"Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über einen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist. Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt." (MEW 3, S. 376). "Ein geflickter Strumpf mag besser sein als einer mit Loch. Selbstbewusstsein ist das Wissen um die in ihrem Sein bestimmte eigene Subjektivität, um eigenes Sein, um die Gewissheit, dass eigenes Leben durch das Denken des eigenen Seins in seiner Empfindung evident und also in seiner Selbstgewissheit wahr ist (vergl. Selbstevidenz). Es ist das Wissen um das eigene Wesen, in den Lebensverhältnissen seines Daseins, das Bewusstsein um das Wesentliche seiner Verhältnisse zu anderem, was es nicht selbst ist, was unterschieden vom Eigenen aber doch nichts Fremdes ist. Es ist das, was das Eigene und die Eigentumsbildung antreibt und sich hierbei in seiner Sinnbildung emanzipiert gegen die Langeweile der gewohnten Gegebenheiten, die in ihrer nur zirkulären Wirklichkeit für sich selbst bestimmt erscheinen, eine Scheinwelt von Ereignissen erleben, in der ihre Widersprüche durch sich selbst aufgelöst und sich selbst auflösend (siehe Selbstverlust) wirken können. Selbstbewusst ist Bewusstsein das ein Mensch hat, der zweifelsfrei vor seinem Produkt steht, solange es über jeden Zweifel erhaben existiert, für ihn daher auch wirkliches Sein in sich, sich selbst substanziell wahrhat. Und das kann daher auch nicht einfach durch seine Person oder Persönlichkeit, sondern nur in diesem Verhältnis seines Daseins sein und deshalb auch nur in den gegenständlichen Verhältnissen seiner Sachen in der Gesellschaft der Menschen als Bewusstsein seiner selbst hat, durch die allein er gesellschaftlich und von daher auch naturmächtig ist. Und daher unterscheiden sich auch die Selbstwahrnehmungen der Menschen im Verhältnis der Erfahrungen ihrer gegenständlichen Welt, worin sie sich gegensinnig im Besitzverhältnis ihrer Lebensverhältnisse, dem gesellschaftlichen Verhältnis ihrer Sachen erkennen, Im Verhältnis der Geldbesitzer ist das Selbstgefühl der Selbstwahrnehmung allerdings auch nur von dem abstrakten Beziehungsreichtum ihres Geldes gegen die sinnliche Gewissheit der Lebensumstände ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse durch einen hieraus ergehenden Selbstwert bestimmt, worin das kulturelle Verhältnis der Existenzwerte der Besitzlosen zu den Verfügungen der Eigentumstitel der Besitzenden zur Ohnmacht bestimmt ist, weil der Geldwert des Geldbesitzes dem gesellschaftlichen Prinzip des Privateigentums folgt und durch dessen politisches Recht die gesellschaftliche Entwertung ganzer Existenzen zur Armut treibt und deren Verlust an Existenzwert stetig vertieft (siehe hierzu Feudalkapitalismus), ihre Selbstwertgefühle minderwertig macht. Während die Reichen aus dem Narzissmus ihrer Selbstgefühle ihre Selbstveredelung akkumulieren können sind jene dazu gezwungen, sich in der Selbstempfindung ihrer Lebensumstände als rastlose Produzenten der Lebensbedingungen ihrer Existenz durch die Lebenspflichten ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen "einzulösen". So löst sich die Frage nach dem Selbstbewusstsein zur Frage nach dem Klassenbewusstsein in einer feudalkapitalistischen Gesellschaft auf. Ganz im Gegensatz hierzu ist für Hegel das Selbstbewusstsein eine rein gedankliche Identität des subjektiven mit dem objektiven Geist, die sich aus dem stoischen Fürsichsein im bloßen Dasein für sich selbst. im Fürsichsein einer selbständigen, also von ihrem Sein unabhängigen Gedankenwelt befreit und damit sich aus einem Verhältnis von Herrschaft gegen ihre Knechtschaft zu einer Vernunft der Sittlichkeit entwickelt (soweit Hegel über das "Erwachen der Seele" in seiner "Phänomenologie des Geistes"). Weil Hegel das einzelne Leben aus einer allgemeinen Idee der Weltgeschichte bestimmt sieht, ist für ihn deren ideales Selbstbewusstsein einer geistigen Selbstbezüglichkeit (siehe Selbstbeziehung) der Trieb des Verhältnisses von Subjekt und Objekt schlechthin, dessen ideelle Identität (siehe auch menschliche Identität). "In dem Bewusstsein, das auf sich selbst reflektiert, sind sich Subjekt und Objekt gleich." (Hegel, Phänomenologie des Geistes) Aber auch Selbstbewusstsein kann nur bewusstes Sein sein. Nicht eine geistige Identität durch bloßes Denken im Selbstgefühl einer stoischen Selbstgewissheit und auch nicht durch die bloße Kritik der Welt an sich, nicht durch das skeptische Abgrenzen vom anderen, von der Wirklichkeit eigener Dienste gegen die Herrschaften dieser Welt (wie bei Hegel), kann ich meiner selbst bewusst sein. Ich kann mich nicht in einer Welt äußern, ohne die Welt in mir zu empfinden und von daher auch außer mir erkennen zu können. Ich bin und bleibe mir selbst fremd (siehe Selbstentfremdung), also schon in meinen Gefühlen außer mir, wenn ich ohne Beziehung auf die äußeren und entäußerten Gründe meiner Lebenswelt und ihrer Widersprüche mich nur entleeren, mich nichtig machen müsste, um in der mir fremd gebliebenen Welt, um auf dieser Welt zu sein. Mein eigenes Denken bleibt mir fremd, zwischen meinen Empfindungen und Gefühlen getrennt, wenn ich das mir äußerliche nicht erkennen kann. Es genügt nicht ein "unglückliches Bewusstsein" (Hegel), das ich dann in mir trage, wenn ich nicht hieraus ein Bewusstsein des Unglücks zu bilden vermag, das mir die Einsicht in das mir Notwendige verschafft. Selbstbewusst werden Menschen schließlich durch die Verarbeitung ihrer Selbstentfremdung und die daraus folgende tätige Kritik an der gesellschaftlichen Entfremdung, an den Abstraktionen im Erleben der Reize eines veräußerlichter Selbsterelebens (siehe auch Tittytainment), durch Selbstgefühle aus den Retorten der Ereignisproduktion einer Eventkultur. Wo Menschen sich gegen ihren Sinn für sich und andere instrumentalisieren, sich über allgemein verfügbare Prothesen der Selbsterfahrung in einer Scheinwelt eines von sich selbst abstrakt Allgemeinen verhalten, nehmen ihre Verhältnisse wie von selbst die Formen eines flüchtigen Schön-und-gut-seins an, eines Daseins in einer Ordnung von eigener und unmittelbarer Güte in einer heilen Welt an. Darin lassen sich Menschen schließlich auch bereitwillig in einem Menschenpark einhegen, bis ihnen schließlich auch die biopolitischen Einrichtungen des Staates und seiner "großen Brüder" willkommen sind, sie selbst sich als Volksseele in ihrem Volkskörper finden und empfinden können. Und darin vergesellschaftet sich die zunehmende Macht einer verwesenden Gesellschaft, einer Gesellschaft, die durch ihre Abwesenheit die fremden Kräfte ihrer abstrakt allgemeinen Beziehungen freisetzt und die sich nicht mehr ihren Sinn für Menschen bewahren kann, sondern durch seine Gesinnung aus der Verlassenheit seiner inneren Not sich verwirklicht gegen das, was außer sich ist und für sich nichts mehr gelten kann, sodass das andere schon wirklich entäußert ist und außer sich bleibt. Es wird daher schließlich nur noch als fremde Kraft erscheinen und seine den Menschen fremde Anwesenheit bestärken, die solange Wirkung hat, wie man ihr dient. Wenn dies die Ereignisse des Erlebens, eines Lebens durch die Emotionen in einem allgemeinen "Eventhopping" einer Scheinwelt bewegt, sich durch ständig wechselnde Anlässe, durch bestimmte Anregungen irgenein veräußerlcihten Lebens zuträgt oder veranstaltet und sich mit seinen Selbstgefühlen zugleich gegen jedes ebenso abstrakte erscheinde Anderssein verwahrt (siehe auch Fremdenfeindlichkeit), wird sich schon auch alles ereignen, was ohne Eigenes sein kann, was einem ästhetischen Willen folgt, durch den es in seiner Selbstentfremdung bei sich bleiben, heil für sich durch das Ganze seiner Gesinnung wird (siehe auch Volksseele). Das Selbstbewusstsein seiner Güte enthebt es aus dem viefachen Geltunggsstreben seiner durch sich selbst schon beschränkten Bedürfniisse in einer heilen Welt und kommt von sich zurück, in dem es das Andere für sich so werden lässt, wie eses sich gegen sich selbst in den Selbstverlust treibt. Das kritische Bewusstsein (siehe Kritik), das "Bewusstsein des Unglücks" impliziert Bewusstsein als Wissen um das Sein überhaupt, um inneres und äußeres, Subjektivität und Objektvität des Lebens in seiner selbstbezüglichen und gegenständlichen Substanz, Wissen um Sinn und Nutzen des eigenen Tun und Lassens für das eigene Leben als Mensch in dieser Welt. Es ist Ausdruck einer Selbstachtung, die sich zur Kritik einer Selbstentfremdung als Wissen über sich entwickelt hat, als Erkenntnis der Notwendigkeiten eigener Geschichte im Verhalten zu anderen und aus dieser heraus als Achtung für sich und auf sich selbst im Zusammenhang eigener Lebensverhältnisse, die Achtgebung auf eigene Wahrheit, eine Beachtung seiner selbst als unveräußerlichbares Wesen, das sein Leiden als Grund seiner Tätigkeit und als Sinn für seine Freiheit begreift. Selbstbewusstsein unterstellt die Reflexion eines Seins, das außer uns wie in uns ist, das wir also sowohl gegenständlich, als auch in uns selbst als Grund unserer Befindlichkeit erkennen, das wir außer uns finden und empfinden und in uns fühlen. Selbstbewusstsein entsteht daher in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben unter den vorgefundenen Lebensbedingungen, dem Tun und Lassen in einer Welt, worin bewusstes Sein nicht selbstverständlich ist. Selbstbewusstein wäre unmittelbar Bewusstsein, wenn das eigene Sein in einer Welt voller Gegenstände für das eigene Leben gegeben wäre. Doch wo nur Geld als gesellschaftlicher Lebenszusammenhang existiert, wo Geldbesitz herrscht, ist dieses dieses Leben wertlos, für sich selbst entwertet. Als "Humankapital" sind die Menschen selbst aus den wirklichen gesellschaftlichen Beziehungen herausgenommen. Sie erfahren diese nicht mehr als Verhältnis ihrer wirklichen Lebensmittel, sondern sind ihnen selbst entfremdet als Diener zwischenmenschlicher Lebensverhältnisse. In der Trennung von seinem Gegenstand, in der Reflexion des entfremdeten Bewusstseins, ist es daher nötig, Selbstbewusstsein auch für sich zu reflektieren, wie es ohne Gegenstand ist. Es ist das Bewusstsein seiner Selbst, das sich aus dem Zweifel über sich (siehe Selbstzweifel) herausstellt. Es ist die Gewissheit eigener Wahrheit als gegenständliche Wahrheit, die sich aus der Bestätigung seiner Eindrücke ergibt als Beweis seines Wissens um sich als ein selbst seiendes Wesen. Es ist ein eigentümliches Wesen, das Wesen eigenen Tuns, das sich von seiner gesellschaftlichen Wirklichkeit unterscheidet, sich aber dennoch nur aus seiner gesellschaftlichen Beziehung erklärt, sich individuell wie auch gesellschaftlich zugleich bewahrheitet. Selbstbewusstsein entsteht also aus der Erkenntnis seines wesentlichen Gegenstands, wie er für sich persönlich als auch allgemein gesellschaftlich besteht. Von daher ist Selbstbewusstsein immer auch Bewusstsein. Aber es besteht in der Gewissheit seiner Eigentümlichkeit, also dem Wissen des Eigenen im Fremden und unterscheidet sich von daher als eigenständiges Bewusstsein der Entfremdung, als Wissen der Selbstentfremdung, vom Bewusstsein des gegenständlichen Seins, durch das die Menschen sich in ihrem Reichtum an Sachen und Beziehungen persönlich wie gesellschaftlich erkennen. Von da her äußert sich Selbstbewusstsein als Bewusstsein eigener Gegenständlichkeit, als Erkenntnis des eigenen Gegenstands in der Welt und ist letzlich ein gegenständliches Bewusstsein des Eigenen. Unter der Bedingung des Privateigentums existiert das Eigentum als Besitz nach Maßgabe der Verwertung und der Klassen und Rollen im Wertverhältnis (siehe auch Klassenbewusstsein). Im Gefälle der Besitzverhältnisse, welche den Geldbesitzern die Verfügung über den gesellschaftlichen Reichtum gibt, wird so aus Selbstbewusstsein ein Machtbewusstsein, eine Selbstbehauptung, die sich selbst unabhängig von ihrem wirklichen Sein, und damit sich selbst bestimmend gibt. Damit wird Selbstbewusstsein zu einem Begriff der Selbstbezogenheit, die sich auch sebst bestimmen kann. Und als Begriff der Selbstbestimmung wird er vorwiegend auch in den bürgerlichern Wissenschaften, besonders in der Psychologie verwendet. Als dieser Begriff wird Selbstbewusstsein auch in der subjektiven Philosophie, der Phänomenologie seiner Selbst im Weltsein abgehandelt, das sich nur deuten lässt. Soche Deutung bereitet in aller Regel reaktionäres Bewusstsein vor, weil es die Welt selbst zur Ungegenständlichkeit, zu einem Unding herabsetzt, dessen Bedingtheit und Wirklichkeit nicht mehr interessiert. | ![]() |