Das Gold der Inkas und dessen Ausbeutung durch die "fortgeschrittenen Länder" hat eine lange Geschichte. Was mit Gewalt, Eroberung und Raub begann, ist heute ein zivilisiertes Geschäft - ein Geschäft, bei dem Menschen, Landschaften und Gewässer zugrunde gehen. Die Zerstörung des natürlichen und menschlichen Lebens hat in Peru seit Beginn der Globalisierung stark zugenommen, weil mit der Freigabe der Wechselkurse auch die Golddeckung freigegeben war und von daher auch Goldgewinnung befreit wurde von politischen Restrinktionen der Schatzbildung (Wertsicherheit gibt es nur durch stabile Goldmengen und daher stand der Goldbergbau unter der politischen Kontrolle der Weltbank). Gold ist wieder das Kulturgut Nummer eins, das zwar überwiegend als Schmuck verwendet wird, aber vor allem die Gier des Aktionmarktes stillt. Wieviel Gesundheit und Landschaft muss in Peru zerstört werden, damit wir uns mit Gold behängen können und zugleich an den Aktienwerten der Silberminenenkonzerne bereichern können? Was hier schmückt und bereichert, zerstört andernorts nicht nur die Natur, Gesundheit und Kultur ganzer Lebensverhältnisse, es zerstört vor allem die Hoffnung, eigene Lebenswelten, eigene Kultur zu bewahren. Seit dem Ende der Währungssicherung durch Golddeckung (siehe Bretton Woods) hat Goldförderung in der Hauptsache, nämlich zu 85% zur Schmuckherstellung beigetragen und hierduch seit 1989 eine Produktivitätssteigerung von 1.637 % erfahren. Auch nach Deutschland gehen nur 10% in die Zahnmedizin oder Technik und 5% in Wertanlagen und Devisendeckung Mit unglaublich brutalen Schürftechniken werden in Peru Berge abgetragen und aus ihrem Gestein mit aggressiven Chemikalien Gold ausgewaschen. Das Abwasser sickert zum Teil in die Landstaft und zerstört Flora und Fauna der Flüsse. Blei und Zyanide sind längst "normale" Bestandteile der Flüsse und des Trinkwassers in vielen Regionen Perus. Vor allem kanadische und amerikanische Konzerne machen ihre Gewinne, von denen weniger als 5% im Land bleiben. Und nicht mal die werden zur Entwicklung des Landes verwendet, sondern nur zur Schuldentilgung mit der Weltbank verrechnet. Was für die Reichen Wertwachstum besorgt, betreibt hier die blanke Abwärtsspirale der Armut. Gesundheitsschäden bei der Bevölkerung sind zum großen Teil unmittelbare Folge der Chemieabwässer der Goldminen. 99,1% der Kinder unter 10 Jahren von La Oroya sind beispielsweise "Bleikinder", wie sie dort genannt werden. Das sind Kinder, deren Blutbleiwerte oberhalb der Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation liegen, 20% mit so hohen Werten, dass Krankenhausbehandlung nötig ist oder nötig wäre. Es herrscht allgemein Mangel an brauchbarem Wasser für die Bevölkerung. Die einst sehr schönen öffentlichen Gärten von Cajamarca verdörren, weil das Wasser der Stadt nicht mehr zum Gießen ausreicht. Die Auswirkungen auf die Landeskultur sind auch geistiger Natur. Die Berge, die dort abgetragen und zu Abraumhalden werden, sind für die Inkas Götter und ihnen wird auch heute noch Heilkraft und Gesundheit zugesprochen. Die tradierten Glaubenswurzel der Bevölkerung sind tief verletzt. Wo noch von Kultur die Rede sein mag, so ist sie vereinseitigt zu einer Sozialprothese, zu einer Unterhaltungskultur, die lediglich das Leben erträglich machen soll, geworden. Jede eigene Kultur verliert sich im Elend der allgemein gegenwärtigen Armut. Prostitution ist alltäglich und überall gegenwärtig. Politik ist hauptsächlich von der Korruption des Staates und seiner Funktionäre durch die Konzerne und das Auslandskapital bestimmt. Das Umweltschutzgesetz von Peru ist eine Kopie des deutschen und müsste die genannten Verschmutzungen ahnden. Doch "dort sind Gesetze nur Papier", sagte ein Peruaner auf einer Münchner Veranstaltung. Die Goldminen bieten die wenigen Arbeitsplätze, die eine zerstörte Agrarregion noch bekommen kann. Die Bevölkerung ist auch von ihrem Bildungs- und Wissensstand her kaum zu einem Widerstand fähig. Presse und Medien stehen fast durchgängig auf der Seite des Auslandskapitals. 75% der Cajamarcinischen Medien zum Beispiel werden von Yanacocha (größte Goldmine Südamerikas) finanziert. |