.B. als Computer oder DVD oder dergleichen). Hierdurch wird ein unmittelbar kulturelles Schaffen möglich, das nurmehr in den Medien der Kultur gesellschaftlich übermittelt wird. Kulturgüter sind von daher auch unmittelbare Produkte von Kulturarbeit. Sie werden als Kulturbesitz zu einem Wert für sich (z.B. Bildung, Kunstwerke, Häuser, Gedenkstätten, Filme und Aufführungen aller Art), der nicht aus der durchschnittlich aufgewandten Arbeitszeit, sondern aus der besonderen Einzigartigkeit und Privatheit des Kulturguts resultiert. Dessen Maß ist die gesellschafliche Unerreichbarkeit, die gesellschaftliche Abwesenheit des Kulturguts, seine Abgetrenntheit (siehe Isolation) von den gewöhnlichen Lebensverhältnissen. Jenseits der Lebensmittel und also auch abstrahiert von ihren nützlichen Eigenschaften sind Kulturgüter letztlich Gestaltungen von eigener Wahrheit, Gegenstände der Wahrnehmung, wie sie wirklich wahrgehabt werden, ohne wirklich gesellschaftlich zu sein. Ihre Wirkung verbleibt im innern der Menschen. Als solche stellen sie aber auch nur Kultur dar, wie sie erlebt wird. Ein Kulturgut ist eine Gegenstand oder ein Ereignis, worin Menschen ihre Beziehung erleben und sich darin auch selbst als Mensch wahrhaben, weil sie wahrnehmen, was sie selbst in der Beziehung auf andere sind. Durch die Kommunikationsindustrie abstrahiert sich die Kultur allerdings auch gegen sich selbst (siehe abtrakt menschlicher Sinn). Diese betreibt die Automation der Verständigung, durch die ihre Produktivkraft die gesellschaftlichen Verhältnisse von sich abhängig macht, die Sprache und Bildung ihrer Produktionsweise unterworfen, ihr Bild von der Bildung prominent wird und also eine ausschließliche kulturelle Bedeutung bekommt. Gerade weil sie die Menschen nur bedient, also als Dienstleistung auftritt, trägt sie zugleich zum kulturellen Zusammenschluss der Produktion, zur eigenständigen Späre kultivierter Abstraktionen bei. Von daher wird sie zum Maßstab einer Kultur, in welcher die ökonomischen Bedingungen selbst zum Kulturgut ihrer Gesellschaft werden, dem Zweck der politischen Ökonomie dadurch nützlich sind, dass sie deren kulturelle Substanzen verwertet (siehe hierzu auch Tittytainment). Dieser Nutzen macht Kultur, welche die Subjektivität einer jeden Gesellschaft ist, unter den Bedingungen des Geldbesitzes selbst zu einem politischen Medium, zum Mittel ihrer zwischenmenschlicher Verhältnisse und ist somit in der Lage, ökonomische Bedingungen zu einem objektiven Maß der persönlichen Identität werden zu lassen, sie dazu zu bringen, ihre Selbstachtung gegen ihre Selbstverwertung auszutauschen (siehe Täuschung). Durch ihre einzigartige Ausschließlichkeit stellen Kulturgüter meist auch eine Kulturmacht dar. Vom fiktiven Kapital werden sie gerne zur wertmäßigen Fixierung von Kulturmacht verwendet, um ihm eine kulturelle Deckung zu verleihen. Aber auch im ganz alltäglichen Gebrauch werden bestimmte Ereignisse (siehe z.B. Kulturveranstaltungen) und Persönlichkeiten oder Geschlechtseigenschaften zu Trägern von Kulturmacht (siehe z.B. Idole), wenn sie in der Form einer Kulturmächtigkeit erscheinen (z.B. durch Medien und Propaganda) oder auch als Heilsgestalten für gesellschaftliche Sehnsüchte. Allgemein sind Kulturgüter lediglich Inhalt von Kulturbesitz (siehe auch Feudalkapitalismus). |
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