Realität ist als Kategorie die abstrakteste Bestimmung von Wirklichkeit, die grundlos und ohne Ursache und Wirkung verstanden wird, eine Vorstellung von Wirklichkeit, also rein ideell, nicht mal als Gegebenheit oder Fakt. Im Hegelschen Idealismus lässt sich dies noch als notwendige Abstraktion formulieren; für positivistische Theorie ist sie der positive Inbegriff des Konkreten in der von ihm abstrahierten Form, also praktisch gewendete Ideologie. Eine so positive Realität will ein Wort für Wirklichkeit sein, behandelt sie aber nur als unbedingte Gegebenheit und erhebt den Faktenglauben zur Notwendigkeit der Selbstbeschränkung, ohne hierfür wirkliche Not zu wenden und also auch ohne Tätigkeit zu reflektieren oder aufzuwenden. In der Psychoanalyse wird ein Realitätsprinzip getrennt von einem Lustprinzip unterstellt, so dass demnach jedem Menschen die unsägliche Mühe zugewiesen wird, dies abgetrennt "Innere" mit einem ihm gänzlich fremden Äußeren zu "versöhnen". Als Prinzip gedacht, wird die damit als Lebenspflicht vorgestellte Realität von Freud in der Psychoanalyse subjektiviert zu einem Teil seines "Psychischen Apparats". Freud hätte mit dem Begriff Wirklichkeit niemals schließen können, was er aus Realität geschlossen hatte, nämlich das Gegenteil der Lust zu sein. Er hätte in ihr alle Momente der Lust in allen Wirkungen erkennen müssen, für die es gleichgültig ist, ob sie Mittel oder Moment sind. Realität wird so zum bloßen Mittel der Selbstvermittlung, zur äußeren Notwendigkeit von Objekten der Seele, die sich ihr widersetzen oder "Umwege zur Lusterfüllung" abverlangen. So wird Realität auch zu ihrer Vermittlung im Zweck der Befriedigung der Triebe, welche ihr das "Bild einer Bedürfnisbefriedigung" (Freud) verschafft. Von da her gibt es hier ein "Realitätsprinzip", das sich einem "Lustprinzip" entgegenstellt und zugleich aus ihm seine "Energie" schöpft: Triebenergie. Das zugehörige Menschenbild ist das einer Maschine, die aus den Notwendigkeiten ihrer Funktionalität mit Energie aus Triebbefriedigung gespeist werden muss, um überhaupt die "Umwege des Lebens" zu betreten. Realität ist somit die Wirklichkeit eines autoerotischen Egozentrikers, der sich in einem Strukturmodell von Es, Ich und Über-Ich "innerpsychisch" abregelt, um sich vermittelst der darin vollzogenen Anpassung an die Realität die höchsten Genüsse zu verschaffen! Solches Denken ist von Freud selbst mit der Einführung eines Todestriebs de facto aufgehoben worden. Damit hatte seine Theorie allerdings einen Boden bekommen, der zu einem theoretischen Fiasko wurde. Dies wurde von Freud wohl nicht mehr bemerkt (siehe hierzu Pfreundschuh: "Kritik des Freudschen Systems der Psychoanalyse"). Realität als Begriff einer wirkungslosen Wirklichkeit ist ein Widersinn, der Realität auf das Faktische reduziert, auf eine notwendige Existenz, die sein muss, wie sie ist. Erhellt wird diese Reduktion lediglich durch den Surrealismus, der die Wirkungen als Hintersinn des Realen, dadurch aber als Widersinn auffasst. Hierin gleicht er zwar der Auffassung der Psychoanalyse, welche Realität lediglich als faktisches Mittel der Seele versteht, stellt aber ihre Verkehrung auch sinnbildlich, also irreal dar. Wieweit dies eine Kritik des Faktischen darstellt, ist umstritten. |