"Die sozialen Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Menschen ihre Produktionsweise, und mit der Veränderung der Produktionsweise, der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Handmühl ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühl eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten. ... Wir leben inmitten einer beständigen Bewegung des Anwachsens der Produktivkräfte, der Zerstörung sozialer Verhältnisse, der Bildung von neuen Ideen." (K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 130) Produktionsmittel sind Ressourcen aus Rohstoffen (siehe Natur) und Arbeitskräften und Werkzeugen (siehe Technologie), durch welche die Menschen ihren Stoffwechsel über ihre Arbeit betreiben. Darin äußert sich ihre Naturmacht, wodurch sie sich als eigenes Gattungswesen, als menschliche Gesellschaft begründet haben und bestimmen. Es sind die Mittel einer Produktion, durch die sie sich erhalten und durch die sie sich über ihr bestehendes Vermögen hinaus entwickeln, einen Reichtum bilden, der über die bloße Selbsterhaltung hinausreicht und mit fortschreitender Produktivität danach drängt, sowohl die "Arbeiterbevölkerung" immer effektiver auszubeuten und zugleich ihre Konsumbereitschaft zu vermehren, ihren Konsum also in ihre Ausbeutunggsinteressen einzuverleiben. "Das Gesetz, wonach eine immer wachsende Masse von Produktionsmitteln, dank dem Fortschritt in der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit, mit einer progressiv abnehmenden Ausgabe von Menschenkraft in Bewegung gesetzt werden kann - dies Gesetz drückt sich auf kapitalistischer Grundlage, wo nicht der Arbeiter die Arbeitsmittel, sondern die Arbeits- mittel den Arbeiter anwenden, darin aus, daß, je höher die Produktivkraft der Arbeit, desto größer der Druck der Arbeiter auf ihre Beschäftigungs- mittel, desto prekärer also ihre Existenzbedingung: Verkauf der eignen Kraft zur Vermehrung des fremden Reichtums oder zur Selbstverwertung des Kapitals. Rascheres Wachstum der Produktionsmittel und der Produk- tivität der Arbeit als der produktiven Bevölkerung drückt sich kapitalistisch also umgekehrt darin aus, daß die Arbeiterbevölkerung stets rascher wächst als das Verwertungsbedürfnis des Kapitals." (K. Marx,Das Kapital I, MEW 23, 674) Von daher untrscheiden sih ihre Produktionsmittel von bloßen Werkzeugen, wie sie auch Tiere benutzen und sind aus der menschlichen Evolution erwachsen als es den Menschen gelang, mit den Mitteln der Natur durch eigene Zusammensetzung ihrer Elemente menschliches Eigentum, eine dem Menschen eigene Vermittlung, eine menschliche Gesellschaft zu schaffen. Das erste Produktionsmittel war das Feuer, durch dessen Beherrschung die Menschen in der Lage waren, ihre Nahrung zu kochen und somit eine Eiweißmenge pro Nahrungsaufnahme zu sich zu nehmen, die zur Entwicklung des Gehirns des homo saphiens erforderlich war. Ohne die Kochkunst wäre er nie entstanden, weil rohe Nahrung schon bei ihrer Aufnahme und Verdauung ein Mehr an Stoff verbraucht, als sie deren Energie nervlich aneignen, verarbeiten und konzentrieren könnte. Produktionsmittel sind weitgehend alle Mittel, die eine gesellschaftliche Produktion ermöglichen (siehe hierzu Produktivkraft). Dazu zählen alle Gerätschaften und Ressourcen, Bodenschätze und Grundstücke und Immobilien und Leistungen (siehe auch Dienstleistung), die zur Erzeugung der Produkte nötig sind. "Die Arbeitsmittel selbst aber zerfallen notwendig in einen Gegenstand, der bearbeitet wird und den wir das Arbeitsmaterial nennen wollen, und in das eigentliche Arbeitsmittel, einen Gegenstand (dieser Gegenstand braucht nicht ein Instrument zu sein, er kann z.B. chemischer Prozeß sein), den die menschliche Arbeit, Tätigkeit, als Mittel zwischen sich und das Arbeitsmaterial schiebt, das so als conductor der menschlichen Tätigkeit dient. Bei genauer Analyse wird sich stets finden, daß bei aller Arbeit ein Arbeitsmaterial und ein Arbeitsmittel angewandt wird. Es ist möglich, daß das Arbeitsmaterial, der Gegenstand, der durch die Arbeit für ein besondres Bedürfnis angeeignet werden soll, ohne Zutun menschlicher Arbeit sich in der Natur vorfindet, wie z.B. der Fisch, der im Wasser gefangen wird, oder das Holz, das im Urwald gefällt wird, oder das Erz, das aus dem Schacht hervorgeholt wird, so daß nur das Arbeitsmittel selbst ein Produkt frührer menschlicher Arbeit ist. Es bezeichnet dies alles, was extraktive Industrie genannt werden kann, und gilt vom Ackerbau nur soweit, als jungfräuliche Erde etwa zubereitet wird. Der Same ist hier aber sowohl Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial, wie alles Organische, z. B. das Tier, in der Viehzucht beides ist. Dagegen kann es nur bei den rohsten Stufen der ökonomischen Entwicklung, also nur in Zuständen, wo an Bildung des Kapitalverhältnisses nicht zu denken, vorkommen, daß das Arbeitsinstrument ohne weitre Vermittlung in der Natur sich vorfände. Es ist von selbst klar, folgt aus der Natur der Sache, daß die Entwicklung des menschlichen Arbeitsvermögens sich besonders zeigt in der Entwicklung des Arbeitsmittels oder Produktionsinstruments. Eis zeigt dies nämlich, in welchem Grade er die Wirkung seiner unmittelbaren Arbeit auf das Natürliche durch das Dazwischenschieben für seine Arbeitszwecke schon zurechtgemachter geregelter und seinem Willen als Leiter unterworfner Natur erhöht hat. Unter den Arbeitsmitteln im Unterschied vom Arbeitsmaterial sind nicht nur die Produktionsintrument inbegriffen, vom einfachsten Werkzeug oder Gefäß bis zum entwickeltsten System der Maschinerie, sondern auch die gegenständlichen Bedingungen, ohne die der Arbeitsprozeß überhaupt nicht vorgehn kann, z.B. das Haus, worin gearbeitet wird, oder das Feld, worauf gesät wird usw. Sie gehn nicht direkt in den Arbeitsprozeß ein, aber sie sind Bedingungen, ohne die er nicht vorgehn kann, als notwendige Arbeitsmittel. Sie erscheinen als Bedingungen des Vorgehens des ganzen Prozesses, nicht als innerhalb seines Vorgehens eingeschloßne Faktoren." (Zur Kritik der politischen Ökonomie - Ökonomisches Manuskript 1861-1863 MEW 43, S.52) Die Arbeitsmittel mögen eine produktiv Arbeit befördern. Sie machen aber nicht die Produktivkraft einer Gesellschaft - und damit die Potenziale ihrer Geschichte - aus. Sie stellen den Kern ihrer materiellen Arbeitsbedingungen dar, die aber erst mit den Potenzialen der Arbeitskraft und Intelligenz ihre wirkliche Produktivität ausmachen. "Der Widerspruch zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich das Kapital gestaltet, und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten über diese gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer schreiender und schließt die Auflösung dieses Verhältnisses ein, indem sie zugleich die Herausarbeitung der Produktionsbedingungen zu allgemeinen, gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktionsbedingungen einschließt. Diese Herausarbeitung ist gegeben durch die Entwicklung der Produktivkräfte unter der kapitalistischen Produktion und durch die Art und Weise, worin sich diese Entwicklung vollzieht." (K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 661). Dieser Widerspruch der Entwicklungen von allgemeinen Verhältnissen der Produktion überhaupt und der Aneignungsform des darin erzeugten Mehrwerts treibt zu einem ungleichen Verhältnis von Mehrwertrate und Profitrate, woraus sich der tendenzielle Fall der Profitrate begründet. Es stellt sich nämlich in dem reziproken Verhältnis dar, das die Entwicklung der Produktivkraft als Wirtschaftswachstum zu ihrer Verwertungsrate, dem Wertwachstum hat. Allgemein: Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto kleiner die zur Herstellung eines Artikels erheischte Arbeitszeit, desto kleiner die in ihm kristallisierte Arbeitsmasse, desto kleiner sein Wert. (K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 55). Von daher besteht ein organischer Zusammenhang von der Produktivität des Kapitals vermittelst seiner Technologie und menschlicher Arbeit, da das Wertwachstum nur durch intensiveren Verschleiß der Produktionsmittel und auch dem Verbrauch an Rohstoffen funktionieren kann (siehe auch Stoff pro Arbeit). "Allerdings hat das Verhältnis des Mehrwerts nicht nur zum Kapitalteil, woraus er unmittelbar entspringt und dessen Wertverändrung er darstellt, sondern auch zum vorgeschoßnen Gesamtkapital seine große ökonomische Bedeutung. ( ) Um einen Teil des Kapitals durch seinen Umsatz in Arbeitskraft zu verwerten, muß ein andrer Teil des Kapitals in Produktionsmittel verwandelt werden. Damit das variable Kapital funktioniere, muß konstantes Kapital in entsprechenden Proportionen, je nach dem bestimmten technischen Charakter des Arbeitsprozesses, vorgeschossen werden." (MEW Bd. 23, S. 229) Unter kapitalistischen Bedingungen vergrößert sich mit dem Einsatz von Technologie in maschinellen Arbeitsabläufen die Selbständigkeit des angewandeten Konstanten Kapitals in der Form technologischer Investition jenseits der angewandten Arbeitskraft. Durch die Maschine als Produktionsmittel wird damit zwar die organische Macht der konstanten Kapitals über das variable Kapital für den Besitzer der Produktionamittel verfestigt, welches die Reproduktion der Arbeitskraft darstellt. Zugleich aber verliert es mit der Amortisation der in die Maschinenentwicklung eingebrachten menschliche Arbeit seinen ursprünglichen Wert aus dem ursprünglichen Arbeitsprozess und der ursprünglichen Akkumulation. Nur die menschliche Arbeitskraft bewegt den Wert wirklich. Sie muss sich zum Gelderwerb für ihre Lebensmiteln, für den Erwerb der Produkte der Arbeit, auf den Markt begeben. Maschinen und ihr Verschleiß sind bloße Mittel der Produktion, blanke Unkost im Produktionsprozess und gehen als Teil der Unkosten vollkommen in den Preis der Produkte ein. Von daher verlieren sie mit dem Abkauf ihrer Produkte auch schnell ihren ursprünglichen Wert. "Die Entwicklung des Arbeitsmittels zur Maschinerie ist nicht zufällig für das Kapital, sondern ist die historische Umgestaltung des traditionell überkommnen Arbeitsmittels als dem Kapital adäquat umgewandelt. Die Akkumulation des Wissens und des Geschicks, der allgemeinen Produktivkräfte des gesellschaftlichen Hirns, ist so der Arbeit gegenüber absorbiert in dem Kapital und erscheint daher als Eigenschaft des Kapitals, und bestimmter des Capital fixe, soweit es als eigentliches Produktionsmittel in den Produktionsprozeß eintritt. Die Maschinerie erscheint also als die adäquateste Form des Capital fixe und das Capital fixe, soweit das Kapital in seiner Beziehung auf sich selbst betrachtet wird, als die adäquateste Form des Kapitals überhaupt." (Marx in Grundrisse MEW 42, S. 594) Technologie ist in der Wertmasse des Konstanten Kapitals (Capital fixe) die Erscheinungsform des kapitalisiserten Werts - so wie eben auch der Gebrauchswert übrhaupt die "Erscheinungsform seines Gegenteils, des Werts" (Marx in MEW 23, S. 70f) ist. Was in der Warenzirkulation über den Warentausch zum Warenfetischismus geführt hat, führt im kapitalistischen Produktionsprozess zum Kapitalfetischismus durch die Naturalisierung des Kapitals, seine Vergegenständlichung als Technologie der Produktionsmittel der Maschinen, Verwaltung, Immobilie - Infrastruktur überhaupt. Im Konstanten Kapital stellt sich daher das gesamte Kapitalverhältnis als Wunderwerk des Fortschritts der Arbeit und der Wissenschaften dar, der gesellschaftlich aber immer nur in seiner Geldform als Kapital, und damit nur für die Geldbesitzer existiert. "Solange das Arbeitsmittel im eigentlichen Sinn des Wortes Arbeitsmittel bleibt, so wie es unmittelbar, historisch, vom Kapital in seinen Verwertungsprozeß hereingenommen ist, erleidet es nur eine formelle Veränderung dadurch, daß es jetzt nicht nur seiner stofflichen Seite nach als Mittel der Arbeit erscheint, sondern zugleich als eine durch den Gesamtprozeß des Kapitals bestimmte besondre Daseinsweise desselben - als Capital fixe. In den Produktionsprozeß des Kapitals aufgenommen, durchläuft das Arbeitsmittel aber verschiedne Metamorphosen, deren letzte die Maschine ist oder vielmehr ein automatisches System der Maschinerie (System der Maschinerie; das automatische ist nur die vollendetste adäquateste Form derselben und verwandelt die Maschinerie erst in ein System), in Bewegung gesetzt durch einen Automaten, bewegende Kraft, die sich selbst bewegt; dieser Automat, bestehend aus zahlreichen mechanischen und intellektuellen Organen, so daß die Arbeiter selbst nur als bewußte Glieder desselben bestimmt sind." (Marx in Grundrisse MEW 42, S. 592)
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