"Die eigentliche Schwierigkeit bei der allgemeinen Begriffsbestimmung der Nachfrage und Zufuhr ist die, daß sie auf Tautologie hinauszulaufen scheint. Betrachten wir zunächst die Zufuhr, das auf dem Markt befindliche Produkt oder das für ihn geliefert werden kann. Um nicht in hier ganz nutzlose Details einzugehn, denken wir hier an die Masse der jährlichen Reproduktion in jedem bestimmten Industriezweig und sehn dabei ab von der größern oder geringern Fähigkeit, die verschiedne Waren besitzen, dem Markt entzogen und für die Konsumtion, sage des nächsten Jahres, aufgespeichert zu werden. Diese jährliche Reproduktion drückt zunächst ein bestimmtes Quantum aus, Maß oder Anzahl, je nachdem die Warenmasse als diskrete oder kontinuierliche gemessen wird; es sind nicht nur Gebrauchswerte, die menschliche Bedürfnisse befriedigen, sondern diese Gebrauchswerte befinden sich auf dem Markt in einem gegebnen Umfang. Zweitens aber hat diese Warenmenge einen bestimmten Marktwert, den man ausdrücken kann in einen Multipel des Marktwerts der Ware oder des Warenmaßes, die als Einheiten dienen. Zwischen dem quantitativen Umfang der auf dem Markt befindlichen Waren und ihrem Marktwert existiert daher kein notwendiger Zusammenhang, indem z.B. manche Waren spezifisch hohen Wert haben, andre spezifisch niedrigen Wert, so daß eine gegebne Wertsumme sich in einem sehr großen Quantum der einen und einem sehr geringen Quantum der andren Ware darstellen kann." (K. Marx, MEW 25, S. 195 f.) Angebote bestimmen die Nachfrage, wie auch die Nachfrage Angebote evoziert (siehe Angebot und Nachfrage). Ihr Wesen ist die Arbeit, worin sich Bedürfnis und Gegenstand einig sind, das Bedürfnis nach Herstellung von Gegenständen zu seiner Befriedigung verlangt, wie auch die produzierten Gegenstände neue Bedürfnisse wecken. Wo deren Beziehung jedoch getrennt ist, wo durch die Teilung der Arbeit das Eine aus einer anderen Wirklichkeit kommt wie das Andere, bezieht sich beides über ein gesellschaftliches Verhältnis von Waren, hat eine äußerliche Vermittlung durch den Warentausch nötig. Jede Ware ist einerseits das Produkt einer Arbeit und andererseits Gegenstand menschlicher Bedürfnisse. Sie tritt auf dem Markt gesellschaftlich sowohl als Angebot einer Sache auf, die einen Wert hat, als sie auch Gegenstand einer Nachfrage ist, der Im Warentausch zu einem bestimmten Preis zu haben ist. Auf dem Markt muss sich beides vermitteln, um den Wert der Ware durch ihren Preis zu realisieren (siehe auch Wertrealisation). Nachfrage entsteht durch Bedürfnisse nach einem Produkt, setzt also dessen Existenz voraus. Dass Bedürfnisse der Produktion vorausgesetzt sind, ist der bürgerlichen Ökonomie meist keine theoretische Reflexion wert. In der Grenznutzentheorie der bürgerliche Ökonomie wird das Podukt nur als Gegenstand des Konsums angesehen, als Angebot, dessen Preis von der Nachfrage bestimmt wird. Weil hierbei Geld in seiner Zwiespältigkeit nicht reflektiert wird, Geld also als Zahlungsmittel wie als Kaufmittel ununterscheidbar in eins gesetzt wird, erscheinen die theoretischen Ausrichtungen der Theorien zu Angebot und Nachfrage in eine Angebotsorientierung und eine Nachfrageorientierung auch vereinbar, ohne dass ihre gegensinnige Funktionen Folgen hätte (M. Keynes). Ein Angebot ist in der Marktwirtschaft die Masse der verfügbaren Waren zu entsprechenden Bedürfnissen, um welche die Anbieter konkurrieren. Nachfrage ist die Masse der Bedürfnisse bezüglich vorhandener Waren, um deren Preis die Nachfragenden konkurrieren. Angebot drückt also eine Masse vorhandener Güter aus, die als Produkte existieren, die noch nicht in den Konsum verschwunden sind, eine Wertmasse von Gütern, welche die Wertsubstanz dieser Wirtschaft darstellt, soweit sie der Nachfrage entsprechen. Nachfrage stellt die Masse potenzieller Käufer dar, die Masse eines Bedarfs und damit des individuellen Mangels an diesen Gütern. Der Markt funktioniert auf dieser Basis, auf dem Vorhandensein voneinander getrennter gesellschaftlichen Inhalte, wie sie zwischen Arbeit und Konsum gegeben sind: auf der Teilung der Arbeit. Angebot und Nachfrage ist also ein rein quantitatives Verhältnis von Produkt und Bedürfnis, worin sich die wirtschaftliche Beziehung einer Marktwirtschaft in der Preisbildung aus der Nachfrage je nach der Verfügbarkeit einer bestimmten Geldmenge als Zahlungsmittel realisiert (siehe auch Wertrealisation). Darin ist ihr wesentlicher Grund, die Produktion von Werten, auf die Erscheinungsform des Tauschverhältnisses, wie es der Tauschwert für sich genommen darstellt, reduziert. "Als Tauschwert ist ein Gebrauchswert gerade soviel wert wie der andere, wenn nur in richtiger Proportion vorhanden. Der Tauschwert eines Palastes kann in bestimmte Anzahl von Stiefelwichsen ausgedrückt werden. Londoner Stiefelwichsfabrikanten haben umgekehrt den Tauschwert ihrer multiplizierten Büchsen in Palästen ausgedrückt. Ganz gleichgültig also gegen ihre natürliche Existenzweise und ohne Rücksicht auf die spezifische Natur des Bedürfnisses, wofür sie Gebrauchswerte, decken sich Waren in bestimmten Quantitäten, ersetzen einander im Austausch, gelten als Äquivalente und stellen so trotz ihres buntscheckigen Scheins dieselbe Einheit dar." (K. Marx, MEW 13, S. 16) Nach Auffassung der bürgerlichen Ökonomie regelt sich der Preis der Waren ausschließlich nach Angebot und Nachfrage, also nicht nach dem Wert einer Arbeit und ihrer gesellschaftlichen Notwendigkeit, sondern nach dem Verhältnis von schon vorhandenen Produkten und ihrer Entsprechung zu vorhandenen Bedürfnissen. Damit wird formuliert, was in der Tat das Anliegen der bürgerlichen Produktion ist: nämlich Geld als Wert zu realisieren, gleichgültig, wie dieser entsteht und auf wen er sich bezieht. Der Zynismus solcher Verselbständigung wird deutlich, wenn man hier den Arbeiter als "Nachfragenden" auffassen muss. Der Unternehmer kann sich als Anbieter von Arbeit verstehen und als "Leistungsträger" fühlen. Die Leistung selbst muss ja auch nicht nachgewiesen werden, wenn es sich um ein "Angebot" an Arbeit handelt. Die Welt wird hier vom Himmel gesehen: Weil die Waren gekauft werden, haben sie einen Preis - und wo nicht, fallen sie heraus - ein Widersinn in sich. Weil etwas nicht gekauft wird, wird es auch nicht gebraucht und ist also nicht, nichts Wert. Gerade umgekehrt wird das von Marx begriffen: Weil etwas als Produkt besteht, hat es Wert; aber eben nur, wenn dieser durch den Verkauf realisiert wird, wenn das Produkt verkauft wird. Ideell existiert es als Wert und das Geld, mit dem es auf dem Markt erstanden werden kann, ist ideell also ein Maß für diesen Wert, Maß der Werte. Reell wird es verkauft über einen Preis, der das Vermögen reflektiert, diese Wert in Geldform zu begleichen. Von daher ist Geld ein Maßstab der Preise, also das Maß des Vermögens, das dem Produkt auf dem Markt entgegengebracht wird. | ![]() |