Maria Montessori (1870 - 1952) hatte das im Italien des fr�hen 20.Jhdts institutionalisierte Lernen als Indoktrinierungs- und Beherrschungsmittel kritisiert und eine P�dagogik entwickelt, die sich am Erkenntnisprozess der Kinder orientiert und deren Erkenntnisinteresse in den Mittelpunkt ihrer Bem�hungen gestellt. Sie hat vor allem als Kernproblem der Pädagogik die besondere Aufmerksamkeit des Kindes für seine Entwicklung herausgestellt, die durch besondere Fürsorge und einem der kindlichen Wahrnehmung entsprechenden Material gefördert werden könne. Sowohl die besondere Tiefe dieser Aufmerksamkeit wie auch ihre Intergation bzw. Intergrierbarkeit in ein Schulsystem das sich ihr widmet, wird in ihrer Schrift von 1927 "Die Entdeckung des Kindes" hervorgehoben und als Anspruch ihrer pädagogischen Verantwortung formuliert. Damit kommt sie zum einen der Not von Kindern entgegen, die Schwierigkeiten haben, sich in die bürgerlichen Lebenswelten der Erwachsenen einzufinden. Andererseits macht sie auch diese selbst darauf aufmerksam, dass sie durch bestimmte erzieherische Einstellungen und Beziehungen eine politische Aufgabe zur Verbesserung der Welt und des sozialen Lebens zu folgen hätten. Allerdings werden Kinder hierdurch "unter der Hand" zu Funktionären der Befreiung von Erwachsenen aus den Beklommenheiten ihrer Selbstbezogenheiten, die bruchlos in die Anpassungsideologie des guten und gerechten Lebens aufgeklärter Weltbürger übergehen können und damit vor allem der Selbstveredelung von Kulturbürgern nützlich sind. Was deren politische und zwischenmenschlichen Verhältnisse nicht einlösen können, wird zu einem schleichenden Eskapismus aus ihren Lebensburgen und Lebenspflichtigkeiten befördert. So werden Kinder hierdurch selbst zum politischen Objekt unbeugsamer, weil ungebeugter Erwachenenfiktionen, die sich damit ihrer Welt entziehen, um selbstlos "für ihre Kinder zu leben". Die werden mehr oder weniger absichtlich zu einer Avantgarde eines guten und "gelungenen Lebens" stilisiert, ohne dass sie daran interessiert sein müssen, ihre wirklichen Lebensbedingungen zu erkennen und für die Aufhebung derer Widersprüche sich einsetzen zu müssen. In dem Buch von Hélène Leenders "Der Fall Montesori" (Klinhardt Verlag 2001) untersucht die Autorin die Argumentationen aus dem Montessori-Kreis im Hinblick auf die Brauchbarkeit der Montessori-Pädagogik für eine faschistische Staatserziehung. "Der erste Artikel Montessoris in L‘Idea Montessori hat das Thema "die Entdeckung des Kindes". Mit diesem Slogan beendet Montessori ihren Artikel. Sie schreibt dort über das durch sie entdeckte Phänomen der Existenz “einer latenten, wunderbaren Energie im Kind", wobei sie auch auf Pestalozzi und Tolstoi verweist, weil beide dieses Phänomen auch bemerkt hatten. Aufgrund ihrer Entdeckung des Kindes muss nun, Montessori zufolge, erforscht werden, welche Bedingungen dieses Phänomen hat und wie "Umgebung und wie Außeneinfüsse zu einer nat�rlichen psychischen Manifestation" des Kindes beitragen können. Mit dem erzieherischen Anspruch - bzw. "Bildungsauftrag" - der Montessori-Pädagogik werden Kinder durch eine gänzlich unpolitisch formulierte pädagogische Ideologie gefordert und auch überfordert, indem sie gesellschaftlich in den Dienst einer Funktionalität eines sozialpsychologischen Krisenmanagements gestellt werden. Von daher ist es auch nicht zufällig, dass Maria Montessori und ihr Mitarbeiter sich mit dem italienischen Faschismus Musolinis mehr oder weniger eng verbunden verstanden und sich auch persönlich hierfür einsetzten. Denn wie auch Adolf Hitler erkannte dieser den hohen politischen Wert einer subjektiven Kondition zu einem selbstgesteuerten Willen für die Anpassung an hohe sittliche Ideale zwischenmenschlicher Beziehungen und die Selbstlosigkeit ihrer politischen Kultur, mit der sie leicht durchsetzbar und zur Befriedung regressiver Verhältnisse objektivierbar sind. Allerdings steht die Montessori-Pädagik auch für extremene Widersprüche zwischen einer linksliberalen und einer autoritär-dogmatischen Position, wodurch sie politisch nicht einfach zu lokalisieren ist. Auch heute noch gibt es viele Schulen, die sich an deren p�dagogischen Auffassungen orientieren und - wo diese sich in den vermittelnden LehrerInnen auseinandergesetzt hat - zum Teil tats�chlich in der Lage sind, Erfahrungen in der Transzendenz des reinen Lernens zur Erkenntnis des geeigneten Lehrstoffs zu fördern.
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