"Das Große an der Hegelschen Phänomenologie und ihrem Endresultate - der Dialektik der Negativität als dem bewegenden und erzeugenden Prinzip - ist ... einmal, daß Hegel die Selbsterzeugung des Menschen als einen Prozeß faßt, die Vergegenständlichung als Entgegenständlichung, als Entäußerung und als Aufhebung dieser Entäußerung; daß er also das Wesen der Arbeit faßt und den gegenständlichen Menschen, wahren, weil wirklichen Menschen, als Resultat seiner eignen Arbeit begreift. Das wirkliche, tätige Verhalten des Menschen zu sich als Gattungswesen oder die Betätigung seiner als eines wirklichen Gattungswesens, d.h. als menschlichen Wesens, ist nur möglich dadurch, daß er wirklich alle seine Gattungskräfte - was wieder nur durch das Gesamtwirken der Menschen möglich ist, nur als Resultat der Geschichte - herausschafft, sich zu ihnen als Gegenständen verhält, was zunächst wieder nur in der Form der Entfremdung möglich ist." (Quelle: Karl Marx 1844 in MEW 40, S. 574) Eine Negation setzt positives Sein voraus, das sie als Position in ihrer Abstraktion hiervon, als ihr abstraktes Anderssein reflektiert (siehe hierzu Dialektik). In widersprüchlichen Verhältnissen bestätigt sich die positive Beziehung durch die Wirkung ihrer besonderen Form ihrer Abwesenheit, ihrer Negatitivät, die sie allgemein in den Unterscheidungen ihrer Lebensverhältnisse erfährt, wo deren Zusammenhang abwesend ist. Darin bestärken sich ihre Inhalte durch die Form ihrer leeren - aber immer noch tatsächlichen - Bezogenheit, duch ein anderes Dasein, durch das abstrakte Anderssein ihres Wesens (siehe hierzu Dialektik), das sich hierin verdichtet. Wo aber die Inhalte keine wirklich angemesene Form finden, sich nicht vollständig unterscheiden können, wo sie in den Beziehungen der Unterschiedenheit ihrer elementaren Formen sich angleichen und für sich selbst abstrakt werden (siehe hierzu auch schlechte Unendlichkeit), "laufen sie leer", verbleiben nur durch ihre abstrakte Substanz, durch ihre bloße Abstraktionskraft bezogen und darin negiert, bloße Tatsache ihres abwesenden Seins (siehe z.B. auch abstrakt menschliche Arbeit). In der Menge ihrer Beziehungen werden sie mit zunehmender Allgemeinheit gleichförmiger und unbestimmter, gleichgültig gegen hren Inhalt (siehe hierzu Dialektik). In einer unbestimmten Masse zergehen dann auch alle Unterschiede und heben einander durch ihre Gleichförmigkeit (siehe Gewohnheit) in zunehmend inhaltsleerere, abstrakter werdende Beziehung in diesem Verhältnis auf, verdoppeln ihr Nichtsein in der Fülle ihrr Inhalte. In ihrem Niedergang entsteht von daher eine Abstoßung, die allgemein sich ln der Nichtung, subjektiv in der Angst vor Vernichtung entwickelt (siehe auch Lebensangst). Sie will, dass das Wirkliche nicht sein soll, dass es nicht geschieht, dass es als Form ihrer Wirklichkeit abgestoßen wird, damit sie durch ihre Beziehungslosigkeit nichts damit zu tun hat. Von da her wird das Innere der entwirklichten Wirklichkeit als Abstraktion von ihrer Substanz mächtig (siehe Abstraktionskraft). Das Abwesende wird als Leerstelle eines Inhalts zum Platzhalter ener Beziehung, die sich darin negieren muss, um zu sein. Sie ist durch ihre Negation wirksam. mit der Vermeidung wird die Kraft der Abwehr verdoppelt, gegen ihren Inhalt reaktionär (siehe auch reaktionäres Bewusstsein). Das Geheimnis der Negation ist die Verdrängung, das Vermeiden von Wirklichkeit zur Erzeugung ihrer Unwirkichkeit (siehe Entwirklichung), das "Ungeschehen machen". Eine Negation ist die Form eines ausgeschlossenen Inhalts in abstrakten Verhältnissn. Darin haben sich die Seinsinhalte aufgehoben und auf ihre leere Substanz reduziert. Wo und weil ihre Formen hierdurch nicht ihrem Inhalt entsprechen können, muss dieser also wesentlich abwesend sein und stellt sich daher als Formbestimmung dar, die als eine ihm entfremdete Macht wirksam wird (siehe auch Wirklichkeit). Von daher kann sie sich immer nur in einen Gegensatz von Anwesenheit und Abwesenheit ihres Wesens verwirklichen, nur darin wirklich da sein. Wo und wenn also eine Position des Gegebenen nicht sein kann was sie ist, also einen Mangel hat, kann sie nur negativ sein zu dem, was sie ist. In der Negation, in die sie hierdurch verwiesen wird muss sie von ihren Inhalten abstrahieren. Aber inhaltslos wirkt sie alleine in dieser Abstraktion, also in der Substanz, die keinen konkreten Inhalt mehr haben kann. Von daher bestimmt sie lediglich ihre Form aus ihrer Abstraktheit heraus (z.B. als abstrakt menschliche Arbeit, abstrakt menschlicher Sinn). Sie wird zu einer Formbestimmung, die ihren Inhalt verkehrt entwickeln muss - bis er schließlich als Resultat einer Metamorphose wieder zu einer neuen Gegebenheit wird und also transformiert durch das existieren kann, was ihr abstrakt allgemein geblieben ist (siehe z.B. Warenfetischismus). Eine Negation ist aber zunächst nur eine Nichtung, die durch einen Widersinn begründet ist, der sich in einer Abstraktion aufhebt, die dessen Inhalte auf ihre bloße Substanz reduziert. Der Widersinn einer Position wird damit überwunden, dass er zunächst auf die materielle Substanz zurückfällt, in der er sich entgegenwärtigt, d.h. abwesend macht. Aber Nichts kann er nicht sein und nicht werden, soweit er seiend war und als dieses noch da ist (siehe Dasein). Eine widersinnige Form ist daher immer noch in ihrer abstrakten Tatsächlichkeit gegenwärtig, auch wenn ihr Inhalt untergegangen ist. Sie bleibt als Formbestimmung wirksam, gerade weil sie nicht anders sein kann und sich erst wirklich ändert, wenn er seiner leeren Form die wesentlichen Inhalte mitteilt und vermittelt, sie durch die Wahrheit ihres wirklichen Wesens auf sich als natürliches Wesen durch das Wesen seiner allem gemeinen Wirklichkeit (siehe Gesellschaft) zurückführt. Was noch bei Hegel diese "Negation der Negation" war, ist für Marx die Aufhebung einer schlechten Negation (siehe schlechte Unendlichkeit) durch die Umkehrung ihrer verkehrten Form - z.B. durch die "Enteignung der Enteigner". So beschreibt dies Friedrich Engels in seinem "Antidühring" als Entgegnung gegen den Hegelianer Eugen Dührung: "Bei Marx heißt es: »Es ist Negation der Negation. Diese stellt das individuelle Eigentum wieder her, aber auf Grundlage der Errungenschaft der kapitalistischen Ära, der Kooperation freier Arbeiter und ihrem Gemeineigentum an der Erde und den durch die Arbeit selbst produzierten Produktionsmitteln. Die Verwandlung des auf eigner Arbeit beruhenden, zersplitterten Privateigentums der Individuen in kapitalistisches ist natürlich ein Prozeß, ungleich mehr langwierig, hart und schwierig als die Verwandlung des faktisch bereits auf gesellschaftlichem Produktionsbetrieb beruhenden kapitalistischen Privateigentums in gesellschaftliches Eigentum.« Das ist alles. Der durch die Enteignung der Enteigner hergestellte Zustand wird also bezeichnet als die Wiederherstellung des individuellen Eigentums aber auf Grundlage des gesellschaftlichen Eigentums an der Erde und den durch die Arbeit selbst produzierten Produktionsmitteln. Für jeden, der Deutsch versteht, heißt dies, daß das gesellschaftliche Eigentum sich auf die Erde und die andern Produktionsmittel erstreckt und das individuelle Eigentum auf die Produkte, also auf die Verbrauchsgegenstände. Und damit die Sache auch für Kinder von sechs Jahren faßlich werde, unterstellt Marx auf Seite 56 einen »Verein freier Menschen, die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbstbewußt als eine gesellschaftliche Arbeitskraft verausgaben«, also einen sozialistisch organisierten Verein, und sagt: »Das Gesamtprodukt des Vereins ist ein gesellschaftliches Produkt. Ein Teil dieses Produkts dient wieder als Produktionsmittel. Er bleibt gesellschaftlich. Aber ein andrer Teil wird als Lebensmittel von den Vereinsmitgliedern verzehrt. Er muß daher unter sie verteilt werden.«" (Friedrich Engels in MEW 20, S. 120f) Für sich genommen bleibt die Negation an ihr Gegenteil, an ihre Position gebunden. Weil z.B. eine Ware, deren Tauschwert eine widersinnige Form ist, dennoch Produkt einer Arbeit, wenn auch nur als abstrakt menschlicher Arbeit, die sich in ihrer Wertform verwirklichen und durchsetzen kann, so ist der Tauschwert in der Geldform schließlich zu einer wirklichen Position gelangt, indem er sich aus der Wirkung der Verneinung seiner Relationen einen eigenen Körper als Warenkörper des Geldwerts verschafft, dessen Wesen zu einer leibhaftigen Abstraktion (siehe Realabstraktion) seines Wertes wird, indem der "Gebrauchswert zur Erscheinungsform seines Gegenteils" wird (siehe Warenfetischismus). Die Negation hebt eine Position darin auf, dass sie das für sich wird, was diese nicht sein kann, dass sie also das, was an sich positiv ist aber so nicht sein kann, weil es an sich nur ein unendliches Nichts wäre, als das ist, was sich als anders erweist, was also dem Positiven durch dessen anderes Sein ein Ende setzt und es als ein Anderes, worin es enthalten ist, zugleich von sich ausschließt und abstoßt. Negation ist also das von der Position unterschiedene, das ihr im Zusammenhang eines ganzen Begiffs zugehörige, das für sich ausschließlich als etwas anderes ist, aber nicht als abstrakt Anderes oder als abstrakt Ausgeschlossenes (siehe hierzu Isolation). In ihm zeigt sich die Wahrheit der Beziehung in der Vermitteltheit des Unterschiedenseins, von welchem positiv abgesehen ist, ohne dass dieses abgetrennt, also wirklich abstrakt für sich wäre (siehe Abstraktion). In der Vermittlung selbst setzt sich der Logik des Zusammenhangs folgend das Negative als ein anders Seiendes, in welchem das Wesen der Position sich als ein verändertes Wesen äußert. Der Kern jeder Dialektik ist die Ganzheit des Zusammenhangs, die ganze Wahrheit eines Begriffs in seinem Sein, seiner Begriffssubstanz. Er ist die ganze Vermittlung, worin das Positive auch in seiner Negation bewahrt ist und sich als Moment eines Ganzen mitteilt, das an und für sich ein ganzes Sein ausmacht, das allerdings wiederum eine Position für ein anderes Sein ist. Materialistische Dialektik (siehe Dialektischer Materialismus) unterscheidet sich sich von der idealistischen vor allem dadurch, dass sich ihr eine Abstraktion aus dem Widerspruch von Position und Negation erschließt, welche in der idealistischen (oder spekulativen) als Idee, als Entwurf des Seins vorausgesetzt wird, die sich darin entzweit und aus der Entzweiung neue Qualität für sich als ein anderes, konkreteres Sein entwickelt. In der materialistischen Dialektik liegt das Anderssein lediglich im Fortschritt des Begeifens, nicht in der Entfaltung eines Weltgeistes, der in der Weltgeschichte zu sich kommen will und worin Begreifen nur sein Nachvollzug im Bewusstsein sein kann. Von daher ist die Negation niemals Nichts und ist an sich nichts anderes als eine Position, aber als andere Position, die sich ausschließlich anders bestimmt. Im Negierten erscheint sich die Position als Negation ihrer selbst, die an und für sich als dies beides ist, sich also nur in der Auflösung ihres Widerspruchs dadurch wirklich begreifen kann, dass es zugleich hiervon absieht. Letztres ist die Abstraktion, worin Position und Negation gleichgültig sind und dennoch einander nötig haben. Beispiel: Ein Ding, das als Produkt menschlicher Arbeit nicht Gegenstand menschlicher Bedürfnisse sein kann, weil es nicht wirklich auf diese bezogen ist, muss dies in Absehung hiervon durch etwas anderes werden, was beides ist, weil es beides zwar nicht dem Inhalt nach, wohl aber der Substanz nach enthält: Ware. Diese ist die Elementarform eines Verhältnisses, in welchem sich die Dinge nur in ihrem Wertsein beziehen. In der Wertform wird dieses in seiner Formbestimmung als einzelner Wert oder Gebrauchswert von seinem allgemeinen Wert oder Tauschwert aufgehoben und selbständig zu Geld, worin dies beides wiederum abstrakt, also in Absehung von ihren Inhalten aufgehoben ist. |
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