"Es ist bekannt, daß eine gewisse Psychologie das Große aus kleinen Ursachen erklärt und in der richtigen Ahnung, daß alles, wofür der Mensch kämpft, Sache seines Interesses ist, zu der unrichtigen Meinung fortgeht, es gebe nur "kleine" Interessen, nur die Interessen stereotyper Selbstsucht. Es ist ferner bekannt, daß diese Art Psychologie und Menschenkunde besonders in Städten sich vorfindet, wo es dann noch überdem für Zeichen eines schlauen Kopfes gilt, die Welt zu durchschauen und hinter den Wolkenzügen von Ideen und Tatsachen ganz kleine, neidische, intrigante Mannequins, die das Ganze am Fädchen aufziehen, sitzen zu sehen. Allein es ist ebenfalls bekannt, daß, wenn man zu tief ins Glas guckt, man sich an seinen eigenen Kopf stößt, und so ist denn die Menschenkunde und Weltkenntnis dieser klugen Leute zunächst ein mystifizierter Stoß an den eigenen Kopf." (K. Marx, MEW 1, 66 f) Psychologie will die Psyche von Menschen im Einzelnen oder in ihren sozialen Zusammenhängen von den Vorurteilen der Gemüter und ihren Stimmungen befreien, indem sie ihnen die "Vernunft" der institutionalisierten Begriffe ihrer psychischen Interessen oder auch deren seelische "Wahrheit vor Augen führt" (siehe Wahrnehmung). Von daher behauptet sie, dass ihre Adressaten "die Wahrheit" auch in der Wahrnehmungsidentität ihrer vereinzelten Existenzform der Gefühle kennt und von den ihr verschlossenen Beziehungen der "Normalität" ihres Daseins zu einem eigenen Selbstbewusstsein über ihr Leben und dessen Umstände vergewissern kann – sich idealerweise zu einen politischen Entschluss wenden kann, wodurch die Kritik der Psychologie selbst zu einer lebendigen Kulturkritik werden könnte. Letztlich geht es dann um die Wahrheit ihrer ausschließlichen Bedeutungen. So versteht es sich von selbst, dass es hierbei um den "politischen Charakter" der Psychologie und dem ihres Gegenstands, der Psyche geht (siehe hierzu auch "Kritik der politischen Kultur"). Und darüber ist sie zerstritten, ob sie es bei den psychischen Phänomen und ihrer Handhabung belassen will (siehe Phänomenologie), ob sie einem lebenspraktisch scheiternden Individuum in seiner Vereinzelung beistehen oder ob sie selbst das Erkenntnisvermögen weiterbringen, es emanzipieren will (S.Freud: "Was Es war soll Ich werden""). So hat sich die Psychologie auch selbst schon in die unterschiedlichen "Ströme", der "Wahrheitsfindung" des Bewusstseins gestellt – in die apriorischen Unterstellungen des Idealismus, des Pragmatismus und des Positivismus (siehe auch reaktionäres Bewusstsein). Was eine Psychologie zu emanzipieren sucht zeigt sich vor allem in dem, was sie von ihrem Gegenstand, von der Psyche begriffen haben will. Für Sigmund Freud war es die Selbstbeheherrschung der Lust (siehe Lustprinzip), die in jedem Menschen schon durch sein Geschlecht ausgerichtet sei. Für die Verhaltenspsychologie ging es um die Beherrschung der Selbstwahrnehmung zur Erfüllung der notwendigen Lebensleistungen (siiehe Lebenspflicht). Doch der größte Bereich der Psychologie wird durch allerlei phänomenologische Ansätze sprichwörtlich bestritten. Doch schon im Unterschied zu Husserls Phänomenologie (siehe hierzu seine "Egologie"), die sich aus der Einfühlung (siehe Empathie) über eine Teleologie der Wahrnehmung begründet (siehe eidetische Reduktion). Zudem gibt es für C.G.Jung ein überhistorisches Unbewusstes einer vertieften Psychoanalyse, das als "kollektives Unbewusstes" in jedem Menschen so ist, wie seine allgemeine Natur auch kollektive Natur der Individuen sei (vergl. Jung: "Dynamik des Unbewussten" S. 128). Archetypen sind also Bezeichnungen aus der Analytischen Psychologie, die dem "kollektiven Unbewussten" verallgemeinerter sinnbildungen, der Seele zugehörig vermuteten Grundstrukturen menschlicher Vorstellungs- und Handlungsmuster (siehe Muster und Bilder) entsprechen sollen, wie sie seit Generationen mit ähnlichen Emotionen assoziiert sind und als solche auch z.B. in der Kommunikationsindustrie als Bilder für das "Storytelling" (z.B. als Apple-Logo) verwendet werden. Psychologie will aber überhaupt eine Wissenschaft der menschlichen Seele sein. Von der Sprache her verweist aber schon der Begriff Seele im Althochdeutschen auf Gewässer (See) und meint wohl das Unergründete jenseits der wirklich gegenwärtigen Lebensverhältnisse (siehe Wirklichkeit), das ohne wirklichen Grund Seiende, das Reich des Vor- und Nachlebens (nach germanischer Auffassung leben dort die Geister der Ungeborenen und Ahnen), des nicht wirklichen Lebens. Von dieser Seite wird Seele als der sich tradierende Geist verstanden, der aus dem bisherigen Leben kommt und im verwesenden Leben fortbesteht (siehe hierzu Genealogie). Es lässt sich aber das Seelische - soweit es nicht zur Psyche isoliert existierender Individuum, zum geronnenen Gedächtnis abstrakter Lebensverhältnisse geworden ist - auf eine ungegenwärtige, also zeitlose Geschichte reduzieren, die sich in ihren seelischen Bedürfnissen selbst fortbestimmt und von daher eine Wissenschaft der Seele nötig hatte. Wo aber Psychologie einem seelisch bestimmten Erkenntnisinteresse folgt, kann sie keine wahre Psychologie, keine Wissenschaft sein. Sie hat sich nur die menschliche Seele als Psyche zu einem selbständigen Wesen isoliert, sich in ihrem abstrakten Denken und begreifen vor allem selbst verwesentlicht und verleiht damit einer jeden vereinzelten Privatperson ein übersinnliches Wesen aus der Genealogie seiner Vorfahren oder Lebensumstände. Und damit hat sie zugleich sich selbst zu ihrem Gegenstand gemacht, wodurch sie folglich auch nur zirkuläre, tautologische Urteile bilden kann. Sie käme ihrem diesbezüglichen Erkenntnisinteresse folgend, zur Darstellung und Behandlung einer Logik der Verselbständigung psychischer Regungen und Erregungen. Dadurch muss sie eine eigenständige logische Form einer seelischen Ursprünglichkeit behaupteten, die sie selbst zugleich einnimmt (siehe hermeneutischer Zirkel). Folglich müsste sie zugeben, dass die Logik ihrer Beurteilungen selbst psychisch bestimmt sind, einen subjektiven Zirkel betreiben und sie also auch in ihrem Begreifen schon formbestimmt, also nur eine Formation herrschender Gewohnheiten der Wahrnehmungen sein kann (siehe auch ästhetischer Wille), um deren Verfestigungen zu einem normativen Begriff totalisieren kann. Sie kann daher den Zusammenhang ihrer Inhalte nur aus ihrer Selbstbeziehung entwickeln. Im Unterschied zur Theologie und Philosophie sieht sie von daher Seelisches nicht unter dem Einfluss einer höheren Wesenhaftigkeit sondern ausschließlich als Psyche an, die im einzelnen Menschen in seiner gegenwärtigen Gesellschaft selbst begründet ist (siehe hierzu bürgerliche Wissenschaft). Die einzelnen Denkrichtungen der Psychologie unterscheiden sich von daher nur in dem, was sie unter Psyche im Besonderen verstehen, also in dem, was sie hierfür als substanzielle Grundlage erkannt haben wollen oder unterstellen (siehe Begriffssubstanz). Marx hatte das Erkenntnisinteresse einer materialistischen Psychologie gegen den Materialismus Ludwig Feuerbachs (gemäß der 6. Feuerbachthese) darauf bezogen, dass sie die psychische Erkenntnis davor bewahren soll, "von dem geschichtlichen Verlauf zu abstrahieren und das religiöse Gemüt für sich zu fixieren und ein abstrakt - ein isoliert - menschliches Individuum vorauszusetzen" (Feuerbachthesen MEW Bd.3, S. 533 bis 535). Als Begriff einer solchen Psyche könne diese "das menschliche Wesen nur als 'Gattung', als innere, stumme, die vielen Individuen bloß natürlich verbindende Allgemeinheit gefaßt werden." (Feuerbachthesen MEW Bd.3, S. 533 bis 535). Psyche setzt einen selbständigen Sinn einer Gesellschaft (siehe hierzu auch Kultur) gegen ihre bloßen Nützlichkeitsbeziehungen (Nützlichkeit), über den Nutzen ihrer Produktivität voraus. Sie kann demnach nicht phänomenologisch - etwa durch eine Fundamentalontologie - und auch nicht als "Subjektkritik" zu begründen sein, denn sie setzt die ganze Entfaltung des gesellschaftlichen Wesens, der Produktivkraft der bürgerlichen Gesellschaft, "die Geschichte der Industrie und das gewordne gegenständliche Dasein der Industrie". (MEW 40, Seite 542ff) voraus. "Man sieht, wie die Geschichte der Industrie und das gewordne gegenständliche Dasein der Industrie das aufgeschlagne Buch der menschlichen Wesenskräfte, die sinnlich vorliegende menschliche Psychologie ist, die bisher nicht in ihrem Zusammenhang mit dem Wesen des Menschen, sondern immer nur in einer äußern Nützlichkeitsbeziehung gefasst wurde, weil man – innerhalb der Entfremdung sich bewegend – nur das allgemeine Dasein des Menschen, die Religion, oder die Geschichte in ihrem abstrakt-allgemeinen Wesen, als Politik, Kunst, Literatur et., als Wirklichkeit der menschlichen Wesenskräfte und als menschliche Gattungsakte zu fassen wusste. In der gewöhnlichen, materiellen Industrie (– die man ebenso-wohl als einen Teil jener allgemeinen Bewegung fassen, wie man sie selbst als einen besonderen Teil der Industrie fassen kann, da alle menschliche Tätigkeit bisher Arbeit, also Industrie, sich selbst entfremdete Tätigkeit war –) haben wir unter der Form sinnlicher, fremder, nützlicher Gegenstände s, unter der Form der Entfremdung, die vergegenständlichten Wesenskräfte des Menschen vor uns. Eine Psychologie, für welche dies Buch, also grade der sinnlich gegenwärtige, zugänglichste Teil der Geschichte zugeschlagen ist, kann nicht zur wirklichen gehaltvollen und reellen Wissenschaft werden.> Was soll man überhaupt von einer Wissenschaft denken, die von diesem grollen Teil der menschlichen Arbeit vornehm abstrahiert und nicht in sich selbst ihre Unvollständigkeit fühlt, solange ein so ausgebreiteter Reichtum des menschlichen Wirkens ihr nichts sagt, als etwa, was man in einem Wor< Mit der Wissenschaft von der Psyche hat sich die Geisteswissenschaft als rein Philosophie von der Naturwissenschaft getrennt, weil ihr das Vermögen fehlte, sich deren Material entsprechend anzueignen. "Die Naturwissenschaften haben eine enorme Tätigkeit entwickelt und sich ein stets wachsendes Material angeeignet. Die Philosophie ist ihnen indessen ebenso fremd geblieben, wie sie der Philosophie fremd blieben. Die momentane Vereinigung war nur eine phantastische Illusion. Der Wille war da, aber das Vermögen fehlte. Die Geschichtsschreibung selbst nimmt auf die Naturwissenschaft nur beiläufig Rücksicht, als Moment der Aufklärung, Nützlichkeit, einzelner großer Entdeckungen. Aber desto praktischer hat die Naturwissenschaft vermittelst der Industrie in das menschliche Leben eingegriffen und es umgestaltet und die menschliche Emanzipation vorbereitet, so-sehr sie unmittelbar die Entmenschlichung vervollständigen musste. Die Industrie ist das wirkliche geschichtliche Verhältnis der Natur und daher der Naturwissenschaft zum Menschen; wird sie daher als exoterische Enthüllung der menschlichen Wesenskräfte gefaßt, so wird auch das menschliche Wesen der Natur oder das natürliche Wesen des Menschen verstanden, daher die Naturwissenschaft ihre abstrakt materielle oder vielmehr idealistische Richtung verlieren und die Basis der menschlichen Wissenschaft werden, wie sie jetzt schon – obgleich in entfremdeter Gestalt – zur Basis des wirklich menschlichen Lebens geworden ist, und eine andre Basis für das Leben, eine andre für die Wissenschaft ist von vornherein eine Lüge. (Die in der menschlichen Geschichte – dem Entstehungsakt der menschlichen Gesellschaft – werdende Natur ist die wirkliche Natur des Menschen, darum die Natur, wie sie durch die Industrie, wenn auch in entfremdeter Gestalt wird, die wahre anthropologische Natur ist." (MEW 40, Seite 542ff) Die sinnliche Gewissheit ist darin zweifelhaft geworden und hat die natürlichen Bedürfnisse der Menschen gegen ihr Bewusstsein entzweit, sich gegen ihr wirkliches Dasein entfremdet. "Damit der "Mensch" zum Gegenstand des sinnlichen Bewußtseins und das Bedürfnis des "Menschen als Menschen" zum Bedürfnis werde". "Die Sinnlichkeit (siehe Feuerbach) muß die Basis aller Wissenschaft sein. Nur, wenn sie von ihr, in der doppelten Gestalt sowohl des sinnlichen Bewußtseins als des sinnlichen Bedürfnisses, ausgeht – also nur wenn die Wissenschaft von der Natur ausgeht –, ist sie wirklichefWissenschaft. Damit der "Mensch" zum Gegenstand des sinnlichen Bewußtseins und das Bedürfnis des "Menschen als Menschen" zum Bedürfnis werde, dazu ist die ganze Geschichte die Vorbereitungs- Entwicklungsgeschichte. Die Geschichte selbst ist ein wirklicher Teil der Naturgeschichte, des Werdens der Natur zum Menschen. Die Naturwissenschaft wird später ebensowohl die Wissenschaft von dem Menschen wie die Wissenschaft von dem Menschen die Naturwissenschaft unter sich subsumieren: es wird eine Wissenschaft sein." (MEW 40, Seite 542ff) Psychologie, die eine wirklich menschliche Wissenschaft sein will, muss die Sinnlichkeit als eigentümliche Natur des Menschseins begriffen haben, denn "seine eigne Sinnlichkeit ist erst durch den andren Menschen als menschliche Sinnlichkeit für ihn selbst." (MEW 40, Seite 542ff) "Der Mensch ist der unmittelbare Gegenstand der Naturwissenschaft; denn die unmittelbare sinnliche Natur für den Menschen ist unmittelbar die menschliche Sinnlichkeit (ein identischer Ausdruck), unmittelbar als der andere sinnlich für ihn vorhandene Mensch; denn seine eigne Sinnlichkeit ist erst durch den andren Menschen als menschliche Sinnlichkeit für ihn selbst. Aber die Natur ist der unmittelbare Gegenstand der Wissenschaft vom Menschen. Der erste Gegenstand des Menschen – der Mensch – ist Natur, Sinnlichkeit, und die besondren menschlichen sinnlichen Wesenskräfte, wie sie nur in natürlichen Gegenständen ihre gegenständliche Verwirklichung, können nur in der Wissenschaft des Naturwesens überhaupt ihre Selbsterkenntnis linden. Das Element des Denkens selbst, das Element der Lebensäußerung des Gedankens, die Sprache ist sinnlicher Natur. Die gesellschaftliche Wirklichkeit der Natur und die menschliche Naturwissenschaft oder die natürliche Wissenschaft vom Menschen sind identische Ausdrücke. – "Man sieht, wie an die Stelle des nationalökonomischen Reichtums und Elendes der reiche Mensch und das reiche menschliche Bedürfnis tritt. Der reiche Mensch ist zugleich der einer Totalität der menschlichen Lebensäußerung bedürftige Mensch. Der Mensch, in dem seine eigne Verwirklichung, als innere Notwendigkeit, als Not existiert." (MEW 40, Seite 542ff) Die psychischen Phänomene des Kapitalismus, soweit sie nicht nur die entsprechenden Interessen einer Formation der notwendig egoistischen Bedürfnisse des Privateigentums entsprechen, sondern tatsächlich eine eigenständige Subjektivität der Selbstbezogenheit entfalten, lassen sich nicht unmittelbar aus den Existenzformen einer Waren produzierenden Wirtschaft, aus dem Verhältnis der Waren und dem Fetisch ihrer gesellschaftlichen Erscheinungsform erklären, wie das die so genannte Subjektkritik versucht. Das verlangt nach einer kritische Theorie der politischen Kultur, die aus der Zirkulation des Geldes und seiner Kapitalfiktionen und der hieraus begründeten Ohnmacht der Menschen begründet ist (siehe hierzu Feudalkapitalismus). Dort erst lassen sich psychisch begründete Beziehungen aus dem Entzug der Selbstachtung des bürgerlichen Subjekts und ihre Verkehrung zu einem Geltungsstreben, zu einem Treiben (siehe Trieb) der Selbstwertoptimierung erklären, wodurch die Gefühle der Menschen objektiviert und als objektive Gefühle gegen ihre Empfindungen isoliert und als Selbstgefühle durch eine entsprechende Ereignisproduktion (siehe auch Eventkultur) zum gesellschaftlichen Material einer politischen Kultur der Selbstlosigkeit ihrer Zwischenmenschlichkeit werden. Weil unter den Bedingungen der fiktionalisierten gesellschaftlichen Verhältnisse eines Schuldgeldsystems (siehe fiktives Kapital) diese sich nurmehr in zwischenmenschlichen Beziehungen der Erlebensformen der Wahrnehmung einer durch lebensbestimmende Ereignisse zwischen den Menschen wirkenden Gesellschaftlichkeit darstellen können, treiben sie ihre widersprüchliche Objektivität in die Subjekte dieser gesellschaftlichen Form, objektivieren sie durch die Notwendigkeiten eines überdimensionierten Konsumismus, zum Kulturkonsum eines weltweit angelegten Tittytainments. Als objektive Subjekte erscheint ihre gesellschaftliche Entfremdung nun als unmittelbare Selbstentfremdung in ihrer zwischenmenschlichen Selbstwahrnehmung, die sich gegen die Wirklichkeit ihrer Lebensgründe selbst abtöten muss (siehe auch tote Wahrnehmung). Die gesellschaftliche Notwendigkeit ihrer Verwertung hat zwar auch in ihren überproduktionskrisen noch den zirkulierenden Geldwert zu ihrer Bedingung, aber nicht mehr die realwirtschaftlichen Verhältnisse zu ihrer Grundlage. Die Menschen machen sich selbst zum Format ihrer Zwischenmenschlichkeit, zum Material ihrer Lebensbedingungen und machen hieraus durch die Einverleibungen ihrer Selbstbeziehung sich zum Gegenstand vermittelst der Ästhetik ihrer Selbstgefühle (siehe auch Körperfetischismus). Sie gründen somit auf einer anderen Substanz, als jene der wirtschaftlich nur noch fiktiven Geldbeziehungen eines Schuldgeldsystems. Ohne dessen Existenzwert und seinen globalen Kredithandel wirklich aufheben zu können bleiben sie innerhalb dieser gesellschaftlichen Form und ihrer Formbestimmungen Objekte der in ihren Selbstgefühlen objektiv begründeten Subjektivität - ohnmächtige Menschen, die nach einem starken Subjekt außer sich (siehe auch Nationalstaat) verlangen. Eine Transformation ihrer Verhältnisse kann von da her nur über die Konkretisierung ihrer wirklichen Beziehungen in ihren wirklichen Lebensverhältnissen verlaufen (siehe hierzu internationales Kommunalwirtschaft). Im Allgemeinen begreift zwar nahezu jede Psychologie die Psyche als das individuelle und individualistische Einzelwesen schlechthin, also als Wesen der Individualität des Menschen, das sie mit seiner Subjektivität gleichsetzt. Es besteht aber in den verschiedenen kategorialen Ausrichtungen der Psychologie keine Übereinstimmung über deren Substanz über Sinn und Triebkraft dieses Wesens und somit gibt es hier auch keinen allgemeinen Begriff der Psyche. Eine solche Begriffsbildung ist daran gescheitert, dass Psychologie ihre eigenen Grundlagen, die Psyche nicht als Objekt abstrakter gesellschaftlicher Verhältnisse, sondern als menschliche Eigenschaft schlechthin positiv zu verstehen sucht und keinerlei Vorstellung von Form und Inhalt der Psyche hat, nichts von den Lebensverhältnissen, den Verwertungsbedingungen und darauf gegründeten Minderwertigkeiten darin auffindet, welche die seelischen Beziehungen in zwischenmenschlichen Verhältnissen substanziell aus dem Verlust an Selbstachtung der Menschen formiert haben (siehe hierzu auch Zwischenmenschlichkeit) und sie zu einer Selbstbehauptung treibt, die sie über Selbstverwertungen der verschiedensten Art für sich bilden und fortentwickeln (siehe auch symbiotische Selbstbehauptung). Die Erklärungsversuche der herrschenden Psychologie bleiben dementsprechend funktional und in einer Bandbreite zwischen reiner Lerntheorie und Gestalttheorie bis hin zu psychologischen Spekulationen der Psychoanalyse die ihren Begriff in einem Unbewussten aus einem Wiederholungsstreben (wie z.B. dem Erinnerungsbild eines Befriedigungserlebnisses - siehe Freuds "Traumdeutung") entnimmt. Ohne die Arbeit an der Formverwandlung, welche die Seele von Menschen hin zur Psyche (siehe Formbestimmung) von Individuen unternimmt, wird sich in der Psychologie deshalb auch nichts wesentlich ändern. Unterdessen reduziert sich Psychologie gerne auf die naturwissenschaftlichen Voraussetzungen des psychologischen Verstandes und verbindet sich mit der reinen Hirnphysiologie zu einem zweifelhaften Erklärungsbedürfnis der Psyche aus einem physiologisch bestimmten Willen. Psychologie als Theorie der Subjektivität kann aber keine introspektive Theorie, etwa eine Individualpsychologie sein. Sie muss immer von deren Verhältnissen der Menschen ausgehen, in denen sie subjektiv wie objektiv sich zu einander verhalten und verkehren. Von daher sind sie an sich das, wodurch sie außer sich bestimmt sind (siehe auch Formbestimmung) und für sich, was sie hierzu äußern, also an und für sich auch wirklich machen, was sie für sich wahrmachen von dem, was ohne dies durch ihre Wahrnehmung bestimmt bliebe. Von daher steht Subjektivität immer kritisch zu ihrer Objektivität, von der sie sich immer wieder emanzipieren muss, um sich menschlich auf ihre Gegenstände zu beziehen. Was Menschen hiervon finden und empfinden bleibt in ihren Gefühlen entweder objektiv, sie selbst für sich fremd (siehe Entfremdung) als ein Teil ihrer Objektivität, oder es wird zu einer Erkenntnis, worin und wodurch ihre Gefühle "zur Tat schreiten" können. Hiergegen hat sich die herrschende Psychologie in ihrer Entwicklung selbst objektiv, sowohl naturwissenschaftliche begründet, vor allem im Krankheitsbegriff der Psychiatrie seit Kräpelin, und kommt dennoch klassisch aber aus den Geisteswissenschaften (z.B. als Diremtion des subjektiven Geistes bei Hegel). Die Psychoanalyse von S. Freud versuchte, beide Wissenschaften durch seine psychiatrischen und psychologische Forschungen in einem triebenergetischen Prinzip zusammenzuführen, das er Psychoanalyse nannte. Wilhelm Reich radikalisierte den Libidobegriff von Freud zu einem rein energetischen Begriff, welcher einer Grundenergie der Natur (dem von ihm entdeckten und so benannten "Orgon") entsprechen soll. C.G. Jung hielt dem eine eher mythologische Konstruktion des Unbewussten entgegen, die von dem "energie-ökonomisch" gemeinten Triebmodell weg hin zu Archetypen des Seelischen führte, durch welche Wesensinhalte im Sinne von Bedeutungen des Seelischen eingeführt wurden. All diese Ansätze gehen von der Phänomenologie einer Wesensnatur aus, welche sich aus einer allgemeinen Grundsubstanz der Erfahrung (bzw. des Erlebens) praktisch eidetisch erschließen lasse. Auch insgesamt tut sich Psychologie offenbar schwer, ihren Gegenstand überhaupt einzuordnen, geschweige denn, einen Begriff hiervon zu bilden. Psychologie hat ihr wesentliches Problem damit, dass sie sich Seele zu ihrem Gegenstand nimmt, ohne ihn gegenständlich zu denken. Indem sie Individualität als Inbegriff des Subjektiven aufnimmt, veräußert sie jede Subjektivität in ein Objekt das sich auch objektiv begreifen lässt, ohne einen objektiven Begriff zu haben. Hierdurch ist sie in ihrem Grund schon ideologisch d.h.: sie verfolgt eine Vorstellung eine Idee von der Seele, die als Anschauung vorgestellt wird. Bei Freud ist die Triebkraft der Seele eine Wahrnehmungsidentität des Gedächtnisses im Lusterleben ("Erinnerungsbild eines Befriedigungserlebnisses"), bei Jung das eigentlich Unbewusste, das sich aus Metaphern des urtümlichen menschlichen Wesens zusammensetzt. Bei Perls erklärt sich Seele als Prinzip, als "Tendenz zur guten Gestalt", also als ästhetisches Prinzip nach vollkommener Form der Wahrnehmung. Bie Wilhelm Reich ist das Wesen seelischer Kraft die Triebhaftigkeit des Menschen selbst, das er in der Natur als Stoff entdeckt haben will und Seele also auch lediglich alleine die Funktion eines allgemein natürlichen, also quasi übermenschlichen Sexualtriebs in seinem Verlangen nach unendlicher Ausdehnung sein lässt, der seine Hemmung durch Gesellschaft und Kultur mehr oder minder glücklich zu ertragen hat. Bei Skinner erklärt sich alles Individualwesentliche als Produkt von Lernerfahrung unter Reiz-Reaktions-Konditionierungen. In der Kommunikationstheorie besteht Seele nur als Störkraft zur Verwirrung zwischenmenschlicher Beziehungen. Bei Hellinger sind es die Positionen des Menschen in seiner Ahnenreihe und den darin entwickelten Grundkonflikten, die ihn von Seele reden lassen. In der systemischen Psychologie sind es die Verarbeitungsmuster, die ein Mensch im Laufe seines Lebens in den Systemen seiner unmittelbaren menschlichen Umwelt durch die Stellung der Beziehungen darin erworben hat. Um Psyche zu begreifen, muss man ihre Notwendigkeit erklären, also darstellen, welche Not sich in der und durch die Psyche wendet. Ihr Begriff ergibt sich aus dem Sinnverlust, aus der sinnlichen Abstraktion einer ungegenständlichen Wahrnehmung, einer Wahrnehmung von Menschen in zwischenmenschlichen Verhältnissen, die ihren wirklichen Gegenstand nicht erkennen den sie wahrhaben aber innerhalb dieser Verhältnisse nicht wahrnehmen können. Sie entziehen sich den gesellschaftlichen Beziehungen ihrer Wahrnehmung die ihren wirklichen Sinn ausmachen, und nehmen für wahr, was andere Menschen ihnen in diesen Verhältnissen vergegenwärtigen. In derselben Notwendigkeit stehen daher auch die Psychologinnen und Psychologen, die sich mit psychischen Problemen befassen, denn der Grund psychologischer Praxis ist, dass die Psyche selbst schon die Abwesenheit von wirklichen also in gegenständlicher Beziehung wahrnehmbarer Menschen leidet und Gefühle antreibt, die sich nicht nur ihren Empfindungen entziehen, sondern sich auch mächtig über deren Gegenwärtigkeit in der Wahrnehmung machen (siehe Entgegenwärtigung). Um diese Macht geht es in der analytischen Psychologie, die sie mit dem Unbewussten im Zweck ihrer Triebe begriffen haben will. Dieses aber sei selbst schon aus der Selbständigkeit der Psyche begründet und soll durch die Naturnotwendigkeit einer "Ichleistung" die Notwendigkeit des Kulturverständnisses einer Anpassung belegen und somit eine kulturnotwendige Notwendigkeit der Abwendung der Gefühle von ihren Empfindungen begründen, wie sie sich aus den Implikaten dieser Form von Sinnbildung - aus ihren Absonderungen und Absonderlichkeiten - erschließen lassen (z.B. durch Wunschbilder aus der Traumdeutung, aus Abwehrhaltungen oder Verdrängungen etc.). Hiernach muss die Psyche den Gefühlen also einen Zweck aus der Vergangenheit (Wiederholung eines positiv empfundenen Erlebnisses) vermitteln, der sich nicht mehr aus den gegenwärtigen Empfindungen, sondern aus einer Art sinnlichem Gedächtnis herleitet, das sich verselbständigt, weil es die Selbständigkeit des Trieblebens einer privaten Persönlichkeit eben nötig hat. Von daher zehrt sie aus dem körperlichen Gedächtnis (bei Freud als "Erinnerungsbild eines Befriedigungserlebnisses"), worin Gefühle noch sinnvoll erscheinen (siehe Urvertrauen), auch wenn sie keiner gegenwärtigen Empfindung mehr entsprechen können. Die Schwierigkeiten der Psychologie sind selbst also auch objektiv: Wie kann die Vermittlung von Individuum und Gesellschaft begriffen werden, wo sie wirklich praktisch nicht vorkommt außer in der Geldform? Die "Kritische Psychologie" von Klaus Holzkamp versuchte, diesem Problem mit dem Hinweis auf einen gesellschaftlichen Bedeutungszusammenhang im Warenfetischismus nachzugehen und hieraus die Dimensionen personaler Bedeutungsmomente abzuleiten, welche die interpersonale Wahrnehmung bestimmen (Holzkamp Sinnliche Erkenntnis, S. 197). Doch hierdurch wurden die Bestimmungen welche die subjektiven Grundlagen für psychische Prozesse abgeben sollten, eher noch mehr verwischt, konnte doch auf diese Weise Gesellschaft sowohl als "verallgemeinertes Subjekt" wie auch als subjektive Verallgemeinerung, also als objektives Subjekt zugleich begriffen werden. Das Dilemma der psychischen Vermittlung von Individuum und Gesellschaft als seelische Beziehung ist auch von der Kritischen Psychologie nicht gelöst worden, weil es ein gesellschaftliches Erkenntnisproblem birgt. Man sieht: Das Grundproblem der Psychologie ist, dass sie nicht wirklich zwischen Sinn Geist und Seele unterscheidet, weil sie das Einzelwesen Mensch nur als Person wahrnimmt und verallgemeinert und von daher nicht als sich in und durch seine Gesellschaft erkennendes Wesen begreifen kann. So bleibt dem Blick auf dieses Einzelwesen, wie es in seiner Not und Isolation dasteht, nur die Behandlung der Not durch ihre Einfügung in die allgemeinen Notwendigkeiten durch Entproblematisierung der Isolation (siehe Psychotherapie). Verschwinden wird damit das Individuum als das "Ensemle seiner gesellschaftlichen Verhältnisse". Gesellschaft wird zur reinen Form, zur allgemeinen Tatsache, zum Umstand des Umgangs.
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