"Pubertät" wird eine Phase der persönlichen Sinnbildung der Menschen benannt, in der unter den Bedingungen der bürgerlichen Kultur die Auseinandersetzung um eigene Selbstgefühle zur Entwicklung zwischenmenschlicher Verhältnisse sinnfällig wird. Was sich beim Kind noch naturwüchsig von seinen Empfindungen zu seinen Gefühlen entwickelt hat, kehrt sich in der Konfrontation von konkurrierenden Gefühlen in den zwischenmscnehlichen Beziehungen um zu einem Empfinden auf der Grundlage von zwischenmenschlich erworbenen Gefühlen, auf denen die Menschen ihre Selbstwahrnehmung in einer allgemeinen Ästhetik der Selbsterfahrung in ihren zwischenmenschlichen Vedrhältnissen nun mit dem "Erwachsenwerden" selbst entdecken und finden müssen, in der sie ihre Gefühle erst bewusst empfinden lernen, um hieraus ihr jeweiliges Selbstgefühl zu entfalten. Weit mehr als die einzelnen Wahrnehmungen und Äußerungen bilden schon die sozialen Stimmungen (z.B. in der Schule, der Familie u.a.) die Lebensgrundlage des Selbstgefühls ganzer Generationen durch die Ausgestaltungen ihres Lebensraums. Sie sind somit schon auch Keime einer Hörigkeit, in der das Zugehörige sein Geltungsstreben entwickeln (siehe hierzu auch Fremdenfeindlichkeit) und deshalb auch rassistisch werden kann (siehe hierzu auch Massengefühl). Dies allerdings notwendig erst, wo es für sich selbst kulturell verloren hat (siehe Selbstverlust) und widersinnig wird. Von daher ist die Pubertät eine Übergangsphase der Individualentwicklungen von Jugendlichen, sobald sie durch die Umstände ihres Heranwachsens gezwungen sind, sich in die allgemeinen zwischenmenschlichen Verhältnissen der Erwachsenen, in die Verhältnisse ihres allgemeinen Narzissmus zu integrieren. Die Einsamkeit ihrer Selbstgefühle ist die Grundstimmung in dieser Zeit, die schließlich entweder in der Persönlichkeit eines bürgerlichen Subjekts aufgehen wird, wenn sie nicht aus dem Zweifel und der Verzweiflung der Selbstbezogenheiten sich zu einem Verstand und Bewusstsein über die vorgrgebenn Lebensbedingungen entwickelt und aus ihrer Kritik heraus neue Verhältnisse hierzu gründet und bildet. Mit "Pubertät" wird in der einschlägigen Fachliteratur (immer noch) die Entwicklungszeit der sogenannten Geschlechtsreife benannt, was schon in dieser Begrifflichkeit Unsinn ist, da das Geschlecht immer schon reift wie alle anderen Sinne und Körperteile und -aktivitäten auch und es von daher auch nicht einen Zustand eines "geschlechtlichen Erwachsens" gibt. Diese sei die Folge einer Hormonausschüttung. Doch gerade das widerspricht naturwissenschaftlicher Erkenntnis, denn Hormone können hiernach als Botenstoffe nur Prozesse sichtbar machen, nicht aber aus dem Nichts heraus auslösen. Pubertät ist kein "Naturprodukt". Solche Naturverklärung war besonders die Sichtweise der Aufklärung, nach welcher junge Menschen in eine "wilde Entwicklkungsphase", in eine Art persönliche "Sturm- und Drangzeit" geraten würden, wenn sie ihrer Geschlechtsreize entdecken und ausprobieren. Es wird so der Anschein erweckt, dass die Pubertät ein rein naturhafter Prozess der Organentwicklung sei, der zwar auch gesellschaftliche Inhalte habe, die aber eben nur aus dem Naturprozess heraus erfolgen würden, also nicht nur durch diese verursacht, sondern vor allem eine Folge rein natürlicher Veränderungen sei. Dabei wird aber auch meist nebenbei bemerkt, dass das Bewusstsein eigener zwischenmenschlicher Beziehungen - wenn auch auf der Grundlage eigener Körperlichkeit und Welterfahrung - entsteht. Und dies erfasst schon eher etwas von der Dramatik einer Entwicklung, in welcher die Lebensgeborgenheit (siehe Lebensbergung) von ganz bestimmten gesellschaftlichen Erfahrungen im Leben von Jugendlichen in der bürgerlichen Kultur bedrängt wird. Mehr als die tatsächlichen Körperveränderungen geht es um die Veränderung der Selbstwahrnehmung in einer Zeit, wo gesellschaftliche Erfahrungen in den Widerstreit zur Erfahrung einer oft "heilen Welt" kindlicher Geborgenheit in einer Familie gerät. Die gesellschaftliche Beziehungsform des Jugendlichen erleidet einen elementaren Bruch, der ihm über sein körperliches Dasein vermittelt wird, weil diese Beziehungsform vor allem über den Körperfetischismus dieser Gesellschaft erwächst. Er muss dabei Fähigkeiten erwerben, die ihm fremde Kulturmächtigkeit vermitteln, also ganz und gar nicht naturbestimmt sind: Es geht um die gesellschaftlich gesetzte Notwendigkeit, in dieser Kultur Selbstwert zu bilden, der im Leben selbst nicht entstehen kann, der also ein aufgesetztes Leben verlangt. Alle Wahrnehmungen werden schlagartig an dem bemessen, was sie für diesen Wert darstellen und bilden eine Welt der Selbstgefühligkeit aus, in welchen sich viele Jugendliche erst mal nicht wiedererkennen, bevor sie nicht ihre individuelle Wahrnehmungswelt aus ihrem Tun und Lassen hierin für sich geschaffen haben. Von daher sind sie heftig an allen möglichen Idolisierungen interessiert, die ihnen z.B. aus Medien, Kulturevents, Massenveranstaltungen oder auch aus Markenartikel zuwachsen, bzw. geboten werden. Das Idol gibt ihnen meist die erste Sicherheit in den Unsicherheiten einer gesellschaftlichen Kultur, die ihre Wahrheit mit sich selbst gebrochen hat. Das Verlangen nach Wahrheit ist somit nicht ein kindliches Verlangen sondern drückt eine allgemeine menschliche Notwendigkeit aus, die in dieser Kultur beständig durch Wahrnehmungen überwunden und aufgehoben wird, die dem Selbstgefühl als solchem dienen - und ausschließlich diesem. Dies eben macht der Doppelcharakter dieser "Entwicklungsphase" deutlich, in welchem die Abhängikeit von Idolen zugleich die eigene Not der Selbstwahrnehmung bestimmt - sie also nicht nur aufhebt, sondern zugleich auch ihre Ohnmacht bestärkt. | ![]() |