"Die Produktion des Lebens, sowohl des eigenen in der Arbeit wie des fremden in der Zeugung, erscheint ... als ein doppeltes Verhältnis - einerseits als natürliches, andererseits als gesellschaftliches Verhältnis -, gesellschaftlich in dem Sinne, als hierunter das Zusammenwirken mehrerer Individuen, gleichviel unter welchen Bedingungen, auf welche Weise und zu welchem Zweck, verstanden wird. Hieraus geht hervor, daß eine bestimmte Produktionsweise oder industrielle Stufe stets mit einer bestimmten Weise des Zusammenwirkens oder gesellschaftlichen Stufe vereinigt ist, und diese Weise des Zusammenwirkens ist selbst eine Produktivkraft, daß die Menge den Menschen zugänglichen Produktivkräfte den gesellschaftlichen Zustand bedingt und also die 'Geschichte der Menschheit stets im Zusammenhange mit der Geschichte der Industrie und des Austausches studiert und bearbeitet werden muß." (MEW 3, S. 29) Menschliches Leben ist so natürlich wie auch gesellschaftlich, so sinnlich im Einzelnen wie allgemein. Es hat die Sinnbildung seiner Natur zugleich als gesellschaftliche Sinnbildung, als Naturmacht seiner Produktivkraft. Von daher ist diese Sinnbildung von subjektiver wie objektiver Natur: Sinnbildung einer inneren wie äußeren Natur eines Subjekts der menschlichen Gesellschaft. Lebensproduktion ist aber nicht nur deren Dasein, sondern vor allem die Bereicherung des Lebens, seine Reichtumsbildung als Sinnbildung. Lebensproduktion ist Lebenssäußerung als Kulturentwicklung. Lebensäußerung ist die Äußerung des Lebens, seine Vergegenständlichung, die es selbst gegenständlich macht, in Gegenständen des Lebens als Lebensform sich gesellschaftlich verwirklicht, sowohl sachlich wie auch kulturell. Es sind dies dann die objektiven Gestalten des Lebens, die Formen, in der es "seine Natur außer sich" hat, Form für sich ist, sich objektiv macht, sich darstellt und erkennt und zu deren Bildung seine Kraft aufwendet, hierfür arbeitet. Aber Bedingung kann Leben niemals sein, weil kein Ding lebt, auch wenn viele Dinge zum Leben gehören. Die Unterscheidung der Dingwelt vom eigenen Leben ist Grundlage jeglicher Erkenntnis und also notwendig, um die Lebensnöte zu erkennen. Werden Lebensbedingungen unmittelbar gelebt, so müssen sie unendlich viel Angst machen, weil sie zugleich den Tod bedeuten. Leben kann nur in der Gewissheit um seine Bedingungen frei sein, frei, dass es diese von seinem Tod unterscheiden kann. Wo tote Bedingungen herrschen (siehe tote Arbeit), ist die Erkenntnis dieser Herrschaft unmittelbare Lebenstätigkeit. Sie schließt ein, den Tod als dem Leben immanentes Moment anzuerkennen. Was sonst kann im Leben Angst machen, wenn es von seinem Tod weiß? Leben hat den Tod als sein verschwindendes Moment. Es kann hiervon nur gekränkt werden, wenn es sich als Überleben in Isolation vom Leben, als vom gesellschaftlichen Leben getrenntes Leben erkennen muss.
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