Mieten zeigen ihre unmittelbare Bestimmung durch das Kapital schon alleine in ihrem Gefälle, das zum weitaus größten Teil nicht abhängig ist von ihren Erstehungskosten, sondern vom "Wert des Bodens", also abhängig von gesellschaftlicher Geschichte und gesellschaftlichen Beziehungen: Von der Verkehrsbezogenheit (Stadt/Land und Verkehrsanbindung an Geschäfts- und Arbeitsbedingungen) und von der Grundrente: Der Boden ist so viel wert, wie er einem Menschen an Geld einbringt. Der/Die Hausbesitzer/in muss hierfür nicht mal viel getan oder gezahlt haben, wenn er/sie z.B. Grundstücke geerbt hat, die einst einen geringeren Verkehrswert hatten: Er kann zusehen, wie mit der Verkehrsdichte der Wert seines Objekts steigt - oder er kann durch besonderes Wissen damit spekulieren und entsprechende Objekte einkaufen. Mieten zeigen somit besonders drastisch, zu was der Kapitalwert auf dem Finanzmarkt eines fiktiven Kapitals wird: Die private Verfügung über gesellschaftliche Mittel aus der gesellschatlichen Prosperität einer besonderen Verkehrslage, wie sie aus der Diffentialrente angeeignet wird. Nur aus diesem Grunde können auch hohe Mieten bezahlt werden; sie befördern den Wohlstand des Wohlständigen über das Vermögen seines Wohnorts und durch die Effizienz seiner Freizeit als Mittel der Regeneration. Als Selektionsmittel von armen und reicheren Mietern ist sie der wichtigste Faktor im Teufelskreis der Verarmung: Der Zugang zu besseren Bedingungen wird für Arme schnell abgeschnitten und ihre Isolation von der wohlständigen Gesellschaft vertieft, und dies schon nach kurzer Arbeitslosigkeit (siehe Randgruppen). Andere Auswahlkriterien für einen Wohnplatz wären denkbar durch staatliche Vergrößerung des Wohnungsangebots oder durch Zeitbegrenzung des Wohnens in besonderen kulturgenehmen Gegenden. Man kann an den Mieten auch den Übergang der bürgerlichen Gesellschaft in einen Feudalkapitalismus ganz gut veranschaulichen, wenn man den darin transferierten Wert, der in seiner Größe ja nichts anderes als akkumulierte durchschnittliche gesellschaftliche Arbeitszeit sein kann, genauer ansieht: Der durch Arbeit und Rohstoffe investierte Wert in ein Haus, der sich aus bezahlter Arbeit (Reproduktionskosten der Arbeitsleute und Investments) und unbezahlter Arbeit (Mehrwert als private Macht eines Verkehrswerts = Eigentumstitel) darin darstellt wäre bei dem Geldumlauf der ursprünglichen Marktwirtschaft ein realwirtschaftliches Potenzial, das zum einen die Vorschüsse (z.B. Kredite und Zinsen) ausgleicht, zum andern für neue Investitionen zur Verfügung stünde. Wer seine Miete bezahlt, bezahlte damit noch tatsächlich Reproduktion, also die seines Unterhalts und die der Kapitalrente, die "Revenue" eines ganzen gesellschaftlichen Verhältnisses. Was die Mietlagen im Lauf der Zeit an Wert gewannen entsprach den Produktivitätsvorteilen, die in diesen Lagen die Kosten der Arbeit reduzierten, also über Konkurrenzvorteile die Verwertungsspirale der Arbeit und ihrer Ausbeutung voranbrachten, einen "Fortschritt" der Durchschnittsprofitrate einbrachten. Alle Spekulation bezog sich nur hierauf und stellte sich auch politisch als das Verschuldungspotenzial des Staatswesens dar, also dem Leerspeicher an Geldvermögen, das nur Staatsvermögen als Schuldgeld war, um das Wertwachstum abzusichern. Wer jetzt seine Mieten bezahlt, bezahlt zu seiner Reproduktion zugleich den Schuldenzuwachs des Staates ab Geburt als Staatsbürger. Das Produktionsverhältnis der Häuser usw. zählt deshalb heute nicht mehr viel, weil das Wertwachstum mit der Globalisierung nur noch einen fiktionalen Charakter hat. Das in den Glaubensinvestitionen der Spekulation zirkulierende Buchgeld ist nominell das 10 fache des zirkulierenden Warenhandelskapitals (700 zu 70 Billionen Dolars). "Gedeckt" ist es vorwiegend durch die weltweite Verschuldung der Nationalstaaten und den Rechenübungen diverser "Kreditversicherer" und Banken. Staat, Gemeinden und alle Institutionen des Staates sind daher vorwiegend durch die Staatsverschuldungen bestimmt, selbst auf die Wertsteigerung von Immobilien u.dgl. Spekulieren, die aber zugleich ganz real die Bürgschaft ihrer Bürger benötigen. Diese Realität ist die bestimmende. Sie benötigt Handelmächte und Handelsverträge (z.B. TTIP), die vor allem die Sicherheit der Eigentumstitel, also ihre Werthaltigkeit im zirkulierenden Geld zu garantieren haben. Dafür erzwingen sie alles, das meiste gegen das "Wohl der Bevölkerung", von der sie sich wiederum wählen lassen und die sie deshalb auch systematisch darüber hinwegtäuschen müssen. Dass Europa und die ganzen Staatsverhältnisse des Schuldgeldsystems am Gefälle ihrer Produktivität, also der Einlösung ihrer Sicherheitspotenziale, scheitern müssen, wundert da nicht.
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