»Was in der Tat vorhanden ist, ist, daß Etwas zu Anderem, und das Andere überhaupt zu Anderem wird. Etwas ist im Verhältnis zu einem Andern selbst schon ein Anderes gegen dasselbe, somit, da das, in welches es übergeht, ganz dasselbe ist, wie das, welches übergeht - beide haben keine weitere als eine und dieselbe Bestimmung, ein Anderes zu sein - , so geht hiermit Etwas in seinem Übergehen in Anderes nur mit sich selbst zusammen, und diese Beziehung im Übergehen und im Andern auf sich selbst ist die wahrhafte Unendlichkeit. Oder negativ betrachtet: was verändert wird, ist das Andere, es wird das Andere des Andern. So ist das Sein, aber als Negation den Negation. wieder hergestellt und ist das Für-sich-sein.« (Hegel, Encykl. §95) Eine schlechte Negation ist eine abstrakte Negation, der Prozess einer Nichtung, die bloße "Flucht" aus einem Verhältnis, dem weder etwas aus ihm Bestimmtes, noch ein bestimmtes Anderssein entgegengesetzt wird, Es ist eine Negation durch Nichts, der Abriss einer Geschichte im Nichts, eine bloße Nichtung, die nicht sein kann und irgend etwas werden muss. Es ist eine beliebige Existenz, die dennoch anders sein muss, um nicht das zu sein, woraus sie entstanden ist. Es ist eine sinnlose Negation, die ihren Unsinn durch ihre Heraussetzung begründet und hat, und nur diese befolgen und endlos verdoppeln kann. In der dialektischen Negation wird dem Negativen eine produktive Kraft zugesprochen. Was in der Schlussfolgerung auf ein anderes Sein (siehe Anderssein) als Gehalt eines anderen Wesens in der selben Formation formuliert wird, sollte sich aus der Formbestimmtheit des positiven Seins, aus seinem Inhalt ergeben und nachgewiesen werden können, um sich nicht in einer schlechten Unendlichkeit aufzulösen, zu nichten. In einer formalen Logik der Negation ist diese Dialektik einer substanzlosen Abstraktion ausgesetzt. Bevor es deren Negativ formulieren kann müsste es seine Substanz als Tatsache ihres Daseins vergewissert haben, in der sie sich in ihrer abstrakten Allgemeinheit quantifiziert (vergleiche hierzu z.B. das Hervortreten des Tauschwerts aus der Isolation der Gebrauchswerte, demzufolge ihr Wert nichts brauchbares, hiergegen als bloße Tatsache seines Daseins als Arbeitsprodukt irgeneiner Art, also ohne eigene Qualität, nur nichtig da sein kann). Wo ich einer Position ihr schlichtes Gegenteil als ein bloßes Anderssein, als ihre nur formale Alternatve entgegenhalte, geht einfach nur die Differenz verloren, Ich sehe von ihren Inhalten ab und negiere diese durch eine Form, die sich nur als Form unterscheiden kann, ganz gleich, welche Formbestimmungen damit abgewiesen sein sollen. Eine solche Negation vertauscht nur die Form identischer Inhalte und täuscht deren Veränderung vor, indem sie diese in ihrer verkehrten Gestalt weiterbildet. Sie ist von daher gegen ihr eigenes Ansinnen schlecht gestelt und kann sich daher - wo sie weiterhin gegen ihre eigenen Mängel positioniert wird - auch einfach nur als Konserve ihrer Selbsttäuschung wiederholen. Eine schlechte Negation ist die Erzeugung einer unendlicher Negation, also eine zirkuläre Negation, die sich aus einer unendlich bestimmten Positivität einer schlechten Unendlichlkeit ergibt (z.B. der Glaube an die Ewigkeit oder an das Heil oder an das Glück usw.). Der Grund hierfür ist das Ausgeschlossen-Sein des Positiven und dessen Ausschließlichkeit, die das besondere Verhältnis einer entäußerten Güte hat (hier z.B. ein Glaubensverhältnis). Dieses kann im Denken bestehen oder auch in der Wirklichkeit. Im Unterschied zu einer schlechten Unendlichkeit besteht der Zirkelschluss hier im Bestehen auf der reinen Negation, nicht der reinen Totalität des Ausschließens selbst. (siehe auch heile Welt) Das allgemeine Prinzip eines ausschließlichen Denkens besteht in einem Monismus. Die Grundlegung eines monistischen Denkens ist die Positivität eines Begriffs, dessen Wesen, die Begriffssubstanz, ausschließlich für sich, also für nichts anderes, also für Nichts steht. Auch wenn es Gegenstand der Kritik ist, wird ihm damit eine ausschließliche Eigenheit zugesprochen, die prinzipiell nicht anders sein kann. Solchem Begriff ist der Zwiespalt, seine Entgegensetzung und sein Übergehen in anderes (siehe Dialektik) genommen, indem er in ein reines Fürsichsein gegenüber allen anderen Begriffen gestellt wird. Dies ist sowohl der Kern des positiven Empirismus (siehe Positivismus), als auch des Idealismus. Alle monistischen Theorien, also jene, welche "in irgendeiner Form die Einheit der Welt als grundlegende Bestimmung der Wirklichkeit" ansehen, sehen im Fürsichsein, im Eigensein des Einen implizit das Anderssein als nicht integriert. Somit ist es vom Standpunkt des Einzelnen ausgeschlossen, also nicht schön oder gut - bestenfalls objektiv. Als Grundlage des bewertenden Denkens (siehe Moral) ist es schlecht, wenn das eine nicht tut, was dem anderen recht ist. Durch einen Begriff, welcher die Position des reinen Einsseins als Monothese formuliert, ist das Andere implizit immer schon das schlechte Anderssein, auch wenn es nicht bewertet wird, sondern vielleicht nur als nicht objektiv, also subjektiv klassifiziert wird. In jedem Fall ist es eine schlechte Negation. Das positive Denken ist davon genauso erfüllt, wie das sophistische, ethische, esoterische und das rassistische. Begriffe entfalten sich innerhalb eines Ganzen durch das Ineinandergehen und das auseinander Hervorgehen ihrer Dialektik. Im Begriff erklärt sich die Geschichte, die darin begriffen ist. Die Geschichte bildet ihren Begriff aus durch Tätigkeit und Leiden, in welchem die Notwendigkeit der Änderung, also der Grund von Geschichte entsteht und auf sich zurückkommt (revolutioniert). Nicht nur das Denken kann von daher unendlich auf sich selbst verworfen, also in schlechter Negation sein, sondern auch die Geschichte, welche ihren Begriff erfüllt hat, aber nicht mehr auf das Subjekt der Geschichte zurückkommt. Dessen Notwendigkeit, die somit nicht mehr gelitten wird und keine Tätigkeit involviert, wird in Krisen zirkulär. Darin wird schlechte Negation dann auch wirklich zu einem sich selbst negierenden Prozess, einem praktisch unendlichen Prozess des Negierens von Negativem, als Abwärtsspirale der Selbstzerstörung geschichtlicher Objektivität (siehe Zerstörung). Diese stellt sich dar in der Krise des Ganzen, also eines Systems, deren Widersprüche auf der Oberfläche ihrer Entwicklung selbst als totale Gegensätze, als Vielheit bloßer Entgegensetzungen existiert, die unauflösbar erscheint, weil ihre Erscheinungen selbst sich auflösen, wo sie entstehen. Als solche haben sie keinen Zusammenhang mehr und somit keine Möglichkeit einer Entwicklung; sie stehen nicht negativ zueinander, das eine als Negation des anderen, sondern vernichtend: Das eine betreibt notwendig den Untergang des anderen (vergl. z.B. das Verhältnis von Mehrwertrate und Profitrate in der kapitalistischen Krise, die Anhäufung von konstantem Kapital, das die Profite unmöglich werden lässt, die systemnotwendig für den Kapitalismus sind, - ein Grund für die Gewalt, die darin entsteht). Eine schlechte Negation gründet auf einer solchen Paralyse infolge eines unaufgehobenen Gegensatzes, der sich im geschichtlichen Fortgang des Widerstreits der Gegensätze als Selbstzerstörung entwickelt. Gegen diese kann sich nur eine negative Kraft als einzige sinnvolle Einheit bewähren, da eine innere Kraft keinen Sinn und also auch kein Vermögen mehr hat. Diese äußere Kraft geht nicht aus der Dialektik des Widerspruchs hervor, sondern aus der Engegensetzung zu ihr, ist daher kein immanentes Moment der Geschichte, sondern ihre Tilgung. Sie kann nur aus Gewalt bestehen. Ihr Sinn ist ein waltender Übersinn, der alleine im Zweck der Bewahrung einer unauflösbaren Widersinnigkeit besteht, in der Unmöglichkeit der Negation einer Negation. Die schlechte Negation ist daher nicht die Aufhebung eines Widerstreits, sondern dessen Abstoßung, die Auslöschung der Auflösung. Dies ist nicht nur das Ende einer Geschichte und auch nicht ihre Farce, sondern ihre Umkehrung, die Grundlage aller Pervertierung. Das Leben geht nicht weiter und auch der Tod kann keine Macht mehr in ihm finden: Das Leben verläuft im Tod, in der Vernichtung. Alles verkehrt sich ins Gegenteil: Die Formbestimmung wird zum Lebensinhalt, die Begriffssubstanz zu ihrem Gegenteil: Zur Substanz der Ergriffenheit, zur konkreten Abstraktion. Aus abstrakter Arbeit wird die Gewalt einer konkreten Arbeit, die nicht sachlich, sondern von Menschen durchgesetzt wird; aus dem abstrakten Sinn wird die Gewalt konkreter Zurichtung von Sinnlichkeit: Gesinnung. In allem Werden ist das Leben in dieser Gewalt zur Konkretion bestimmt, ob diese offen in der Form eines faschistischen Staates betrieben wird oder nur in den unmittelbar privaten Lebensräumen (siehe z.B. Zwischenmenschliche Beziehung, Familie) oder anderswo, wo Gewalt ihre Mittel findet (z.B. Betrieb, Schule, Mobbing). Ideologisch wird solche Gewalt verbrämt als Heil, das sich gegen Unheil stellt. Im Heilsprinzip propagiert der Gewaltträger seine Legitimation, die insgesamt die totale Lebensverneinung als absolute Lebensbejahung erscheinen lässt (vergl. den NS-Mediziner Brandt zur Euthanasie: Sie sei nichts anderes denn absolute Lebensbejahung). Ein ganzes Volk kann nur deshalb seiner Selbstvernichtung, dem "totalen Krieg" zustimmen, weil und wenn es letztlich nichts anderes kann, als im Untergang eines Feindes sein Heil zu suchen, um dem eigenen Untergang zu entgehen. | ![]() |