Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts wir trinken und trinken wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends wir trinken und trinken Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr anderen spielt weiter zum Tanz auf Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends wir trinken und trinken ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng. (Aus der "Todesfuge" von Paul Celan, geboren am 23. November 1920 in der Bukowina, heute Ukraine. Gestorben ist er im Alter von 49 Jahren in Paris. Wahrscheinlich hat er sich am 20. April 1970 in die Seine gestürzt.) Verzweifele Menschen konstruieren sich oft eine Heilserwartung, in welcher sich eine schmerzhafte Existenz aufheben soll (siehe auch Religion). Aber nur indem ich den Schmerz meiner Wirklichkeit als meine wesentliche Not erkenne (siehe Wesensnot), werde ich zum Subjekt, zu einem Menschen, der darin tätig ist, und dessen Leben sich darin erfüllt, die eigene Not zu einem notwendigen Verlangen zu machen, zu einem Bedürfnis, kein Verhältnis anzuerkennen, das den Menschen unter die Umstände seines Lebens stellt, sich ihnen unterwirft. Dieses Bedürfnis enthält die Erkenntnis, dass der besessene Reichtum den Menschen selbst besitzt, ihn zu einer Sache herabsetzt, ihn zu einem beherrschten Wesen macht, das keine Selbstachtung mehr haben kann und darob Geltung gegen jede Verachtung also auch gegen seine Selbstverachtung gewinnen muss. In diesem Sinne bezeichnet Adorno solches Leben als "beschädigtes Leben", das ihm als verwundet vorkommt. Es ist die Auffassung der Negativen Dialektik, das Anderssein der Welt aus der Verwundung des Menschen zu begründen als gänzlich anderes Wesentlichsein. Sie wendet sich allerdings in solcher Begrifflichkeit vom Grund des Schmerzes dadurch ab, dass sie lediglich seiner Heilung, seiner Erlösung sich hinwenden kann, zum Glauben wird. Darin wird er veräußert und als traumatische Welterfahrung für eine anderen Welt geheilt, d.h. zum Heil gewendet. Das Dasein der zwischenmmenschlichen Beziehungen wird in bürgerlichen Lebensverhältnissen vermittelt und erfüllt sich über unzählige Lebensverpflichtungen (siehe Lebenspflicht). Diese beengen die Selbstwahrnehmungen, besonders die Selbstgefühle, wo sie nicht eingelöst und bestärkt werden können und eine chronische Verunsicherung betreiben. Ihre Enge macht Angst und Angst macht eng. In Wahrheit ist Lebensangst die Angst in der Verdunkelung, das Leben der Nacht, das durch Angst umnachtete Leben eines stetigen Unheils, die abtötung der Lebenskräfte. Beides ist unmittelbar Werden und Vergehen, Stoff des Lebens und dessen Auflösung – nach Paul Celan "schwarze Milch". In bürgerlichen Verhältnissen erscheinen sie jedoch wohlfeil von einander getrennt. Denn Leben ist allen Lebewesen gewiss und Angst entsteht im Niedergang einer sinnlichen Gewissheit, im Verlust eigener Gegenwärtigkeit, im Selbstverlust einer schwindenden Wahrnehmungsidentität. In Ihrer Ungewissheit wird ihr eigener und ihr fremder Inhalt ununterscheidbar und so erzeugt er durch seine Deformation im Gemeinsinn einen mehr oder weniger chronischen Stress der Wahrnehmung. weil deren Selbstgefühle das eigene Empfinden blockieren oder es auch gänzlich ausschalten (siehe auch tote Wahrnehmung), unterwerfen sie ihre Gefühle einer Konstruktion ihrer abstrakten Einheit. Darin suchen sie die Sicherheiten gegen ihre allgemeine Zwiespältigkeit ihrer zwischenmenschlichen Kultur, eine Norm ihrer Zwischenmenschlichkeitt, die für die Erfüllunng ihrer Pflichtigkeiten verbindlich sein muss (siehe hierzu auch Spießbürgerei). Durch das blockierte Empfinden entsteht ein "Teufelskreis" zwischen Subjekt und Objekt der Gefühle und treibt die objektiv bestimmte Wahrnehmung in den Widersinn einer subjektiven Objektivierung, in den "Tunnel" einer objektiven Selbstwahrnehmung. Diese macht die Wahrnehmmung überhaupt immer enger, weil sie um ihre sinnliche Gewissheit, um die Freiheit ihrer eigenen Wahrheit bangen muss, weil die Fremdbestimmung ihrer Wahrnehmungsidentität ihre Wahrheit aufhebt. Durch das blockierte Empfinden entsteht ein "Teufelskreis" zwischen Subjekt und Objekt der Wahrnehmung, der die Gefühle einer Konstruktion ihrer abstrakten Einheit unterwirft (siehe auch Konstruktivismus). Hiergegen erzeugt die bürgerliche Familie einen Zusammenschluss von Gefühlen die sich in einem versammelten Selbstgefühl zu ihrem Familliensinn vereinen und von daher keine eigene Wahrnehmungsidentität haben können. Wo sie in zwischenmenschlichen Verhältnissen symbiotisch und von daher verbindlich werden (siehe hierzu symbiotische Selbstbehauptung), erzeugen sie eine besondereAngst, welche das eigene Lebensvermögen bedroht. Lebensangst ist eine Angst um die Erkennbarkeit, um die Wahrnehmungsidentität in einer allgemeinen und ungewissen Bedrohlichkeit, einer abstrakt allgemein wahrgenommenen Lebensbedrohung. Im Unterschied zur Furcht geht es bei einer Angst nicht um den Sinn, sondern um den Zustand einer Bedrängung, die keinen Ausweg erkennen lässt. Lebensangst ist also eine Angst, die "von innen kommt", die wie der Verlust einer durch Gewohnheit bewährten Selbstbezogenheit, wie eine Selbstauflösung des Erkenntnisvermögens der Selbstwahrnehmung auftritt und letztlich immer einen Selbstverlust darstellt. Darin erscheint eigene Wahrnehmung schlagartig unmöglich, eigene Wahrheit unheimlich. Es geht in solchem Zustand um einen Abgrund der eigenen Wahrnehmung, um die Nichtigkeit der Wahrnehmungsidentität eigener Erkenntnisse, eigener Wahrheit. "Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." (Friedrich Nietzsche: "Jenseits von Gut und Böse") Die Selbstvergegenwärtigung der Menschen in den zwischenmenschlichen Verhältnissen ihrer Lebensburgen können auf Dauer den Sinn ihrer Beziehungen nur durch die Gegenwärtigkeit ihrer einzigartigen Persönlichkeit bewahren und bewähren. In der hierauf gründenden Geschichte ihrer Beziehungen werden sie allerdings durch die wechselseitige Einverleibung ihrer persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten bestimmt und verlieren in der ausschließlichen Selbstbezogenheit ihrer Existenzformationen ihren Sinn für sich und entwickeln im Lauf ihrer persönlichen Geschichte sich selbst zu Prothesen und Surrogaten eines allgemein verinnerlichten Kulturkonsums (siehe hierzu auch Familie). Durch die Ausschließlichkeit ihrer persönlichen Integrität in ihren geschlossenen und mehr oder weniger abgeschiedenen Lebensverhältnissen in ihren Lebensburgen, durch die permanente Sinnentleerung ihrer persönlichen Regeneration in ihrer zwischenmenschlichen Bezogenheit werden die Menschen wesentlich ihrer eigenen Wirklichkeit entrückt. So werden sie sich durch ihre persönliche Entwirklichung unter diesen Lebensbedingungen selbst fremd (siehe Selbstentfremdung) und für einander verrückt. In den geschlossenen Lebensverhältnissen des Kulturkonsums, in den zwischenmenschlichen Verhältnissen der Einverleibung von fremden Lebensäußerungen entsteht Fremdes in eigener Wahrnehmung, entfremdete Selbstwahrnehmung, letztlich tote Wahrnehmung. Lebensangst bricht über eine aufgelöste Fremdidentität aus, verwirklicht sich in einem zirkulären, also tautologischen Bewusstsein (siehe auch reaktionäres Bewusstsein) durch die abstrakte Auflösung tradierter Symbiosen. Dadurch wird eigene Identität getäuscht und sich selbst fremd und also eine Wahrheit des Selbstbewusstseins unmöglich gemacht. "Die Tradition der toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf den Gehirnen der Lebenden. Und wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolutionärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neuen Weltgeschichtsszene aufzuführen. Die soziale Revolution (...) kann ihre Poesie nicht aus der Vergangenheit schöpfen, sondern nur aus der Zukunft. Sie kann nicht mit sich selbst beginnen, bevor sie allen Aberglauben an die Vergangenheit abgestreift hat. Die früheren Revolutionen bedurften der weltgeschichtlichen Rückerinnerung um sich über ihren eigenen Inhalt zu betäuben. Die Revolution (...) muss die Toten begraben lassen, um bei ihrem eigenen Inhalt anzukommen." (MEW 8, Seite 115) Lebensangst ist eine Angst, die ihren Gegenstand nicht mehr kennt, weil seine Entwirklichung selbst schon strukturel verwirklicht ist, weil sie eine Angst um die Nichtigkeit ihrer Existenzform ist, Angst vor einer abwesenden Macht ist, die ihre Entwirklichung dadurch bestimmt, dass sie in der Psyche die objektive Strukturierung ihrer Lebensverhältnisse für sich selbst subjektiv strukturiert, und also die Struktur ihres Lebens über ihr Selbstgefühl in sich selbst psychisch verdoppelt hat. Als diese gedoppelte, als subjektive wie objektive Angst wird die Wahrnehmung selbst von einem subjektiven Objektivismus bestimmt, in dem sie ein Heil im Kampf gegen ihre Objekte sucht. Aber es ist ihr dadurch zugleich unmöglich, ihre Erlösung über ein Bewusstsein ihres objektiven Unheils zu erlangen (siehe Heilserwartung). Die Unwirklichkeit ihrer Wahrnehmung entwickelt das Fiasko einer unwirksamen, einer abgetöteten Wahrnehmung, die sich gegen ihre eigene Gegenwärtigkeit richtet und sich somit selbst dem Potential ihrer Erkenntnis entgegenstellt. Ein Mangel an Gegenwärtigkeit entsteht in einer Wirklichkeit, die sich nur in ihrer Interpretation vergegenwärtigen kann. In der individuellen Angst der Selbstentfremdung bietet die bürgerliche Familie zunächst einen persönlichen Rückzug aus dieser Welt und begründet somit den Lebensraum eines persönlichen Verhältnisses einer zwischenmenschlicher Beziehung, durch die alle Beziehungen außerhalb mehr oder weniger gründlich ausgeschlossen werden und worin durch die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern ihre Gesellschaft als ihre Außenwelt wahrgenommen wird. Sie müssen daher ihre intime Gemeinschaft hiergegen abschirmen und sich ausschließlich schon durch ihr blankes Leben behaupten (siehe Selbstbehauptung), weil sie es vor allem darin vergegenwärtigen können. Die bürgerliche Familie scheint diese zu gewähren oder zu sichern. Die mittelbaren Folgen sind allerdings zwischenmenschlicher Beziehungen der symbiotischen Selbstbehauptung. An sich entsteht Angst immer in einer beklemmenden Ungewissheit - ganz besonders dann, wenn diese nach einem entschlossenen Handeln verlangt und zugleich jeden Entschluss verhindert und ihn oft in sein Gegenteil, in eine prinzipielle Unentschlossenheit verkehrt (siehe hierzu "schlechte Unendlichkeit"). Eine Gesellschaft, in der die Ungewissheit über die Lebensverhältnisse systematisch ist, weil die Konkurrenz der Menschen ihren Standort bestimmt, befördert die Existenzangst eine Lebenspflicht, die ohne Sinn ist, die also sinnlich gerade kein bestimmtes Verhalten zulässt, weil sie auf dem Existenzwert ihrer Wertform gründet. Alle Verhältnisse, die darauf gründen, sind gegen die Urteilskraft der Menschen gleichgültig, befördern ein im Grunde beliebiges Verhalten, das seinen Sinn durch den Nutzen seiner Verwertung ersetzt. In den zwischenmenschlichen Verhältnissen dieser Gesellschaft setzt sich diese Existenzangst daher als Lebensangst um, wo es die persönliche Verwirklichung durch die Nützlichkeit ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen bestimmmt (siehe hierzu Familie). Je dichter die Ungewissheit der menschliche Beziehungen ist, desto größer ist die Angst, die sie um einander und vor einander haben. Und je stärker die Angst, wie sie in den wesentlichen Lebensverhältnissen bestimmt ist, desto größer und häufiger ist die Angst der Menschen um die Gewissheiten ihres Lebens überhaupt. Von daher ist Lebensangst eine strukturell bedingte Angst, eine Beengung der Lebenskräfte, die umso verdeckter ist, wie hiergegen eigenständige Stukturen errichtet werden. Es ist aber nicht die Struktur an sich, die davor gestellt ist, sondern ihre Verselbständigung, die Angst um eigenes Leben totalisiert. Es ist die Verdoppelung ihrer Isolation durch die Form einer Angst, die sie immer unheimlicher werden lässt, weil sie deren Bedrängung verdichtet, als Form der Angst sich durch sich selbst totalisiert. In einer Welt der Zwischenmenschlichkeit, worin der Selbstwert in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen durch eine allgemeine und ausschließliche Selbstbezogenheit der Selbstverwertung herrscht, konkurrieren die Menschen um ihre Liebe und damit um ihre innerste Wahrheit, um ihre Wahrnehmungsidentität. Hier herrscht das Unterschiedlose als das Grauen einer absoluten Bodenlosigkeit ihrer Existenz (siehe hierzu Existenzwert), wodurch ihr Leben beengt und zur Lebensangst ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse geworden war. Lebensangst ist die Angst einer unendlichen Ungewissheit, die Angst vor einer allseits entgegenwärtigten Wahrnehmungsidentität (siehe hierzu z.B. auch Aufmerksamkeitsstörungen), die Angst vor der Wahrheit eines sich selbst fremd gewordenen Seins, die Angst der Selbstentfremdung. In den Lebensverhältnissen einer symbiotischen Selbstbehauptung verliert sich eigene Wahrheit, wenn ihre Ergänzung durch andere ausgeschlossen und sie somit in ihrer Ganzheit abgebrochen und zerteilt wird. Lebensangst ist eine durch Abhängigkeiten von persönlichen Lebensstrukturen in zwischenmenschlichen Verhältnissen gedoppelte Existenzangst, also eine Angst, die durch substanziell Bedrohung des eigenen Wahrheitsvermögens durch den darin verlaufenden Selbstzweifel verunsichert und die Wahrnehmungsidentität schwächt oder auch ganz auflösen kann. Eine hierdurch entfremdete persönliche Wahrnehmungsidentität richtet sich im Zweifel gegen sich selbst und entwickelt in ihrem immer wesentlicher werdenden Selbstzweifel durch dessen Befremndung eine Selbstentfremdung, die einen Selbstverlust bewirkt und die eigene Wahrnehmungsidentität bedroht. Und weil diese Bedrohung völlig unbestimmt erscheint, reflektiert Lebensangst vor allem die Bodenlosigkeit einer zwischenmenschlichen Existenz und ist von daher die Grundlage vieler Ängste, die sich über die allgemeinen Depressionen der Selbstwahrnehmung zu unterschiedlichen Wahrnehmungszuständen ausgestalten (siehe hierzu vor allem Selbstentfremdungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Wahnsinn, Phobien). Innerhalb der Lebensburgen entwickelt sich das abgeschotteten Glück einer heilen Welt, das als Sphäre absoluter Privatheit alle Störung energisch von sich weisen muss (siehe hierzu auch Spießbürger), soweit sich die darin eingeschlossenen Menschen einig sind (siehe Familiensinn). Allerdings sind sie dadurch, dass und soweit sie von ihren öffentlichen Beziehungen absehen ihre Absichten durch ihr zwischenmenschliches Erleben bestätigen und bestärken müssen. So entsteht eine vergemeinschafftete Selbstbehauptung, die von der Funktionsweise ihrer wechselseitigen Bestärkungen abhängig ist und Angst macht, wo das Heil ihrer kleinen Welt scheitert oder auch nur zu scheitern droht. Diese heile Welt birgt daher immer schon ein potenzielles Unheil, das die Menschen immer stärker verbindet auch wo sie sich nicht wirklich verbünden können. Diese Angst tritt vielleicht in Streitereien und Verlustängsten auf, ist aber wesentlich in der bourgoisen Struktur dieser Lebensbündnisse, in der Struktur ihrer Lebensburgen angelegt. Ihre Bedrohung wird zunächst gerne auf äußere Mächte verlegt, erscheint daher aber vor allem als eine innere, unspezifische Angst als ihre Lebensangst, die immer tödliche Abgründe, nämlich den Verlust der gemeinschaftlichen und also auch persönlichen Wahrheit (Identität), Selbstverlust auf allen Ebenen des zwischenmenschlichen Verhaltens erlebt. Sie ist der Ursprung aller verunsicherungen in einer an und für sich heilen Welt und somit die Grundlage der Verrücktheiten, welche die Menschen in ihrerWahrnehmung und Wahrheitsfindung durchmachen, wenn sie die widersprüchlichen Verhältnisse ihrer Herkunft verlassen. Deren Widersprüche erscheinen dann in den Störungen ihrer verlustig gegangenen Selbstwahrnehmung (siehe Selbstverlust), in den Angststörungen (siehe auch Phobien) und Depressionen, den Zuständen zwanghafter Lebenhaltungen und Handlungen (siehe Zwangshandlung) und in der sie verrückenden Überwältigung radikalisierter Selbstzweifel durch Gefühlsstürme, die die Wahrnehmung überhaupt überfluten und entstellt (siehe Psyhosen). In zwischenmenschlichen Beziehungen verhält sich durch die Abwesenheit einer gegenständlichen Wirklichkeit in den Menschen die Angst vor einem Selbstverlust, dem Verlust der Sinnlichkeit ihres Lebens, vor dem Nirwana, dem Loch einer Wahrnehmungsidentität, die sich aus der Unmöglichkeit einer wesentlich sinnlichen Beziehung in zwischenmenschlichen Verhältnissen ergibt und immer wieder scheitern kann, was darin zu verwirklichen versucht wird. Weil sich dies im allgemeinen Erleben nur zwischen Lebensglück und Lebensnichtung (siehe hierzu auch Nichtungstrieb) ereignen könnte suchen die Zwischenmenschen eine Identität in Lebensstrukturen, in denen sie sich ihre wechselseitigen Liebe verbürgen (siehe Familie). In der Lebensangst ist es die Angst vor der Übermacht einer existenziellen Struktur des Lebens, welche die wahre Lebensäußerung und eigene Handlungsfähigkeit bedroht. Weil sie damit schon in einem Menschen selbst existenziell ist, verdoppelt sich durch die Angst um eine Wahrnehmungsidentität die Existenzangst zu einem manchmal auch chronisch werdenden Wahrnehmungszustand. Und das hat macht sie zu einem besonderen Gefühl von der Endlosigkeit der Selbstverlorenheit, vor der Unendlickeit ihrer Wirkung, einem endlosen Leben des Niedergangs, des Todes, in der steten Nichtung eigener Kraft und Wirklichkeit durch die unmittelbaren Lebensbedingungen und Strukturen, durch die ewigen Wiederholungen und Vertiefungen eigener Ohnmacht (siehe auch schlechte Unendlichkeit) gegen übermächtige Formationen, die einander abschirmen, sich gegenseitig verschließen und Subjektivität ausschließen (siehe hierzu auch autoritärer Charakter). Angst entsteht immer in einem Zustand der Ausweglosigkeit. Lebensangst hat daher ihren Ursprung in der Kleinfamilie (siehe Familie), - nicht weil sie Angst macht, sondern weil darin die Wirklichkeit einer objektiven Lebensbedrängung subjektiv aufgehoben ist. Den Kindern gelten die Eltern als ihre objektive Lebensbedingung, die ihre ganze Subjektivität bestimmen. Soweit dieses Verhältnis gesellschaftlich isoliert und also total ist, entsteht in dem ausweglos scheinenden Leben eine Beengung durch die objektive Wirklichkeit, deren subjektive Wirkungen in ihrem Grund nicht wahrnehmbar, nicht erkennbar sind, weil das erkennende Subjekt zugleich Objekt seiner eigenen Lebensbedingungen (z.B. Familie), der Formbestimmung einer abwesenden Selbstwahrnehmung ist. Weil seine Gefühle als Objeke seiner Selbstgefühle in ihrem zwischenmenschlichen Verhältnis unterworfen sind erscheinen sie als eine eigene Innerlichkeit, ein eigentlich inneres Leben., das durch eine äußere böse Macht bedroht ist. Durch Vergemeinschaftung kann diese Angst persönlich überwunden erscheinen, teilt diese Gemeinschaft aber dann selbst in Subjekte und Objekte einer Lebensstruktur, die absurde Autoritäten einer Heilsvorstellung und Hörigihkeit hervorbringt (siehe hierzu autoritärer Charakter). So vertieft sich darin die Lebensangst als endlos verdoppelte Subjektivität ihrer objektiven Bedingtheit (siehe hierzu schlechte Unendlichkeit). Die Existenz in der kapitalistischen Gesellschaft ist für die meisten Menschen immer bedrohlich, weil die Konkurrenzverhältnise der Verwertung der eigenen Lebensäußerungen immer wieder krisenhaft ist und sich mit der Entwertung des eigenen Lebens verwirklicht (siehe auch Existenzwert). In den Kulturformationen dieser Verhältnisse kommt zu dieser Existenzangst die Ausschließlichkeit der Selbstverwertung in zwischenmenschlichen Verhältnissen hinzu, die durch die persönliche Vergegenwärtigung getragen und über Selbstgefühle vermittelt werden (siehe hierzu auch Selbstvergegenwärtigung). In zwischenmenschlichen Beziehungen war eine identität der Selbstwahrnehmung als persönliches Wesen eines Selbstwertes entstanden, der sich im Geltungsstreben der hirrdurch konkurrierenden Persönlichkeiten durchsetzt. Wo sich diese abervon einander in ihren Gefühlen gegenseitig aufheben, in ihren Wahrnehmungen von sich selbst entwirklichen (siehe auch Selbstverlust), erscheint deren Lebenssubstanz selbst bedroht - besonders auch, wenn ihre Ausschließlichkeit zum Ausschluss psychischer Wahrheiten, zur seelischen Isolation führt. Lebensangst stellt sich oft aus dem Nichts heraus wie der Zustand einer seelischen Erschöpfung ein, in dem das Leben sich gegen sich selbst wendet, das Leben sich aufzulösen scheint (siehe hierzu auch Depression). Es ist eine Angst des Lebens um die eigene Lebendigkeit. Diese kann aber nicht aus dem Leben selbst entstanden sein, weil das Leben sich immer durch sich und außer sich bewegt. Sie ensteht durch Lebenspflichtigkeiten, die sich dem Leben entzogen haben, verdrängt sind und die wahrgehabt werden, wo sich Leben gegen sie rührt. Von daher könnte man sagen, dass Lebensangst eine negierte Lebendigkeit ist, die ihre Negation empfindet und sich hierdurch bedroht fühlt. Es ist das innerste Gefühl einer totalen Lebensbedrohung durch den Verlust der Freiheit des Lebens. "Die Lebensgefahr für jedes Wesen besteht darin, sich selbst zu verlieren. Die Unfreiheit ist daher die eigentliche Todesgefahr für den Menschen." (K. Marx, MEW 1, 60) Lebensangst ist eine Angst des Lebens selbst, die lebendige Angst um die Wirklichkeit der eigenen Wahrheit, also die Angst, in der Welt wirklich verloren zu sein. Sie ist das Produkt einer dem Leben fremden Lebensstruktur (z.B. bürgerliche Familie), durch welche wesentliche gesellschaftliche Inhalte der wirklichen Lebensverhältnisse ausgeschlossen, und durch die Ausschließlichkeit der Selbstwahrnehmung versperrt und abgedrängt und zu einer verselbständigten Angst vor einem Selbstverlust werden, weil "die Zugbrücke der Lebensburg hochgezogen" ist, ihre Mauern zum Gefängnis der Selbstwahrnehmung in ihrem Echoraum geworden sind. Lebensangst ist also die Angst um sich selbst, die Angst vor einem Selbstverlust durch eine Welt, in der man verloren ist. Sie entsteht, wo Lebensstrukturen (z.B. Familie) zur persönlichen Idenität geworden sind und ihre Gewohnheiten von Selbstwahrnehmungen unterbrochen werden, welche darin ausgeschlossen sind. Es ist der Zustand eines anerzogenen Selbstgefühls, das seine Herkunft nicht kennt und daher auch (noch) nicht verstehen und umgehen kann, wenn es in einen Konflikt mit sich gerät, der sich ihm nicht erschließt und daher auch nicht begreifen lässt. Lebensangst ist letztlich eine Angst des Lebens um seine formbestimmung, die lebendige Angst vor einer unwirklichen Fremdbestimmung der eigenen Wirklichkeit, also die Angst, in der Welt wirklich verloren zu sein. Sie ist das Produkt einer dem Leben fremden Lebensstruktur (z.B. bürgerliche Familie), durch welche wesentliche gesellschaftliche Inhalte der Lebensverhältnisse ausgeschlossen, versperrt und abgedrängt werden, weil "die Zugbrücke der Lebensburg hochgezogen" ist, ihre Mauern zum Gefängnis der Selbstwahrnehmung in ihrem Echoraum geworden sind. Lebensangst ist die Form einer ausgeschlossenen, einer negierten Selbstwahrnehmung, die sich selbst bedrängt, weil sie außer sich nichts mehr finden, also auch nichts empfinden kann. Dies entspringt einer Selbstwahrnehmung, in der Leben im Grunde abwesend ist. Bei all den vielen Anwesenheiten lebendiger Menschen, Tiere usw., die wahrgenommen werden, wird darin nur eins verspürt, nur eins wahrgehabt: Nichts von alledem ist als Leben erkennbar. In einer erzieherischen Beziehung soll die Selbstwahrnehmung als Kontrolle über die Selbstwahrnehmung zur Gewohnheit werden, sich also gerade dann von sich ausschließen, wo sich ihre Wahrheit regt. Das macht Angst ausschließlich. Sie ist das fatale Resultat einer anerzogenen Selbstveredelung, die irgendwann erkennen muss, dass nichts von dem wirklich für sie da ist, was sie für sich an Beziehungsinhalten wahr gemacht hat. Sie ist ihren Schuldgefühlen entwachsen, muss sich selbst eingestehen, dass sie in der Form selbst ihr Leben nicht retten kann, ihre Lebenspflichtigkeit hinfällig ist. Das Leben kann auf vielfache Weise bedroht sein, aber durch sich selbst wird es zu einer inneren Lebensbedrohung, die keinen Bezug zu ihrer Welt mehr haben kann. Von Lebensangst spricht man, wenn es durch sich selbst beengt ist, wenn es durch seine Körperform, seinen Lebensraum sich selbst bedrängt, durch die anwesenden Körper seine Gegenwärtigeit verliert, abwesend wird, ohne dass erkannt werden kann, was durch diese bewirkt ist, was wirklich mit dem Leben geschieht, was überhaupt die Ursache der Angst sein könnte. Es ist die Unwirklichkeit der Köperformen selbst, die diese Angst ausmacht und erfüllt, die eigene Körperlichkeit, auf welche die Wahrnehmung zurückfällt, weil sie sich selbst bedrängt, weil sie voller Inhalte ist, die sich widersprechen und ihre Substanz aufzehren müssen, solange sie ohne Welt bleibt. Es ist die Angst der Weltenlosigkeit, der absoluten Egozentrik, die letztlich genau das nichtet, was sie nötig hat: Wirklichkeit, das Leben, wie es wirklich ist. Lebensangst ist eine Angst, die durch Lebensverhältnissen (siehe z.B. Familie) auftritt, worin Menschen ihre Gegenwärtigkeit verlieren oder verloren haben, durch die Form ihres Lebens (siehe z.B. auch Lebensburg) ihre Lebensinhalte aufgezehrt werden, sie sich hiervon selbst bedrängt fühlen, weil sie darin untergehen oder von einem Selbstverlust bedroht sind. Wesentlicher Grund hierfür ist die darin strukturierte Selbstbeziehung, mit der sie sich außer sich vergemeinschaftet haben (siehe z.B. symbiotische Selbstbehauptung) und ihre Gemeinschaft zugleich ihre Selbstentfremdung produziert (siehe z.B. auch erzieherische Beziehung). Lebensangst ist eine totalisierte Angst vor einem Selbstverlust, der in allen symbiotischen Beziehungen als eine Angst vor einem inneren Beziehungsverlust besteht, eine Angst, die einer Selbstbeziehung angemessen ist, die in ihrer Wirklichkeit sich nur durch andere wahrmachen kann, nur durch sie unteilbar ist, sich aber nicht mitteilen und auch nicht vermitteln lässt, solange sie objektiv nötig ist. Bevor sie durch eine Selbstveredelung und ihrem Narzissmus beherrscht und akkumiliert werden kann behindert diese Angst vor allem deren Entstehung. Von daher kann sie sich zu einer endlosen Fixierung an die Lebensumstände entwickeln, die sich dann durch eigen Kraft nicht mehr auflösen lässt. Die Lebensangst wird dann zum mehr oder weniger bewussten Antrieb (siehe auch Unbewusstes) einer symbiotische Selbstbehauptung, die durch ihre Abstraktionskraft ein ganzes Leben dauern kann (siehe hierzu auch Familiensinn). In allen zu einer Lebensform gewordenen symbiotischen Beziehungen in zwischenmenschlichen Verhältnissen, die zur Selbstbehauptung genutzt und einverleibt werden (siehe auch Selbstvergegenwärtigung, erzieherische Beziehung, prothetische Beziehung), ist das Potenzial eines Selbstverlustes in dem Maß geborgen udn meist auch verborgen, wie sich darin aus der wirklichen Beziehungslosigkeit deren Mangel als Gefahr um das eigene Leben aufbraucht. Die wirkliche Gefahr kehrt kehrt dann darin in einer Angst hervor, die ihren Sinn für sich durch sich selbst in eine Beziehung außer sich abgeführt und verloren hat. Es ist die Angst eines Gefühls der Substanzlosihgkeit um das eigene Lebens, das als Angst um den Verlust der Fähigkeiten der Selbstbehauptung sich im Zweifel an ihrer zwischenmenschlichen Lebensform gegen sich selbst richtet. Weil ihr Sinn sich zunehmend dispensiert (abwesend macht), kann sie keinen Grund durch sich, sich nicht mehr aus sich sebst heraus, sich also nicht bergründet finden. Und weil sie hierbei ihre Empfindungen für sich verloren hat ist Lebensangst an dessen Stelle getreten, die Angst um die Nichtigkeit des eigenen Lebens im "Abgrund" seiner Selbstbezogenheit, in der die Selbstwahrnehmung sich um sich selbst dreht und sich im Schwindel der eigenen Bewegung, der "Emotionen" auflöst. Es ist die Angst aus der Symbiose, die in der Formbestimmung einer zwischenmenschlichen Gemeinschaft entsteht und nicht ohne die Anderen leben kann, die Angst, die sich mit der Energie einer substanziellen Selbstverlorenheit auflädt, weil sie im Anderen sich nicht kennt und ihre Erkenntnis auße1r sich nicht finden kann, für sich selbst also abwesend wird. Es ist Liebesangst, die Angst im Selbstverlust durch ein zwischenmenschliches Verhältnis, worin das Erkenntnisvermögen aufgehoben wurde. Es ist die Angst einer bodenlos gewordenen Selbstwahrnehmung, einer verlorenen Gewissheit, die wie eine aufgelöste Wahrnehmungsidentität empfunden wird, weil sich darin ihre Selbstentfremdung äußert. Es ist das Resultat einer symbiotische Selbstbehauptung, das sich im Innern ihrer an und für sich gegensinnigen Beziehungen entäußert, aber außer sich nicht wirklich ganz sein kann und sich verloren fühlt. Was in der Symbiose noch Selbstbehauptung war, wird jetzt zum Selbstverlust. Weil deren Wahrheit ohne Haupt dann gegen sich selbst gerichtet ist, ist auch ihr Widerspruch in gegensinnigen Gefühlen und Erinnerungen veräußern. Weil die Menschen in irher Symbiose sich gegen ihre Liebe verweltichen und in der allgemeinen Wahrnehmung nicht mehr erkennen können, steht die ganze Selbstwahrnehmung in einer Selbstauflösung, die als Selbstverlust erlebt wird. Es wird hierdurch eine geistige Isolation und Verdrängung wahr, die ihre Ausgeschlossenheit durch ausschließliche Lebensermächtigungen in den psychischen Beziehungen (siehe hierzu auch erzieherische Beziehung) verfestigt hatten. Ein Teil ihres Erkenntnisvermögens, das sich auf ihr unmittelbares Dasein bezieht, wird hierdurch abgespalten und gegen ihre Wahrnehmung verinnerlicht. Ihre Selbstwahrnehmung kann sich nicht wirklich behaupten, wo Selbstbehauptung eine objektive Notwendigkeit ist, weil sie z.B. auch anderweitig in symbiotischen Beziehungen als symbiotischer Selbstbehauptung "an der Macht" ist. Lebensangst ist also eine Angst, die einer Selbstentfremdung durch fremde Einverleibungen entspringt, die als Verlust der gewohnten Geborgenheit (siehe auch Lebensburg) erlebt wird, deren Selbstgefühle durch Wahrnehmungen ihrer Wirklichkeit unter ihnen fremden Umständen in Abwesenheit geraten sind und nur noch als Selbstverlust wahrgenommen werden. Es geht hierbei um eine wesentliche Enttäuschung der gewohnten Lebensbedingungen, worin Angst ohne Sinn für sich empfunden wird, ohne Beziehung auf die Möglichkeiten ihrer Überwindung, ohne gesellschaftliche Erfahrung zur Bearbeitung verselbständigter Bedrängungsgefühle, wie sie sich in den Verhältnissen der Selbstbehauotungen und ihres Geltungsstrebens in zwischenmenschlichen Verhältnissen immer wieder ergeben. Eine symbiotische Selbstbehauptung ist die zwischenmenschliche Lebensform eines narzisstischen Verhältnisses, ist eine Behauptung seiner selbst, in der sich Menschen in ihrer Ausschließichkeit und Ausgeschlossenheit lebendig erscheinen, indem sie sich ihre Eigenheiten, und damit ihre Selbstachtung durch fremde Bestimmung aufheben lassen. Auch wenn sie dabei nicht als Menschen "auf eigenen Füßen" stehen, ihr Leben in ihrer Gesellschaft, im Verhältnis zu sich und zu anderen und zu ihrer Natur nicht selbst verantworten, nicht durch sich begründet einander wahrhaben, nichts Eigenes sind, weil sie es nicht sein können, können sie sich dennoch durch eine Gemeinschaft ihrer Sinnesbeziehung menschlich verkörpern und behaupten, indem sie ihre Selbstwahrnehmung voneinander abhängig machen und durch einander erleben. In soweit reduzieren sie ihr Verhalten als Menschen zu Menschen darauf, dass es vor allem ihre Sinnesgemeinschaft behaupten und bestärken kann (siehe hierzu auch erzieherischen Beziehung). Durch die Beziehung in solcher Gemeinschaft wird die Selbstbeziehung der Beteiligten fragmentiert, denn was darin den Sinn des Einen verwirklicht, ist für den anderen bloße Behauptung, die zugleich seiner Selbstbehauptung zugleich dienlich wie auch abwesend ist. Was die Fähigkeiten der Wahrnehmung des Einen bildet, ist für den andereen äußerlich, seiner Selbstbehauptung entzogen und nur in der Gemeinschaft der Selbstbehauptung wahr, ohne sie verloren. Von daher besteht in den darin verschmolzenen Menschen eine Lebensangst, die nur strukturell durch die Lebensform ihrer erzieheriischen Beziehung noch nicht wahrgenommen wird. Sie müssen aber bei ihrem verlassen in ihren wirklich gesellschaftlichen Wahrnehmungen ihre abwesende Selbsgewissheit jenseits ihrer herkömmlichen Fähigkeiten erst bilden und geraten von daher in zwischenmenschliche Beziehungen, in denen diese hierfür instrumentalisiert sind, also nicht ganz wirklich da (siehe Gegenwärtigkeit) und in Wirklickeit nicht ganz wirklich sind. So entstehen Gegensätz in einem veräußerten symbiotischen Interesse, die diese Beziehungen zu einer "weltlichen Symbiose" treiben und ihr Geltungsstreben verkehren und unmittelbar von sich entrücken, in ihrer Selbstentfremdung verrückt machen. Lebensangst entspricht einer Zusammenhanglosigkeit der Gefühle, die sich in der Zerspliterung ihrer Selbstgefühle nicht mehr im Ganzen erkennen lassen. Weil in dieser Angst das Gefühl einer ungewohnten Bodenlosigkeit auftritt, weil sein Zusammenhang abwesend ist, wird es als Verlust der eigenen Lebenskraft empfunden. Lebensangst entsteht also in Verhältnissen, worin die Menschen in der symbiotischen Gemeinschaft ihrer Selbstbehauptung ihren Selbstwert fanden und empfinden mussten, um ihre Selbstgefühle zu bewahren, die in ihrer Wirklichkeit auseinandergefallen sind. Weil sie diese nur durch ihre symbiotische Selbstbehauptung identifizieren konnten, ist ihr Erlkenntnisvermögen mit dem Verlust solcher Beziehungen (z.B. nach dem Verlassen ihrer Famllie) bedroht, wenn ihre Wahrnehmungen durch ihre Selbstwahrnehmungen bestimmt und durch andere Lebensumstände aufgelöst werden. Mit der Abwesenheit ihrer behaupteten Gemeinschaft entsteht das Gefühl einer Bedrohung des eigenen Lebens durch eine Gefahr, die unkenntlich ist, das Gefühl ihrer Nichtung durch ihre Bodenlosigkeit, in der jeder Halt verloren geht, einer Ohnmacht der Wahrnehmung, die sich verloren fühlt, weil sie sich selbst fremd geworden ist (siehe Selbstentfremdung). Lebensangst ist also eine Angst, die durch Lebensverhältnissen auftritt, worin Menschen ihre Gegenwärtigkeit schon durch die Form ihres Lebens (siehe z.B. auch Lebensburg) verloren haben, wodurch ihre Lebensinhalte aufgezehrt werden, Wesentlicher Grund hierfür ist die darin strukturierte Selbstbeziehung, mit der sie sich außer sich vergemeinschaftet haben und ihre Gemeinschaft zugleich eine Selbstentfremdung produziert (siehe z.B. auch erzieherische Beziehung), sich durch ihren Selbstverlust bedroht fühlen.. Lebensangst ist also das Gefühl eines Selbstverlustes gerade dort, wo das Selbstvertrauen zu Hause sein müsste, der Verfall der Wahrnehmungsidentität durch ganz gewöhnliche Wahrnehmungsinhalte. Sie ist die Selbstwahrnehmung einer Nichtung der Selbstachtung, die einem bestmmten Lebensraum entspringt, der die eigenen Kräfte beengt (Angst kommt von Angustia=Enge), der die Entwicklung eigener Selbstverwirklichung ins Leere geführt hat und darin - oft schlagartig - einen Lebensabriss, einen Abgrund, eine Auflösung der Gegenwärtigkeit der eigenen Sinnlichkeit, der Erinnerung, die Entgegenwärtigung von eigener Geschichtlichkeit verspürt, z.B. als Panikattacke oder als Depression. Diese Lebensangst ist die Grundlage aller "Symptome", die unter "psychischer Krankheit" verstanden werden. Es ist das Resultat narzisstischer Beziehungen, die einander aufbrauchen, wenn sie außer sich erschöpft sind und in sich zusammenfallen, wenn also die äußeren zwischenmenschlichen Beziehungen der in ihrer Selbstwahrnehmung eingeschlossenen Menschen nicht mehr vollzogen und also auch nicht mehr empfunden werden und sich die inneren Beziehungen ihrer Selbstgefühle durch einander aufgehoben haben, in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen noch anwesend sind, auch wenn sie sich abwesend verhalten, ihre Abwesenheit als ihr Lebensverhältnis vollziehen und gestalten. Im Unterschied zur Existenzangst wirkt Lebensangst daher nicht "von außen" im Bangen um die Selbsterhaltung aus der Furcht vor existenziellem Niedergang. Sie entsteht aus dem zwischenmenschlichen Leben und Lieben, aus der Selbstentfremdung einer Lebensgeschichte, die sich in Verhältnissen verfangen hat, in der Leben nichtig geworden ist, sich in Nichts aufgehoben hat, weil sich seine Liebe ihrer Erkenntnis entzogen hat, sich unterschiedslos in allem mit jedem identifiziert, zu einer allgemeinen Identität geworden war. Es ist das Resultat einer symbiotischen Selbstbehauptung, die sich gegen sich selbst wendet, weil sie sich in der Empfindung ihrer Selbstgefühle beengt fühlt. Angst kommt von Angustia, das heißt Enge. Lebensangst ist ein durch seine Form beengtes Leben. Sie entsteht als das Gefühl einer Enge des eigenen Lebensraums, der eine Weite in der Welt nötig hätte, die durch die Welt der eigenen Existenz selbst verunmöglicht ist. Sie ist der leibhaft empfundene Widerspruch zwischen Form und Inhalt des eigenen Lebens, das Gefühl einer Bedrohung des Lebens durch die Gefahr einer Existenzform, die in ihrer Räumlichkeit unkenntlich ist, einer Bodenlosigkeit, in der jeder Halt verloren geht, einer Ohnmacht der Wahrnehmung, die sich verloren fühlt, weil sie sich selbst fremd geworden ist (siehe Selbstentfremdung). Sie ist das Gefühl eines Selbstverlustes gerade dort, wo das Selbstvertrauen zu Hause sein müsste, der Verfall der Wahrnehmungsidentität durch ganz gewöhnliche Wahrnehmungsinhalte. Sie ist die Selbstwahrnehmung einer Nichtung der Selbstachtung, die einem bestmmten Lebensraum entspringt, der die eigenen Kräfte beengt, der die Entwicklung eigener Selbstverwirklichung ins Leere geführt hat und darin - oft schlagartig - einen Lebensabriss, einen Abgrund, eine Auflösung der Gegenwärtigkeit der eigenen Sinnlichkeit, der Erinnerung, die Entgegenwärtigung von eigener Geschichtlichkeit verspürt, z.B. als Panikattacke oder als Depression. Dies entsteht, wenn der Lebensraum selbst das Selbstgefühl dieser Selbstbehauptung verkörpert, wenn er an dessen Stelle getreten ist, sich dieses Gefühl im Gemäuer und den Atitüden eines Glücks struktueriert hat, das weder seinen Grund noch seinen Sinn mehr erkennen kann, weil es getragen war von der räumlichen Gemeinschaft der Lebensträger, durch die Anwesenheit von Menschen in den zwischenmenschlichen Verhältnissen dieses Raums. Durch die Form dieser Anwesenheit in zwischenmenschlichen Lebensräumen (z.B. der Kleinfamilie) werden Verbindungen (siehe z.B. Familiensinn) gehalten, die nicht durch Anziehung, sondern durch Erziehung ihre Inhalte erfahren und bewirken. Lebensangst ist das Gewahrwerden einer lebensumfänglichen erzieherischen Beziehungswelt, die ihren Sinn verloren hat und keinen Sinn finden kann, weil dieser nur durch Lebensstrukturen erkennbar war. Wahr wird dabei im Grunde nur, dass Erziehung keinen Sinn haben kann, weil sie Sinn machen muss und nur durch die strukturelle Gewalt ihrer Lebensverhältnisse funktionieren kann. Wenn diese abwesend sind, entsteht eine innere Beengung durch äußere Freiheiten. Das zwischenmenschliche Leben, das in der Abfolge des Erlebens von Ereignissen sich vollzieht, zerfällt in seiner Geschichte in Augenblicke, die unmittelbar keinen Sinn in ihrem Zusammenhang erkennen lassen, wenn sich darin kein Selbstgefühl mehr empfindet und bestärkt. In seiner Wirklichkeit ist es von dem bedroht, wovon es in seinen Erlebnissen abgesehen hat, wenn es nicht dauerhaft seine Absichten zu einem ihnen entsprechenden Ereignis bringen konnte, wenn also keine Erlebnisse mehr stattfinden, die solches Leben mit Sinn begeistern und füllen, auch wenn dieser nur einverleibt und nichts Eigenes ist (siehe auch Kulturkonsum). Mehr oder weniger plötzlich kann es dabei zu einem Nichtigkeitsgefühl, zur Empfindung eines Nichts kommen, das substanzielle Gewalt allein durch die Abwesenheit von Sinn, also als eine Gefahr durch Nichts erfährt. Lebensangst erscheint wie eine Angst vor dem Nichts, Angst im Untergang, um den Tod, vor dem Tod. Doch Leben kann auf vielfache Weise bedroht sein. Eine Angst vor etwas, kann aber keine Angst vor nichts sein. Den Tod kennt kein lebendes Wesen. Eigentlich spricht man von Lebensangst, wenn es durch sich selbst beengt ist, wenn es durch seine Körperform, seinen Lebensraum sich selbst bedrängt, durch die anwesenden Körper seine Gegenwärtigeit verliert, abwesend wird, ohne dass erkannt werden kann, was durch diese bewirkt ist, was wirklich mit dem Leben geschieht, was überhaupt die Ursache der Angst sein könnte. Es ist die Unwirklichkeit der Köperformen selbst, die diese Angst ausmacht und erfüllt, die eigene Körperlichkeit, auf welche die Wahrnehmung zurückfällt, weil sie sich selbst bedrängt, weil sie voller Inhalte ist, die sich widersprechen und ihre Substanz in Widersinnigkeiten aufzehren müssen, solange sie ohne Welt - und also grundlos - bleibt. Es ist die Angst der Weltenlosigkeit, einer unendlichen Unergründlichkeit, welche jede Egozentrik irgendwann absolut macht, weil sie letztlich genau das nichtet, was sie nötig hat: Wirklichkeit, das Leben, wie es wirklich ist. Der in den Beliebigkeiten der Geldverhältnisse, in den dementsprechenden Einverleibungen der zwischenmenschlichen Beziehungen unendlich verlorene Grund des Lebens - sein aufgezehrter Körper - kehrt sich darin als verselbständigte Erregung gegen die Gegenwärtigkeit der Selbstwahrnehmung in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen und deren aktuelle Lebensformen. Lebensangst ist eine Angst um das Leben, nicht Angst vor dem Tod. Es ist die Angst, dass alles Leben mit einem Mal ein ungeheuerliches Nichts sein könnte, ein tiefes Loch, ein unendlicher Abgrund. Das entspringt einer Selbstwahrnehmung, in der Leben dadurch im Grunde abwesend erscheint, dass es in einer Welt hoher Selbstwerte keinen Sinn mehr für sich finden kann. Bei all den vielen Anwesenheiten lebendiger Menschen, Tiere usw., die wahrgenommen werden, wird darin nur eins verspürt, nur eins wahrgehabt: Nichts von alledem ist als Leben erkennbar. Es ist das fatale Resultat einer Selbstveredelung, die irgendwann erkennen muss, dass nichts von dem wirklich für sie da ist, was sie für sich an Beziehungsinhalten wahr gemacht hat. Lebensangst ist die Angst um die eigene Erkenntnistätigkeit. Es ist die innerste Angst der Selbstwahrnehmung, ohne Boden, grundlos, also ohne Erkenntnis zu sein, weil alles getragen ist von leerer Anwesenheit lebendiger Körper und Sinne, also von Körpern, die für alles nutzbar sind, aber außer dieser Nützlichkeit nichts verkörpern. Lebensangst ist die sinnliche Wahrnehmung der Sinne, die nur abstrakten Sinn wahr haben und darin immer dichter auf sich selbst verworfen sind. Lebensangst ist somit also nicht einfach die Beziehung eines Menschen auf sich, sondern auf das, was im Selbstbezug zugleich Beziehung auf andere ist, was andere durch ihre Selbstbezogenheit hierfür auch wirklich sind. Lebensangst ist also eine doppelte Negation: Die Negation seiner Selbstbezogenheit als negative Beziehung auf die Selbstbezogenheiten anderer, als Nichtung jeglicher Selbstgewissheit. Sie hebt sich auf in der Bejahung des Selbstbezugs als Bezug auf andere, als Wiedererkennen der eigenen Wahrnehmungsform in anderen, als Formbestimmung des Lebens. Diese Erkenntnis muss zur Basis der Selbsterkenntnis werden, um lben zu können. Sie ist die Rückkunft des Menschen auf sich als Lebewesen, was sowohl Grund wie auch Tätigkeit jeder Erkenntnis ist. Lebensangst kann vielleicht als eine Angst vor dem Leben erscheinen, soweit sie sich in einer Depression verschlossen hat. Die Depression ist gelähmte Lebensangst, Leben ohne die Angst, die es enhält, unerkannte Lebensangst, von der Wahrnehmung ausgeschlossene Angst. Diese selbst ist zwar beengend, aber wahr in ihrem Widerspruch: Beengung weiß auch von Beengendem, und kennt das Weite. Und weil Lebensangst widersinnig ist, ist solche Angst doch äußerst lebendig, damit äußerste Lebensbejahung, wenn auch im Zweifel. Jedenfalls ist sie keine Angst um den Tod oder vor dem Tod, eher eine Angst, dass man dem Leben entschwindet, dass man darin abwesend wird. Dies ist höchst abstrakt und die Angst geht auch um diese Abstraktion, ist ein konkreter Widerstand hiergegen. Denn es ist tatsächlich absurd, dass lebende Menschen sich darum ängstigen, dass kein Leben mehr in ihnen sein könnte, dass ihnen die Beziehungen zum Leben, zu Menschen und Kultur entschwinden könnten. Aber in solcher Absurdität werden Abstraktionen erfahren, und es ist die höchste Abstraktion der bürgerlichen Kultur, dass darin Leben letztlich überhaupt nur durch die Anwesenheit von Menschen gegeben erscheint, Leben so etwas wie ein Anwesen ist. Lebensangst ist der lebende Widerspruch hiervon, der Kern der Lebenswirklichkeit der bürgerlichen Kultur, worauf das Leben nur noch befestigt werden kann, zur Lebensburg gemacht wird, und Menschen an die Grenzen ihrer Befestigungen verwiesen werden - nicht in ihnen, sondern im Streit mit anderen. Der kann vernichtend sein, so widersinnig dies auch ist. In der Lebensbergung wird er aufgehoben und schafft Lebensräume, die ihre Grenzen nach Maßgabe des Geborgenen bestimmen und verteidigen (siehe hierzu Logik der Kultur Teil2). In der Lebensangst äußert sich also auch begründete Angst, sich nicht verteidigen und daher nicht mehr leben zu können. Da Menschen nicht durch Grenzen leben, sondern bestenfalls mit ihnen, also begrenzt, ist ihre menschliche Identität dadurch auch bedroht. Was hinter den Grenzen lebt, bedroht, was vor ihnen lebt. Im Grunde ist Lebensangst eine Identitätsangst. Die Angst entspringt einem Lebensgrund, Lebensbedingungen, die sich gegeneinander bestimmen und in den Seelen der Menschen Lebensabsichten erzeugen, die nicht unbedingt selbst lebendig werden können, wenn sie nicht wahrmachen können, was ihre Absicht ist. Das macht ihre Seele bodenlos. Sie ist erfüllt mit Wahrnehmungen, mit Empfindungen und Gefühlen, die sie nicht in sich vereinen kann, wiewohl doch ihr Selbstgefühl nur hieraus sich bildet. In der Seele ist der Widerspruch der Wahrnehmungen aufgehoben und lebt in der Aufhebung fort, indem die wirklichen Wahrnehmungen von den seelischen getrennt werden. In der seelischen Entwicklung eines Menschen macht sich die Abtrennung seelischer Wahrnehmung von wirklicher darin geltend, dass er Wirklichkeit als Gegebenheit zur Kenntnis nimmt, an der er sich nur seelisch bilden kann. Er erscheint sich als Wunderwerk seiner Seele, die nicht wirklich leben muss, sondern in der Entwirklichung des Lebens ihre Kraft sammelt (Freud nannte dies die Libido und machte sie flugs zu einer ontologischen Kategorie). In der Äußerlichkeit von wirklicher Wahrnehmung ist die dem Leben äußerliche Bedingung nicht erkennbar und stellt sich daher gegen die Identitätsbestrebung der Erkenntnis. Es ist das Wahrhaben entäußerter Erkenntnis; Selbstentfremdung. Die Lebensangst ist die Grundlage aller Verselbständigungen der Wahrnehmung zu Wahrnehmungszuständen, also Angstzustände, Zwangsverhalten, Depressionen und Sucht. Erst im Wahnsinn ist sie wirklich aufgehoben, indem dort die Wirklichkeit seelisch aufgehoben ist. Als Bedingung kann Leben niemals sein, weil kein Ding lebt, auch wenn viele Dinge zum Leben gehören. Die Unterscheidung der Dingwelt vom eigenen Leben ist Grundlage jeglicher Erkenntnis und also notwendig, um die Lebensnöte zu erkennen. Werden Lebensbedingungen unmittelbar gelebt, so müssen sie unendlich viel Angst machen, weil sie zugleich den Tod bedeuten. Leben kann nur in der Gewissheit um seine Bedingungen frei sein, frei, dass es diese von seinem Tod unterscheiden kann. Wo tote Bedingungen herrschen (siehe tote Arbeit), ist die Erkenntnis dieser Herrschaft unmittelbare Lebenstätigkeit. Sie schließt ein, den Tod als dem Leben immanentes Moment anzuerkennen. Was sonst kann im Leben Angst machen, wenn es von seinem Tod weiß? Leben hat den Tod als sein verschwindendes Moment. Es kann hiervon nur gekränkt werden, wenn es sich als Überleben in Isolation vom Leben, als vom gesellschaftlichen Leben getrenntes Leben erkennen muss. Lebensangst als Lebenszustand (siehe Angstzustand) rührt aus dem Sinn, den ein Leben unter der Bestimmung eines übersinnlichen Lebens erfährt, meist aus dem Familiensinn, der auf dem Ausschluss vom gesellschaftlichen Leben gründet und Selbstunterwerfung verlangt (siehe Lebensangst). In dieser Selbstunterwerfung wird jede Erkenntnis durch negierte Selbsterkenntnis bedrängt. Die Angst als Gefühl dieser Bedrängung wird hierdurch zu einer Selbstverständlichkeit der Wahrnehmung, welche entweder verrückt macht (siehe auch Wahrnehmungszustand) oder durch kultivierte Ästhetik aufgehoben wird. | ![]() |
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