„Ganz im Gegensatz zur deutschen Philosophie, welche vom Himmel auf die Erde herabsteigt, wird hier von der Erde zum Himmel gestiegen. D.h., es wird nicht ausgegangen von dem, was die Menschen sagen, sich einbilden, sich vorstellen, auch nicht von den gesagten, gedachten, eingebildeten, vorgestellten Menschen, um davon aus bei den leibhaftigen Menschen anzukommen; es wird von den wirklich tätigen Menschen ausgegangen und aus ihrem wirklichen Lebensprozess auch die Entwicklung der ideologischen Reflexe und Echos dieses Lebensprozesses dargestellt. (…) Die Moral, Religion, Metaphysik und sonstige Ideologie und die ihnen entsprechenden Bewusstseinsformen behalten hiermit nicht länger den Schein der Selbständigkeit. Sie haben keine Geschichte, sie haben keine Entwicklung, sondern die ihre materielle Produktion und ihren materiellen Verkehr entwickelnden Menschen ändern mit dieser ihrer Wirklichkeit auch ihr Denken und die Produkte ihres Denkens. Nicht das Bewusstsein bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt das Bewusstsein.... Da, wo die Spekulation aufhört, beim wirklichen Leben, beginnt also die wirkliche, positive Wissenschaft, die Darstellung der praktischen Betätigung, des praktischen Entwicklungsprozesses der Menschen. Die Phrasen vom Bewusstsein hören auf, wirkliches Wissen muss an ihre Stelle treten. Die selbständige Philosophie verliert mit der Darstellung der Wirklichkeit ihr Existenzmedium.“ (K. Marx, Deutsche Ideologie, MEW 3, 26f.) Mit Marxismus werden alle subjektiven wie objektiven Positionen umschrieben, die auf das Werk von Karl Marx bezogen werden. Wesentlich meint der Begriff eine Geisteshaltung und politische Haltung, die Karl Marx zugeschrieben wird, namentlich seinem Verständnis von Leben, Geschichte, Gesellschaft, Dialektik, Eigentum, Besitz, Entfremdung, Bedürfnis und Arbeit aus dem sich seine Kritik der bürgerlichen Gesellschaft und des Kapitalismus überhaupt als Kritik der politischen Ökonomie ergeben hatte. Elementar für marxistisches Denken ist das Bewusstsein der Geschichtlichkeit von Gesellschaftsepochen aus der natürlichen und materiellen Entwicklung des Menschen heraus, dem historischen Materialismus. Alle Geschichtsepochen sind hiernach in ihrem jeweiligen Begriff ein Schritt im Bildungssprozess menschlicher Geschichte, die als Sinnbildung des Menschen zu verstehen ist, worin sich menschliches Leben verwirklicht und fortbildet, worin sich also seine Lebensvielfalt als sein Lebensreichtum entfaltet und jede Geschichtsepoche eine Emanzipation aus der vorherigen gebildet hat. Von da her ist Marxismus im wesentlichen Kulturkritik, denn er beruht auf der Erkenntnis der subjektiven und objektiven Dialektik menschlicher Geschichte im Heraustreten der Menschen aus der Beschränktheit der stofflichen Natur ihres Lebens, in der Schöpfung ihres Lebensreichtums durch die Naturmacht einer menschlichen Kultur, die auch in ihrer Individualität gesellschaftlich ist. Diese stellt ihre Begeisterung in der Materialisierung menschlicher Intelligenz zu einem Produktivvermögen dar, das durch die Entwicklung seines Reichtums den Menschen zunehmend aus der Unterwerfung unter die bloß materiellen Notwendigkeiten seines Stoffwechsels zu einem sich selbst erzeugenden Subjekt seiner Geschichte werden lässt, zur Verwirklichung seiner Natur als freie Natürlichkeit seines Geistes, als wirkliches Produktivvermögen menschlicher Intelligenz im gesellschaftlichen Arbeitsvermögen und den gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen. Das theoretische Verständnis des Marxismus gründet auf der substanziellen Not der Menschen in der bürgerlichen Gesellschaft, auf der Erkenntnis ihrer Wesensnot in dieser Form der Entfremdung des Menschen von seiner Natur, seinem Gattungsleben und seiner Tätigkeit - anders gesagt: von seiner natürlichen Intelligenz, seinem Geschlecht und seiner Arbeit. Marx hat in der wissenschaftlichen Darlegung im Kapital die Grundlage zum Fortbestand dieser Entfremdung in der Widersprüchlichkeit ihres Daseins in der Wertform expliziert, durch welche alle substanziellen Unterschiede des geschichtlich entwickelten Lebensverhältnisses der Gesellschaft und des darin herrschenden Selbstverständnisses (siehe historischer Materialismus) durch die Abstraktionen von ihren Unterschieden getragen wird, den Substanzen des menschlichen Lebens, durch die Gleichsetzung und die hierdurch bewirkte Gleichgültigkeit gegen sie: Durch die Warenform ihrer Produktion und ihrer Produkte und ihrer Allgemeinform, dem Geldbesitz als Formbestimmung des gesellschaftlichen Reichtums. Auch in dieser Form stehen sich die Funktionen des Geldes zwischen Zirkulation und Produktion - als Kaufmittel (als Maß der Werte) einerseits und als Zahlungsmittel (als Maßstab der Preise) andererseits fremd gegenüber. Daraus leiten sich die Widersprüche der Geldform ab, die als Klassengegensatz in der Existenz der Menschen existieren und die Macht des besitzenden von der des besitzlosen erzeugen und als Ausbeutungsverhältnis des Privateigentums zu begreifen sind. Es ist durch diese Form in der Lage, unbezahlte Arbeit aus der bezahlten Arbeit zu gewinnen, die besitzlosen aus ihrer Arbeitskraft heraus von ihrem Produkt zu trennen und zu enteignen. Liberalismus ist als Ideologie des Geldes dadurch zu erkennen, dass darin die Bestrebung formuliert ist, alle substanziellen Verhältnisse gleich zu stellen ohne Ansehung der Form, durch die sie bestimmt sind (siehe Formbestimmung) - und also diese dadurch zu verewigen trachtet, dass sie ihrer Gleichgültigkeit den Anschein des Fortschritts zueignen. In diesem Sinne wurde auch weitgehend die Wissenschaft des Kapitals konsumiert und das Unrecht seiner Eigentumsverhältnisse in die Forderung nach einer "Verteilungsgerechtigkeit" aufgelöst. Dass viele "Marxistinnen und Marxisten" hierdurch den Schein des Kapitals und die Globalisierung der Marktwirtschaft zum Finanzkapitalismus dadurch mit befördert haben, dass sie von der wirklichen Eigentumsform der Lebensverhältnisse absahen und damit diese schon durch Geld für überwindbar hielten, bleibt weiterhin Gegenstand der Auseinandersetzung innerhalb marxistischer Positionen. Dabei geht oft unter, dass Marxismus auf der Grundlage solcher Fehlinterpretation auch immer wieder zum impliziten Helfershelfer der Reaktion geworden war (siehe hierzu auch Reaktionärer Marxismus). Das Geschichtsbewusstsein des Marxismus fasst sich zusammen im Bewusstsein einer historisch bestimmenden Beschränkung, der Erkenntnis, dass menschliches Leben in seinen historischen Formen durch die Mächte seiner Wirklichkeit noch beherrscht ist. Die bisherige Geschichte verlief in der Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft, hatte Knechte nötig, um den Reichtum der Herren zu schaffen. Aber immer schon zerbrachen deren Verhältnisse am Anachronismus ihrer jeweiligen Form, sobald sich in einer Geschichtsepoche das ausgebildet hatte, was sie zu überwinden vermochte, sobald also ihre Lebenserzeugung über das Vermögen ihrer Wirklichkeit hinausgewachsen war und ihre Fortbildung behinderte. Die bestand vorwiegend aus der Entwicklung ihrer Produktivkraft, ihres Verkehrs und ihres gesellschaftlichen Reichtums überhaupt und hat es bisher bis zur bürgerlichen Gesellschaft mit ihren kapitalistischen Machtstrukturen gebracht. Und darin war aus dem immanenten Streben der wirtschaftlichen Rationalität zugleich das Potenzial zur Aufhebung dieser Gesellschaftsform erzeugt, die Grundlage zur Emanzipation der Menschen aus der kapitalistischen Gesellschaftsform. Emanzipation (e manu cipere: Sich aus der Hand anderer, also aus fremder Hand herausnehmen) ist ein Begriff für die Befreiung aus Fremdherrschaft und Entfremdung, für die Befreiung von Wesenskräften, welche durch Ausbeutung beherrscht und enteignet existieren müssen. Sie ist somit kein abstraktes Freiheitsstreben, sondern vollzieht sich in der wirklichen Aufhebung der Bedingung solcher Lebensformen, in der Verwirklichung der Selbstbestimmung der Menschen, wie sie in Gesellschaft sind, wie sie ihr gesellschaftliches Leben begründen und ihre Lebensäußerungen und ihren Lebensgenuss in einer dem adäquaten Form gestalten. Sie will fremdbestimmte Notwendigkeiten durch die Kraftschöpfung aus eigener Not, durch eine dem Menschen notwendige Freiheit praktisch aufheben und deren Geschichte endlich beginnen, indem sie das wirkliche Leben der Menschen achtet und es anstelle fremder Subjekte in entfremdeter Wirklichkeit zum Maß und Grund aller Lebensprozesse macht. Marxismus steht von da her für die "Emanzipation der Gesellschaft vom Privateigentum, von der Knechtschaft, in der politischen Form der Arbeiteremanzipation". Das aber heißt umgekehrt nicht, dass eine bloße Verbesserung der Lage der Arbeitsleute, die ihre Privatexistenz reproduzieren müssen, eine unmittelbare gesellschaftliche Emanzipation wäre. Auch kann eine bloße Umkehrung der Klassenherrrschaft, die Herrschaft des produktiv arbeitenden Proletariats, also einer, durch die industrielle Arbeit unmittelbar bestimmte Klasse, keine gesellschaftliche Emanzipation der Eigentumsverhältnisse sein. Auch nicht das quantitative Verhältnis des Vermögens an Existenzmittel und Produktionsmittel, die bloß "gerechte" Aufteilung der Besitzanteile, eine so genannte Verteilungsgerechtigkeit der Einkommen an Geld und Privateigentum, wird die Menschen aus der Marktlogik, aus der Logik der privaten Verwertung ihrer Lebensäußerungen, der Vernutzung ihres gesellschaftlich gebildeten Eigentums und ihrer Natur befreien. Arbeit vollzieht sich immer in der historischen Form der gesellschaftlichen Produktion, der Arbeitsteilung, und ist immer als gesellschaftliche Gesamtarbeit zu verstehen, als Subjektivität der Erzeugung des menschlichen Reichtums überhaupt. Die gesellschaftliche Emanzipation ist die Aufhebung der entfremdeten Beziehungen der Reichtumsbildung durch Waren- und Geldverhältnisse, der Marktwirtschaft zwischen Bedürfnis und Arbeit durch Aneignung der Lebens- und Produktionsmittel in einem gesellschaftlichen Verhältnis des Eigentums der arbeitenden und bedürftigen Menschen. Durch die private Form der Aneignung (siehe Formbestimmung) und der nur abstrakten Existenz dieses Reichtums (siehe Realabstraktion) auf den Märkten sind die Menschen gezwungen, sich der ihnen darin entfremdet gegenüberstehenden Macht (siehe fremde Kraft) ihrer eigenen Lebensproduktion zu unterwerfen und sich als Privatpersönlichkeiten gesellschaftlich zu isolieren, zu Warenbesitzer werden, die dem Willen gehorchen müssen, der in den Waren haust. „Um ... Dinge als Waren aufeinander zu beziehn, müssen die Warenhüter sich zueinander als Personen verhalten, deren Willen in jenen Dingen haust, so daß der eine nur mit dem Willen des andren, also jeder nur vermittelst eines, beiden gemeinsamen Willensakts sich die fremde Ware aneignet, indem er die eigne veräußert. Sie müssen sich daher wechselseitig als Privateigentümer anerkennen. Dies Rechtsverhältnis, dessen Form der Vertrag ist, ob nun legal entwickelt oder nicht, ist ein Willensverhältnis, worin sich das ökonomische Verhältnis widerspiegelt. Der Inhalt dieses Rechts- oder Willensverhältnisses ist durch das ökonomische Verhältnis selbst gegeben. Die Personen existieren hier nur füreinander als Repräsentanten von Ware und daher als Warenbesitzer. Wir werden überhaupt im Fortgang der Entwicklung finden, daß die ökonomischen Charaktermasken der Personen nur die Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse sind, als deren Träger sie sich gegenübertreten." (Karl Marx in MEW Bd.23, S.99 f.) Durch das allgemeine Privatrecht der "freien Verfügung auf gesellschaftliche Produkte", durch die private Aneignungsmacht des Geldes wird der gesellschaftliche Mensch - der als Gesamtarbeiter, als bedürftiges und zugleich reiches Wesen zu verstehen ist - zu einem Dasein in politischer Einfältigkeit gezwungen, in dem er sich selbst nur als Warenbesitzer, als Besitzer einer abstrakten Gesellschaftsform (siehe Realabstraktion) seines privaten Vermögens (siehe Fähigkeit) und seiner privaten Eigentümlichkeiten (siehe Eigenschaft), auf andere Warenbesitzer beziehen kann. Alle konkrete Arbeit existiert unter diesen Bedingungen nur in der Form einer abstrakten Reichtumsbildung, deren Produkte Existenz- und Lebensmittel sind, die nur für einen Markt produziert werden, auf dem sie mit Geld ersetzt (siehe Geld als Zahlungsmittel) und durch Geld "erworben" werden können (siehe Geld als Kaufmittel). Als dieses allgemeine Kaufmittel wird Geld zum Subjekt der Märkte, weil es durch seine abstrakte Allgemeinheit jeden Kaufakt in der Beziehung zwischen seinem Material und seiner gesellschaftlichen Wirklichkeit beherrscht. Alles, was diese Verhältnisse bestimmt ist Geld, und eben gerade nicht die Arbeit, die sie erzeugt und auch nicht die Bedürfnisse, die sich am Geldbesitz bemessen. Das macht die Entfremdung der Menschen in diesen Verhältnissen aus: die Formbestimmung ihrer gesellschaftlichen Lebenstätigkeiten, die sich aus deren Inhalten nährt und bereichert, indem sie diese auf dem Markt für die Menschen gleich geltend, und also in Wahrheit gleichgültig macht, weil sie sich auf diese nur in ihrer Privatform, also im Verzehr oder in der Entäußerungsform ihrer Arbeitskraft beziehen können. Zwar hat der Kapitalismus die inhaltlichen Voraussetzungen geschaffen, dass die Menschen durch die darin entstandene Technologie, Kommunikation und Energieerzeugung ihn überwinden können, nicht aber durch diese Inhalte selbst, sondern nur in der Bekämpfung seiner gesellschaftlichen Existenzform, durch die soziale Revolutionierung aller Verhältnisse der Gleichgültigkeit, die darin isoliert auf sich selbst zurückgeworfen werden, um deren emanzipatorisches Potenzial der Verwertung für ihren abtrakt allgemeinen Zweck zu übereignen. Nicht die Arbeit in der Form, wie sie bereits betreiben wird, kann revolutionär sein und auch keine Bedürfnisse in der Form, die ihnen der "Sinn des Habens" (Marx) auferlegt, weil sie nur das entwickeln können, was sie in den Formbestimmungen dieser Verhältnisse nur das sind und somit auch nur das bleiben können, was sie schon waren. Es ist die politische Kraft des Bedürfnisses nach Freiheit, welche die Grundlage ihrer gesellschaftlichen Emanzpation ist: Die Erkenntnis der Notwendigkeit, gegen die Fesseln der Geschichte aufzustehen, um sie zu sprengen. "Die Lebensgefahr für jedes Wesen besteht darin, sich selbst zu verlieren. Die Unfreiheit ist daher die eigentliche Todesgefahr für den Menschen." (K. Marx, MEW 1, 60) Die Notwendigkeit für die Emanzipation der Menschen zu einer gesellschaftlichen Menschheit überhaupt wird von Marx in dem historischen Mangel der gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrer Entäußerungsform begriffen, worin ihre politischen Verhältnisse nicht ihre Ökonomie, ihre Wirtschaftlichkeit für die Menschen ausschöpfen, sondern diese durch politische Macht bestimmen, dass eine solche politische Ökonomie ein gesellschaftlicher Widerspruch in sich ist und die Kritik der politischen Ökonomie die Grundlage einer zeitgemäßen Änderung dieser Gesellschaft, die Aufhebung der bürgerlichen Gesellschaft sein muss. Die politische Macht ihrer Wirklichkeit vollzieht sich in Klasssenkämpfen, wie sie in der bisherigen Geschichte noch immer die herrschenden Verhältnisse und noch niemals menschliche Verhältnisse als Gesellschaft menschlicher Wesen waren, sondern Verhältnisse der Herrschenden, welche das notwendige gesellschaftliche Sein der Menschen durch Macht und Gewalt über sie zu nutzen verstanden hatten. Sie hatten ihre gesellschaftlichen Privilegien dazu verwendetet, die Abhängigkeit der Ohnmächtigen für sich zu nutzen und zu bestärken. Im Verständnis der bisherigen Geschichte der Menschheit als eine Geschichte von Klassenkämpfen war nicht die Notwendigkeit des Klassenkampfes wesentlich, sondern dessen unnötig werden, der geschichtliche Aufhebungsprozess der Klassenkämpfe in und vermittelst der Erzeugung ihres Reichtums. Deren Anachronismus besteht in der Entfremdung ihrer gesellschaftlichen Verhältnisse von den Verhältnissen ihrer Erzeugung, die Entfremdung des Produkts von der produzierenden Tätigkeit der Menschen und damit der Entfremdung des Menschen von seinem Menschsein überhaupt. Die Aufdeckung des historischen Anachronismus im Erzeugungsprozess des ungeheueren menschlichen Reichtums der bürgerlichen Gesellschaft, der in seinem organischen Dasein als Reichtum der menschlichen Natur keine Klassen mehr nötig hat, der sich als menschlicher, also gesellschaftlicher Reichtum entfalten kann, verlangt nach einer menschlichen Gesellschaftsform, die es allgemein möglich macht, dass die Menschen ihre Arbeit nicht als Behebung eines formbestimmten Mangels, sondern zur Bereicherung des menschlichen Lebens erbringen, Produktion und Produkte unmittelbar durch das menschliche Leben in freier gesellschaftlicher Beziehung sinnlich und räumlich in ihren Kommunen, wie in ihren Regionen und Länder entwickeln können. Diese Gesellschaftsform, die substanziell durch die Produktivität der bürgerlichen Gesellschaft schon angelegt ist, existiert in ihr noch in dem Widerspruch, dass ihre Produkte zwar gesellschaftlich erzeugt, aber vorwiegend nur privat angeeignet werden durch die bisher entwickelte politische Form des Privatrechts, durch das bürgerliche Recht auf Privateigentum und die hierauf gründende herrschende politische Gewalt der Macht des privat angeeigneten Mehrprodukts in der Geldform des Kapitals, das gegen die Bedürfnisse und Interessen der Menschen und ihrer Natur, als Privatform einer dem Menschen entfremdeten Naturmacht herrscht. Mit dem entwickelten Kapitalismus rächt sich diese Entfremdung und Verselbständigung des Kapitals von der menschlichen Gesellschaft durch die Krisen, die es in seinen eigenen Kreisläufen entwickeln muss, weil sich seine Wertmasse notwendig gegen ihre gesellschaftliche Realisierbarkeit verhält (siehe Fall der Profitrate). Daher haben die Menschen endlich die reale Chance, durch die Aneignung der Produktivkraft der Arbeit, durch die Aufhebung der gesellschaftlichen Form des Privateigentums als Kapital, ihre Geschichte zu einer Gesellschaft menschlicher Eigentümlichkeiten aufzuheben, die gesellschaftliche Eigentumsform zu ihrer wirklichen Lebensbasis zu revolutionieren. Gesellschaft bedarf immer der Vermitttlung und Beziehung der Menschen und diese kann nur in dem Maße ohne Gewalt sein, wie die Menschen darin offen, konkret und materiell ihre individuell unterschiedlichen Fähigkeit kollektivieren und ihr gesellschaftliches Kollektiv individualisieren können. Dies verlangt eine Vermittlungsform, welche den bürgerlichen Staat ablöst und eine allgemein kommunale Gesellschaftform, eben den Kommunismus einnimmt. Die Grundform dieses Verhältnisses ist die Kommune, für welche ursprünglich die Pariser Kommune als Vorbild gedient hatte. Der Kommunismus gründet daher auf kommunalen Lebenskreisläufen, die sich nicht abstrakt allgemein durch Marktwirtschaft vermitteln, sondern von ihrer Lokalität her sich in internationalen Verhältnissen entwickeln (siehe hierzu auch internationale Kommunalwirtschaft). Das Wissen um das kommunistische Wesen der menschlichen Geschichte unterscheidet den Marxismus deutlich von den linkshegelianischen Frühsozialisten und den Anarchisten, die ihre Selbstbegründung ihrem unmittelbaren Menschsein entnehmen und demzufolge jede gesellschaftliche Vermittlungsform, jede ihrer Organisationsform und Struktur als solche ablehnen. Marx sah darin noch die Position der Geldverhältnisse des Kleinbürgertums, das in seiner individualen Potenz als Persönlichkeit eines politischen Willens sich durchzusetzen sucht. Der Marxismus bezieht sich in seiner Kritik am Bestehenden nicht auf Strukturen als solche, sondern nur auf die Formbestimmtheit der bürgerlichen Gesellschaft, welche die Potenziale ihrer eigenen Fortentwicklung politisch unterdrückt, daher in unaufgelösten Widersprüchen sich fortbewegt (zwischen Reichtum und Armut, zwischen gesellschaftlicher Arbeit und privater Aneignung, zwischen toter Arbeit und lebendiger Arbeit, zwischen Produktion und Zirkulation und zwischen den Klassen überhaupt, den Besitzern von Grund, Arbeit und Kapital - siehe Logik des Kapitals). Von daher fixiert die bürgerliche Gesellschaft das, was sie geschichtlich als menschliche Gesellschaft hervorgebracht hat, den Reichtum in der Form von Waren durch die Industrialisierung der Produktion, an seine reaktionäre Form, das Kapital, und die Probleme, die es mit sich hat und an den Menschen austrägt. Bürgerliche Politik folgt alleine den allgemeinen Notwendigkeiten im Kapitalismus ist immer die Politik des Kapitals, auch wenn sie durch Meinungsbildung (siehe Wählermeinung) gewählt ist und demokratisch erscheint (siehe bürgerliche Demokratie). Aber sie verkehrt ihre Geschichte zwangsläufig im Verlauf immer heftiger werdenden Krisen in die Selbstunterwerfung der Menschen unter ihre eigenen Verhältnisse, weil sie die Form dieser Verhältnisse und daher ihre Formbestimmtheit nicht angeht und niemals verändert, weil die Kapitalbesitzer ihr immer als Entwicklungsträger erscheinen - je krisenhafter, desto nötiger. Bürgerliche Politik gibt daher in ihrem Geschichtsverlauf immer wieder ihren Ursprung aus menschlichen Lebensverhältnis und steigert sich in Krisenzeiten zu ihrer höchsten Potenz, der faschistischen Barbarei (siehe Kritik der politischen Ökonomie). In diesem Wissen unterscheidet sich der Marxismus auch wesentlich von der Sozialdemokratie, die sich für eine politische Immanenz im Kapitalismus darin ausgesprochen hat, dass sie an dessen selbsttätiges Ende durch die Fortschritte der Arbeit und damit an eine bürgerliche Entwicklung des menschlichen Lebensstandards zu einer immer "großzügigeren Gesellschaft" glaubt. Da Marxisten die Überwindung der bürgerlichen Gesellschaft über die Aufhebung des Privateigentums durch Subjekte begreift, die in den Grundlagen der gesellschaftlichen Selbsterzeugung und der Erzeugung des gesellschaftlichen Reichtums konkret eingebunden sind (das so genannte Proletariat), hat er auch das zentrale Problem, eine Gesellschaftsform schaffen zu müssen, in welcher die individuelle und die gesellschaftliche Selbsterhaltung und Entwicklung als Selbsterzeugung der Menschen möglich ist. Darin ist der Marxismus noch nicht weit fortgeschritten. Die bisherigen marxistischen Staatstheorien endeten im Fiasko des Stalinismus, der dem Fiasko der bürgerlichen Demokratie ähnelt, die im Faschismus aufgegangen war. Eine marxistische Gesellschaftstheorie muss vor allem die Einheit von Produktionsform und Reproduktionsform der Gesellschaft als Verhältnis eines Ganzen zu seinen Teilen herstellen. Bisher wurden aber hierfür nur Gegensätze und damit die Fortsetzung der Klässenkämpfe auf höherem Niveau geliefert (vergl. die Theorie von der Diktatur des Proletariats). Wegen falschen politischen Ansätzen und wegen der barbarischen Reaktion auf Seiten der Kapitalmächte (z.B. 2. Weltkrieg) musste der Marxismus trotz internationalistischer Ambitionen in nationalstaatlichen Arbeitswelt-Kategorien verharren und sich selbst in der Form eines Staatskapitalismus desavouieren. Das ließ den Marxismus auf eine geschichtsphilosophische Logik zurückfallen, die er gerade überwinden wollte. In ihrem verheerende Geschichtsobjektivismus) versackten die "ewigen Wahrheiten" des "Marxismus-Leninismus" und seine Resultate zerstörten jede Hoffnung auf eine Überwindung des Kapitalismus. Doch das Kapital entwickelte daraufhin sich zur Globalisierung und hatte die weltmarktlogische Internationalisierung nötig, die dem imperialistischen Kapital noch unnötig schien (dort entwickelten sich nur die Inlandsmärkte der Imperialisten). Die zunehmende Disfunktionalisierung der Nationalstaaten durch das Finanzkapital hat zur Kehrseite auch die Notwendigkeit einer Weltgesellschaft gegen das Kapital: Die weltweite Kooperation der Konzerne hat nach wie vor ihre Schranke in der Konsumierbarkeit ihrer Produkte. Die Verbindung der Menschen wächst in dem Maß der Absatzprobleme auf dem Weltmarkt und der Notwendigkeit der Bewerbung der Produkte (z.B. Internet, Kulturtransfer). Eine Weltgesellschaft wird unumgänglich sein, will die Menschheit sich nicht selbst dem Kapital opfern und an seinen Kultstätten (siehe Logik der Kultur) versiechen (siehe Barbarei). Sie kann aber nur die Föderation von Kulturgesellschaften sein, also von Gesellschaften, die ihre Produktionskreisläufe als ihre jeweilige Kulturen vollziehen und aufeinander frei beziehen und darin ihre Lebensformen als ihren weiteren Geschichtsprozess im nötigen Wechsel des Produktionsbedarfs konstituieren, als Verhalten von Ursachen und Wirkungen, als weltweite Wirklichkeit, in der die Menschen über die Gründe für alle Entwicklung sich streiten und zusammenfinden, wie es ihrem eigenen Werden entspricht. Eine Kulturgesellschaft fördert den Menschen als einzelnes wie allgemeines Wesen seiner Selbsterzeugung und Selbstentfaltung - in der gesellschaftlichen Erzeugung seiner Art (Gattungswesen), einer gesellschaftlichen Form der Arbeitsteilung, die das Individuum so gesellschaftlich versteht, wie sich die Gesellschaft auch in ihm individualisiert. Wo eine solche Gesellschaft gelingt, da findet die Aufhebung aller Momente abstrakt menschlicher Beziehungen statt (vergl. hierzu die internationale Kommunalwirtschaft). |