In einer Scheinwelt herrscht das Scheinbare, der Schein des Anscheins schlechthin. Darin hat nichts wirkliche Substanz. Darin überlagern sich die Eindrücke beliebiger Gefühle, die durch Ereignisproduktion erzeugt und befriedet werden, weil sie keinen eigenen Ausdruck mehr darstellen. Aber sie kultivieren zugleich eine Welt isolierter Empfindungen, reproduzieren verlassene Seelen und verengen die Wahrheit ihrer Wahrnehmungen (siehe Angst), töten sie durch ihre Lebensangst (siehe tote Wahrnehmung) und verwahrlosen daran (siehe auch Dekadenz). Schließlich kehren sie ihren Sinn gegen ihre Kultur, trennen ihren Leib von ihrer Seele und pervertieren sich selbst zu einem Zwang entäußerter Wahrheit (siehe hierzu auch Perversion). Die Trennung von Leib und Seele, von Körper und Geist verlangt in den vereinzelt lebenden Menschen eine Verkehrung ihrer Selbstwahnehmung, eine Pervertierung zwischen von Empfindung und Gefühl, ihrer zwischenmenschlichen Bezogenheit (siehe Perversionen). Im Masochismus verkehrt sich seelischer Schmerz in ein körperliches Verlangen nach der Zufügung von Schmerzen. Dadurch will Masochismus eine Einheit mit sich erzeugen und dadurch eine selbständige Selbstgewissheit im erleben, sich durch eine nach innen gekehrte Erfahrung von Schmerzen befrieden, die den Menschen erleichtern,imdem sie seiner Selbstwahrnehmung eine Identität außer sich erzwingt. Es ist ein Verhältnis zu Schmerzen, welches auf einer sinnlichen Nichtung beruht und durch Selbsterniedrigung oder Selbstverstümmelung oder durch Erduldung von Schmerzzufügung durch andere eine negative Identität stiftet (siehe auch Perversion). Es geht im Prinzip nicht wirklich um Schmerzen, sondern um das Erleben des eigenen Lebens durch Bedrängung oder Zerstörung der eigenen Wahrnehmung, um Selbstwahrnehmung durch Verletzung von Wahrnehmung oder ihren Organen (z.B. Selbstverstümmelung). Die aufgehobene Selbstgewissheit, welche den Masochismus antreibt, besteht zwar gegenwärtig als Verlust der Selbstvergegenwärtigung, wird aber von einer negative Identität betrieben, die hierin zu sich kommt, sich im Schmerz befriedigt, gleich, ob sie sinnlich oder auch nur im Gedächtnis besteht. Masochismus ist also die Notwendigkeit, Schmerz zu empfinden, um Identität zu haben. Er ist die Form, worin ein Leben in zwischenmenschlichen Beziehungen ertragen wird, deren Nichtigkeit (siehe Vernichtung) nicht wahrnehmbar ist und deshalb masochistisch wahrgehabt wird. Die Schmerzidentität wird daher zu einem notwendigen Erleben eines objektiven Gefühls, solange der Lebensraum dieser Beziehungen nicht kritisiert und verlassen werden kann. Da er eine Sinnverkehrung ist, wird er von der Psychologie als Perversion aufgefasst - doch Sinnverkehrungen gibt es eigentlich viele, die weit über den Verstand der Psychologie hinausgehen. | ![]() |