"Der Schatzbildner verachtet die weltlichen, zeitlichen und vergänglichen Genüsse, um dem ewigen Schatz nachzujagen, den weder die Motten noch der Rost fressen, der ganz himmlisch und ganz irdisch ist." (MEW 13, S. 107) Schatz ist die Aufhäufung von wertvollen Gegenständen oder Vermögen (z.B. Schmuck, Juwelen, Münzen, Edelmetalle, Geld usw.), eine Akkumulation von Werten. Wesentlich für einen Schatz ist, dass diese Werte aus ihrem ursprünglichen Verhältnis (z.B. Warenzirkulation) herausgenommen und festgehalten sind, meist in der Absicht, eine bessere Anwendung in ihrer Verwertung zu erzielen (z.B. Aufschatzung von Geld als Kaufmittel des Kapitals). Dies setzt voraus, dass es einen schon selbständig verkörperlichten Wert als Gold oder im Geld als Kaufmittel gibt und durch den Entzug aus dem Warentausch kein Mangel entsteht. Das würde zunächst Sparsamkeit ausmachen. Aber eine Reichtumsbildung durch Aufschatzung in der Geldform ist letztendlich ein Unding, weil Geld seinen Wert dabei verlieren muss, weil es eben immer nur durch die Zirkulation von Werten gedeckt ist, die sich ebenso aufhäufen müssten wie das schatzbildende Geld. "Wenn die andren Reichtümer sich nicht aufhäufen, so verliert es selbst seinen Wert in dem Maß, in dem es aufgehäuft wird. Was als seine Vermehrung erscheint, ist in der Tat seine Abnahme. Seine Selbständigkeit ist nur Schein; seine Unabhängigkeit von der Zirkulation besteht nur in Rücksicht auf sie, als Abhängigkeit von ihr. Es gibt vor, allgemeine Ware zu sein, aber ihrer natürlichen Besonderheit wegen ist es wieder eine besondre Ware, deren Wert sowohl von Nachfrage und Zufuhr abhängt als er wechselt mit seinen spezifischen Produktionskosten. Und da es selbst in Gold und Silber sich inkarniert, wird es in jeder wirklichen Form einseitig; so daß, wenn das eine als Geld - das andre als besondre Ware und vice versa erscheint, und so jedes in beiden Bestimmungen erscheint. Als der absolut sichre, ganz von meiner Individualität unabhängige Reichtum, ist es zugleich als das mir ganz äußerliche, das absolut unsichre, das durch jeden Zufall von mir getrennt werden kann." (K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42, S. 159 f.) Wo Schatzbildung ohnedies möglich ist, da erscheint der Schatzbildner selbst das Subjekt in der Not und verkörpert die Auflösung aller Notwendigkeiten - besonders durch die allseitige und flexible Anwendbarkeit seines EWertbesitzes, vorzüglich Geldbesitzes. Von daher besteht durch einen Schatz die Möglichkeit, Existenz zu verändern, ihre Krisen auszuebnen und neue Entwicklungen anzustoßen. "In Zeiten der Erschütterung des gesellschaftlichen Stoffwechsels findet selbst in der entwickelten bürgerlichen Gesellschaft das Vergraben des Geldes als Schatz statt. Der gesellschaftliche Zusammenhang in seiner kompakten Form - für den Warenbesitzer besteht dieser Zusammenhang in der Ware und das adäquate Dasein der Ware ist Geld - wird gerettet vor der gesellschaftlichen Bewegung. Der gesellschaftliche nervus rerum <Nerv der Dinge> wird bestattet neben dem Körper, dessen Nerv er ist." (MEW 13, S. 108f) Schon um die Konkurtrenz auf den Waren- und Geldmärkten zu meistern, sich also ihr so weit wie möglich zu entziehen, erfordert dies Schatzbildung. Schon im Begrif des Tauschwerts spielt die Schatzbildung eine Rolle, weil nur durch die Ausdehnung des Tauschwerts in seiner Wertgröße dessen Verselbständigung ermöglicht wird, Geld zum Maßstab der Preise werden kann und der Geldbesitzer als allseits mächtiger Käufer zum Herrn über die Marktverhältnisse werden kann: "Geld oder verselbständigter Tauschwert ist seiner Qualität nach Dasein des abstrakten Reichtums, andererseits aber ist jede gegebene Geldsumme quantitativ begrenzte Wertgröße. Die quantitative Grenze des Tauschwerts widerspricht seiner qualitativen Allgemeinheit, und der Schatzbildner empfindet die Grenze als Schranke, die in der Tat zugleich in qualitative Schranken umschlägt, oder den Schatz zum bloß beschränkten Repräsentanten des stofflichen Reichtums macht. Geld, als das allgemeine Äquivalent, stellt sich, wie wir sahen, unmittelbar dar in einer Gleichung, worin es selbst die eine Seite, die unendliche Reihe der Waren aber die andere Seite bildet. Von der Größe des Tauschwerts hängt es ab, wieweit es sich annähernd als solche unendliche Reihe realisiert, d.h. seinem Begriff als Tauschwert entspricht. Die Bewegung des Tauschwerts als Tauschwert, als Automat, kann überhaupt nur die sein, über seine quantitative Grenze hinauszugehen. Indem aber eine quantitative Grenze des Schatzes überschritten wird, wird eine neue Schranke geschaffen, die wieder aufgehoben wurden muß. Es ist nicht eine bestimmte Grenze des Schatzes, die als Schranke erscheint, sondern jede Grenze desselben. Die Schatzbildung hat also keine immanente Grenze, kein Maß in sich, sondern ist ein endloser Prozeß, der in seinem jedesmaligen Resultat ein Motiv seines Anfangs findet. Wenn der Schatz nur vermehrt wird, indem er konserviert wird, so wird er aber auch nur konserviert, indem er vermehrt wird." (MEW 13, S. 109f) Aber der Schatz ist nur ein Moment der Werthaltung, der in der Entwicklung erst voll aufgeht, wenn Geld selbst zu Kapital wird. Erst hierdurch wird die Bereicherungssucht, die schon im Geld geboren war, zu einem gegenständlichen Verhältnis, das die Produktion von Waren beherrscht. "Das Geld erscheint ... ebensosehr als Gegenstand wie Quelle der Bereicherungssucht. Was in der Tat zugrunde liegt, ist, daß der Tauschwert als solcher und damit seine Vermehrung zum Zweck wird. Der Geiz hält den Schatz fest, indem er dem Geld nicht erlaubt, Zirkulationsmittel zu werden, aber die Goldgier erhält seine Geldseele, seine beständige Spannung gegen die Zirkulation." (MEW 13, S. 110)
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