„Gekommen ist heute die furchtbare Zeit, in der jeden Tag bewiesen wird, dass der Tod seine Schreckensherrschaft genau dann beginnt, wenn das Leben das höchste Gut geworden ist; daß der, der es vorzieht, auf Knien zu leben, auf Knien stirbt; daß niemand leichter zu morden ist, als ein Sklave.“ (Hannah Arendt in einer Kolumne von 1942.) Still ist der Tod, die ewige Endlichkeit, Leben ist das Aufgehen in Bewegung, in der Momenthaftigkeit sinnlicher Kraft, die sich pulsierend über ihre Zeit hinaus gestaltet, sich durch ihre Fortpflanzung vermehrt, bereichert und begeistert. Leben ist Freiheit des Seins, nicht durch Beliebigkeit (siehe auch Pragmatismus), sondern durch Befreiung aus dem, was einem natürlichen Wesen nötig ist. Leben kann daher weder an sich noch für sich objektiv sein, weder Idee noch bloßer Stoff, weder Materie noch Geist. "Die Lebensgefahr für jedes Wesen besteht darin, sich selbst zu verlieren. Die Unfreiheit ist daher die eigentliche Todesgefahr für den Menschen." (K. Marx, MEW 1, 60) Leben entsteht in der Selbstunterscheidung eines Wesens im Chaos der stofflichen Vielfalt im Verhalten zu seiner Verwesung, zu seinem Tod, in der Unterscheidung eines inneren Seins vom äußeren, das sich im Verhältnis seiner Identität zu ihrer Veränderung verwirklicht. Darin entsteht eine Beziehung von Inhalt und Form des Seins, die sich im Verhalten von Subjekt und Objekt äußert, sich selbst immer wieder in seiner Vergegenständlichung aufhebt und erneuert, sich durch den Wechsel seines Daseins, durch seine Formverwandlungen in den Verhältnissen seiner Bewegungen fortbildet und seine natürliche Intelligenz im Reichtum seiner Sinne findet und empfindet und sich im Verhältnis zu sich durch Anderes verwirklicht. Daraus waren innere wie äußere Differenzierungen entstanden, die sich für sich selbst organisiert haben, aus Zellen zu Organen und aus Organen zu Organismen entwickelt und durch ihren Stoffwechsel bereichert haben, sich durch ihr sinnliches Dasein, durch ihre Sinnbildungen vergegenständlichen, indem sie ihre Identität wechseln, Anderes aneignen und sich hierdurch selbst verändert und zugleich in ihrem Anderssein vermittelt haben. Leben ist Emanzipation von der Versachlichung, der Sinn von freier Bewegung. Die Begeisterung für die Sache der Menschen ist das schiere Gegenteil zur Materialisierung des Geistes. Beweist diese doch nur die Armut seiner Einverleibungen, zeugt jene vom Reichtum des menschlichen Lebens. „Mag das Leben sterben: der Tod darf nicht leben. Hat der Geist nicht mehr Recht als der Körper? Allerdings hat man dies oft dahin interpretiert, daß den Geistern von freier Motion die körperliche Motion sogar schädlich und daher zu entziehen sei." (MEW 1, Seite 59) Das hat Marx gegen Hegel gesagt, um ihm die Unendlichkeit des Werdens und Vergehens zu nehmen, die Ewigkeit seiner Begriffe aus den göttlichen Prinzipien eines Weltgeistes zu nehmen und ihm das Leben als Lebensmacht des wirklichen Menschen, als seine Naturmächtigkeit entgegen zu stellen, als Grund seiner Lebenstätigkeit sowie auch als Grund seiner Selbstentfremdung zu unterlegen. Leben ist nicht logisch. Es hat keinen Begriff, aber man muss begreifen, was seiner Natur widerfährt (siehe auch Kritik). Der Prozess des Lebens wird gerne als Dialektik der Natur interpretiert (siehe dialektischer Materialismus). Es kann sich zwar äußern, doch es kann nicht wirklich außer sich sein und also auch nicht veräußert und nicht entäußert werden. Weil Leben durch sich selbst ist, hat es weder einen subjektiven, noch einen objektien Begriff. Es kann deshalb nur durch seine Geschichte begriffen werden (siehe historischer Materialismus). Entstanden war es ursprünglich aus den Elementen des kosmischen Materials, dem Sternenstaub der sterbenden Sonnen, nachdem sich in einer Umwelt von Wasser und Licht aus dessen Stoffen und Energieen, Aminosäuren, Mineralien und Proteine gebildet hatten. Wahrscheinlich haben sich lediglich die Zusammensetzungen der Ribonukleinsäuren auf den unterschiedlichen Planeten verschieden differenziert. Durch das Zusammenwirken der irdischen Elemente haben sich unter den Bedingungen des irdischen Materials Stoffwechselprozesse gebildet, die ihre Geschichte begründet und ihre natürlichen stofflichen Verbindungen geformt und strukturiert und im Plasmamantel ihrer Reaktionen entwickelt haben. Daraus sind Erbanlagen von Pflanzen und Tiere und schließlich auch Menschen entstanden, die durch Vermehrung aus einem Lebensminimum ein Lebensmaximum erstreben und durch ihre natürlichen Intelligenz gebildet und fortentwickelt haben. Leben vermittelt sich daher schon durch die Geburt der Individuen aus dem Dasein der Natur (natus = Geburt), die Intelligenz der Energie, die es aus der Materie gewinnt. Leben ist Vielfalt und Bewegung, Reichtum der Sinne und Verschwendung ihres Treibens, Schöpfung und Entfaltung, Spiel und Arbeit, Freiheit und Notwendigkeit - Bildung und Entwicklung der Natur. "Leben ist Bewegung", sprach auch Leonardo da Vinci. So ist alles Natürliche vor allem Lebensgeschichte, Geschichte der natürlichen Intelligenz. die zwar auch den Tod als ein inneres Moment hat, niemals aber ein Moment des Todes ist. Leben kann sich selbst hinterlassen auch wenn es stirbt, weil es durch seine und in seiner Geschichte sich immer wieder vom Tod erholt, sich dadurch erhält, dass Leben zwar individuell stirbt, im Allgemeinen als Gattungswesen aber gerade hierdurch überlebt. "Der Tod scheint als ein harter Sieg der Gattung über das bestimmte Individuum und ihrer Einheit zu widersprechen; aber das bestimmte Individuum ist nur ein bestimmtes Gattungswesen, als solches sterblich." (MEW 40, Seite 539) Leben ist die Entfaltung seiner bestimmten Natur. Und das Wesen der Natur ist ihre Intelligenz, die Fähigkeit, Gegebenes anzueignen und zu entwickeln. Diese entsteht schon mit der Fähigkeit, Inneres und Äußeres zu unterscheiden, zu empfinden, und sich mit eigenem Zweck hierauf zu beziehen. Von daher ist Intelligenz materiell schon in der chemischen Affinität von unterschiedlichen Stoffen angelegt, die sich zu einem Stoffwechsel entwickelt hatten und hierfür ihre Nahrung von ihrer Ausscheidung unterscheiden mussten. Schon mit dem Stoffwechsel war Ausdehnung und also auch Wachstum als wesentlicher Zweck der Natur entstanden. Das war die Grundlage für jedes Wachstum der Natur und hat zur natürlichen Zelle und deren Organisation und Vermehrung geführt und ganze Orgnismen geschaffen. Die haben auch die Organisation und innere Beziehungen ihrer Organe in einem eigenen Zweck des Individuums zu seinem Erhalt geschaffen, um mlt ihrer Vermehrung sich auch qualitativ im Zusammenhang mit der ganzen Natur zu bereichern, indem sie ihr Leben intellligent gestalten. Die Intelligenz des Lebens besteht durch seine fortwährende qEmanzipation gegen das Absterben der lebendigen Beziehungen und Lebenszusammenhänge, um sich auch in ihrer Verwesung zu erneuern. Obwohl tote Materie die allgemeinste Lebensbedingung ist, ist sie doch selbst kein Lebensgrund, kein Grund zu leben. Der Tod geht zwar dem einzelnen Leben voraus, weil es nicht ohne ihn sein kann, nur durch die Vielfalt der Verhältnisse der Arten und Generationen lebendig ist. Es kommt aber durch ihn vor allem auf sich zurück. Der Tod steht also nicht gegen das Laben und das Leben ist nicht der "Vorlauf des Todes" (Martin Heidegger). Er ist die Einfältigkeit des Lebens, die sich im Niedergang der Vereinzelung erschöpft. Mag der Mensch hiergegen auch seinen Gott erfunden haben, den Herrscher des Untergangs suchen, wenn und weil er nichts anderes für sich finden kann. Aber auch wenn er die Not der Verzweiflung zum Zorn der Gattung, zu seiner Lebensbehauptung auflöst (siehe hierzu auch Religion), so lebt er doch immer nur durch sich selbst und aus sich selbst in eigener Wirklichkeit. Alles Leben gründet auf seiner natürlichen Intelligenz, die sich mit seinem Stoffwechsel entwickelt hat und wodurch es sich als Wesen der Natur in Bewegung gesetzt hat und darin seine Energie erfährt. Leben ist Freiheit, die sich aus ihrer Notwendigkeit als Einheit von Materie und Geist hervortut, sich im Allgemeinen wesentlich über Tod und Verwesung hinaus bestimmt, wiewohl der Tod des einzelnen Wesens als Tribut an seine Gattung nötig ist, sich wie von selbst aus der stofflichen Endlichkeit der Natur, aus der natürlichen Beschränktheit der Chromosomen-Replikation ergibt. Indem das Material seiner Natur ihm zwar vorausgesetzt war, aber durch das Beziehen und Abstoßen, durch ihre stofflichen Kräfte in und mit ihrer Intelligenz erst zum Leben erweckt, als Leben gebildet wurde, ist Leben stofflich wie geistig allen Lebewesen inne, also selbst als lebendes Subjekt tätig. Nicht aus einer "Logik der Natur", sondern als Resultat seiner Naturgeschichte (siehe Historischer Materialismus), die vielerlei Zufälle enthält, stellt es sich als eine Naturmacht des Menschen heraus, die sich schließlich in einem menschlichen Gemeinwesen verwirklicht, das durch seine geschichtliche Form objektiv bestimmt ist und sich aus seiner gesellschaftlichen Wesensnot zwischen Freiheit und Notwendigkeit fortbildet, seine Geschichte erst hierdurch in der Dialektik der Klassenkämpfe betrieben hat und immer noch im Konkurrenzkampf um die Produktivität der Arbeit betreibt. Der Kapitalist allerdings vermag sich dem auch durch seinen Grund und Besitz immer wieder mal zu entziehen - auch wenn er sein Geld oder dessen Wert verloren hat: "Aprês moi le dâluge! »Nach mir die Sintflut!« ist der Wahlruf jedes Kapitalisten und jeder Kapitalistennation. Das Kapital ist daher rücksichtslos gegen Gesundheit und Lebensdauer des Arbeiters, wo es nicht durch die Gesellschaft zur Rücksicht gezwungen wird. Der Klage über physische und geistige Verkümmrung, vorzeitigen Tod, Tortur der Überarbeit, antwortet es: Sollte diese Qual uns quälen, da sie unsre Lust (den Profit) vermehrt? Im großen und ganzen hängt dies aber auch nicht vom guten oder bösen Willen des einzelnen Kapitalisten ab. Die freie Konkurrenz macht die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion dem einzelnen Kapitalisten gegenüber als äußerliches Zwangsgesetz geltend." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, 285f) Es ist nicht wahr, dass am Anfang alles nur tot, "wüst und leer" (Genesis 1. Mose) gewesen sei. Es war eine ungeheuere Energie, die immer noch allem inne ist. Und es ist ein Unding, Sache der Religion, den Tod als ein Nichts zu denken - so, als wäre der Tod das Erste als Wüste, das Leben als Grün ihm zu Folge - durch eine Macht geschaffen, die ihn überwindet, ihm also schon jenseits des Lebens in einer über ihn erhabenen Ewigkeit vorausgesetzt wäre. Doch tote Materie gibt es nicht, auch wenn alles materiell, Energie in Raum und Zeit ist. Nichts ist tot, bevor Leben ist und Leben stirbt nicht, ohne sich zu hinterlassen, weil sein Dasein natürlich materiell, an und für sich Natur ist. Der Tod ist dessen bloßes Moment als Moment seiner Entblößung (siehe auch Krankheit), Aufhebung seiner Geburt, das Überleben der Gattung über das Leben des Individuums. Die "Frage nach dem Sinn des Seins" (Martin Heidegger) kann nur in Lebensverhältnissen auftreten, in denen sich dessen Substanzen nicht verwirklichen können, nur gebrochen durch "die Mächte der Finsternis" (altes Testament) erscheinen (siehe auch Scheinwelt), durch ihre Wesensnot ihre Wirklichkeit aufgespalten haben, die zertrennt in isolierten Welten wirkt (siehe auch Dialektik). Und das hat eine lange Geschichte hinter sich, die sich nicht durch den Tod und auch nicht durch ein ewiges Leben (siehe Religion) und schon gar nicht durch die "ewigen Lehren" materialistischer Ontologie und ihrem Geschichtsobjektivismus (siehe auch Dialektischer Materialismus), durch lebende Abstraktionen aufklären lässt (siehe auch Aufklärung). Der Tod ist als solcher undenkbar, lediglich ein Synonym für Endlichkeit, die mit dem Leben gegeben ist, weil es in seiner Geschichte sich selbst auch überwinden muss. Das Individuum mag daher sterben, aber den Tod kann es ohne Leben nicht geben. Ohnedies kann er nicht sein, weil dessen Geburt, das heißt Natur, selbst materiell ist. Materie ist der Stoff des Lebens, wie sie durch eine allgemeine Schlussfolgerung als seine Substanz erkennbar ist. Dieser Stoff ist aber eben nur ein Moment des Stoffwechsels, weder Voraussetzung noch Resultat des Lebens. Nicht durch einen Geist oder eine Idee begründet konnte Leben entstehen, sondern aus der Materie, die aus der Zusammensetzung ihrer Elemente im Zusammenwirken ihrer Stoffe ganz zufällig einen Sinn für sich entwickelt hatte, der sich mit dem Stoffwechsel zu einer Lebenswelt seiner Natur, zu einer natürlichen Intelligenz des Stoffwechsels fortentwickelt hat, die von sich selbst zeugt, indem sie sich auch selbst erzeugen und fortbilden kann. "Die Erdschöpfung hat einen gewaltigen Stoß erhalten durch die Geognosie, d.h. durch die Wissenschaft, welche die Erdbildung, das Werden der Erde, als einen Prozeß, als Selbsterzeugung darstellte. Die generatio aequivoca ist die einzige praktische Widerlegung der Schöpfungstheorie. Nun ist es zwar leicht, dem einzelnen Individuum zu sagen, was Aristoteles schon sagt: Du bist gezeugt von deinem Vater und deiner Mutter, also hat in dir die Begattung zweier Menschen, also ein Gattungsakt der Menschen den Menschen produziert. Du siehst also, daß der Mensch auch physisch sein Dasein dem Menschen verdankt. Du mußt also nicht nur die eine Seite im Auge behalten, den unendlichen Progreß, wonach du weiter fragst: Wer hat meinen Vater, wer seinen Großvater etc. gezeugt? Du mußt auch die Kreisbewegung, welche in jenem Progreß sinnlich anschaubar ist, festhalten, wonach der Mensch in der Zeugung sich selbst wiederholt, also der Mensch immer Subjekt bleibt. Allein du wirst antworten: Diese Kreisbewegung dir zugestanden, so gestehe du mir den Progreß zu, der mich immer weitertreibt, bis ich frage, wer hat den ersten Menschen und die Natur überhaupt gezeugt? Ich kann dir nur antworten: Deine Frage ist selbst ein Produkt der Abstraktion. Frage dich, wie du auf jene Frage kömmst; frage dich, ob deine Frage nicht von einem Gesichtspunkt aus geschieht, den ich nicht beantworten kann, weil er ein verkehrter ist? Frage dich, ob jener Progreß als solcher für ein vernünftiges Denken existiert? Wenn du nach der Schöpfung der Natur und des Menschen fragst, so abstrahierst du also vom Menschen und der Natur. Du setzest sie als nichtseiend und willst doch, daß ich sie als seiend dir beweise. Ich sage dir nun: Gib deine Abstraktion auf, so gibst du auch deine Frage auf, oder willst du an deiner Abstraktion festhalten, so sei konsequent, und wenn du den Menschen und die Natur als nichtseiend denkend denkst, so denke dich selbst als nichtseiend, der du doch auch Natur und Mensch bist. Denke nicht, frage mich nicht, denn sobald du denkst und fragst, hat deine Abstraktion von dem Sein der Natur und des Menschen keinen Sinn. Oder bist du ein solcher Egoist, daß du alles als Nichts setzt und selbst sein willst?" Quelle: Karl Marx in Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) (Marx-Engels-Werke Bd.40, S. 545 bis 547) Leben ist Geburt und Tod, Bewegung, Ruhe und Unruhe durch sich selbst, Vereinigung, Entzweiung, Vermehrung, Stoffwechsel und Gewissheit von sich, Erkenntnis - Sinn und Geist im beständigen Werden, in seiner Geschichte, Geschlecht im Entstehen und Vergehen, der geschichtliche Akt der fortwährenden Selbsterzeugung, der Entwicklung und Entfaltung in der konkreten Sinnlichkeit der Natur (siehe auch Sinnbildung). Die Zusammensetzung seiner Stoffe war durch das rein zufällige Verschmelzen und Aufeinanderprallen von unbestimmt zusammentreffenden Planeten und Kometen entstanden, aus dem die entsprechenden Mineralien und Gase eine Entwicklung von Leben auf der Erde ermöglicht hatten und durch die eine hohe Energie in ihren Urgesteinen gebunden war und die zur Substanz ihres Stoffwechsels geworden war. Hieraus lässt sich aber nicht begründen, dass dieses Verhältnis von Stoff und Energie sich zielgerichtet - quasi logisch, bzw. teleologisch - zum Leben entwickelt hätte. Solche Entwicklung könnte nur aus einem bestimmten Zusammentreffen von bestimmten Teilen ergehen, die schon selbst ein substanzielles Bestreben zueinander und füreinander haben müssten. Doch weil Materie immer schon aus qualitativ unterschiedlichen Elementen besteht, kann sie kein logisches Bestreben durch sich selbst entwickeln. Ihre Entwicklung und Geschichte lässt sich also nur aus dem Zusammentreffen qualitativ unterschiedlicher Elemente erklären, besonders aus Wasser, Mineralien und Gasen, die in den heute noch existenten Verbindungen nur durch den Zufall interplanetarischer Kollisionen in der Erdentstehung zusammenkommen konnten. Diese stoffliche Grundlage enthielt zwar schon alle Möglichkeiten einer Naturentwicklung, aber bei aller vorhandenen Energie noch keine Notwendigkeit, dahin zu kommen, aus diesem stofflichen Material lebendig zu werden. Schon in der bloßen Materie ist Energie in ständiger Bewegung und gerät in intensivere oder extensivere Zustände, die sich in einem mäßigeren Erregungszustand stabilisieren oder sich auch übermäßig verdichten konnten. Säuren und Gase konnten sich unter dem Einfluss von vulkanischer Dichte und irdischer Magnetwellen im Wasser in allen möglichen Energieformen und Aggregatzuständen verbinden und zu Eiweißmolekülen verschmelzen und Zellplasma werden, in denen die ursprünglichen Säuren sich zu DNS und RNS (bzw. DNA und RNA) verbinden konnten, aus der die Doppelhelix der Lebensverbindungen entstand, die Grundlage der Vermehrung und des Zellwachstums. Durch ihre chemoelektrische Spannungen begannen diese Molekülverbindungen in bestimmter Beziehung zu pulsieren und andere Stoffe zu binden oder auszusondern und dadurch einen eigenen Energiehaushalt zu entwickeln. Es war die Gunst dieser Beziehungen, die sie zu ihrer Erhaltung und Verfestigung zu einem Stoffwechsel brachten, der günstigere materielle und energetische Formen wie auch ungünstigere Fülle entstehen ließ und ihre Stoffaufnahme und Ausscheidung zu einem eigenständigen Leben, zur Lebensgeschichte der Natur als Naturgeschichte des Lebens entwickelten. Aber erst mit einem zufällig entstandenen Zusammenkommen von Eisen und Magnesium in den Urschlämmen einer nur im Raum bestimmten Masse, also in einer überzufällig bestimmten Dichte der Stoffe konnte sich Chlorophyll und Hämoglobin bilden, was die Bedingung für den Stoffwechsel des Lebens zwischen Pflanzen und Tier ist. Es sind dies die Moleküle für die Träger des Lebens, für die Zellfortbildung ihrer Organismen, die sich überhaupt nur in diesen darin gebunden Metallen unterscheiden und deren Fähigkeiten es ermöglichten, Sauerstoff und Kohlendioxyd zwischen Tier und Pflanze so auszutauschen, so dass hierbei eigene Lebensenergie frei werden konnte. Was Karl Marx noch nicht genau wissen konnte, das erschloss er aus dem sinnlichen Leben selbst, aus der Naturgeschichte der Sinne, wie sie heute leben. Nicht der bloße Stoff, sondern das stoffliche Leben ist der Kern des von ihm formulierten Materialismus, aus welchem sich auch die geistigen Entwicklungen begreifen lassen, - nicht als Zufall, wohl aber als Sinn für sich. Sinnbildung entsteht nicht durch eine Logik der Materie, sondern aus der Materie des Lebens in seinem Werden und Vergehen, seiner eigenen Bewegung, seiner Naturgeschichte. Hierin hat der Historische Materialismus seine Grundlagen. Sie kennt noch keine Negation, keine Dialektik, und unterscheidet sich hierin auch von den Begründungen des so genannten Dialektischen Materialismus. Seit der Aufklärung ist für wissenschaftliche Erkenntnis zwar weitgehend zweifelsfrei, dass Leben durch Materie sich entwickelt hat, dass es selbst materiell ist. Es ließ sich aber aus der reinen Materie der Natur nicht aufklären, wie es dahin gekommen ist, dass sich Natur nicht nur bildet und reproduziert und sich selbst fortbildet, sondern sich in ihr zugleich ein Geschick der Natur erkennen lässt, dass sie sich selbst zu einer Intelligenz entwickelt hat, die ihr nicht zu- oder angetragen worden sein kann. Weder die Entwicklung der Natur, noch ihre gesellschaftliche Form als Kultur lässt sich verstehen, will man in ihr nicht selbst eine natürliche Intelligenz anerkennen, die sich durch eine Emanzipation gegen ihre inneren Gewalten und Mangelerscheinungen differenziert und sich in dieser Bereicherung an Lebensmöglichkeiten entwickelt (siehe auch Evolution). Man könnte hier schon anmerken, dass dies die Grundform einer Intelligenz ist, die sich aus ihrem Mangel herauszusetzen, sich zu emanzipieren verstand. Erkennt man dies an, so muss diese emanzipatorische Intelligenz als Grundlage für die Entwicklung des Lebens gelten lassen. Für die einen mag sie zwar noch aus einem übernatürlichen Subjekt, aus einem unpersönlichen Gott als Wesen der Natur zu erklären sein, tatsächlich aber bleibt sie materiell und entfaltet ihren Sinn immer nur in der Beziehung auf andere Materie, verhält sich in einem unentwegten Wechsel zu einem Sein durch anderes, durch fortwährende Ergänzung und Änderung. Leben wäre demnach aus der Intelligenz seiner Sinnbildung heraus zu begreifen, aus einer Art Partnersuche der Elemente, die in der Bestimmung ihres Stoffwechsels sich bereichern und differenzieren (vergleiche den Stoffwechsel von Sauerstoff und Kohlendioxyd durch den gegensinnigen Bedarf von Magnesium und Eisen zwischen Chlorophyll und Hämoglobin, der die Grundlage des Verhältnisses von Flora und Fauna ausmacht). Zweifellos ist die Basis aller Lebensprozesse die Bildung großer Kohlenstoffmoleküle, die aus der Variabilität ihrer Verbindung in der Alufeinenderfolge von vier Atomen zu einem universalen Informationsträger geworden ist, der zudem an das Negativ seiner Informationskette sich zu einer Doppelhelix stabil verbunden hat, sich aber zugleich auch auftrennen lässt und somit neue Positive bilden und binden kann. Das so entstandene Gen ist die Grundlage der Fortpflanzungsfähigkeit des Lebens. Es lässt sich zudem durch die Einwirkung von Strahlen oder chemischen Umweltbedingungen beeinflussen, wodurch auch Genmutationen möglich sind, aus der sich sowohl eine Reduktion, wie auch die Vielfalt des Lebens erklären lassen kann. Weil Materie in Raum und Zeit das Maß der Geschichte ist, kann es von Natur aus keinen Stillstand geben. Leben ist Bewegung, die Sinn hat und Sinn macht. Es findet also statt in Raum und Zeit, nicht nur als das Verhalten der Natur sondern als ein natürliches Verhältnis, ein Lebensverhältnis der Sinnbildung im Stoffwechsel seiner unentwegten Veränderung, als Dasein einer permanenten Selbstveränderung, die durch sich selbst zugleich als Anderes und durch Anderes bestimmt ist. Leben ist die Selbstentfaltung der Natur, Tätigkeit ihres Stoffwechsels, Naturempfindung und Selbsterneuerung, die nichts sein lässt, was es war und alles hervorbringt, wofür sich Sinn findet: natürliche Intelligenz. Als dieser Prozess ist es die zum Subjekt gewordene Materie, Geschichte einer Energie, die sich in ihrer Materialisierung von ihrem Rückstand unterscheidet, Schlacke ausscheidet und sich dadurch materiell bereichert, dass sie sich zu diesem verhält, sich von ihm entfernt, um sich mit ihm zu vereinigen, sich entwickelt, indem es ihn zugleich als Stoff für sich objektiviert. Im Stoffwechsel vollzieht sich ihre Vervielfältigung und Differenzierung, die durch ihr eigenes Wirken selbst zu einer Wirklichkeit der Intelligenz ihrer Natur geworden ist (siehe historischer Materialismus). Intelligenz ist nicht funktional und also nicht reproduktiv, sondern immer schon produktiv (siehe Evolution). Von daher ist Leben selbst zugleich die Lebenserzeugung einer Gattung und ihrer Lebensverhältnisse, - und als menschliches Leben also auch nicht im einzelnen, sondern gesellschaftlich. "Die Produktion des Lebens, sowohl des eigenen in der Arbeit wie des fremden in der Zeugung, erscheint nun sogleich als ein doppeltes Verhältnis – einerseits als natürliches, andererseits als gesellschaftliches Verhältnis –, gesellschaftlich in dem Sinne, als hierunter das Zusammenwirken mehrerer Individuen, gleichviel unter welchen Bedingungen, auf welche Weise und zu welchem Zweck, verstanden wird. Hieraus geht hervor, daß eine bestimmte Produktionsweise oder industrielle Stufe stets mit einer bestimmten Weise des Zusammenwirkens oder gesellschaftlichen Stufe vereinigt ist, und diese Weise des Zusammenwirkens ist selbst eine Produktivkraft, daß die Menge den Menschen zugänglichen Produktivkräfte den gesellschaftlichen Zustand bedingt und also die Geschichte der Menschheit stets im Zusammenhange mit der Geschichte der Industrie und des Austausches studiert und bearbeitet werden muß." (MEW 3, S. 29f). Wie Materie überhaupt subjektiv werden, wie Natur entstehen konnte, ist die Frage, deren Beantwortung die Grundlage eines jeden Selbstverständnisses des Lebens ausmacht. Es ist die Frage nach dem Sinn, in dem es sich vollzieht, die Unterscheidung zwischen Reproduktion und Produktion des Lebens, das Ur-Teil seiner Geschichte, seiner Selbstwahrnehmung als Erkenntnis seiner selbst in Anderem. Es ist die Frage nach der Intelligenz des Lebens selbst. Es bereichert sich, indem es sich durch Aneignung auf anderes bezieht, ohne sich im Anderssein und Anderswerden zu widersprechen. Indem es in seiner Änderung sich selbst vermehrt, entspricht es vor allem sich selbst. Nichts widerfährt ihm, weil alles sich in ihm selbst erfährt (dies gegen den Darwinismus). In seiner Formverwandlung erfüllt sich sein Sinn, der zugleich Sinn für sich bildet, indem er Sinn durch anderes findet und empfindet. Leben kennt keine Negation, auch wenn es stirbt. In seinem Untergang wird es zum Stoff für anderes Leben, das darin aufgeht. Der Tod ist ein Moment des Lebens (dies gegen Heideggers "Sein zum Tode"). Dass das Leben auf der Materie gründet, ist heute zweifelsfrei. Wie es aber dahin gekommen ist, nicht nur seine Natur zu reproduzieren sondern sich zugleich aus der Natur zu einem Geschick der Natur, zu einer Intelligenz zu entwickeln, lässt sich nicht aus der Natur entwickeln, erkennt man nicht in ihr selbst eine natürliche Intelligenz an, die sich durch eine Emanzipation gegen ihre inneren Gewalten und Mangelerscheinungen differenziert und sich in dieser Bereicherung an Lebensmöglichkeiten entwickelt hat. Erkennt man dies aber an, so muss diese emanzipatorische Intelligenz als Grundlage für die Entwicklung des Lebens überhaupt gelten. Für die einen ist sie allerdings nur aus einem übernatürlichen Subjekt, aus Gott zu erklären, für den Historischen Materialismus ist sie selbst schon als Geschichte einer natürlichen Gesellschaftsbildung zu verstehen, welche als Natur des Menschen in der Natur seiner gesellschaftlichen Intelligenz aufgeht. Zweifellos ist die Basis aller Lebensprozesse die Bildung großer Kohlenstoffmoleküle zur DNA, die aus der Variabilität einer Verbindung in der Alufeinenderfolge von vier Atomen zu einem universalen Informationsträger geworden ist, der zudem an das Negativ seiner Informationskette sich zu einer Doppelhelix stabil verbunden bleibt, sich aber zugleich auch von ihre trennen lässt und somit neue Positive bilden und binden kann. Das so entstandene Gen ist dadurch die Grundlage der seine Fortpflanzungsfähigkeit des Lebens. Es lässt sich zudem durch die Einwirkung von Strahlen oder chemischen Umweltbedingungen beeinflussen, wodurch auch Genmutationen möglich sind, aus der sich sowohl eine Reduktion, wie auch die Vielfalt des Lebens erklären lassen kann. Mit der Entwicklung des Lebens war jedenfalls die Anlage zu einer bestimmten Entwicklung entstanden: Die Geschichte der Natur, in der zugleich die Menschheitsgeschichte als Menschwerdung der Natur angelegt war. Sie begründete das menschliche Vermögen, durch seine gesellschaftliche Verhältnisse selbst zu einer Naturmacht zu werden. Solange die Menschen noch in der Macht der Natur gebannt blieben, beantworteten vor allem die Naturreligionen die Fragen nach dem Sinn des Lebens, die Fragen nach einer Begründung des lebendigen Seins. Mit der Entwicklung komplexer sozialer Verhältnisse traten zunächst andere Religionen dafür ein, dass sie durch ein überkosmisches Subjekt, durch einen Gott, geschaffen und "geschenkt" worden sei. Mit der Entwicklung der Naturwissenschaften ging diese Beantwortung mehr in der weitergehenden Frage auf, welche nach der Intelligenz des Lebens in ihm selbst, in seinem stofflichen Dasein sucht: Die Frage, welchen Sinn es selbst verfolgt, woraus sich auch ergeben würde, wie es entstanden war. Leben muss nicht aus einem höheren Sinn, aus einer vorausgesetzten Intelligenz gebildet sein, wenn man die Grundlagen seiner Intelligenz in der Materie selbst und deren Vererbung begreifen kann. Dass Leben nur zufällig entstanden sei, wird heute auch mathematisch verworfen. Es ist völlig unwahrscheinlich, dass sich lebendige Organismen überhaupt ohne einen Grund hätten bilden können, also nicht durch beliebige Ereignisse entstehen konnten. Schon die ersten Lebewesen, Bakterien, welche selbst noch keinen Zellkern und also auch keinen Organismus hatten, bildeten sich nicht als stoffliche Konstrukte, die zufällig aufeinandertrafen, sondern aus jenen energetischen Beziehungen, welche die Stoffe auf der Erde aus sich heraus schon dadurch hatten, dass ihre Synergie Eigenheiten einer Vorform des Lebens hervorbrachte, die zunächst nur als Plasma existierten, die eine bestimmt Diffusion von Stoffen bewirkten, wodurch dieses zu einer Art Haut wurde, die eine Sphäre von der anderen sowohl trennte, die sie auch in hierdurch bestimmten stofflichen Beziehungen vermittelte. Indem sich diese Haut schließlich zusammenzog und eingerundet zusammenschloss, entstand eine Zelle, die durch ihren Stoffwechsel bestimmt war und dadurch lebendig wurde, dass sie ihre Ausscheidungen von dem unterscheiden konnte, wodurch sie im Innern wachsen konnte. Es war der Ursprung einer Intelligenz (siehe natürliche Intelligenz), die sich im Verhalten eines Plasmakörpers zu seiner "Außenwelt" entwickelte. So entstanden Einzeller, die sich schließlich auch zu komplexen Organismen entwickeln konnten. In der Phylogenese ergab sich aus chemotaktischen Signalwirkungen ein zielgerichtetes Verhalten der Reproduktion, und damit des fundamentalste Verhältnis des Lebens zu sich selbst und über sein Sosein hinaus sich bestärkend. Chemotaxis ist daher eine der grundlegendsten physiologischen Zellreaktionen, die schon als Grundform einer natürlichen Intelligenz des Lebens zu verstehen ist. "In den frühen Entwicklungsphasen der Phylogenese war das Entstehen von Rezeptorsystemen für die Erkennung von schädlichen und günstigen Substanzen für einzellige Organismen von bedeutendem Vorteil. Umfangreiche Analysen chemotaktischer Abläufe des eukaryontischen Protozoons Tetrahymena pyriformis und der Konsensussequenz auftretender Aminosäuren in der Ursuppe deuten auf eine gute Korrelation zwischen chemotaktischen Eigenschaften dieser relativ einfachen organischen Moleküle und der Entwicklung der Erde hin. Daher nahm man an, dass frühzeitig aufgetretene Moleküle (z. B. Glycin, Glutamin, Prolin) chemisch sehr anziehend wirken und später aufgetretene (z. B. Tyrosin, Tryptophan, Phenylalanin) chemisch abweisend wirken." (Wikipedia: Chemotaxis) Es ist längst bewiesen, dass sich vor allem aus der Beziehung von Sauerstoff und Wasserstoff, die sich in den Schloten der Meeresvulkane mit Methan verbanden und durch die Erdwärme zu Aminosäuren hochkochten, die Grundlagen des Lebens entstanden waren, weil diese Säuren sich in ihrer exakten Molekülstruktur kopieren konnten. Indem die auf diese Weise entstandene Ribonukleinsäure umher treibende Fette anzog und eine Doppelmembran daraus bildete, sind die ersten Lebenszellen, die Schwefelbakterien entstanden. Sie waren von daher eine Energieform von Stoffen, die mit der Entstehung der Erde schon gegeben war. Sie vermehrte sich durch die speziellen Anziehungskräfte eindeutiger Beziehungspaare ihrer Atomstrukturen, die in der Lage waren, sich zu lösen und mit einem neuen Partner gleicher Art als Molekül zu verdoppeln. Die Aminosäurenstruktur ist daher als Grundform des Lebens, das durch bloße Verdopplung gegensinniger Eigenschaften sich schon vermehrte und potenzierte und sich zugleich auch in anderen Stoffbeziehungen, anderen "Kopien" seiner Struktur durch die Anwesenheit anderer Stoffe auch zu anderem entfalten konnte. Die Intelligenz dieser Entfaltung war zum einen an die Verfügbarkeit von Stoffen gebunden und zugleich ein Streben nach energetischer Komplexität, nach komplexeren Beziehungen ihrer Energie, die sich auch als Lebensenergie fassen lässt, welche sich dadurch vermehrt, dass sie immer vielfältiger wird. Sie beruht auf der Verbrennung vorhandener Stoffe zur Erzeugung einer Vielfalt neuer Stoffe und stofflichen Beziehung, welche schließlich die Natur des Lebens gebildet hat. Jede Verbrennung hat ein bestimmtes Verhältnis zu ihrer Asche, das mehr oder weniger Energie enthielt. Bestimmte Stoffe bildeten optimale Verbrennungsverhältnisse, worin der Verbrennungsrückstand optimierter Stoff und die Verbrennung selbst optimierte Energie war und in diesem Verhältnis affin füreinander blieben. So war eine quantitative Beziehung, also eine Affinität verschiedener Stoffe auf die Welt gekommen, welche sich als stoffliche Energie aus einer nach ihrer Masse ausgerichteten Verbrennung bildete, die in ihrer Umwelt eine Schlacke hinterließ, die wiederum neue Beziehungen in anderer Verbrennung einging. Die bislang rein stofflichen Beziehungen wurden hierdurch zu einer Art Natur, in welcher die unterschiedlichsten Beziehungen der Stoffe in dieser Ausrichtung bezogen blieben, und worin sich Verbrennung und Rückstand in den verschiedensten Formen und Gestaltungen erneuerten. Die wichtigsten waren Wasser, Luft und Erde. Die ersten Organismen hatten sich selbst aus organischen Verschmelzungen von Bakterien, aus Symbiosen ihres Zellstoffwechsels so fortgebildet, dass sie in der Lage waren, neue Zellen nach Maßgabe ihrer Funktionsnotwendigkeit zur Energieerhaltung und -Potenzierung durch Einbeziehung entsprechender Stoffe zu bilden und diese nur dadurch erreichen konnten, dass sie sich in diesem Streben verbinden konnten und kommunizierten. Schon die einfachsten Bakterien bestanden in Schwärmen, die sich kontrahieren und abstießen, je nach Bedarf ihrer Selbsterhaltung und Vermehrung. Sie entwickelten einen Sinn für ihre Umwelt, der intelligent genug war, um sie zu manipulieren und somit diesen Bedarf befriedigen konnten. Z.B. belegt dies heute noch das Meeresleuchten, das nichts anderes als eine Zusammenrottung leuchtender Bakterien ist, die sich durch die kollektive Verstärkung ihrer Leuchtkraft als Nahrung für Fische interessant machten, um in deren Körper leben zu können, ihren Wirt zu finden. So entstanden Strukturen, welche durch ihre Funktionalität intelligent waren, weil sie ihren Stoffwechsel ihrer Umgebung anpassen und aus der Schlacke ihrer Beziehung auch neue Stoffe (z.B. Kalk durch Korallen) entwickeln konnten. In den Schlämmen an den Flussufern und Meeresrändern bildete sich durch die Sonneneinstrahlung aus Magnesium und Stickstoff Chlorophyll, das einfache einzellige Pflanzen, als erste die Kieselalgen, hervorbrachte, die durch die Photosynthese in der Lage waren, sich durch die Aufnahme von Kohlendioxyd und die Abgabe von Sauerstoff als Lebensgrundlage eines natürlichen Stoffwechsels zu entwickeln. Die ersten Tiere, Bakterien, die sich als Protozoen (Urtiere) verhielten, fraßen diese. In ihnen entstand aus dem Chlorophyll durch Einbindung von Eisen das Bakteriochlorophyll (anoxygene Phototrophe), das in der Lage war, Kohlendioxyd herzustellen. Es war die Grundform des Hämoglobins, welches sich im Blut der höheren Arten entwickeln sollte. Die Tiere verdauten die Pflanzen durch Verbrennung mit Sauerstoff und schieden das hieraus entstandene Kohlendioxyd und Exkremente mit neuen stofflichen Zusammensetzungen aus, welches sie wiederum zur Lebensgrundlage der Pflanzen werden ließ. Der Naturkreislauf war entwickelt. Die weiteren Spannungen in ihrer Beziehung aufeinander mussten schließlich ihrer materiellen Energieform folgen und haben sich von daher zu neuen organischen Formen und schließlich zur Fortentwicklung weiterer Organe (z.B. Greifer, Bewegungsorgane und Sinneszellen) und Organismen aufzuheben verstanden. Die Voraussetzungen der Natur und des Lebens waren demnach Zellen, die in ihrer Verschmelzung eine Energie bildeten, die größer war, als die, welche in sie eingegangen ist. Sie bildeten eine stoffliche Masse, die eine eigene Wirkung dadurch hatte, dass ihre Stofflichkeit selbst anziehende und abstoßende Kräfte beinhaltet und die dadurch in Bewegung geraten war, dass ihre Teile sich wechselseitig beeindruckten. Sie bildeten eine unendliche Bewegung materieller Zusammenhänge, die in der Lage waren, ihre Energie zu verstofflichen und auch neue Stoffe zu bilden. Die so entstandenen Stoffe befanden sich in einem Zustand beständig wechselnder Energieformen, der sich in atomaren und molekularen Beziehungen ausrichtete. Im Streben nach einem ausgerichteten Zustand war die Verbrennung von Sauerstoff eine der stabilsten stofflichen Beziehungen. Von daher war eine Ausrichtung der Verbrennung zur Optimierung einer Energieform entstanden, die noch rein stofflich und leblos war, die aber allem Leben auf der Erde vorausgesetzt ist. Die ersten natürlichen Beziehungen waren dadurch entstanden, dass diese Stoffe einander so durchdrungen hatten, dass sie in bestimmten Massenverhältnissen verbrannten und eine Schlacke hinterließen, die selbst wieder als Stoff weiterer Verbrennungen verfügbar war. Durch die Initialzündung des Lebens an den Vulkanschloten der Meere und durch die stoffliche Konzentration in den Schlämmen war es möglich geworden. Seine Entfaltung jedoch hat sich geschichtlich durch die Intelligenz der Lebenstätigkeit selbst entwickelt. Die Frage, wie hierin Leben sich entfalten konnte, lässt sich daher nicht logisch beantworten, weil Leben selbst nur subjektiv sein kann, weil es nicht logisch, wohl aber intelligent entscheidet, auch wenn es nach Vollzug logisch erscheinen mag. Es gibt von daher keinen Schöpfungsakt als solchen, nicht die Entscheidung einer vorausgesetzten Intelligenz, wohl aber eine Intelligenz der Stoffe, die in ihrer Affinität beständig wurden und aus ihrer Beständigkeit neue Stoffe bildeten, sie sich hieraus erklärten und also eine bestimmte Entstehungsgeschichte in sich forttrugen. Dies macht wohl die erste wirkliche Grundlage der Natur und damit allen Lebens aus. Es ist die Wirkung bestimmter Austauschverhältnisse von Stoffen, die in ihrer Verbrennung optimale Energienutzung und für weitere Entwicklungen optimale stoffliche Produkte hinterließen. Die Natur ist demnach ein hieraus entstandenes Streben nach optimaler Verbrennung, der Stoffwechsel selbst die ursprünglichste Bedingung ihrer wesentlichsten Tätigkeit, der Fortpflanzung. Die Intelligenz der so gebildeten stofflichen Verbindung kam dadurch zu einem eigenständigen Leben, dass sich darin stoffliche Verbindungen ergaben, die ihre stoffliche Beziehung nicht nur vollziehen, sondern sie schließlich irgendwann auch selbst veranlassen konnten, die also ein Streben entwickelten, sich bestimmten Stoffen im Zweck ihrer Natürlichkeit anzunähern, um optimale Verbrennungsverhältnisse fortzutragen und in stofflicher Gestalt, also in der Affinität bestimmter Massenverhältnisse sich diese zu "merken". Leben begründete sich also auf der "Intelligenz" einer Wechselbeziehung der Stoffe, auf einem Stoffwechsel, der veranlasst werden konnte und so die Natur bildete und entwickelte. Aus dieser Verbrennung war demnach also eine Kraft entstanden, die keinen unmittelbaren stofflichen Grund hatte, sondern auf einer Vermittlung gründete, die aus vielen vorausgesetzten stofflichen Verbindungen hervorgegangen war und einen Stoff bildete, der sich aus ihrer bestimmten Vermittlung in ihrer Verbrennung als bestimmter Stoffwechsel ergeben hatte. Es war so etwas wie eine "intelligente Stofflichkeit" entstanden. Indem Sauerstoff zum Zweck dieses Stoffwechsel verbrannt wurde, war ein stoffliches Subjekt entstanden, das an dieser Verbrennung, also an einer Verbindung mit Sauerstoff "interessiert" war und hierfür eine stoffliche Verbindung erzeugen konnte, in welcher sich die Schlacke auch wieder regenerieren konnte. Dies aber verlangte die Fähigkeit, aus einem bestimmten toten Stoff Energie zu entwickeln und Asche in einem Verhältnis abzusondern, in welcher sie selbst als erneuerter Stoff für Verbrennungen eingehen konnte. Alles Leben gründet auf diesem Stoffwechsel, der sowohl Kraft entfaltet als auch stoffliche Reduktion in einem organischen Zusammenhang, in einem Organismus betreibt. Im Unterschied zum toten Stoff, in welchem sich Masse und Energie lediglich verhalten, war Leben als Subjekt des Stoffwechsels, als ein "interessierter Stoff" entstanden, der sich selbst diesem Interesse adäquat verhalten konnte, weil er selbst ein Verlangen, ein notwendiges Bedürfnis nach Einverleibung eines bestimmten Stoffes entwickelt hatte. Die ersten Lebewesen, die Mitochondrien, worin dies stattfand und auch heute noch stattfindet, hatten somit ein Lebensinteresse, das ihnen einen Sinn für die Mittel hierfür nötig machte. Sie sind das "Lebensgeheimnis" einer jeden lebenden Zelle. Leben entstand also, indem ein Stoff im anderen Sinn für sich gefunden hatte. Es begründete sich durch die Naturempfindung, die ein Wesen ausmacht, das in der Lage ist, andere Stoffe für sich aufzunehmen, sie sich einzuverleiben und in der Beziehung auf sich zu unterscheiden und die Schlacke, welche diese Beziehung erzeugt, wieder auszuscheiden. Es war wohl diese Selbstunterscheidung, die Beziehung, Bekräftigung und Aussonderung, die Grundform einer Erkenntnis, welche alles Leben begründete. Leben besteht zu allererst aus dieser Intelligenz. Das erste Lebenszeichen war demnach ein Sinn, durch welchen Stoffe für den Stoffwechsel als sinnvoll erkannt wurden. Er entwickelte sich zu einem bestimmten Sinn für einen stofflichen Zusammenhang, einem Grund, für welchen Stoffe sich einfügen lassen und zusammenfügen und wonach sich auch Organe zur Empfindung anderer Stoffe entwickelten. Es waren die ersten Subjekte, welche sich Stoffe zu ihrem Objekt machten und sich selbst darin verobjektivierten. In der Empfindung von anderem hatten sie zugleich eine Beziehung zu sich, bildeten sich, wie es durch ihre Natur geboten war, also in der Beziehung zu ihrer Umwelt. Ihre Selbsterhaltung war dadurch zugleich Selbsterzeugung, die zur Selbstentfaltung wurde, indem sich diese Naturwesen zu sich selbst verhalten, sich fortpflanzen und entfalten konnten. Leben ist daher Subjektivität, also Selbsterzeugung, Selbsterhaltung und Selbstentfaltung, Reichhaltigkeit an natürlicher Bezogenheit, an Naturempfindungen, aus denen alle weiteren Empfindungen sich ergeben, die eigenes Wachstum, also Bewegung durch sich und um seiner selbst Willen begründen. Leben setzt nicht das Tote voraus, denn der Tod ist durch das Leben erst bestimmt als die Individualität seiner Aufhebung, aus der heraus das Leben sich erst wirklich allgemein setzen kann, in der Beschränktheit seiner Individualität, im Sterben der Individuen sich überhaupt fortträgt, fortpflanzt und entfacht. Leben trägt praktisch in sich, was es theoretisch voraussetzt. Es ist entstanden, indem sich in der vorhandenen Materie Sinn gebildet hatte, Sinn für sich und anderes. Der Sinn ist das lebende Produkt der Naturgeschichte der Materie als geschichtliche Natur des Lebens; die Sinnbildung selbst ist Leben als Prozess, Naturgeschichte der Sinnlichkeit. Diese Geschichte ist immer materiell, weil Sinn selbst nur als Verhältnis der Materie besteht, als Verhalten von toter und lebender Materie, als lebender Stoff im Stoffwechsel des Lebens. Das Lebende bezieht sich hierbei erkennend auf das Tote, bildet sich in der Kenntnis hiervon, nimmt es auf und stößt es ab und weiß dies in sich (siehe Gewissheit). Von daher ist diese Erkenntnis grundlegende Notwendigkeit für jeden Lebensprozess. Leben geht zugrunde, wenn es der bloßen Notwendigkeit unterworfen bleibt, weil es unmittelbare Freiheit ist: "Die Lebensgefahr für jedes Wesen besteht darin, sich selbst zu verlieren. Die Unfreiheit ist daher die eigentliche Todesgefahr für den Menschen." (K. Marx, MEW 1, 60) Dass das Lebende das Tote empfindet, zeigt sich an den urtümlichsten und einfachsten Verhältnissen des Stoffwechsels und der Assimilation. Die Fähigkeit, Stoffe für sich adäquat aufzunehmen und zu verdauen und die Schlacke abzusondern, macht den ersten Sinn in der Natur für die Natur aus. Indem Maße, wie lebende Zellen die Asche der Sauerstoffverbrennung nicht ausscheiden können, altern sie und nähern sich ihrem Tod. Ohne Empfindung für das, was dem Leben schadet, ist es nicht möglich. Auch die Nervenzellen verfahren ähnlich, wenn sie sich ein Bild von ihrer Umwelt machen und sogar in der Lage sind, diese zur eigenen Gestalt zu bringen, z.B. in den Tarnfarben, die Tiere aus ihrer Umgebung beziehen und erzeugen können. Schon Hegels System der Sensibilität hat diesen Gedanken aufgenommen, als er das Nerven-, das Blut- und das Verdauungssystem als Totalität der natürlichen Gestalt auffasste, und diese schon als pflanzlichen Sinn begriffen hatte (Hegel, Enzyklopädie §354). Der Sinn ist selbst eine Erkenntnis, indem er sich zur toten Materie wesentlich verhält als Sinn für sie, wie er auch die erste Erkenntnis für sich dadurch ist, in diesem Verhalten die Fähigkeit zu haben, Totes von Lebendem zu scheiden und auszuscheiden, sich darin zu bilden und tätig zu sein und als wirkliches, also Wirkung habendes Leben herauszubilden. So wie das Leben als Sinn der materiellen Natur entstanden ist, so ist der Sinn das Leben mit ihr. Die ganze Sinnbildung kann nichts anderes sein, als eine Naturgeschichte, die sich für sich begeistert hat. Der Geist selbst ist unmittelbar sinnlich, auch wenn er Verhältnisse eingeht, in denen er sich von seiner sinnlichen Natur entfernt, um auf sie wieder zurückzukommen. "Die Entstehungsgeschichte des Menschen ist die Bildungsgeschichte seiner Sinne" (Marx). Und diese ist nicht als solche nicht bestimmt, also ohne Ende. Die Aufklärung versteht jede Bildung als Mittel zu einem höheren Zweck. In diesem Sinn hatte auch Darwin seine Selektionstheorie entwickelt. Er sah den Zweck schon in der Natur als Prinzip der Selektion, welche die fortschrittlichen Fähigkeiten durch Fortpflanzung vermehrt und ausbreitet. So beflügelte er das moderne Prinzip eines höheren Nutzen der Selektion und wurde in diesem Sinn auch gerne von Reaktionären überinterpretiert. Aber in seinem Denkansatz waren sie auch leicht zu bestätigen, steckt darin doch ein schlichter Utilitarismus der Auslese in einer naturwissenschaftlichen Verkleidung, die eigentlich Naturmythologie ist. Es ist dem Darwinismus entgegenzuhalten, dass er eine Lebensgeschichte des Untergangs vorstellt. Für ihn ist die Sinnbildung des Lebens zufällig, die Vernichtung von "Lebensunfähigkeit" vernünftig. Im Grunde vollstreckt er theoretisch die Vernunft einer Vergänglichkeit von Lebensvielfalt - ein Widersinn in sich. Warum sollte Leben sich entfalten und dann auf das Machbare reduzieren? Es mag verschwenderisch für den erscheinen, der damit haushalten will, aber seiner Sinne ist es damit enthoben. Warum diese sich ändern und warum Leben selbst Sinn bildet, ist dem Darwinismus als Verstand der Aufklärung fremd und zugleich Grundlage von einer der schlimmsten Gesellschaftstheorien der Geschichte (siehe auch Rassismus). Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist genauso leblos wie die Frage nach dem Sinn des Atmens, dem Sinn der Erkenntnis, dem Sinn der Liebe usw. Indem ich atme, erkenne, liebe usw. lebe ich. Das Leben kann keinen anderen Sinn haben als den Sinn, den die Menschen für ihr Leben haben und äußern. Indem sie dies befragen, vollziehen sie den Selbstwiderspruch, der sie an sich zweifeln lassen müsste, um Selbstkritik zu werden: Atme, erkenne, liebe ich nicht oder vielleicht nicht ganz richtig? Muss ich also mein eigenes Leben verneinen, es als falsches begreifen, um richtig leben zu können (siehe Adorno: "Es gibt kein richtiges Leben im falschen")? Was aber kann dann richtiges Leben, richtiges Atmen, richtiges Erkennen, richtiges Lieben usw. sein, das ich nicht kenne, dessen ich nicht fähig bin, das mich fragen lässt und zugleich meine Frage verneint indem sie mich verneint? Es stellt die Frage nach dem Sinn des Lebens als Suche nach dem richtigen Leben. Diese Frage ist ein Widersinn. Sie kann gar nicht nur Frage sein; sie ist zugleich Antwort: Erscheint das geäußerte Leben sinnlos, so haben die Menschen ihre Sinne nicht wirklich außer sich, haben nicht ihre Natur verwirklicht und keine Wirklichkeit ihrer Natur. Sie sind also selbst von Sinnen, wenn sie ihre Welt nicht als ihre Natur erleben. Ihr Leben ist wirkungslos, also unwirklich - ein Unding in sich. Doch Leben kann nicht sinnlos sein, es selbst ist der Sinn, der Unsinn von sich scheidet, ausscheidet und sich über die Ausscheidung bildet. In der Ausscheidung existiert die Asche vergangenen Lebens, der reine Stoff, der kein Leben mehr hat, kein Wesen und daher verwest und wirklich zu Unsinn geworden ist, nicht mehr waltet und keine Welt mehr hat, tote Natur geworden ist. Über das Leben nachdenken kann also nur heißen, über die Welt und ihre Natur nachzudenken. Leben kann eben auch unsinnig erscheinen, wo es sich in widersprüchlicher Form gestaltet (siehe Formbestimmung). Es ist hierdurch aber kein falsches Leben, weil es keine falsche Natur geben kann, weil eben richtiges zugleich auch falsch werden kann, sich gegen sich selbst verhalten kann, sich selbst fremd wird, wo es sich gegen sich selbst verselbständigt (siehe Entfremdung) und hierdurch unwahr wird (siehe Wahrheit). Leben lässt sich in vielerlei Hinsicht beschreiben, je nach Einsicht in seine Bewegung und Bewegtheit, ohne dass dies widersprüchlich wäre. Einmal ist es vielleicht der Funke, der aus dem Wesen sprüht, das Sein, das sich die Finsternis gebar (frei nach Goethes Faust S.47), ein andermal ist es der Sinn der Natur, die sich selbst hervorbringende, reproduzierende und aus sich schöpfende Kraft, die alles erfüllt, das sich als Ursprung seiner Wirklichkeit erkennt. Leben erhält sich selbst, pflanzt sich fort, dehnt sich aus, überwindet sich selbst als reine Stofflichkeit und treibt fortwährend zu einer sinnvollen Beziehung der Stoffe, welche sich in einem lebenden Subjekt vermitteln als sein Stoffwechsel und seine Sinnbildung als ein und dasselbe. Diese ist daher seine notwendige und subjektive Beziehung auf andere Subjekte: Gesellschaftlich wirkliches Sein der menschlichen Natur im natürlichen Verhältnis der Menschen. Leben ist die Natur der Geschichte und die Geschichte der Natur in einem, die als gesellschaftliche Naturgestalt Resultat ihrer Sinnbildung, subjektiv wie objektiv gesellschaftlich ist. Leben ist der Sinn, welchen der Stoff in seinem beständigen Wechsel bildet und den er hat, wenn er im Wechsel sich verändert und als anderes ist. Sinn ist die Revolutionierung, die sich selbst erneuernde Wiederkehr des Stoffes, indem er die Menschen zur Natur und die Natur zum Menschen, den Stoff selbst zum Menschensein treibt. Darin besteht die natürliche Identität jeder Gesellschaft, welche die Mittel ihres Geistes als sinnbildenden Stoffwechsel hat, als ihren wirklichen Reichtum, als Lebensbereicherung durch gesellschaftliche Sinnbildung. Leben bildet sich daher nicht und entwickelt sich nicht in seiner Beschränkung und Ausrottung (vergl. Darwinismus), als ob es sich erst aus der Überwindung seines Überflusses ergäbe; es bildet sich immer wieder als neues Leben, wenn die Verbindung, die es eingeht, auch Neues erzeugt, dieses als sein eigenes Erzeugnis und als seine Erneuerung dadurch bildet, dass es ein altes Wesen bewährt und freisetzt, sich darauf gründet, um es in seiner Verwirklichung der Verwesung zu überlassen. Leben entsteht und bestärkt sich nicht als Überlebendes im Kampf der Sinne (es müsste reiner Unsinn sein!), es entsteht aus seiner eigenen Fortbestimmung in und durch anderes Leben (Fortpflanzung). Es entsteht in der Besinnung seines Werdens, Sinnfindung im Wechsel der Stoffe, worin es erst wirklich (weil praktisch) zum stofflichen Leben kommt. Leben ist nicht teleologisch; es ist prinzipiell unlogisch, fraglos, grundlos, folgenlos. Es ist prinzipienlos begründet; - aber es selbst erklärt sich aus seinem Gewordensein als ein durch sich selbst wie durch andere begeisterter Stoffwechsel. Das Leben hat Sinn, weil es sinnlich ist und weil sinnlich sein heißt, sinnbildend zu sein. Im Sinn hat der Stoff seinen Geist, wie er selbst anderer Stoff nur ist, durch seine Begeisterung, durch sein gesellschaftliches Sein, durch seine Beziehung auf andere. Der Stoff hat seinen Sinn im Leben erkoren, gesucht und gefunden, assimiliert und dissimiliert. Das Leben hat sich selbst als Sinn im Wechsel der Stoffe gebildet, sich Nahrung gegeben, Bewegung verschafft und fortgepflanzt. Es hat in seiner Ausdehnung seinen Sinn bestätigt und bestärkt, indem es sich darin verfeinert und beschränkt. Leben ist der sich selbst fortwährend bildende Sinn. Die Sinnbildung ist die innerste Lebenstätigkeit, die in der pflanzlichen wie tierischen Natur bis hin zum Menschen tätig und leidend ist, Wachstum und Siechtum begründet und sich durch immer neue Gestaltungen bestätigt. "Die Entwicklung der fünf Sinne des Menschen ist das Resultat der bisherigen Weltgeschichte" (Marx, MEW 40). Leben entwickelt sich auch in seinem Tod. Er ist notwendige Erneuerung, Entfaltung und Subjektwerdung des hieraus Geborenen. Von daher ist der Tod nur das verschwindende Moment des Lebens, die "Kränkung des Individuums" (Marx), welches ihm verfällt und verwest, sein individuelles Wesen verliert um sein allgemeines Wesen in der Naturgeschichte der Menschen zu gewinnen. Der Tod beweist nur die Endlichkeit seines Daseins, die Verletzlichkeit des Lebens. Leben ist ohne Tod undenkbar; es gestaltet sich darin, ihn als seine wesentliche Verletzung zu leiden. Jeder Schmerz, welcher im Leben auftritt, zeugt von seinem Leiden und erzeugt als Lebenstätigkeit, als Leidenschaft, in gleicher Weise sein Wachstum, seine Rückführung auf sich als Erneuerung seines Seins. Leben ist wirkliches, das heißt tätiges Leiden, den "Leiden heißt sinnlich sein" (Marx). Dies ist ganz im Gegensatz zur Larmoyanz der Lebensbergung, dem Räsonieren der Beschädigung, welche Schmerzen auslösen. Diese wendet Leiden in die Reflexion des Beschädigtseins, eigentlich in die reflektierte Schmerzhaftigkeit, in den abgehobenen Schmerz, in die Grundlosigkeit von Verletzung. Die Beschreibung des beschädigten Lebens (siehe "Minima Moralia" von Adorno) erweckt somit auch eher die Hoffnung auf Erlösung, als dass sie Leben ergründet und Schmerz wendet. Leben wird in der subjektiven Philosophie (Schopenhauer, Nietzsche) als Ausdruck des Willens angesehen. Wesentlich würde es sich daraus ergeben, dass mit Willen begabte Wesen Leben gestalten würden - eben weil sie es wollten. Dies zeige sich aus der ganzen Geschichte der Natur und der Menschheit. Bei solcher Lebensbetrachtung aber zeigen sich nur Resultate. Die konkreten Willensverhältnisse bestanden immer aus Kämpfen und Kriegen, die zum Niedergang eines "Willens" zugunsten der Macht eines anderen führten. Bleibt die triste altmütterliche Borniertheit: Leben heißt Kämpfen? Willensverhältnisse sind eher paralytisch, als dass sie Leben zeigen. Wille unmittelbar gibt es nicht ohne die Mittel seiner Realisation - und somit kann Wille selbst nicht wesentlich sein: Er besteht nur durch seine Mittel und ist zweckhafte Relation einer gegebenen Vermittlung. Für sich ist der Wille nichts ohne seine Voraussetzung und somit leblos. Nur durch seine Mittel wird ein Wille mächtig - nicht unbedingt gegen anderen Willen, sondern schon gegen jede Macht, die Mittel zur Willensentfaltung bietet. Wille will die Ohnmacht des anderen, kann sich nur mit Macht durchsetzen (siehe Logik der Kultur, Teil 3). Es ist solche subjektive Ideologie daher immer reaktionär, eine Legitimationsideologie von Willkür, die der Machterhaltung dient. In der objektiven Philosophie (z.B. Kant, Hegel, Freud) wird eher das Bedürfnis als Lebensgrundlage angesehen, also das Verlangen des Menschen nach Objekten, die er sich für seine Bedürfnisse zurichten muss und denen er erliegt, wenn er ihrer nicht Herr wird. Es ist wesentlich der Standpunkt der Aufklärung, der sich zwischen Selbstentfaltung und Selbstbeschränkung zerreibt und der Geschichte die Idee der Erfüllung und Erlösung beigibt. Es ist eine mehr oder weniger deutlich formulierte Ideologie des Fortschrittsglaubens. In den pragmatischen Theorien kommt Leben fast nur noch als Theorie der Lebenserfahrung und des Lernens zur Verwendung für Lebenshilfen vor. Jeder Lebensbegriff setzt das Begreifen und das Begriffene dem Leben voraus und widerlegt sich somit selbst, wie er auch jede theoretische Philosophie als Theologie, als Spekulation auf einen Lebensspender, auf einen vorausgesetzten, unerfüllten Lebenssinn beweist. Leben kann keinen Begriff haben. Es ist Sein von Geist und Sinn in seiner Unmittelbarkeit, Rückhaltlosigkeit und Liebe als Tätigkeit des Lebensmuts. Es besteht aus der beständigen Entfaltung und Rückkehr des Lebenskerns durch die Bewegung und Ausbreitung seines Sinns (im weitesten Sinne des Wortes). Leben besteht aus dem Übergang von Stoff und Geist in der Assimilation und Reproduktion als pulsierendes Wesen, das seiner selbst genug ist, und seinen Sinn in seiner Ausbreitung dadurch bestärkt, dass er nichts nötig hat, außer seiner Entfaltung, Bereicherung seines Verhältnisses zu sich selbst. Es selbst ist unlogisch und undialektisch (dies im Gegensatz zu Engels "Dialektik der Natur", siehe auch Logik) und nur durch seine Endlichkeit unendlich. Die Verwirklichung von Leben ist die Entwirklichung von Tod, der darin zu einem verschwindenden Moment des Lebens wird. Leben besteht nur in dieser Wirklichkeit und kann daher weder richtig noch falsch, weder Wahrheit noch Täuschung sein. Sie ist menschliche Geschichte, auch wenn sie in Zuständen des Todes und der Barbarei in ihrem Entschluss verharrt, solange deren Logik nicht begriffen ist und Lebenswerte das Leben ersetzen. Dass diese selbst schon tödliche Denkformen eines gegen sich selbst abstrakten Denkens sind, ist eine grundlegende Erkenntnis des Historischen Materialismus, der sich aus der Erklärung der Welt, aus der Aufklärung gelöst hat (siehe Philosophie) und den Menschen in seiner Praxis als sich selbst äußerndes, aber auch entäußertes Wesen begreift (siehe Arbeit). Er setzt sich wesentlich praktisch gegen die Entfremdung des menschlichen Wesens in der Versteinerung seiner Lebensprozesse, in denen sich in der bürgerlichen Gesellschaft die fremden Kräften der Verwertung des Lebens (siehe auch Ökonomie, Entfremdung) als gesellschaftliche Macht im Kapital etabliert haben (siehe auch tote Arbeit). Die Lebenszeit ist nicht unabhängig von der Lebenswelt und nicht einfach natürlich, weder in der Empfindung für sich, noch in der Anzahl der Jahre. Überhaupt ist Zeit nur in Beziehung auf Geschichte und deren Umstände zu begreifen und hat mit dem Leben selbst nur hierdurch zu tun. Das entäußerte Leben ist das Erleben, das vom Leben herausgesetzte Lebensereignis, dessen Sinn alleine im Moment wahr ist, ohne Grund und Folge, ohne Geschichte und Erkenntnis, ganz für sich noch als Moment der Wahrnehmung. Im Erlebnis fließen Ereignisse zusammen, die aus ihrer Geschichte herausgenommen sind, noch ganz in der Erlebensweise das Leben nur reflektieren, das sie vorgeben können, weil es vorgegeben ist: Affirmation der Lebensform (siehe Lebensraum). |
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