"Etwas wird ein Anderes, aber das Andere ist selbst ein Etwas, also wird es gleichfalls ein Anderes, und so fort ins Unendliche. Diese Unendlichkeit ist die schlechte oder negative Unendlichkeit, indem sie nichts ist als die Negation des Endlichen, welches aber ebenso wieder entsteht, somit ebensosehr nicht aufgehoben ist, - oder diese Unendlichkeit drückt nur das Sollen des Aufhebens des Endlichen aus. Der Progreß ins Unendliche bleibt bei dem Aussprechen des Widerspruchs stehen, den das Endliche enthält, daß es sowohl Etwas ist als sein Anderes, und ist das perennierende Fortsetzen des Wechsels dieser einander herbeiführenden Bestimmungen." (G.W.F.Hegel, Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften, Bd.1 - Logik Erster Band - Die Wissenschaft der Logik § 93, § 94) Wenn etwas zwiespätig, also weder ganz das Eine, noch ganz das Andere ist aber keins ohne das andere sein kann, dann ist seine Geschichte in ein Dilemma seines Dazwischenseins geraten, sind ihre Positionen zirkulär, mal im Einen, mal im Anderen (siehe auch Anderssein) gegenwärtig, sowohl als das Eine, wenn das andere abwesend ist und umgekehrt. Seine Wahrheit ist etwas Drittes zwischen Beidem. Und weil es durch sein Dazwischensein nur einen zweifelhaften Inhalt haben kann, ist es immer nur in der Einfältigkeit von dem dazwischen, wovon es absehen muss (siehe auch Abstraktion). Indem es seine Beziehung zu etwas anderem versinnlicht, es sich diese selbst zum Gegenstand macht, um sich darin zu vergegenständlichen, dann vollzieht es in seinem Dazwischensein eine objektive Beziehung, eine Beziehung von Objekt zu Objekt und nichtet sich selbst durch die Beziehung auf Andere. Schlechte Unendlichkeit formuliert daher den Widersinn eines tautologischen Verhaltens, durch welches das Negierte negativ bestärkt, also verdoppelt wird, anstatt sich zu entwickeln, sich fortzubilden, eine neue Qualität durch die Negation der Negataion zu gründen. Im Dazwischensein gegensätzlicher Wirkungen, in einer Wirklichkeit, die sich im Kreise dreht, tautologisch ist, weil darin in der Form des Einen - also schon in seiner Struktur (siehe Strukturalismus) - sich das Wesen des Anderen erkennen läst, verbleibt dieses rein formell, funktional und so positiv (siehe Position) wie auch negativ (siehe Negation) bestimmt. Was einfach nur funktioniert scheint aus ihm selbst zu kommen, ihm auch in seiner Form innerlich zu sein, weil das Eine wie das Andere in durch einander in ihrer Funktionalität erfolgreich sind. Von daher verschwindet darin ihr Wesen durch die Erscheinung ihres Zusammenwirkens, so dass sich jedes durch das Andere erklären lässt, weil es sich darin gleich nimmt und gleich wirkt (siehe hierzu auch Positivismus). Was noch bei Hegel diese "Negation der Negation" war, ist für Marx die Aufhebung einer schlechten Negation (siehe schlechte Unendlichkeit) durch die Umkehrung ihrer verkehrten Form - z.B. durch die "Enteignung der Enteigner". So beschreibt dies Friedrich Engels in seinem "Antidühring" als Entgegnung gegen den Hegelianer Eugen Dührung: "Bei Marx heißt es: »Es ist Negation der Negation. Diese stellt das individuelle Eigentum wieder her, aber auf Grundlage der Errungenschaft der kapitalistischen Ära, der Kooperation freier Arbeiter und ihrem Gemeineigentum an der Erde und den durch die Arbeit selbst produzierten Produktionsmitteln. Die Verwandlung des auf eigner Arbeit beruhenden, zersplitterten Privateigentums der Individuen in kapitalistisches ist natürlich ein Prozeß, ungleich mehr langwierig, hart und schwierig als die Verwandlung des faktisch bereits auf gesellschaftlichem Produktionsbetrieb beruhenden kapitalistischen Privateigentums in gesellschaftliches Eigentum.« Das ist alles. Der durch die Enteignung der Enteigner hergestellte Zustand wird also bezeichnet als die Wiederherstellung des individuellen Eigentums aber auf Grundlage des gesellschaftlichen Eigentums an der Erde und den durch die Arbeit selbst produzierten Produktionsmitteln. Für jeden, der Deutsch versteht, heißt dies, daß das gesellschaftliche Eigentum sich auf die Erde und die andern Produktionsmittel erstreckt und das individuelle Eigentum auf die Produkte, also auf die Verbrauchsgegenstände. Und damit die Sache auch für Kinder von sechs Jahren faßlich werde, unterstellt Marx auf Seite 56 einen »Verein freier Menschen, die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbstbewußt als eine gesellschaftliche Arbeitskraft verausgaben«, also einen sozialistisch organisierten Verein, und sagt: »Das Gesamtprodukt des Vereins ist ein gesellschaftliches Produkt. Ein Teil dieses Produkts dient wieder als Produktionsmittel. Er bleibt gesellschaftlich. Aber ein andrer Teil wird als Lebensmittel von den Vereinsmitgliedern verzehrt. Er muß daher unter sie verteilt werden.«" (Friedrich Engels in MEW 20, S. 120f) Im Positivismus tritt als Zauber einer allgemeinen Selbstbestimmung auf. Darin gilt das Positive gegen alle Zweifel durch sich selbst unendlich bestimmt, in Wahrheit also unbestimmt, abstrakt allgemein - wie zum Beispiel der eine Tauschwert einer Ware sich als eine Relation zu einem anderen verstehen lässt und daamit wie dessen Inhalt zu begreifen wäre (siehe hierzu auch Grenznutzentheorie): "Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto.." (MEW Bd. 23, S. 50 f) Im bloßen Dasein erscheint alles durch alles begründet, das Eine im wechselseitigen Verhältnis zum Anderen, im ewigen Belieben der Beziehungen in ihren Verhältnissen. Was im Glauben an eine ewig positive Existenz als gute Unendlichkeit erscheinen soll, wird im Selbstauflösungsprozess widersprüchlicher Verhältnissse letztendlich irgendwann auch als schlecht befunden. Darin endet dann endlich auch die Beliebigkeit eines Begriffs durch seine Verwechslung (siehe Täuschung) mit seiner Verwirklichung im Nichts seiner Beziehungen, ist so endlich oder endlos, wie die Geschichte der Wirklichkeit, die er reflektiert haben will. Eine schlechte Unendlichkeit ist daher eine zirkuläre Bestimmung von Form und Inhalt ihres Verhaltens, wodurch inhaltliche und formelle Gründe gleichgestellt, in eine gleichgültige Beziehung versetzt und durch einander substanziell aufgehoben und darin also zirkulär werden. Zirkulär ist die Rückkunft eines Resultats in seinen Ursprung, ohne dass sich hierdurch inhaltliche Veränderung, Geschichte verwirklichen könnte. An ihrer Stelle vollzieht sich dabei ein Verdopplung der Ursprünge (siehe auch Reaktion), wodurch sich eine Umkehrung von Grund und Folge (siehe Verkehrung) ergibt. Ein zirkuläres Bewusstsein ist ein reaktionäres Bewusstsein, eine Lähmung des Wissens und seiner Gewissheiten, die geschichtliche Veränderungen aufhalten will und ihre Reaktion zu verewigen sucht. Eine schlechte Unendlichkeit entsteht durch eine beliebiege, eine mehrfache Negation der Negation, die nicht zu einer Position finden kann, weil sie im Wechsel der Inhalte um ein und dieselbe Substanz sich ohne jede Form einer Bestimmung oder Grenze bestimmungslos alterniert und daher sich in ihrem negativen Prinzip ihrer Nichtung nur wiederholen kann. Schlechte Unendlichkeit entsteht also aus einer zirkulären Fortbestimmung (siehe auch hermeneutischer Zirkel), die keinen Begriff hat, weil sie beliebig bleibt, die sich daher in einer Selbstverneinung immer nur wiederholen, substanziell verewigen kann, sich also nur im Nichts ihrer Beziehungen, sich nur im Gegensatz hierzu (siehe schlechte Negation), in ihrer substanzlosen Abstraktion verdichten (siehe auch Quantität) muss. Die schlechgte Unendlichkeit ist von daher eine unendliche Gedankenabstraktion, die ihre Sache verloren hat (siehe hierzu auch Religion), sich im Sisyphos ihrer Selbstbezogenheiten zwanghaft in ihre selbstbestimmte Nichtung ohne irgendeinen Sinn vertieft (siehe hierzu auch Ästhetik). Jedes Heilsversprechen erzeugt die Bestrebung, aus einem negativ empfundenen Dasein heraus der Vorstellung eines Heils nachzugehen, um sich in einer heilen Welt hervon zu erlösen (siehe auch Religion), in der Behauptung eines positiven Andersseins, in der Konstruktion einer nicht vorhandenen Ganzheit (siehe auch Konstruktivismus) als deren schlechte Negationaufzugehen (siehe auch Populismus). Weil darin allerdings das Vorgestellte nur sich selbst entgegengesetzt ist, kann sich auch nur die Negativität des Daseins durch die simple Positivität einer Gedankenabstraktion verdoppeln (siehe auch Systemtheorien). Es ist der Kern einer jeden Ideologie, die sich durch die Logik eines abstrakten Seinsverständnisses (siehe Verstand) gegen ihre eigene Wirklichkeit verhält, indem sie einer Identität ihrer Ideale nachjagt (siehe auch identitäres Denken). Eine Abstraktion zeichnet sich dadurch aus, dass sie von den einzelnen Betimmungen der Eigenschaften eines Daseins absieht und von daher - z.B. als Gedankenabstraktion - auch unendlich bestimmt, aber in ihrer Herkunft aus einem bestimmten Sein erkennbar ist. Eine schlechte Unendlichkeit ist die Totalisierung einer Tautologie, die von deren Inhalten, Bestimmungen oder Eigenschaften ausschließlich in sich und durch sich begründet sind (siehe hermeneutischer Zirkel). Ohne einen Grund zu erweisen bezieht sich ein hieraus bestimmter Begriff im Trieb eines Ganzen nur auf sich selbst zurück, und soll durch seine Ausschließlichkeit ganz für sich bestimmt sein (siehe auch Sucht),. Er hat keine Beziehung auf Anderes (siehe auch Anderssein) und bewirkt durch seine Abstraktionskraft eine begriffliche Unmöglichkeit, die unendliche, also unbegriffene und daher unbegreifbar gemachte Fortbestimmung ausschließlich seiender Beziehungen aufzuheben, weil diese sich ohne Begriffssubstanz unendlich fortbestimmmen lassen (siehe hierzu aich Strukturalismus). Das kann kein Ende durch Bestimmtes mehr haben und betreibt daher eine ewige Vertauschung der Gegensätze eines Widerspruchs von Sein und doch nicht Sein, ein Sein im Anderssein, im beständigen Wechsel seiner immer jenseitigen Substanz, - betreibt also eine unendliche Täuschung. Unendlich kann in Wirklichkeit nichts sein. Unendlichkeit gibt es nur ideell in einer bloßen Gedankenabstraktion, die immer nur als Ziel einer Vorstellung (oder als Hegels göttliche Idee - dies als Kritik zur Auffassung Hegels) auf sich kommt weil sie ien ihrem Wesen schon gleichgültig gegen ihre Wirklichkeit bestimmt ist, weder anwesdes formuliert noch abwesendes erkennen kann. Im Dafürhalten ihrer abstrakt allgemenen Bezogenheit auf diese wird daher auch nicht erwiesen, ob sie verwirklichbar ist. Sie formuliert also einen unendlich wirksamen Begriff, der eine totale Begriffslosigkeit betreibt, die zur einzigen aber auch allgemeinsten Folge hat, dass sie an sich nicht wirklich werden oder sein kann. Wirklichkeit setzt immer Materie als ihr Material voraus, nimmt Raum und Zeit ein (siehe Dasein) und ist von daher letztlich immer körperlich in ihrer wirklichen Geschichte (siehe Historischer Materialismus), auch wenn sie als Gedanke einer wesentlichen Substanz ihrer Abstraktion, als Begriffssubstanz ihrer Wirklichkeit zu erschließen ist - z.B. als das Verhältnis von Wert und Gebrauchswert als Erscheinungsform seines Gegenteils (siehe auch Warenfetischismus). Eine schlechte Unendlichkeit ist daher nur die Behauptung einer Verwirklichung durch ihre ausschließliche Selbstbestimmtheit: Durch sich selbst sei alles andere ausgeschlossen. Dies ist ein selbstbestätigender Zirkelschluss, wie er jeder Selbstgerechtigkeit zu eigen ist. Im Unterschied zu einer schlechten Negation besteht der Zirkelschluss hier im Bestehen auf der reinen Totalität des Ausschließens, nicht aus der reinen Negation fremder Bestimmtheiten. Aber dennoch hat beides miteinander zu tun: Die schlechte Negation impliziert auch ausschließliche Selbstbestimmtheit, ohne diese zu erkennen, aber durch ihr Betreiben selbst, durch ihre Absicht. Das allgemeine Prinzip eines ausschließlichen Denkens besteht in einem Monismus. Die Grundlegung eines monistischen Denkens ist die Positivität eines Begriffs, dessen Wesen, die Begriffssubstanz, ausschließlich für sich, also für nichts anderes, also für Nichts steht. Auch wenn es Gegenstand der Kritik ist, wird ihm damit eine ausschließliche Eigenheit zugesprochen, die prinzipiell nicht anders sein kann. Solchem Begriff ist der Zwiespalt, seine Entgegensetzung und sein Übergehen in anderes (siehe Dialektik) genommen, indem er in ein reines Fürsichsein gegenüber allen anderen Begriffen gestellt wird. Dies ist sowohl der Kern des positiven Empirismus (siehe Positivismus), als auch des Idealismus. Alle monistischen Theorien, also jene, welche "in irgendeiner Form die Einheit der Welt als grundlegende Bestimmung der Wirklichkeit" ansehen, sehen im Fürsichsein, im Eigensein des Einen implizit das Anderssein als nicht integriert. Somit ist es vom Standpunkt des Einzelnen ausgeschlossen, also nicht schön oder gut - bestenfalls objektiv. Als Grundlage des bewertenden Denkens (siehe Moral) ist es schlecht, wenn das eine nicht tut, was dem anderen recht ist. Durch einen Begriff, welcher die Position des reinen Einsseins als Monothese formuliert, ist das Andere implizit immer schon das schlechte Anderssein, auch wenn es nicht bewertet wird, sondern vielleicht nur als nicht objektiv, also subjektiv klassifiziert wird. In jedem Fall ist es eine schlechte Negation. Das positive Denken ist davon genauso erfüllt, wie das sophistische, ethische, esoterische und das rassistische.
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