Ein Kulturwert ist der Wert von Ereignissen nach dem Maß, wie sie der herrschenden Kutur einer Kulturgemeinschaft zuträglich sind. Er entsteht in der Bewertung einer sinnlichen Gestaltung der Lebensäußerung von Menschen, ihrer Selbstgefühle, ihrer Lebensgewohnheiten, ihres Brauchtums oder ihrer Sitten. Nicht was in ihren Bedürfnissen gegenwärtig ist, sondern was darin vergegenwärtigt werden soll wird hierdurch zu einem Maßstab ihrer Kultur, der Kultur der herrschenden Gewohnheiten objektiver Gefühle und 2Selbstgefühle und von daher auch zu ihrer politischen Gestalt, dem Träger der Selbstwertigkeit (siehe auch Kulturstaat) einer sozialen Macht, in der die Selbstachtung der Menschen zu ihrem persönlichen Selbstwert formatiert werden soll - oft auch in der Form religiöser Gebote. In der bürgerlichen Gesellschaft war für ein bestimmte Klasse der Bourgeoisie der Geldbesitz als Medium des Überflusses und Luxus schon immer reizvoll - und umso intensiver, wie das Wertmaß des Geldes auf dem Weltmarkt über die Preise des Weltgeldes, durch dessen Funktion als weltweiter Maßstab der Preise vermittelt wird (siehe Globalisierung). Der internatioale Mehrwert, der weltweite Überfluss an unbezahlter Arbeit wird also zu einem Maß der Existenzen, der durch den Geldbesitz in einer Währung zu einem nationalen Existenzwert wird, der sich über das Weltgeld eines Weltkapitalismus verwertet. Was als bloßer Mehrwert nur tot bliebe, weil dessen Bildungsprozess die Produkte aus unbezahlter, aus toter Arbeit vergemeinschaftet, wird in der Kultur der Geldbesitzer kulturell belebt, indem darin Ereignisse zur Vergnüglichkeit und Lustbarkeit über Dienstsleistungen gegen die Abtötungen in einer Gesellschaft der Verwerfungen und Dekadenzen rückgebunden werden (Rückbindung = re ligio = Religion). Deren Langeweile, der schale Geschmack inhaltsloser Scheinwelten entwickelt sich dabei selbst zu einem Bedürfnis, das keinen wirklichen Gegenstand mehr empfindet, weil es ihn nicht unbedingt nötig hat, sondern sich mit zwischenmenschlichen Erlebnissen aus den Ereignissen und Beziehungen durch die Vergemeinschaftung der in Massen isolierten Selbstgefühle, durch ihre Formverwandlung zu Massengefühlen begnügt und sich in den Selbstwahrnehmungen der Menschen als Kultur ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse fortbildet (siehe auch Kult). Wo eine Kultur wenig Sinn für die Menschen macht, wo sie die Sinne entgeistert, ihre Wahrnehmung entleert, suchen sie in ihren Verhältnissen und Gruppierungen nach Erlebnissen durch Ereignisse, die ihre tote Wahrnehmungbeleben, die verbinden und durch die sie sich verbunden fühlen können und aus denen sie die Bewertung ihres Lebens ableiten. Jeder der so entstandenen Kulturwerte ist der Wert von Ereignissen nach dem Maß, wie sie der herrschenden Kutur zuträglich sind. Sie zeigen sich im Kult ihrer Rituale, im Körperfetischismus ihren Moden und erzeugen hierdurch eine Kulturgemeinschaft, in der sie sich auf das verlassen, durch das sie in sich in den allgemeinen Verhältnissen ihrer Kultur verlassen fühlen. Weil in ihren zwischenmenschlichen Verhältniessen keine Gegenwärtigkeit der Menschen mehr erkennbar, der Wahrnehmung in ihrm Allgemeingefühl gleichgültig geworden ist, wird das Leben selbst zu einer allgemeinen Vorstellung, zu einer heilen Welt, in der die Vorstellung einer Verallgemeinerung ihres persönlichen Lebens verfügt wird. Nun können sich die Zwischenmenschen einbilden und auch wirklich erleben, das zu sein, als was sie durch sich selbst sich schon fühlen. Ihre Selbstgefühle treten daher vollständig aus dem heraus, was sie für sich finden können; ihre Wahrnehmung entwickelt ihre Vorstellung gegen das, was sie wahrhat und sie nimmt von daher die Bedeutungen her, die für sie das sind, was sie nicht mehr empfinden können. Ihre kulturellen Verhältnisse haben sich von da her von ihrer sinnlichen Substanz abgehoben und verselbständigt, beleben ihre Vorstellungen durch die hieraus ergehenden Ereignisse, die eine gänzlich mediale Welt beibrigen kann. Für die politische Kultur stellen sich Lebenswerte als Kulturwerte einer Kulturalisiserung dar (siehe auch Leitkultur). Der Kulturwert ist ein Maß für die Pflege der Kultur, der Einhegung von Abweichungen und der Produkte der Kulturarbeit, für Kulturgüter, das sich aus der Bewertung der Reichhaltigkeit sinnlicher und geistiger Selbstvergegenwärtigung, also aus dem ergibt, was ihre Bedeutung für den Selbstwert von Menschen und ihrer Kultur ausmacht und der Selbstveredelung dient. Dieses Maß hat nichts mit ökonomischen Werten gemein. Es selbst setzt schon eine Kultur voraus, deren Bedeutungen zur Befriedung der Wahrnehmung geschaffen sind und deren Ereignisse ein Erleben befördern, wodurch sich die Selbstwahrnehmung verdichtet. Es setzt eine kulturelle Entfremdung voraus und betreibt zugleich die Fortbildung einer vom wirklichen Leben der Menschen abgetrennte Eigenständigkeit von Kultur als Gegenstand der Selbstwahrnehmung. Kulturwerte begründen sich substanziell aus den Notwendigkeiten der Geschlechtsverhältnisse, aus der organischen Formation ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse, dann auch im Gebrauch nützlicher Selbstwahrnehmung, der Selbstbeziehungen in ihrem Brauchtum - und schließlich in ihrem geistigen Verhältnis der Sittlichkeit, der Religion. Sie wenden sich gegen kulturellen, sozialen und ästhetischen Verfall, wie er in den Dekadenzen der Kulturverhältnisse sich aufwerfen und potenzieren kann (siehe auch Eventkultur). Der Kulturwert ist daher immer auch modisch in dem Sinn, dass er die ästhetischen Bedürfnisse und ihre Verhältnisse, ihre Szene konserviert. Zugleich ist er ein Wert, der das Maß der Notwendigkeiten im zwischenmenschlichen Verhalten darstellt, also das Maß dafür ist, was in einem bestimmten Gebiet oder Raum zur Erhaltung der Kultur und eines kultivierten Lebensstandards nötig ist und zu einer Gegebenheit der Sitten und Gebräuche geworden ist. Er ist von daher konservativ und ergibt sich aus dem Verhältnis isolierter Kulturgüter der im Kulturbesitz resultierenden Bewertung ihrer Ausschließlichkeit, ihrer besonderen Allgemeinheit, ihrer sinnlichen Nähe und Dichte, worin die Menschen ihr Leben und ihre Geschichte als Kulturgut vergegenständlicht finden. Man kann Kulturgüter zwar auch verkaufen, ihren Wert aber nicht wirtschaftlich bemessen. Der Kulturwert kann zwar ungeahnte Vermögen reüpräsentieren (vergleiche z.B. die bildnerischen Werke, die von den Banken zur Geldwertabstützung des fiktiven Kapitals bewertet un angeschfft werden. Er kann aber nicht wirtschaftlich durch seine kulturelle Gegenwärtigkeit und nicht als Ware in die Kapitalverwertung einbezogen werden, sondern alleine durch das Dasein von Kulturgütern als Lebensbedingung, die zwar keinen sachlichen Nutzen abverlangt, wohl aber die Notwendigkeit, an einem kulturellen Zusammenhang teilzuhaben. Er stellt daher eine sinnlich notwendige Bewertung dar, einen Wert für das, was für menschliche Beziehungen jeder Art kulturell unabdingbar ist (z.B. Bildung, Information, Kommunikation). Von daher ist sein Wert nicht produktiv, sondern gegen seine Erzeugnung dadurch negativ bestimmt, dass er eine Nichtung mindert, Zerstörung kontert. Verwertet wird er durch Einnahmen aus dem Kulturbesitz, welcher sich als Eigentumstitel auch als Zutrittsrecht oder Lizenz - quasi wie die Grundrente - monetarisch ausbeuten lässt. Dies wird sich umso mehr totalisieren, wie das Kapital seine Negativverwertung durch derlei Einnahmen, also durch Wertentzug aus dem Geld der Bevölkerung, reduzieren kann und/oder muss.
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