"Was ist jede Krankheit als in seiner Freiheit gehemmtes Leben? Ein perpetuierlicher Arzt wäre eine Krankheit, an der man nicht einmal die Aussicht hätte, zu sterben, sondern zu leben. Mag das Leben sterben: der Tod darf nicht leben. Hat der Geist nicht mehr Recht als der Körper? Allerdings hat man dies oft dahin interpretiert, daß den Geistern von freier Motion die körperliche Motion sogar schädlich und daher zu entziehen sei." (MEW 1, S. 59). Mit dem Begriff "Psychische Krankheit" werden meist Wahrnehmungszustände umschrieben, in der die Selbstentfremdung von Menschen gesellschaftlich wahrgenommen und erfasst werden. Er ist zunächst ein Etikett, ein normativer Begriff der Bio-Politik, der einem Menschen, der in seinen zwischenmenschlichen Verhältnissen ausrastet, eine persönliche Unfähigkeit zuordnet, sich normal im Sinne eines funktional adäquaten Verhaltens zu äußern. Damit wird dieser Mensch, der seine eigene Wahrnehmung als Selbstentfremdung erleidet, unter die als normal verstandenen Lebensverhältnisse gestellt. Aber umgekehrt lässt sich auch sagen: "Wer in diesen Verhältnissen nicht verrückt wird, der ist nicht normal!" (Hildegard Knef) So könnte man meinen, dass es psychische Krankheit eine tiefere Wahrheit eines herrschenden Systems ist, das darin zeitigt, dass es nichts oder auch nur nichts wert ist. Dem zugestanden entdeckt man schnell, dass das, was mit psychischer Krankheit bezeichnet wird, dann auftritt, wenn dessen Ordnung oder die Regularien seiner Institutionen – besonders der Familie – versagen. Doch es gibt nicht so einfach eine Alternative, ein schlichtes Anderssein zu der Welt, in der Menschen "psychisch krank" geworden sind. Mit der Flucht aus dieser tritt eben auch keine "Gesundheit" auf. Ganz im Gegenteil: Das Leiden vertieft sich ins Unendliche seiner Vereinsamung, wenn es keinen wirklich menschlichen Grund durch sich mit anderen Menschen findet. Voraussetzung dafür ist, dass sich ein Mensch von deren Lebensverhältnissen und den Lebenspflichtigkeiten ihrer Institutionen unterscheiden lernt, dass er sein Leben in seiner Lebenswelt auf einer Kritik an diesen begründet, dass er sein Leiden nicht länger aus sich und seinen zwischenmenschlichen Verhältnissen bezieht, sondern sich selbst als gesellschaftlicher Mensch in einer ihm fremden Gesellschaft erkennt und sich hierdurch von dieser zu emanzipieren versteht. Es gibt vielerlei Störungen der Selbstwahrnehmung von Menschen in der bürgerlichen Gesellschaft - besonders seit ihre realen Grundlagen - die Realwirtschaft - mit der Globalisierung des fiktiven Kapital am Schwinden und der Kulturkonsum bodenlos geworden ist (siehe hierzu Tittytainment). Es sind meist Entrückungen und Verrückungen der Gefühle in zwischenmenschlichen Verhältnissen. Ihre Verrücktheiten werden nicht umsonst von der Funktionalität des Systems ausgegrenzt, indem sie krank gelten und als psychisch Krankheit privatisiert, also gesellschaftlich abgesondert und aussortiert werden. "Psychische Krankheit" personifiziert in dieser Beziehung einen Wahrnehmungszustand, an dem Menschen leiden, die in ihren Selbstwahrnehmungen isoliert und gegen ihre Selbstgewissheit auf sich verworfen wurden, etwas fühlen, was sie nicht wirklich empfinden können (siehe auch Unbewusstes). Es ist ein Zustand, der durch ein Gemenge von vielfältigen, oft auch sich selbst widersprechenden Wahrnehmungen und Eindrücken entsteht, die auf einen Menschen einwirken, der die Formationen seiner Verhältnisse nicht mehr erkennen und also auch nicht mehr leiden kann. Wo die Lebensformen die Inhalte seiner Wahrnehmung in geschlossenen und ausschließlichen Lebensverhältniissen (siehe auch heile Welt) die Selbstwahrnehmung beherrschen (siehe auch Familie), machen sie Angst (siehe Lebensangst). Auf diese wirken sie schon durch ihre Form inhaltlich und persönlich und können von daher in zwischenmenschlichen Verhältnissen in ausschließlichen symbiotischen Selbstbehauptungen die Wahrnehmung je nach der Formbestimmung der Ausschließlichkeit ihrer zwischenmenschliche Beziehung entfremden. Je nach dem, was darin subjektiv mächtig wird, können sie depressive, zwanghafte oder psychotische Wahrnehmungszustände auslösen, die keine gegenständlichen Ursachen mehr erkennen lassen. Am häufigsten werden hierzu Aufmerksamkeitsstörungen, Angststörungen und Depressionen aufgelistet. Im Grundverständnis eines ideologisierten Menschenbilds der Bürgerlichen Wissenschaften existiert die Subjektivität des Menschen - ihrem Verständnis des menschlichen Subjekts zufolge - als menschliches Individuum. Die Individualität des bürgerlichen Subjekts (siehe auch Individualisierung) ist ihr Objekt als Mensch schlechthin. Die damit verfasste subjektive Objektivität ist die Unterstellung einer natürlichen Selbstentfaltung der "freien" und also unabhängigen Persönlichkeit, die Autopoisis, durch die sich Menschen ihrem inneren Privatwesen zufolge zu sich selbst und zu anderen Menschen verhalten würden. Bürgerliche Psychologen und Soziologen gehen davon aus, dass das Individuum für sich selbst existiern und sich durch sich selbst verwirklichen könne und durch seine schlichte Vergemeinschaftung, durch die Verallgemeinerung seines Individualwesens seine Gesellschaft schaffen würde. Man ist daher unentwegt hinter seinem Individualwesen her und verhilft ihm zum Beispiel durch Individualtherapie und entsprechender Fürsorge zum Überstehen seiner isolierten Existenz in den Konkurrenzverhältnissen der Bürgerlichen Gesellschaft Weil die vorherrschende psychologische Diagnostik meist nur individualpsychologisch denkt, wird ihre Selbstentfremdung dann auch nur ein persönlicher Grund eines ihr fremden - und daher vielleicht auch befremdlich empfundenen - Verhaltens meist als ein "abweichendes Verhalten", eine Falschheit in einem Verhalten zugewiesen, das als ein "Krankheitssymptom" verstanden wird und als solches zu beheben sein soll. Doch was als diese "Psychische Krankheit" isoliert von ihren wirklichen Verhältnissen auftritt ist kein Fehler, sondern die durch ihre Ausschließlichkeit blockierte und behinderte Lebensäußerung. Jede "Krankeit ist gehemmtes Leben" (Marx), immer Ausdruck einer ganzen Lebensgeschichte und Moment derselben - von daher niemals ein rein individuelles Geschehen, auch nicht eine Affektion einer individiuellen Psyche. Es kann weder Individualpsychologisch begriffen noch individualtherapeutisch wirklich aufgehoben werden. Wenn solche Geschichte dann noch unter der Klassifikation einer "psychischen Krankheit" einer Diagnostik - z.B. dem Diagnoseschema der WHO - unterworden und durch deren Verallgemeinerungen standardisiert wird, so werden die Widersprüche der kränkenden Lebensverhältnisse herausgenommen ihrer Analyse selbst unzugänglich, ihrer Wahrnehmung verschlossen. Sie werden als "seelische Krankheit" mit der metaphysischen Substanz einer elementaren "Lebensunfähigkeit" versehen (siehe auch Seele) und zur Sache eines dem entsprechenden Kuratels gemacht, das Verhältnis widersinniger Beziehungen in das Verhalten eines Menschen gedrängt, als dieses behandelt und als seine Äußerung objektiv verdrängt, den Empfindungen und Gefühlen des wirklichen Lebens entzogen. Es wird hierdurch etwas höchst Lebendiges durch einen normativen Begriff auf eine gesellschaftliche Norm verwiesen, die lediglich die Ideologie des Nominalismus vollzieht, eine Tautologie darstellt: Krank ist, was nicht gesund ist. Und was ist gesund? Die Integrität in das Normale, in die durchschnittliche gesellschaftliche Funktion der bürgerlichen Persönlichkeit, dem Selbstwert der Selbstgefühle. Wahrnehmungszustände sind durch schlussfolgerndes Denken (siehe Dialektik) zu begreifen, wenn hierdurch ihre Lebensbedingungen im Einklang mit der Gewissheit ihrer Wahrnehmung über die Selbstwahrnehmung ihrer Empfindungen in ihren Gefühlen und Träumen erkannt und hierdurch eine Wahrnehmungsidentität (siehe Wahrheit) hergestellt werden werden kann. Kränkungen der Seele sind Ächtungen ihrer Erkenntnisse, die eine geistige Isolation und Verdrängung bewirkt und ihre Ausgeschlossenheit durch ausschließliche Lebensermächtigungen in ihren psychischen Beziehungen (siehe hierzu auch erzieherische Beziehung) verfestigt. Ein Teil ihres Erkenntnisvermögens, das sich auf ihr unmittelbares Dasein bezieht, wird hierdurch abgespalten und gegen ihre Wahrnehmung verinnerlicht. Ihre Selbstwahrnehmung kann sich nicht wirklich behaupten, wo Selbstbehauptung eine objektive Notwendigkeit ist, wo sie in symbiotischen Beziehungen "an der Macht" ist (siehe symbiotische Selbstbehauptung). Wenn hierdurch Menschen krank werden, so sind sie einer Macht der Kränkungen erlegen und meist auch in ihren unmittelbaren Lebensverhältnissen, in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen, in widersinnigen Verhältnissen ihrer Liebe verstrickt (siehe auch Double-Bind), weil Lebensängste ihre zwischenmenschliche Verhältnisse bestimmen und begründen. Wirkliche Wahrnehmungen schließen sich von daher in den Selbstwahrnehmungen ihrer Empfindungen und Gefühle gegeneinander aus und reagieren in ihren dem entsprechenden zwischenmenschlichen Beziehungen mit Selbstgefühlen, die zur Gewohnheit einer Selbstentfremdung werden. Die betroffenen Menschen richten ihre seelischen Beziehungen gegen sich selbst und geraten in eine Selbstentfremdung, durch die sie sich schließlich auch selbst kränken. Die Grundlage hierfür ist im Allgemeinen eine Lebensangst, die in zwischenmenschlichen Verhältnissen herrscht, worin die Menschen einem Geltungsstreben folgen, das sie nur durch Selbstbehauptung in ihrer Selbstverwertung beherrschen können (siehe hierzu z.B. symbiotische Selbstbehauptung). Was in der Symbiose noch selbstverständlich ist, wird in ihrer Abwesenheit zu einer Lebensangst, weil dem Leben in solchen Verhältnissen dann das Andere seiner Selbst fehlt, das Selbstgefühl von seinen Empfindungen getrennt, die Selbstwahrnehmung gebrochen ist. In ihrer Krankheit ist ihr Erkenntnisvermögen durch den Verlust seiner Bewegungen, seinen "Emotionen" seiner Freiheit enthoben, in sich widersprüchlich, in seiner Gewissheit ungewiss geworden. Als Ausdruck ihres Lebens wurde es wesentlich ungegenwärtig und abwesend, als eigene Äußerung gegen eigene Lebendigkeit gerichtet, die sich in ihren Gefühlen gerade dort selbst fremd wurde (siehe Selbstentfremdung), wo sie sich durch ihre Empfindungen vertrauen müsste. Dieses Verhältnis unterliegt Kräften, die sich nicht unmittelbar begreifen lassen, weil sie vermittelt sind, weil sie in der Form eines gegen sich selbst gerichteten, eines sich selbst widersprechenden, eines gehemmten Lebens wirksam sind, das wie durch eine fremde Kraft seine Selbstachtung verloren hat, sich im Siechtum seiner Geisteskräfte in seinem Lebensprozess unter den gegebenen Umständen, in seinen Lebensbedingungen fortgebildet und festgesetzt hat. Es hat in seiner Selbstwahrnehmung verinnerlicht, was in der wirklichen Wahrnehmung dieser Verhältnisse auch außer sich, reine Erregung ist. In seinen vorherrschenden Lebensräumen verselbständigt diese sich schließlich durch ihre Formbestimmtheit zu einem Körper ihrer Selbstwahrnehmung (siehe auch Leib-Seele-Problem), die ihre Erinnerung versiegen lässt, ihre Wahrheit entkörperlicht, weil sie sich fremde Wahrheit einverleibt, zu eigen gemacht hat und deshalb durch ihre Psyche fremdbestimmt erscheint. "Die Lebensgefahr für jedes Wesen besteht darin, sich selbst zu verlieren. Die Unfreiheit ist daher die eigentliche Todesgefahr für den Menschen." (K. Marx, MEW 1, 60) Durch die Institutionalisierung solcher Diagnostik werden zwischenmenschliche Verhältnisse, in denen die Selbstachtung aufgehoben wurde, selbst zum Medium eines Prozesses, welches in einer "heilsamen Beziehung" wie eine hierfür notwendige erzieherischen Beziehung herrscht, ihre Abhängigkeit also verdoppelt wird. War die Psyche eines Menschen noch durch das Geltungsstreben der gesellschaftlichen Selbstverwertung einer politischen Kultur, durch die Egozentrik von narzisstischen Persönlichkeiten gekränkt, so werden ihr nun Prothesen zugeführt, durch die sie erst mal wieder laufen lernen soll, als hätte sie es noch nie gekonnt. Es wäre daher besser, wenn das, was psychische Krankheit genannt wird, als eine "gesunde Reaktion" auf seelische Kränkungen angesehen würde und hierdurch der Gang ihrer Geschichte wieder frei leben könnte, wenn und wo jenseits der diagnostischen Standards die Hilfe hierfür gegeben werden kann, wo sie auch wirklich nötig ist. Was als "psychische Krankheit" eines Individuums erscheint, erweist sich immer wieder als Resultat narzisstischer Verhältnisse der Selbstgefühle in zwischenmenschlichen Beziehungen, in denen bestimmte Selbstgefühle ausgeschlossen werden und deren Empfindungen hierdurch enteignet sind. Es war in einer symbiotischen Selbstbehauptung innerhalb der Lebensburg der Geschlechter und Generationen durch die Lebenspflichten ihrer erzieherischen Beziehungen eine Selbstbeherrschung entstanden, die ihr Selbstgefühl im allgemeinen Narzissmus der bürgerlichen Persönlichkeit (siehe bürgerliches Subjekt) abwesend machen musste, um ihren Lebenraum zu überstehen, durch ausgeschlossene Gefühle deren Empfindungen verdrängen zu können. Schon vor aller Erfahrung ist das Leben in den Lebensburgen der bürgerlichen Gesellschaft krank, die vor allem dazu da sind, im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung ausschließlich und ausgeschlossen vom Reichtum ihrer vielfältigen Beziehungen Sinn für sich und durch sich zu bilden (siehe auch heile Welt). Aus den "Intimitäten" der Selbstwahrnehmung einer narzisstischen Psyche entwickeln sich Lebenspflichten, die in ihrer Ausschliesslichkeit zugleich total abhängig von dieser Umwelt sind, weil darin vor allem narzisstische Persönlichkeiten die Lebensformen beherrschen. Die wollen nichts mehr von ihrer Lebensangst wissen, die ihren isolierten Lebensräumen zugrunde liegt. In den Gegensätzen und Widersprüchen der privaten Räumlichkeiten herrscht Rastlosigkeit, Unzulänglichkeit und Schuld, so dass ein nötiger Friede nicht wirklich eintreten kann. Narzisstische Beziehungen existieren eben nur durch die Liebespflicht, die in ihren Schuldgefühlen wahr werden kann und durch die sie sich gegeneinander aufbrauchen und beherrschen. Die Liebe, die in der griechischen Saga die Schicksalsgöttinnen dem Narziss als unerreichbar auferlebt haben, um ihn für seine Eitelkeit zu bestrafen, vollzieht hier ihr wirkliches "Schicksal", ihre Rückkunft auf sich in der Kränkung ihrer Lebensgeister, die sich um so nötiger sind, je mehr sie sich in der Fremdbestimmung ihrer Ausschließlichkeit verlieren. Die Wahrnehmung erscheint sich selbst in dem Maße fremd, wie sie keine Welt mehr für sich wahr nimmt, aber alles wahrhat, was die Welt für sie ist. Was die Lebensburg der Selbstwahrnehmung schützen sollte, bricht nun gegen sie in ihrer wirklichen Schutzlosigkeit herein wie eine fremde Bestimmungsmacht ihrer Psyche. Die Wesensnot der Selbstwahrnehmung, in die sie hierdurch geraten ist, ist daher jetzt nicht mehr "nur" existenzielle Lebensangst, welche in den Ereignissen ihrer erzieherische Beziehungen personifiziert und also subjektiviert worden war. Diese Angst hat inzwischen innerhalb der Geborgenheit dieser Verhältnisse die Menschen gegeneinander in ider Ausschließlichkeit ihrer narzisstischen Lebenssubstanz gestellt, die aus eben demselben Grund auch aufeinander eingeschworen und unüberwindbar ist. Das hat die Beziehungen der Selbstwahrnehmung auf Menschen überhaupt in der Weise gespalten, wie sie sich in der Beziehung auf die zwischenmenschlichen Ereignisse innerhalb der Lebensburgen entwickelt hat. Ihre Selbstwahrnehmung wurde dadurch so an sich gebunden, dass sie sich gegen die eigenen Lebensverhältnisse wendet und einen Sinn herauskehrt, der ihre bloße Negation ist und die Wahrnehmung überhaupt gegen sich kejhrt. Eine in sich verkehrte Wahrnehmung war die letzte wirklich persönliche Beziehung der Selbstwahrnehmung in dieser Angst, durch die sie einen unmittelbar subjektiven Ausweg zu finden suchte. Es müsste eigentlich übrerhaupt ein großer Zweifel bestehen, dass eine Seele überhaupt krank sein kann, unterstellt dies doch eine Infizierbarkeit des sogenannten Seelenlebens. Es ist aber auch das Leichteste, mit der Behauptung eines Infekts der Gefühle abzuheben, wenn man sich auf eine bereits vorfindliche wissenschaftliche Verselbständgung begibt: Die Psyche. Der Rückgriff hierauf macht dann den Weg frei für eine große Geisterwelt, die Jagd auf Mythen und Gespenster des Unheimlichen, die wie in der Medizin zu behandeln wäre. Zumindest beruhigt das diejenigen, die sich vor geistigen Zusammenhängen fürchten und also auch die Verrücktheiten zwischenmenschlicher Beziehungen damit von sich fern halten müssen. Mit dem Begriff von der "psychische Krankheit" sind sie auf der "sicheren Seite", denn es ist ein ideologischer Begriff für einen Wahrnehmungszustand der durch diesen Begriff als Krankheitssymptom gefasst wird (siehe Krankheit), als Phänomen eines Siechtums im Individuum, das sich hierdurch eindeutig von einem gesunden unterscheiden ließe. Bei den körperlichen Erkrankungen wird nach den äußeren Ursachen noch meist gesucht. Wo aber Seele als "krank" bezeichnet wird, wendet man sich im Wesentlichen von ihr ab. Sie wird zur Gefahr für die "Sozialhygiene", besonders, weil allgemein unbegriffen ist, was sie überhaupt darstellt. Von da her ist der Begriff der Psychischen Krankheit ein Abgrenzungsbegriff, ein Ordnungsbegriff zur Isolation eines psychischen Geschehens im betroffenen Menschen (s.a. Individualisierung), oft auch zum Schutz der eigenen Seele, vor einer sichtbar gewordenen Kränkung, die sie in den Lebensumständen einer symbiotischen Selbstbehauptung durch deren erzieherischen Beziehungen erfahren hat und vor der man sich schützt, um sich dennoch verhalten zu können. Jede erzieherischen Beziehung verlangt die Einheit einer zwischenmenschlichen Beziehung mit dem ihr äußerlichen Zweck der Anpassung an ihre Lebensform (siehe hierzu auch Lebensraum). Sie bestimmt einerseits die zwischenmenschlichen Gefühle durch das Selbstgefühl des Erziehenden und trennt hierdurch die Empfindungen des "Zöglings" von seinen Lebensumständen. Der wird in dieser Beziehung von seinen Empfindungen abgezogen (siehe auch Realabstraktion) und der Notwendigkeit eines ihm äußerlichen erzieherischen Zwecks unterworfen. Er wird fortwährend darin gekränkt, dass er nur sein kann, was er für die Gefühlsverhältnisse seiner Lebensumstände (siehe auch Familie) sein soll. Und oft tritt erst in einer "psychischen Krankheit" der Verlust seiner Selbstgewissheit zu Tage, das "Loch", die Lebensangst seiner Selbstwahrnehmung zwischen Empfindungen und Gefühlen, das deren Nichtung geschaffen hat und vielerlei Arten von Selbstentfremdung erzeugen musste. | ![]() |