"Setzen Sie einen bestimmten Entwicklungsstand der Produktivkräfte der Menschen voraus, und Sie erhalten eine bestimmte Form des Verkehrs [commerce] und der Konsumtion. Setzen Sie bestimmte Stufen der Entwicklung der Produktion, des Verkehrs und der Konsumtion voraus, und Sie erhalten eine entsprechende soziale Ordnung, eine entsprechende Organisation der Familie, der Stände oder der Klassen, mit einem Wort, eine entsprechende Gesellschaft [société civile]. Setzen Sie eine solche Gesellschaft voraus, und Sie erhalten eine entsprechende politische Ordnung [état politique], die nur der offizielle Ausdruck der Gesellschaft ist. " (Marx in MEW 4, S. 548) Je verwahrloster kultureller Beziehungen und Verhältnisse sind, je weniger darin gewiss ist, desto größer ist das Verlangen nach Ordung, die eine Art Bereinigung (siehe auch Reinheit) widersinniger Verhältnisse verspricht. Ordung funktioniert durch ein System von Phänomenen (siehe auch Wirklichkeitskonstruktion), die nach Kriterien bezogen werden, die an sie angelegt werden (siehe auch Vernunft), gleichgültig, wie und ob sich diese Kriterien auch als Wesensmerkmale bewahrheiten (siehe auch Bürokratie). Ordnung ist daher ein phänomenologischer Begriff (siehe Phänomenologie), dessen Substanz das Kriterium einer Struktur ist, die sich aus den Notwendigkeiten des Ordnens ergibt (siehe auch Strukturalismus). Diese werden gerne als prinzipielle Eigenschaften des zu ordnenden Gegenstands ausgegeben, indem das Prinzip meist einer Wesensmythologie (siehe Archetypus) entnommen wird (vergl. z.B. Hellinger: "Ordnungen der Liebe"), Hierdurch ist Ordnung monistisch begründet und in sich statisch, bewegungslos. Das immanente Bestreben der Ordnung ist die Restauration und Konservierung einer Struktur nach Maßgabe der Gewohnheit, also wesentlich konservativ. Weil aus Ordnung sich nichts neues bilden kann, entsteht Fortschritt auf dieser Basis nur durch Unordnung, als totales Anderssein). Dies ist auch umgekehrt der Grund, warum seelische Bestrebungungen nach Ordnung einem inneren Chaos entspringen, das sich an weltlichen Prinzipien festhalten will. Es ist meist verbunden mit reaktionären Verarbeitungsweisen und Angst vor Lebendigkeit (siehe auch Lebensangst). Ordung ist das System der Gewohnheiten, die als Logik der Gegebenheiten aufgefasst wird, ein subjektives Urtel über eine Struktur und Beziehung von Eigenschaften, die in ihrer Abstraktion belassen sind. Sie ist ausschließlich praktisch und in dieser Ausschließlichkeit dort notwendig, wo das >Praktische für sich ohne Not sein muss, zum Beispiel effizient. In der Ordnung ist alles auf seine unmittelbare Nutzen reduziert. Von daher ist sie für sich nur totale Form unbezogener Teile und also auch totalitär. Erst in der Erkenntnis einer Systematik wird dem Gegenstand selbst, also objektiv, die innere Beziehung seiner Ganzheit entnommen und dies verlangt nach Analyse, nach Zerlegung und Durchdringung des Ganzen, aus der die Beziehung der Teile als notwendige Beziehung nachweisbar wird, sobald die Substanz ihrer Bezogenheit erkannt ist. Ohne dies muss Ordnung notwendig gewaltsam werden, Zsammenhänge bestimmen, die nicht in der Sache selbst sind, als nach Zwecken zusammenfügen, die einer Gedankenabstraktion folgen. Ordnung ist ein Herrschaftsinstrument der Funktionalität des praktisch Notwendigen und kann von daher nicht wesentlich sein. Eine wesentliche "Ordnung der Dinge" gibt es nicht. Ordnung ist im Bezug auf das Nützliche nicht nur aus der Effizienz bestimmt. Sie bestimmt auch die Praxis zu einer Nutzung der Eigenschaften, die sie immer in einem bestimmten Zweck ordnet. | ![]() |