Kein Mensch kann etwas an sich finden, was er nicht schon irgendwie kennt. Von daher ist die Selbstempfindung das zugrunde liegende Element der Selbstwahrnehmung. Die ist eine Wahrnehmung, die ihren Inhalt aus ihrer Form für sich nimmmt, die also das für wahr hernimmt, wodurch sie ihre Empfindung für sich durch das Dasein ihrer Form verdoppelt, im Grunde das verstehen will, was sie aus ihrem abstrakt gebliebenen Verstand schon im Großen und Ganzen aus dem kennt, was sie durch äußere Eindrücke anstimmt (siehe Stimmungen). Dem ist eine Selbstempfindung unterstellt, die aus der Wahrnehmung ihrer eigenen Bewegung, aus ihrer Motion, ihren Selbstwert aus ihrem Lebensgefühl als ihre Emotion bezieht und erlebt, der eine mangelhafte Selbstachtung durch eigene Wahrnehmung gegen andere ersetzt. Im Grunde lebt sie schon durch sich selbst, durch ihre eigene Tätigkeit, beruht auf einem hermeneutischen Zirkel, worin die Tatsächlichkeit ihrer Eindrücke für sich ausgedrückt werden, um sie für sich zu bestärken, bzw. sich durch eine für sich genommene Wahrheit gegen fremd erscheinende Lebensweisen zu erwehren und sich in ihrer Selbstbezogenheit durch zwischenmenschliche Beziehungen zu totalisieren, alles auf sich zu bauen, einem Ego, das Nichts und zugleich Alles ist, indem es alle Sachen gesellschaftlich für nichtig und als ausschließliches Eigentum eines jeweils in seiner Einzigartikkeit isolierten Individuums hält. Doch in den Scheinwelten einer Ereignisproduktion erscheint alles immer wieder neu, was sich darin im Erleben der allgemeinen Aufreizungen verspüren und in einem objektivierten Selbstgefühl auffinden lässt. Der Sinn und Zweck solcher Kulturen vergemeinschafteter Ereignisse ist der Kulturkonsum ihrer Reize (siehe hierzu Tittytainment), wodurch die Menschen sich irgendwie körperlich spüren und von daher einen abstrakten Sinn für sich wiederfinden. Selbstempfindung ist das Resultat einer widersinnigen Selbstfindung, das von sich selbst abstrahierende Finden seiner Sinne im geschlossenen Lebensraum seiner unmittelbaren Lebensverhältnisse, in der "Blase" seiner Selbstbeziehungen. In isolierten zwischenmenschlichen Verhältnissen erscheint die vergemeinschaftete Selbstentfremdung gesellschaftlich und die gesellschaftlichen Verhältnisse einer allgemeinen Entfremdung als die politische Macht selbstsüchtiger Persönlichkeiten, die sich der Geborgenheit des privaten Daseins entzogen hätten. Heile Welten existieren dadurch, das sich die Menschen darin nicht nur eingefunden, snodern darin sich selbst gesucht und gefunden haben, ohne sonderlich wirklich miteinander etwas zu tun zu haben. Was sie verbrüdert und verbündet ist die Totalisierung ihrer Selbstfindung als vergemeinschaftete - und also gleich geltende - Empfindung einer spießbürgerlichen Schutzgemeinschaft Wo die Menschen nicht durch ihre Gegenstände als Sache ihres Lebens (siehe auch Lebensbedingung) sich erkennen, können sie sich nur in den Menschen erkennen, zwischen denen sie leben (siehe zwischenmenschliche Beziehung) und durch die sie sich als wechselseitiger Gegenstand ihrer Selbstwahrnehmung, als objektive Selbstvergegenständlichung zum Matereial ihres Lebens machen, sich selbst darin gegenständlich empfinden, ihre Empfindung von sich durch andere Menschen in gleich gerichteter Beziehung auf ihre Welt wahrhaben. Von daher kann sich die Selbstwahrnehmung nurmehr in einer Wirklichkeit für sich selbst, in seiner veräußerten Selbstverwirklichung bestärken und fortbilden und für Andere entgegenwärtigt wird (siehe hierzu auch Selbstveredelung). Eine Selbstempfindung ist das Finden seiner Selbstwahrnehmung in der Gemeinschaft von Selbstwahrnehmungen, welche die eigene Wahrnehmung in einer bestimmten Lebenswelt in ihrem ästhetischen Willen bestärkt und hierdurch verallgemeinert. Ihre Empfindungen werden über ihre Gefühle für sich selbst und durch einander verdoppelt, indem sie in ihrem Lebensraum (siehe auch Familie) den Körper ihrer verallgemeinertenSelbstwahrnehmung finden und haben (siehe auch Einverleibung). Aber die sinnliche Gewissheit, die über solche Empfindungen wahrgehabt und wahrgenommen wird, ist immer nur so objektiv wie subjektiiv, kann also auch nur so sinnlich sein, wie die Gegenstände der Selbstwahrnehmung im Lauf ihrer Erfahrung ihre Beziehung im wahrnehmenden Subjekt wahr gemacht haben, - eben so, wie dieses seine Empfindungen in seinen Gefühlen als deren Gewissheit in ihrem zwischenmenschlichen Dasein von dem, was sie wahr hatten zusammenfindet. In der Gegenständlichkeit kann in Wahrheit aber nur ein andere Sein, die Form von anderem seiner selbst erkannt und angeeignet werden (siehe hierzu auch Einverleibung). Wo Menschen sich andere Menschen zu ihrem bloßen Wahrnehmungsgenstand machen, da machen sie ihre Empfindung sich äußerlich, die Form ihrer Beziehung zu ihrem Inhalt (siehe hierzu auch schlechte Negation). So suchen sie sich in einer Identität mit ihrem Sinn für andere, der nur ihr Sinn für sich sein kann und sich darin gegen ihre wahre Beziehung verkehrt, indem er wesentlich von sich selbst absehen muss und durch seine Abstraktionskraft widersinnig wird. Eine Abstraktion reduziert nicht nur die Zusammenhänge von Eigenschaften auf einen einfachen und einfältigen Gehalt. Sie betreibt zugleich die Konzentration auf etwas Allgemeines, das ihre Inhalte auf ihre bloße Substanz reduziert, die ohne ihren bestimmten Inhalt sinnlich für wahr genommen wird. Jenseits ihrer materiellen Beziehung formuliert sich das, was darin nur ein Sinn zwischen den Sinnen sein kann (siehe siehe Dazwischensein): Ein Widersinn, der immer nur und immer wieder außer sich zu sich findet. Die Empfindungen der Menschen von sich selbst beruhen in zwischenmenschlichen Verhältnissen in den hieraus begründeten Lebensräumen auf dem Finden von Seinesgleichen durch Andere, wie sie hierfür schon räumlich bestimmt sind. Wie Menschen sich hier in anderen finden, so reflektiern sie sich als Mensch, der sich darin gefunden hat und heraus schließlich auch seine Selbstgefühle bezieht. Es ist das unentwegte Wiedererkennen seiner selbst im körperliche Dasein anderer Menschen, das genau so unentwegt enttäuscht wird, weil darin nur gefunden wird, was man von sich selbst nur darin wahrhaben kann. Und das kann nicht unmittelbar menschlich sein, weil menschliche Wahrheit unmittelbar gewiss sein muss, also keine Gewissheit durch andere Menschen finden noch durch sie haben kann, weder vermitteltbar noch unmittelbar ganz gewiss ist. Weil jede menschliche Empfindung von daher immer so gesellschaftlich ist, wie der einzelne Mensch in Gesellschaft sich bewahrheiten kann, empfindet er sich auch so fremd, wie Gesellschaft menschliche Entfremdung vermittelt und wie sich Empfindungen in den Gefühlen der Menschen in einem Selbstgefühl mitteilen und verselbständigen. Selbstempfindung reduziert sich daher auf die Wirkung, auf den Eindruck, den Menschen einander machen können. Es ist die Empfindung der Organe des eigenen Körpers für sich (z.B. als Schmerz, Lust, Rausch, Reizung). Durch sie wird die Wahrnehmung von einer Selbstwahrnehmung überblendet, welche sie von der wirklichen Wahrnehmung bis zu deren vollständiger Auflösung abzieht. Wesentlich hierbei ist, dass die Selbstempfindung eine der Wahrnehmung selbst völlig äußerliche Qualität hat, also jenseits des Wahrnehmungeprozesses begründet ist, oft allerdings infolge seiner Selbstaufhebung (z.B. bei Angst, Identitätsverlust) durch objektive Gefühle in mächtigen Lebensräumen. Von daher ergeht die Herstellung einer Selbstempfindung aus einer Selbstentfremdung, und richtet sich gegen die Wahrnehmungsphänomene derselben, z.B. im Suchtverhalten, den Perversionen oder der Selbstbefriedigung. Aber auch im Bezug auf die Wiederherstellung eigener Weltlichkeit können besondere Selbstempfindungen durch Manipulation der Umwelt hergestellt werden (z.B. Zwangshandlungen, Amok). In beiden Fällen dient das Handeln der Wiedereingliederung einer selbstentfremdeten Wahrnehmung, zum Erstren durch Abtötung wirklicher Wahrnehmung, zum Zweiten durch Anpassung der Welt an die eigene Selbstentfremdung. Die Selbstempfindung erzeugt Gefühle, welche weit stärker sind, als die gewöhnliche Selbstwahrnehmung sie haben kann. Sie steht auch qualitativ in keiner Beziehung hierzu und hat von daher - als eigene Substanz in relativ beliebiger Beziehung zum Inhalt der Wahrnehmung - schnell einen Suchtcharakter und drängt zur Wiederholung und Steigerung. Die einzige Beziehung liegt in der Form, im Organismus selbst und den Wahrnehmungsorganen. | ![]() |