"Wo also die positive Möglichkeit der Deutschen Emanzipation? Antwort: In der Bildung einer Klasse mit radikalen Ketten, einer Klasse der bürgerlichen Gesellschaft, welche keine Klasse der bürgerlichen Gesellschaft ist, eines Standes, welcher die Auflösung aller Stände ist, einer Sphäre, welche einen universellen Charakter durch ihre universellen Leiden besitzt und kein besondres Recht in Anspruch nimmt, weil kein besondres Unrecht, sondern das Unrecht schlechthin an ihr verübt wird, welche nicht mehr auf einen historischen, sondern nur noch auf den menschlichen Titel provozieren kann, welche in keinem einseitigen Gegensatz zu den Konsequenzen, sondern in einem allseitigen Gegensatz zu den Voraussetzungen des deutschen Staatswesens steht, einer Sphäre endlich, welche sich nicht emanzipieren kann, ohne sich von allen übrigen Sphären der Gesellschaft und damit alle übrigen Sphären der Gesellschaft zu emanzipieren, welche mit einem Wort der völlige Verlust des Menschen ist, also nur durch die völlige Wiedergewinnung des Menschen sich selbst gewinnen kann. Diese Auflösung der Gesellschaft als ein besonderer Stand ist das Proletariat." (Karl Marx MEW 1, S.390f) Der Prolet ist der gesellschaftlich ausgegrenzte Mensch in der Randgruppenexistenz der besitzlosen Menschen, die zu ihrem Selbsterhalt für das arbeiten müssen (siehe hierzu Ausschlusslogik), was die Besitzenden ihnen abtreten müssen, um durch deren Arbeitskraft ihren Besitz zu erhalten. Das waren sie in der römischen Gesellschaft und sind es auch noch in der heutigen. Von daher kann das Proletariat allerdings nicht ein "revolutionäres Subjekt" sein. "Das Proletariat beginnt erst durch die hereinbrechende industrielle Bewegung für Deutschland zu werden, den nicht die naturwüchsig entstandne, sondern die künstlich produzierte Armut, nicht die mechanisch durch die Schwere der Gesellschaft niedergedrückte, sondern die aus ihrer akuten Auflösung, vorzugsweise aus der Auflösung des Mittelstandes, hervorgehende Menschenmasse bildet das Proletariat, obgleich allmählich, wie sich von selbst versteht, auch die naturwüchsige Armut und die christlich-germanische Leibeigenschaft in seine Reihen treten." (Karl Marx MEW 1, S.390f) Das Proltariat ist die Klasse der gesellschaftlich Ohnmächtigen, der Besitzlosen (siehe Besitz), die von der Klasse der Besitzenden, vom Verhältnis des gesellschaftlichen Reichtums Ausgeschlossenen. Proletarier waren im ursprünglichen lateinischen Wortsinn die ärmsten Bürger (siehe Armut), welche im Römischen Reich aufgrund ihrer Besitzlosigkeit nicht mehr zu den Steuerforderungen des Staates herangezogen werden konnten. Im Industriezeitalter waren die Proleten die Menschen, die durch ihre Besitzlosigkeit in die Notwendigkeit zum Verkauf ihrer Arbeitskraft für den Einkauf ihrer Lebensmittel gezwungen waren und so den gesellschaftlichen Reichtum in dem Sinn herstellen mussten, wie er dem Trieb des Kapitals inne ist. Und der treibt sie durch die Verwertungszwänge des Kapitals immer wieder auf die unterste Stufe der Existenz, in die Armut, in der sie gesellschaftlich am Rande stehen und von durchschnittlichen Lebensstandard ausgeschlossen sind. Hierdurch entsteht über die Krisen der kapitalistischen Gesellschaft eine Klasse von Menschen, die keine Klasse dieser Gesellschaft mehr sein kann, die alle, die als Objekte der Verwertung des Geldes ruiniert und die in eine gesellschaftliche Randständigkeit getrieben werden. "In demselben Maße, worin sich die Bourgeoisie, d.h. das Kapital, entwickelt, in demselben Maße entwickelt sich das Proletariat, die Klasse der modernen Arbeiter, die nur so lange leben, als sie Arbeit finden, und die nur so lange Arbeit finden, als ihre Arbeit das Kapital vermehrt. Diese Arbeiter, die sich stückweis verkaufen müssen, sind eine Ware wie jeder andere Handelsartikel und daher gleichmäßig allen Wechselfällen der Konkurrenz, allen Schwankungen des Marktes ausgesetzt. Die Arbeit der Proletarier hat durch die Ausdehnung der Maschinerie und die Teilung der Arbeit allen selbständigen Charakter und damit allen Reiz für die Arbeiter verloren. Er wird ein bloßes Zubehör der Maschine, von dem nur der einfachste, eintönigste, am leichtesten erlernbare Handgriff verlangt wird. Die Kosten, die der Arbeiter verursacht, beschränken sich daher fast nur auf die Lebensmittel, die er zu seinem Unterhalt und zur Fortpflanzung seiner Race bedarf. Der Preis einer Ware, also auch der Arbeit, ist aber gleich ihren Produktionskosten. In demselben Maße, in dem die Widerwärtigkeit der Arbeit wächst, nimmt daher der Lohn ab. Noch mehr, in demselben Maße, wie Maschinerie und Teilung der Arbeit zunehmen, in demselben Maße nimmt auch die Masse der Arbeit zu, sei es durch Vermehrung der Arbeitsstunden, sei es durch Vermehrung der in einer gegebenen Zeit geforderten Arbeit, beschleunigten Lauf der Maschinen usw." (Karl Marx/Friedrich Engels, Kommunistisches Manifest, MEW 4, 468f). Das Proletariat ist also nicht einfach die Arbeiterklasse einer noch produktiven Arbeit, die dem Kapital so viel Mehrwert verschafft, dass es davon auch gut leben kann. Es ist nicht eine Klasse, die in einem Klassenkampf um Lohn und Arbeitszeit, in der Konkurrenz um Arbeitsplätze und Lebnsuntehalt kämpft und sich gerne als das gesellschaftliche Subjekt der Arbeit versteht. Es ist die gesellschaftlich ausgeschlossene "Klasse mit radikalen Ketten, einer Klasse der bürgerlichen Gesellschaft, welche keine Klasse der bürgerlichen Gesellschaft ist, eines Standes, welcher die Auflösung aller Stände ist, einer Sphäre, welche einen universellen Charakter durch ihre universellen Leiden besitzt und kein besondres Recht in Anspruch nimmt, weil kein besondres Unrecht, sondern das Unrecht schlechthin an ihr verübt wird." Es entspringt den Krisenformationen nicht nur des nationalen, sondern inzwischen vielmehr des internationalen Kapitals eines Schuldgeldsystems, dem fiktiven Kapital, durch das die Menschen der bürgerlichen Gesellschaft durch ihren minderen Existenzwert ausgebürgert werden - ganz gleich, ob sie selbst zuvor als Kapitalisten agiert hatten, oder im Mittelstand zugrunde gegangen oder einfach "ganz normal" arbeitslos geworden sind. Von daher ist das Proletariat einfach die letzte Klasse, in die alles hiningerät, was dem Kapital vor allem dadurch nützlich ist, dass seine Reproduktion auf dem unterst möglichen Niveau verläuft und der Auspressung zu fast jedem Lohn oder Preis zur Verfügung steht.. "Die bisherigen kleinen Mittelstände, die kleinen Industriellen, Kaufleute und Rentiers, die Handwerker und Bauern, alle diese Klassen fallen ins Proletariat hinab, teils dadurch, daß ihr kleines Kapital für den Betrieb der großen Industrie nicht ausreicht und der Konkurrenz mit den größeren Kapitalisten erliegt, teils dadurch, daß ihre Geschicklichkeit von neuen Produktionsweisen entwertet wird. So rekrutiert sich das Proletariat aus allen Klassen der Bevölkerung." (Karl Marx/Friedrich Engels in MEW 4, S. 469 Manifest der Kommunistischen Partei) Das Proletariat entsteht in der absoluten Konfrontation zum Kapital, als dessen innerste Wahrheit der toten Arbeit eines realwirtschaftlichen Verhältnisses, das seine Krisen immer den Schwächsten der Gesellschaft auferlegt, an ihnen zu gesunden sucht, weil sie nichts anderes sind als ihr Produkt, das seinen Wert für sie verloren hat - sei es durch Konkurse, Krankheit, Alter, Geldentwertung, Miete oder dergleichen. "Wenn das Proletariat die Auflösung der bisherigen Weltordnung verkündet, so spricht es nur das Geheimnis seines eigenen Daseins aus, denn es ist die faktische Auflösung dieser Weltordnung. Wenn das Proletariat die Negation des Privateigentums verlangt, so erhebt es nur zum Prinzip der Gesellschaft, was die Gesellschaft zu seinem Prinzip erhoben hat, was in ihm als negatives Resultat der Gesellschaft schon ohne sein Zutun verkörpert ist. Der Proletarier befindet sich dann in bezug auf die werdende Welt in demselben Recht, in welchem der deutsche König in bezug auf die gewordene Welt sich befindet, wenn er das Volk sein Volk wie das Pferd sein Pferd nennt. Der König, indem er das Volk für sein Privateigentum erklärt, spricht es nur aus, das der Privateigentümer König ist." (Karl Marx MEW 1, S.391) Es gibt auch heute noch die totale Armut des weitaus größeren Teils der Menschheit, der ärmsten Menschen, wie sie über die ganze Welt verteilt ist. Der Klassenbegriff des Proletariats hat lediglich seine lokaisierbarem keine nationale oder regionale Form verloren. Doch damit ist der Klassengegensatz nicht wirklich aufgehoben. Er erscheint zwar nicht innerhalb einer produktiven Arbeit, wohl aber als Enteignung der Lebenskräfte der gesellschaftlichen Menschen durch die private Verfügung über das Subjekt der Märkte, über Geld als bloßes Zahlungsmittel. Es waren die Reichtum schaffenden Menschen im industriellen Kapitalismus, die im Zustand von Besitzlosigkeit zugleich die Quelle des Kapitals waren, indem sie dem Geldwert des Geldes als Kaufmittel ihres Lebensunterhalts, also der bezahlten Arbeit für die Kosten ihrer Reproduktion, einen Mehrwert durch unbezahlte Arbeitszeit zusetzten, den die Geldbesitzer als Besitzer des Zahlungsmittels Geld durch das Privatrecht der bürgerlichen Gesellschaft (siehe Privateigentum) sich aneignen können. "Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegenüberstehn, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre Klasse. Die übrigen Klassen verkommen und gehn unter mit der großen Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt. Die Bourgeoisie ist hier als revolutionäre Klasse aufgefaßt - als Trägerin der großen Industrie - gegenüber Feudalen und Mittelständen, welche alle gesellschaftlichen Positionen behaupten wollen, die das Gebilde veralteter Produktionsweisen. Sie bilden also nicht zusammen mit der Bourgeoisie nur eine reaktionäre Masse. Andrerseits ist das Proletariat der Bourgeoisie gegenüber revolutionär, weil es, selbst erwachsen auf dem Boden der großen Industrie, der Produktion den kapitalistischen Charakter abzustreifen strebt, den die Bourgeoisie zu verewigen sucht. Aber das Manifest setzt hinzu: daß die "Mittelstände ... revolutionär (werden) ... im Hinblick auf ihren bevorstehenden Übergang ins Proletariat." (Karl Marx in Kritik des Gothaer Programms MEW 19, S.22f) Das Proletariat war darin, was auch heute noch der Groöteil der Bevßlkerung ist: "die Klasse der modernen Arbeiter, die nur solange leben, als sie Arbeit finden, und die nur solange Arbeit finden, als ihre Arbeit das Kapital vermehrt" (MEW 4, S. 468). Konkreter formulierte Engels dies auch in einem Statut "Über den Kommunismus": "Das Proletariat ist diejenige Klasse der Gesellschaft, welche ihren Lebensunterhalt einzig und allein aus dem Verkauf ihrer Arbeit und nicht aus dem Profit irgendeines Kapitals zieht; deren Wohl und Wehe, deren Leben und Tod, deren ganze Existenz von der Nachfrage nach Arbeit, also von dem Wechsel der guten und schlechten Geschäftszeiten, von den Schwankungen einer zügellosen Konkurrenz abhängt." (Friedrich Engels in MEW 4, S. 361) Allerdings ist in dieser Beziehung ein Widerspruch zwischen Lohnarbeit als produktive Arbeit und Lohnarbeit als Dienstleistung entstanden, da nicht jeder Mensch, der keinen Besitz hat und nur seine Arbeitskraft verkaufen kann, um mit verdientem Geld Lebensmittel einzutauschen, auch produktiver Arbeiter ist, (wenn er z.B. in Dienstleistungsberufen der Gesundheitspflege oder Kulturpflege oder Bildung arbeitet). Dienstleistungen können als Teilarbeit für das Produkt sowohl produktiv (z.B. Transport und Verkehr) wie auch als Lohnarbeit für die Reproduktion zwar nützlich, aber insgesamt unproduktiv sein. Marx hatte überdies im Klassenkampf zwischen Lohnarbeit und Kapital ein Machtverhältnis von Besitzer der Produktionsmittel gegen das Proletariat als Besitzer der Produktivkraft Arbeit (Arbeitskraft) festgestellt, welche letztre zu den objektiven "Totengräbern" des Kapitals machen würde. Durch die Wirkung der Produktivität auf die Verwertung der Arbeitskraft, durch die Fortschritte der Automation, durch die Entwertung ihrer Arbeit, nicht nur in der Produktion, sondern auch im Umlauf des Geldes selbst, also durch Lohnabwertung in der Preisbildung, werden immer mehr Menschen auch aus der Mittelschicht durch schwindenden Geldwert deklassiert. "Die bisherigen kleinen Mittelstände, die kleinen Industriellen, Kaufleute und Rentiers, die Handwerker und Bauern, alle diese Klassen fallen ins Proletariat hinab, teils dadurch, daß ihr kleines Kapital für den Betrieb der großen Industrie nicht ausreicht und der Konkurrenz mit den größeren Kapitalisten erliegt, teils dadurch, daß ihre Geschicklichkeit von neuen Produktionsweisen entwertet wird. So rekrutiert sich das Proletariat aus allen Klassen der Bevölkerung." Karl Marx/Friedrich Engels in MEW 4, S. 469 Manifest der Kommunistischen Partei Dieses Proletariat ist nicht mer per se ein revolutionäres Gegenüber des Kapitals, lässt sich nicht alleine aus der Besitzlosigkeit des produktiven Arbeiters ableiten, da sie es nach Produktivitätsgefälle zugleich auch finanziell gegenüber den bloßen Handlangern der Produktion besser gestellt ist. Die Produktivität der Arbeitskraft ist eben nur ein temporäres Argument, das durch den modernen Kapitalismus formell durch hohe Lohnanteile der besser qualifizierten produktiven Arbeiter immer unerheblicher wurde, wie die Armut der weniger qualifizierten Lohnarbeiter oft auch kulturell (z.B. wegen Migration oder Internationalisierung der Produktion) ausgegrenzt wurde. Gerade diese immer größere Masse der Lohnarbeit scheidet daher solange aus dem wirklichen Klassenkampf aus, solange die qualifizierteresn Arbeiter duch die Preise ihrer Lebensmittel davon zehren und sich sicher fühlen können. Das kann der Kapitalismus allemal schaffen, weil er sich insgesamt auch durch den Warenabsatz stabilisiert, wenn er die Arbeitsleute selbst gegeneinander ausspielt und mit einem qualitativ begründeten Lohngefälle und durch kulturelle Ausgrenzung neue Klassenverhältnisse schafft. Die Logik des Kapitals geht nicht wirklich gegen sie, sondern gegen die Menschen überhaupt, die vor allem durch die Besitzer von Infrastruktur (Kommunikations- und Verkehrsmittel), Bodenschätze, Energie-Ressourcen und Häuser (Mieten) beherrscht werden (siehe auch Feudalkapitalismus). Das Proletariat ist also nicht einfach die Klasse der Lohnarbeiter. Dazu gehören auch Arbeitslose, ein Teil der Selbständigen, Kulturarbeiter und Reinigungskräfte usw, Allgemein verstanden sind es die Menschen überhaupt, die sich durch Selbstverdingung am Leben halten mässen, weil sie besitzlos sind und sich nur durch Geldbesitz als das erhalten können, was sie sind, also bleiben müssen, was sie waren. Durch Geld wird ihr Leben bewertet und als Leben also zugleich entwertet, dekultiviert. Der Teil des Proletariats, der keine Arbeit finden kann, die Arbeitslosen, ist zugleich für das Kapital ein Preis bestimmendes Moment des Arbeitslohns, also als Konkurrenz innerhalb des Proletariats für das Kapital unabdingbar, um ihren Lohn auf den Wert der bloßen Reproduktion ihrer Arbeitskraft zu reduzieren. Hierfür war nötig, dass sie als nicht verwendete Arbeiter dennoch verwendbar blieben. Durch die Bismarckschen Sozialgesetze wurde der Arbeitslosgkeit der Besitzlosen in dieser Funktion soweit Rechnung getragen, dass der Lebensbedrohung durch Hunger ein sogenannter "Sozialstaat" engegengestellt wurde, damit der Teil der Arbeitslosen als Konkurrenten der Arbeitenden möglichst groß blieb und auch für den verwertungsnotwendigen Konsum des Sozialprodukts noch verfügbar war. Das Kapital als das objektive Subjekt der bürgerlichen Gesellschaft entwickelt sich nur in der Geldform des Besitzes, und beherrscht durch die allgemeine Macht des Geldes in der Form der Rente (siehe Grundrente) sowohl das quantitative Verteilungsverhältnis der Reproduktion (Stoffwechsel) der Menschen eines umschriebenen ökonomischen Lebensraumes, wie auch qualitativ die Subjektivität aller Individuen, welche sich als Lebensstandard in der gesellschaftlichen Entwicklung herausstellt (siehe Kultur). Das Kapital ist die prozessierende Form des Werts und besteht daher gesellschaftlich im abstrakten Bezug der konkreten Arbeitsprodukte, als Teile der gesellschaftlichen Arbeit auf die Bedürfnisse der Konsumenten. Hierin sind die Menschen qualitativ unterschieden, wie im Produktionsprozess selbst: Die Bedürfnisse der Besitzer reiner Arbeitskraft können sich nur auf die Mittel der Reproduktion ihrer Kraft beziehen, die Bedürfnisse der Kapitalbesitzer (und Kapitalanleger) auf den gesamten Reichtum der bürgerlichen Kultur. Der Besitzstand in dieser Gegensützlichkeit macht überhaupt das bürgerliche Lebensverhältnis, die bürgerliche Gesellschaft aus. In diesem Sinne wurde der Arbeiter als Prolet verstanden und die Aufhebung des Kapitalverhältnisses innerhalb desselben politisch mit der Parole des "Kommunistischen Manifestes" angegangen: "Proletarier aller Länder vereinigt euch!". Es ist die Parole, welche die Kritik des allgemeinen Zusammenhangs durch das Kapital mit der politischen Entgegenhaltung eines menschlichen Zusammenhangs der Ausgebeuteten, also aller Menschen, welche die Armut zu tragen haben, die den Reichtum des Kapitals ausmacht, formuliert. Diese politische Formulierung wurde durch den proletarischen Avantgardismus des Leninismus zu einem politökonomischen Fiasko: Die Ausgebeuteten wurden mit ArbeiterInnen gleichgesetzt, das Aufhebende zum Aufgehobenen - ohne dass es qualitativ neu wäre. Bruchlos waren "Ausgebeutete" die Elite eines Staates, der die "Diktatur des Proletariats" betrieb und darin vorgab, keine Ausbeutung betreiben zu können, weil somit die monetäre Gerechtigkeit dies verunmöglichen würde (siehe auch Verteilungsgerechtigkeit). Das gesellschaftliche Subjekt, das von Marx im Begriff der Arbeit als Erzeuger des gesellschaftlichen Reichtums begriffen war, wurde zum politischen Subjekt einer Ausbeutung, das politisches Kapital durch ökonomische Ausbeutung zu gewinnen trachtete. Es war die Konkurrenzgesellschaft zum Kapitalismus, die ihn zum Politikum einer Staatswirtschaft schlechthin verschärfte, indem sie sich von der Kritik der politischen Ökonomie zur Ökonomisierung der Politik verkehrte - eine Reaktion, welche dem gleichzeitig aufkeimenden politischen Faschismus des Kapitalismus nicht unähnlich war. Der Begriff von Arbeit war somit zu einem Widersinn geworden: Der subjektive Gehalt der Arbeit, in welcher der Aufwand zur Subjekterzeugung des Menschen und seiner Gesellschaft verstanden war, wurde zu einer Wirtschaft der Subjektlosigkeit. Alle subjektiven Substanzen menschlicher Verhältnisse, die Kultur, die darin geschaffen wird, wurden nun der Doktrin des Wertgesetzes eines Staatskapitalismus sowohl ökonomisch als auch politisch, also total unterworfen. Der Begriff der Arbeit muss daher heute als Tätigkeit eines in seiner Lebensäußerung negierten gesellschaftlichen Subjektes zurückgewonnen werden, um den Begriff des Proletariats als Form der Armut, welche zur Überwindung ansteht, zu erneuern - nicht, um Arbeit der Abeit wegen zu vergesellschaften (dies kritisierte Marx am Gothaer Progrtamm der SPD - siehe Karl Marx in Kritik des Gothaer Programms MEW 19, S.22f)), sondern um den an seiner Lebenstätigkeit und Lebensvermittlung gehinderten Menschen zu ent-decken. Das Proletariat ist die Objektform der Arbeit, die Form enteigneter Arbeit, der das gesellschaftliche Subjekt als ihr Sinn und Zweck, als lebender Mensch im "Selbstgenuss des Meschseins" entgegengehalten werden muss - gleich, ob hierfür Arbeit oder nicht aufgewendet werden muss. Arbeit als gesellschaftliche Subjektivität ist demnach ausgeschlossen und also auch eine proletarische Gesellschaft ein Unding. Es ist falsch, die Proletarier als eine geschlossene Gesellschaft zu unterstellen, wie dies der Edelkommunist Max Stirner betreibt, der ihnen alleine die Fähigkeit zum "wahren Genuß" zuschreibt und den Marx in der "Heiligen Familie" nur noch "Sankt Sancho" nennt und ihm die Rolle eines Erzbischofs zuweist, der Gesellschaft als seine Gemeinde ansieht, als geschlossene Gesellschaft: "Sankt Sancho unterstellt hier wieder die Proletarier als eine "geschlossene Gesellschaft", die nur den Beschluß des "Zugreifens" zu fassen habe, um am nächsten Tage der ganzen bisherigen Weltordnung summarisch ein Ende zu machen. Die Proletarier kommen aber in der Wirklichkeit erst durch eine lange Entwicklung zu dieser Einheit, eine Entwicklung, in der der Appell an ihr Recht auch eine Rolle spielt. Dieser Appell an ihr Recht ist übrigens nur ein Mittel, sie zu "Sie", zu einer revolutionären, verbündeten Masse zu machen. - Was den Satz im übrigen angeht, so bildet er von Anfang bis zu Ende ein brillantes Exempel der Tautologie, wie sogleich klar wird, wenn man, was unbeschadet des Inhalts geschehen kann, sowohl Macht wie Recht herauslößt. Zweitens macht Sankt Sancho selbst den Unterschied zwischen persönlichem und sachlichem Vermögen, womit er also zwischen Genießen und Macht zu genießen unterscheidet. Ich kann große persönliche Macht (Fähigkeit) zum Genießen haben, ohne daß ich darum auch die sachliche Macht (Geld pp.) zu haben brauche. Mein wirkliches "Genießen" ist also noch immer hypothetisch." (Karl Marx in MEW 3, S. 305 - Deutsche Ideologie) Gesellschaftliche Subjektwerdung drängt nicht auf Proletarisierung der Gesellschaft, sondern auf Verwirklichung und Aneignung des Enteigneten, des Mehrwerts als wirkliche gesellschaftliches Mehrprodukt, als Mittel und Grundlage aller weiteren gesellschaftlichen Geschichte. Die Kritik der privaten Aneignung der darin geronnenen Wesenskräfte des Menschen ist daher nicht die Erwartung verbesserter Konsumtionsbedingungen (siehe hierzu die Kritik an der Wertkritik), sondern die geschichtliche Notwendigkeit menschlicher Emanzipation, die zugleich die Emanzipation der kapitalisten Gesellschaft durch die ihr immanente (technische und kulturelle) Revolution zu einer klassenlosen, zu einer kommunistischen Gesellschaft (Kommunismus) impliziert. Die Kritik des leninistischen Verständnisses von Proletariats, welches dieses als rein formeller Antagonist des Kapitals belässt und zum Menschlichen schlechthin kürt, ist hierfür unabdingbar. Wo das kommunistische Manifest noch von den gegebenen Potenzen des Menschseins auch in der Form ihrer Enteignung und Besitzlosigkeit ausging, so wurde im Lenismus die Menschwerdung zu einer Aufgabe des sozialistischen Staates und eines zur Planung der menschlichen Entwicklung administrativen Parteiapparats mit reiner Planwirtschaft. In der Nachfolge Lenins und angesischts der anwachsenden subjektiven Probleme einer solchen Gesellschaft wurde Stalin (gleich, ob dies von Lenin so gewollt war oder nicht) zum Vollstrecker der finstersten Rolle, die ein Staat unter dem Begriff Sozialismus überhaupt haben kann: zu einem linksfaschistischen Verfolgungsstaat. |
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