"Die Produktion des Lebens, sowohl des eigenen in der Arbeit wie des fremden in der Zeugung, erscheint nun sogleich als ein doppeltes Verhältnis - einerseits als natürliches, andererseits als gesellschaftliches Verhältnis -, gesellschaftlich in dem Sinne, als hierunter das Zusammenwirken mehrerer Individuen, gleichviel unter welchen Bedingungen, auf welche Weise und zu welchem Zweck, verstanden wird. Hieraus geht hervor, daß eine bestimmte Produktionsweise oder industrielle Stufe stets mit einer bestimmten Weise des Zusammenwirkens oder gesellschaftlichen Stufe vereinigt ist, und diese Weise des Zusammenwirkens ist selbst eine Produktivkraft, daß die Menge den Menschen zugänglichen Produktivkräfte den gesellschaftlichen Zustand bedingt und also die Geschichte der Menschheit stets im Zusammenhange mit der Geschichte der Industrie und des Austausches studiert und bearbeitet werden muß." (MEW 3, Seite 29*f) Produktivkraft ist die treibende Kraft der Wirtschaftlichkeit von Arbeit, die Kraft, einer gesellschaftlichen Subjektivität, durch welche die Arbeit selbst ihren Aufwand mindert und ihre Produktivität vermehrt. "Produktivkraft ist natürlich stets Produktivkraft nützlicher, konkreter Arbeit und bestimmt in der Tat nur den Wirkungsgrad zweckmäßiger produktiver Tätigkeiten.“" (MEW 23, Seite 60) Die Produktivkraft ist überhaupt das geschichtsbildende Element menschlicher Arbeit, die sie entwickelnde, aber auch die ihre Entwicklung bestimmende Naturmacht des Menschen (siehe hierzu auch Ergänzungswirtschaft). "Die Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit ist die historische Aufgabe und Berechtigung des Kapitals. Eben damit schafft es unbewusst die materiellen Bedingungen einer höheren Produktionsform." (K. Marx, Kapital III, MEW 25, S. 269) Die menschliche Gesellschaft gründet auf dieser Naturmacht der Menschen, die sie in ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten, in der Produktivität ihrer Lebensverhältnisse, in ihrer Reichtumsbilung schaffen. Allerdings verhält sich das produktive Kapital auf dem Markt im umgekehrten Verhältnis zum Fortschritt der Produktivität. Ihre Produktivkraft ist also nicht einfach nur eine Technologie, sondern das Mittel eines ganzen gesellschaftlihen Verhältnis des Wirtschaftswachstums, die fortbildung der Wirtschaftlichkeit der Arbeit, die treibende Substenz der gesellschaftlichen Entwicklung (siehe Geschichte) durch die Arbeit der Menschen, ihr Vermögen über die bornierten Zwecke ihres Stoffwechsels hinaus eine Naturmacht zu schaffen, die ihre natürlichen wie geistigen Sinne (siehe auch Kultur) so zu entfalten, dass sie sich durch den Reichtum ihrer Podukte differenzieren, ihren Lebensgenuß steigern und den Aufwand ihrer Erzeugung minimieren, ein stetes Wirtschaftswachstum bewirken. In der kapitalistischen Gesellschaft entwickelt sich dieses allerdings im Widerspruch zu den Zwecken und Notwendigkeiten ihres Wertwachstums. "Der Widerspruch, ganz allgemein ausgedrückt, besteht darin, dass die kapitalistische Produktionsweise eine Tendenz einschließt nach absoluter Entwicklung der Produktivkräfte, abgesehen vom Wert und dem in ihm eingeschlossenen Mehrwert, auch abgesehen von den gesellschaftlichen Verhältnissen, innerhalb deren die kapitalistische Produktion stattfindet; während sie andererseits die Erhaltung des existierenden Kapitalwerts und seine Verwertung im höchsten Maß (d. h. stets beschleunigten Anwachs dieses Werts) zum Ziel hat. Ihr spezifischer Charakter ist auf den vorhandenen Kapitalwert als Mittel zur größtmöglichen Verwertung dieses Werts gerichtet. Die Methoden, wodurch sie dies erreicht, schließen ein: Abnahme der Profitrate, Entwertung des vorhandenen Kapitals und Entwicklung der Produktivkräfte der Arbeit auf Kosten der schon produzierten Produktivkräfte." (MEW 25, Seite 259) Der Widerspruch zwischen dem Wachstum der Produktivkraft und der Wertrealisation hat die Menschheit weltweit gespalten (siehe Teilung der Arbeit) in eine Klasse der Geldbesitzer und eine Klasse der Lohnarbeiter. "Es wird durch die Entwicklung der Produktivkräfte eine Klasse hervorgerufen ..., welche alle Lasten der Gesellschaft zu tragen hat, ohne ihre Vorteile zu genießen, welche aus der Gesellschaft herausgedrängt, in den entschiedensten Gegensatz zu allen anderen Klassen gedrängt wird; eine Klasse, die die Mehrheit aller Gesellschaftsmitglieder bildet und von der das Bewußtsein über die Notwendigkeit einer gründlichen Revolution, das kommunistische Bewußtsein, ausgeht, das sich natürlich auch unter den anderen Klassen vermittels der Analyse der Stellung dieser Klasse bilden kann." (MEW 3, Seite 69) "Abgesehn von den Unterschieden in den natürlichen Energien und den erworbnen Arbeitsgeschicken verschiedner Völker muß die Produktivkraft der Arbeit in der Hauptsache abhängen: In der Konkurrenz auf den Warenmärkten bedrängt die Produktivkraft den Wert der bisherigen Arbeit, indem sie weniger menschliche Arbeit, also weniger wertbildende Arbeit pro Produkt darstellt und das Wertwachstum mindert, zum anderen verschärft das wertmäßig verminderte Kapital den Kampf um seine Liquidität, indem es seine Ausbeutungsrate, seine Mehrwertrate durch eine zusätzliche Entwertung des variablen Kapitals, der Löhne der Arbeitskräfte und Arbeitskosten (siehe auch Ressourcen) weiterreicht, was regelmäßig entsprechende Krisen auf den Warenmärkten auslöst (siehe hierzu tendenzieller Fall der Profitrate). Der Widerspruch des Wirtschaftswachstums zum Wertwachstum erweist sich daher als fundamentale, immer wiederkehrende Krise des kapitalistischen Systems, die nur mit einer anderen Organisation der gesellschaftlichen Arbeit aufzuheben ist, wenn diese einer "universellen Entwicklung der Produktivkräfte" gerecht wird. "Obgleich seiner Natur nach selbst borniert, strebt es [das Kapital] nach universeller Entwicklung der Produktivkräfte und wird so die Voraussetzung einer neuen Produktionsweise ... Diese Tendenz ... unterscheidet das Kapital von allen früheren Produktionsweisen" (K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 438f.) Die Natur der menschlichen Reichtumsbildung, die Naturmacht der menschlichen Arbeit, betreibt selbst ihre menschliche Geschichte durch die Entwicklung ihrer Produktivkraft. Sie ist die organische Grundlage für eine gesellschaftliche Entwicklung, die sich aus den bornierten Zwängen ihrer organischen Natur emanzipiert und menschliche Intelligenz zu einer Hochform der natürlichen Intelligenz entwickelt, indem sie den Aufwand ihrer Arbeit minimiert und die Vielfalt ihrer Produkte optimiert. "Was heißt wachsende Produktivkraft der Arbeit anderes, als dass weniger unmittelbare Arbeit erheischt ist, um ein größeres Produkt zu schaffen..." (K. Marx, Grundrisse, 715). Durch den heutigen Entwicklungsstand der Produktivkräfte und der technischen Intelligenz für die Automation ganzer Arbeitsabläufe ist es zunehmend möglich, viele Produktionen von einer minimierten Zahl von Arbeitskräften (Ingenieure, Techniker, Transportarbeiter, Reinigungs- und Verwaltungskräften) und mit weit geringerem Raumbedarf in Gang zu setzen und zu halten. Vor allem beschleunigt sie die Arbeitszeit um ein Vielfaches im Vergleich zur Arbeit, bei der eine bestimmte Anzahl von Menschen in einer bestimmten Zeit Maschinen bedienen müssen. "Es könnte scheinen, daß, wenn der Wert einer Ware bestimmt ist durch das auf ihre Produktion verwendete Arbeitsquantum, je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto wertvoller seine Ware, weil die Zeit desto größer, die zur Verfertigung der Ware erheischt. Dies wäre jedoch ein bedauerlicher Irrtum. Ihr werdet euch erinnern, daß ich das Wort "gesellschaftliche Arbeit" gebrauchte, und diese Qualifizierung "gesellschaftlich" schließt viele Momente in sich. Sagen wir, der Wert einer Ware werde bestimmt durch das in ihr aufgearbeitete oder kristallisierte Arbeitsquantum, so meinen wir das Arbeitsquantum, notwendig zu ihrer Produktion in einem gegebnen Gesell-schaftszustand, unter bestimmten gesellschaftlichen Durchschnittsbedingungen der Produktion, mit einer gegebnen gesellschaftlichen Durchschnittsintensität und Durchschnittsgeschicklichkeit der angewandten Arbeit. Als in England der Dampfwebstuhl mit dem Handwebstuhl zu konkurrieren begann, ward nur halb soviel Arbeitszeit erforderlich wie früher, um eine gegebne Menge Garn in eine Eile Baumwollgewebe oder Tuch zu verwandeln. Der arme Handweber arbeitete jetzt 17 oder 18 Stunden täglich statt 9 oder 10 Stunden früher. Aber das Produkt seiner zwanzigstündigen Arbeit repräsentierte jetzt nur noch 10 Stunden gesellschaftliche Arbeit oder 10 Stunden Arbeit, gesellschaftlich notwendig, um eine bestimmte Menge Garn in Textilstoffe zu verwandeln. Das Produkt seiner 20 Stunden hatte daher nicht mehr Wert als das Produkt seiner frühern 10 Stunden." (MEW 16, Seite 125*f) Die Konkurrenzen der Betriebe und Nationalstaaten haben hierdurch zumindest in den Übergangsphasen ihrer Vermarktung, also der Anpassung der Wertschöpfung an die Potenziale der Automation, sich enorm verstärkt, so dass der Markt der körperlichen Produkte, der so genannten Realwirtschaft immer abhängiger von der Spekulation auf neue Anwendungen wurde (siehe hierzu auch Globalisierung). "Die Produktivkräfte, die ihr zur Verfügung stehen, dienen nicht mehr zur Beförderung der bürgerlichen Eigentumsverhältnisse; im Gegenteil, sie sind zu gewaltig für diese Verhältnisse geworden, sie werden von ihnen gehemmt; und sobald sie dies Hemmnis überwinden, bringen sie die ganze bürgerliche Gesellschaft in Unordnung, gefährden sie die Existenz des bürgerlichen Eigentums. Die bürgerlichen Verhältnisse sind zu eng geworden, um den von ihnen erzeugten Reichtum zu fassen. – Wodurch überwindet die Bourgeoisie die Krisen? Einerseits durch die erzwungene Vernichtung einer Masse von Produktivkräften; anderseits durch die Eroberung neuer Märkte und die gründlichere Ausbeutung alter Märkte. Wodurch also? Dadurch, daß sie vielseitigere und gewaltigere Krisen vorbereitet und die Mittel, den Krisen vorzubeugen, vermindert." (Manifest der Kommunistischen Partei, 1847/48, Karl Marx und Friedrich Engels in MEW 4, S. 467f). Und dies hat vor allem eine besonders widersprüchliche Realität im Verwertungsprozess der Arbeit nach sich gezogen. Erstens wird die Herstellungszeit verkürzt und zweitens ohne oder fast ohne menschliche Arbeitszeit produziert. Aber nur die erzeugt Wert, der in der gesellschaftlich durchschnittlichen Arbeitszeit der Menschen bemessen ist. Wert kann nur durch menschliche Arbeit entstehen, weil er das Maß zwischen Aufwand und Bedarf ist, also das Maß in der Einheit eines Quantums abstrakt menschlicher Arbeit, einer Wertgröße, die im durchschnittlichen menschlichen Arbeitsaufwand pro Produkt, in der durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit (siehe hierzu auch notwendige Arbeit) sich den Menschen über den Markt vermittelt. Technischer Fortschritt verlangt zwar auch Arbeit und menschliche Arbeitszeit, die jedoch in ihrer ersten Anwendungsphase schon durch die Konkurrenz von noch manueller und schon automatisierter Arbeit aufgehoben ist oder nach einer Einführungszeit amortisiert auf dem Markt wird. Die damit auf Maschinenlaufzeit übertragene Arbeit wird hierdurch immer wertloser, weil ihre Wertgröße im Durchschnitt geringer wir, während der Eigentumstitel durch sie immer mächtiger wird, also im Großen und Ganzen immer mehr politische Macht bei immer weniger menschlicher Arbeit darstellt. Jede menschliche Gesellschaft, was immer ihre jeweils historische Form sein mochte, hat sich durch das Zusammenwirken der Menschen entwickelt - nicht weil die eine gute Idee hatten, mit der sie sich zusammentaten und ihre Kräfte aus bloßer Begeisterung hierfür vereinten, sondern weil ihre Not die Notwendigkeiten ihrer Geschichte einforderte, um die Freiheit ihrer Naturmachtzu erlangen (siehe auch historischer Materialismus). "Was ist die Gesellschaft, welches immer auch ihre Form sei? Das Produkt des wechselseitigen Handelns der Menschen. Steht es den Menschen frei, diese oder jene Gesellschaftsform zu wählen? Keineswegs. Setzen Sie einen bestimmten Entwicklungsstand der Produktivkräfte der Menschen voraus, und Sie erhalten eine bestimmte Form des Verkehrs [commerce] und der Konsumtion ... Man braucht nicht hinzuzufügen, daß die
Menschen ihre Produktivkräfte - die Basis ihrer ganzen
Geschichte nicht frei wählen; denn jede Produktivkraft ist eine
erworbene Kraft, das Produkt früherer Tätigkeit. Die
Produktivkräfte sind also das Resultat der angewandten Energie
der Menschen, doch diese Energie selbst ist begrenzt durch die
Umstände, in welche die Menschen sich versetzt finden, durch die
bereits erworbenen Produktivkräfte, durch die Gesellschaftsform,
die vor ihnen da ist, die sie nicht schaffen, die das Produkt
der vorhergehenden Generation ist. Dank der einfachen Tatsache,
daß jede neue Generation die von der alten Generation erworbenen
Produktivkräfte vorfindet, die ihr als Rohmaterial für neue
Produktion dienen, entsteht ein Zusammenhang in der Geschichte
der Menschen, entsteht die Geschichte der Menschheit, die um so
mehr Geschichte der Menschheit ist, je mehr die Produktivkräfte
der Menschen und infolgedessen ihre gesellschaftlichen
Beziehungen wachsen. Die notwendige Folge: Die soziale
Geschichte der Menschen ist stets nur die Geschichte ihrer
individuellen Entwicklung, ob sie sich dessen bewußt sind oder
nicht. Ihre materiellen Verhältnisse sind die Basis aller ihrer
Verhältnisse. Mit der Entwicklung der Produktivkraft entsteht eine soziale Macht, die als gesellschaftliche Macht des Kapitals naturwüchsig erscheint, solange die Menschen in ihrer Existenz und Produktionsweise voneinander getrennt und nur durch Geld und Kapital gesellschaftlich verbunden sind. Ihre Entfremdung von sich und ihrem Gattungswesen erscheint in der Omnipotenz des Kapitals, wiewohl gerade diese die geschichtliche Form ihrer Naturmacht ist. Je größer die Produktivkraft der Arbeit, desto
kleiner die auf eine gegebene Menge Produkt verwendete Arbeit;
desto kleiner also der Wert des Produkts. Je geringer die
Produktivkraft der Arbeit, desto größer die auf dieselbe Menge
Produkt verwendete Arbeit; desto größer also sein Wert. Als
allgemeines Gesetz können wir daher aufstellen: Die Werte der
Waren sind direkt proportional der auf ihre Produkte angewandten
Arbeitszeiten und umgekehrt proportional der Produktivkraft der
angewandten Arbeit. Dieser Widerspruch zwischen Produktivkraft und dem Wert der Waren entwickelt die Möglichkeit der Aufhebung des Kapitals, das dieser Geschichte immer gleichgültiger begegnet und mit seiner Anreicherung nurmehr menschliche Armut erzeugt. "Die soziale Macht, d.h. die vervielfachte Produktionskraft, die durch das in der Teilung der Arbeit bedingte Zusammenwirken der verschiedenen Individuen entsteht, erscheint diesen Individuen, weil das Zusammenwirken selbst nicht freiwillig, sondern naturwüchsig ist, nicht als ihre eigne, vereinte Macht, sondern als eine fremde, außer ihnen stehende Gewalt, von der sie nicht wissen woher und wohin, die sie also nicht mehr beherrschen können, die im Gegenteil nun eine eigentümliche, vom Wollen und Laufen der Menschen unabhängige, ja dies Wollen und Laufen erst dirigierende Reihenfolge von Phasen und Entwicklungsstufen durchläuft. Diese "Entfremdung", um den Philosophen verständlich zu bleiben, kann natürlich nur unter zwei praktischen Voraussetzungen aufgehoben werden. Damit sie eine "unerträgliche" Macht werde, d.h. eine Macht, gegen die man revolutioniert, dazu gehört, daß sie die Masse der Menschheit als durchaus "Eigentumslos" erzeugt hat und zugleich im Widerspruch zu einer vorhandnen Welt des Reichtums und der Bildung, was beides eine große Steigerung der Produktivkraft, einen hohen Grad ihrer Entwicklung voraussetzt - und andrerseits ist diese Entwicklung der Produktivkräfte (womit zugleich schon die in weltgeschichtlichem, statt der in lokalem Dasein der Menschen vorhandne empirische Existenz gegeben ist) auch deswegen eine absolut notwendige praktische Voraussetzung, weil ohne sie nur der Mangel verallgemeinert, also mit der Notdurft auch der Streit um das Notwendige wieder beginnen und die ganze alte Scheiße sich herstellen müßte, weil ferner nur mit dieser universellen Entwicklung der Produktivkräfte ein universeller Verkehr der Menschen gesetzt ist, daher einerseits das Phänomen der "Eigentumslosen" Masse in Allen Völkern gleichzeitig erzeugt (allgemeine Konkurrenz), jedes derselben von den Umwälzungen der andern abhängig macht, und endlich weltgeschichtliche, empirisch universelle Individuen an die Stelle der lokalen gesetzt hat.." (MEW 3, S. 34f). Die Produktivkraft der Arbeit treibt den Widerspruch des Kapitals in seiner Wertbildung dadurch voran, dass sie im direkten Verhältnis den relativen Mehrwert erhöht, im umgekehrten Verhältnis zugleich aber auch den Wert der Waren senkt, weil sie die menschliche Arbeitszeit verkürzt, die zu ihrer Herstellung der Waren nötig ist. Sie könnten also mit wachsender Profitrate immer billiger werden, wenn der Mehrwert nicht zur Erhaltung der Verwertungsbedingungen gesteigert werden müsste. "Der Widerspruch zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich das Kapital gestaltet, und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten über diese gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer schreiender und schließt die Auflösung dieses Verhältnisses ein, indem sie zugleich die Herausarbeitung der Produktionsbedingungen zu allgemeinen, gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Produktionsbedingungen einschließt. Diese Herausarbeitung ist gegeben durch die Entwicklung der Produktivkräfte unter der kapitalistischen Produktion und durch die Art und Weise, worin sich diese Entwicklung vollzieht." (K. Marx, Kapital I, MEW 25, S. 274f). Die Konkurrenz, die mit der Bildung von Produktivkraft diesen Widerspruch antreibt, treibt damit das Verwertungsprinzip des Kapitals in seiner Akkumulation auf die Spitze und bewirkt damit insgesamt den tendenziellen Fall der Profitrate. Da nun der relative Mehrwert in direktem Verhältnis zur Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit wächst, während der Wert der Waren in umgekehrtem Verhältnis zur selben Entwicklung fällt, da also derselbe identische Prozeß die Waren verwohlfeilert und den in ihnen enthaltenen Mehrwert steigert, löst sich das Rätsel, daß der Kapitalist, dem es nur um die Produktion von Tauschwert zu tun ist, den Tauschwert der Waren ständig zu senken strebt, ein Widerspruch, womit einer der Gründer der politischen Ökonomie, Quesnay, seine Gegner quälte und worauf die ihm die Antwort schuldig blieben. (MEW 23, S. 338 f) Die Produktivkraft entwickelt sich nicht also durch ihre Natur - etwa als Vorteil im Arbeitsaufwand - , sondern alleine durch die Verwertungsverhältnisse, wie sie sich auf den Warenmärkten in der Konkurrenz der Warenangebote realisieren. Und dies ist dort bestimmt durch die Durchschnittsprofirate, worin sich das Wertwachstum darstellt. "Kein Kapitalist wendet eine neue Produktionsweise, sie mag noch soviel produktiver sein oder um noch soviel die Rate des Mehrwerts vermehren, freiwillig an, sobald sie die Profitrate vermindert. Aber jede solche neue Produktionsweise verwohlfeilert die Waren. Er verkauft sie daher ursprünglich über ihrem Produktionspreis, vielleicht über ihrem Wert. Er steckt die Differenz ein, die zwischen ihren Produktionskosten und dem Marktpreis der übrigen, zu höheren Produktionskosten produzierten Waren besteht. Er kann dies, weil der Durchschnitt der zur Produktion dieser Waren gesellschaftlich erheischten Arbeitszeit größer ist als die mit der neuen Produktionsweise erheischte Arbeitszeit. Seine Produktionsprozedur steht über dem Durchschnitt der gesellschaftlichen. Aber die Konkurrenz verallgemeinert sie und unterwirft sie dem allgemeinen Gesetz. Dann tritt das Sinken der Profitrate ein - vielleicht zuerst in dieser Produktionssphäre, und gleicht sich nachher mit den andren aus -, das also ganz und gar unabhängig ist vom Willen der Kapitalisten. Zu diesem Punkt ist noch zu bemerken, daß dies selbe Gesetz auch in den Produktionssphären herrscht, deren Produkt weder direkt noch indirekt in die Konsumtion des Arbeiters oder in die Produktionsbedingungen seiner Lebensmittel eingeht; also auch in den Produktionssphären, worin keine Verwohlfeilerung der Waren den relativen Mehrwert vermehren, die Arbeitskraft verwohlfeilern kann. (Allerdings kann Verwohlfeilerung des konstanten Kapitals in allen diesen Zweigen die Profitrate erhöhen bei gleichbleibender Exploitation des Arbeiters.) Sobald die neue Produktionsweise anfängt, sich auszubreiten, und damit der Beweis tatsächlich geliefert ist, daß diese Waren wohlfeiler produziert werden können, müssen die Kapitalisten, die unter den alten Produktionsbedingungen arbeiten, ihr Produkt unter ihrem vollen Produktionspreis verkaufen, weil der Wert dieser Ware gefallen ist, die von ihnen zur Produktion erheischte Arbeitszeit über der gesellschaftlichen steht. Mit einem Wort - es erscheint dies als Wirkung der Konkurrenz -, sie müssen ebenfalls die neue Produktionsweise einführen, worin das Verhältnis des variablen Kapitals zum konstanten vermindert ist. Alle Umstände, die bewirken, daß die Anwendung der Maschinerie den Preis der damit produzierten Waren verwohlfeilert, reduzieren sich stets auf Verringerung des Quantums Arbeit, das von einer einzelnen Ware absorbiert wird: zweitens aber auf Verringerung des Verschleißteils der Maschinerie, dessen Wert in die einzelne Ware eingeht. Je weniger rasch der Verschleiß der Maschinerie, auf desto mehr Waren verteilt er sich, desto mehr lebendige Arbeit ersetzt sie bis zu ihrem Reproduktionstermin. In beiden Fällen vermehrt sich Quantum und Wert des fixen konstanten Kapitals gegenüber dem variablen." (K. Marx, Kapital III, MEW 25, S. 275f). Aus der Produktivkraft ergibt sich von der organischen Seite her nicht nur die evolutionäre Verbesserung des menschlichen Lebensstandards, sondern auch die Möglichkeit gesellschaftlicher Geschichte und damit die Bedingung gesellschaftlicher Veränderungen und Revolutionen, wenn sie eine Veränderung der gesellschaftliche Form zu ihrer Fortentwicklung nötig hat. "Die sozialen Verhältnisse sind eng verknüpft mit den Produktivkräften. Mit der Erwerbung neuer Produktivkräfte verändern die Menschen ihre Produktionsweise, und mit der Veränderung der Produktionsweise, der Art, ihren Lebensunterhalt zu gewinnen, verändern sie alle ihre gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren, die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten." (K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 130) Die organischen Lebensverhältnisse der Menschen entwickeln sich mit den ökonomischen Formen einer Gesellschaft und daher auch mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft ihrer Arbeit (siehe historischer Materialismus). Die ökonomische Form aber wird selbst anachronistisch, wenn sie die Entwicklung der menschlichen Arbeit in ihrer Wirtschaftlichkeit behindert. Der Kapitalismus ist als solcher Anachronismus längst überfällig, weil sein Wirtschaft nur dem Wertwachstum dient, das im Widerspruch zu den Möglichkeiten der geistigen und materiellen Potenzen der Produktion steht (siehe Automation). "Unser Land ist groß, reich an natürlichen Schätzen, aber wir leben in Schmutz und Unglück, wie Bettler. Schwere, stumpfsinnige Arbeit verzehrt unsere Kraft und bringt uns um; wir arbeiten stumpfsinnig und schlecht, weil wir Ignoranten sind. Wir glauben, die Arbeit sei der Fluch unseres Lebens, weil wir die große Bedeutung der Arbeit nicht begreifen und weil wir die Arbeit nicht lieben können. Nur mit Hilfe der Wissenschaft kann man die Arbeitsbedingungen erleichtern, die Arbeit verringern, leicht und angenehm machen, denn die Wissenschaft ist die einzige Kraft, die imstande ist, den Verbrauch physischer Energie zu verringern, weil sie die elementaren Energien der Natur, wie z. B. Wasserfälle usw., dem Willen und den Interessen des Menschen unterwirft. Wir verstehen es nicht, die schlummernden Naturkäfte - Torfmoore, Brennschieferlager und billige Kohle - zu wecken. Wenn wir diese Kräfte weckten, würden sie uns viele Energien, Wärme, Licht geben und in unserem ganzen unzivilisierten, schlafenden Land als Kulturvermittler dienen." (Maxim Gorki: "Unzeitgemäße Gedanken über Kultur und Revolution" Suhrkamp Taschenbuch 1974, S. 52) Aber durch die Kommunikationsindustrie abstrahiert sich die Kultur auch gegen sich selbst (siehe abtrakt menschlicher Sinn). Diese betreibt die Automation der Verständigung, durch die ihre Produktivkraft die gesellschaftlichen Verhältnisse von sich abhängig macht, die Sprache und Bildung ihrer Produktionsweise unterworfen, ihr Bild von der Bildung prominent wird und also eine ausschließliche kulturelle Bedeutung bekommt. Gerade weil sie die Menschen nur bedient, also als Dienstleistung auftritt, trägt sie zugleich zum kulturellen Zusammenschluss der Produktion, zur eigenständigen Späre kultivierter Abstraktionen bei. Von daher wird sie zum Maßstab einer Kultur, in welcher die ökonomischen Bedingungen selbst zum Kulturgut ihrer Gesellschaft werden, dem Zweck der politischen Ökonomie dadurch nützlich sind, dass sie deren kulturelle Substanzen verwertet (siehe hierzu auch Tittytainment). Dieser Nutzen macht Kultur, welche die Subjektivität einer jeden Gesellschaft ist, unter den Bedingungen des Geldbesitzes selbst zu einem politischen Medium, zum Mittel ihrer zwischenmenschlicher Verhältnisse und ist somit in der Lage, ökonomische Bedingungen zu einem objektiven Maß der persönlichen Identität werden zu lassen, sie dazu zu bringen, ihre Selbstachtung gegen ihre Selbstverwertung auszutauschen (siehe Täuschung). |
![]() |
|