Dem platonischen Idealstaat liegt die Idee einer Ethik zugrunde, wonach das Glück der Menschen sich aus der Gerechtigkeit, dem Recht eines Staatsganzen ergibt (siehe Ganzes), dessen Teile für sich nicht bestimmend sein können (siehe auch Teilung der Arbeit). Das Ganze besteht aus dem Zusammenwirken der Stände, die für sich strikt getrennt sind: Nährstand, Wehrstand und Stand der Lehrer. Im Ganzes selbst sind die Stände allerdings nicht durch sich vertreten, sondern der Weisheit der Edlen unterordnet. Die Macht besteht für sich und ohne Wirklichkeit ausschließlich aus einer Adelsschicht, die durch ihre Philosphie regiert, weil sie allein zur Erkenntnis der Idee des Guten fähig sei und und diese lehren könne. Die Philosphie sei als ethische Lehre der Weisheit die einzige zur Herrschaft legitimierte Macht (siehe Sophistik). Weil der Herrscher die Idee des Guten erkannt und begriffen habe und somit unfehlbar sei, unterliegt er keiner anderen Kontrolle als seiner eigenen Einsicht in die gesellschaftlichen Ideale. Deshalb ist Platons Idealstaat eine Aristokratie, die sich aus der Unzulänglichkeit jedes Einzelnen, in seiner Einzelheit allein überleben zu können, bildet (siehe hierzu auch Kulturstaat). Die spartanische Dreiklassengesellschaft war die Grundlage für Platons Staatsverständnis. Sie bestand aus der allein zum Waffen tragen befugten Herrenrasse der Spartiaten (dorische Eroberer), den halbfreien auf den Hügeln siedelnden Bauern, den Periöken, und den versklavten Heloten. Da sich Sparta im Gegensatz zur attischen Polis und anderen griechischen Staaten wegen der in Sparta herrschenden Zwangsverhältnisse am wenigsten verändert hatte, glaubte Platon, dass der spartanische Staat dem ursprünglichen "idealen Staat" am nächsten käme. Sein Kriterium war also weniger der kriegerische Erfolg Spartas, als die Stabilität der Verhältnisse. Er befürwortete auch die spartanische "Rassereinhaltungsmaßnahmen", die dazu führten, dass innerhalb der spartanischen "Herrenrasse" Kinder getötet wurden, wenn sie körperliche und geistige Mängel aufwiesen. Zur Ertüchtigung der Menschen für die platonische Lebensvorstellung war Zucht und Führung zur Seelenbildung für dieses Staatswesen unabdingbar. Die Anleitung war selbst Moment der Führung und Züchtung zu einem notwendigen Ideal, das sich durch liebevolle Gewaltpädagogik in der Charakterbildung der Menschen umsetzen sollte. "Das erste Prinzip von allen ist dieses: Niemand, weder Mann noch Weib, soll jemals ohne Führer sein. Auch soll die Seele von keinem sich daran gewöhnen, etwas im Ernst oder auch nur im Scherz auf eigene Hand allein zu tun. Vielmehr soll jeder, im Kriege und auch mitten im Frieden, auf seinen Führer blicken und ihm gläubig folgen. Und auch in den geringsten Dingen soll er unter der Leitung eines Führers stehen. Zum Beispiel soll er aufstehen, sich bewegen, sich waschen, seine Mahlzeiten einnehmen...nur, wenn es ihm befohlen wird. Kurz, er wird seine Seele durch lange Gewöhnung so in Zucht nehmen, dass sie nicht einmal auf den Gedanken kommt, unabhängig zu handeln, und dass sie dazu völlig unfähig wird." (Platon) | ![]() |