"Heil den unbekannten Höhern Wesen, Die wir ahnen! Ihnen gleiche der Mensch! Sein Beispiel lehr’ uns Jene glauben." (Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), "Das Göttliche") Das religiöse Selbstbewusstsein gibt sich als ein Wissen höherer Begründungen des Lebens, das sich in seiner Evolution als Tätigkeit eines abstrakt allgemeinen Subjekts einer vorausgesetzten höheren Subjektivität darstelle und durch Vererbung fortbestimmen und durch seine Güte bewähren und bereichern würde (siehe auch Bildungsbürger). Es verlangt lediglich den Glauben an eine Genealogie der eigenen Herkunft aus der Zeugung, die als Selbsterzeugung des Menschen schon in ihrer Selbstbezüglichkeit zu begreifen wäre. Damit wäre allerdings nur ein abstrakter Mensch als Subjekt eines allgemeinen und ebenso allgegenwärtigen Egoismus bestätigt (siehe auch Idealismus). Es begreift sich aber vor allem nur selbst in der Isolation eines unendlichen Regresses (siehe auch schlechte Unendlichkeit) seiner Geschichte, die voraussetzungslos - also apriorisch – also durch sich selbst tautologisch und widersinnig durch das "Ding an sich", durch den Weltgeist oder auch unmittelbar durch den abstrakten Menschen als Gott und Herr über die Welt begründet sei: "Die Erdschöpfung hat einen gewaltigen Stoß erhalten durch die Geognosie, d.h. durch die Wissenschaft, welche die Erdbildung, das Werden der Erde, als einen Prozeß, als Selbsterzeugung darstellte. Die generatio aequivoca ist die einzige praktische Widerlegung der Schöpfungstheorie. Nun ist es zwar leicht, dem einzelnen Individuum zu sagen, was Aristoteles schon sagt: Du bist gezeugt von deinem Vater und deiner Mutter, also hat in dir die Begattung zweier Menschen, also ein Gattungsakt der Menschen den Menschen produziert. Du siehst also, daß der Mensch auch physisch sein Dasein dem Menschen verdankt. Du mußt also nicht nur die eine Seite im Auge behalten, den unendlichen Progreß, wonach du weiter fragst: Wer hat meinen Vater, wer seinen Großvater etc. gezeugt? Du mußt auch die Kreisbewegung, welche in jenem Progreß sinnlich anschaubar ist, festhalten, wonach der Mensch in der Zeugung sich selbst wiederholt, also der Mensch immer Subjekt bleibt. Allein du wirst antworten: Diese Kreisbewegung dir zugestanden, so gestehe du mir den Progreß zu, der mich immer weitertreibt, bis ich frage, wer hat den ersten Menschen und die Natur überhaupt gezeugt? Ich kann dir nur antworten: Deine Frage ist selbst ein Produkt der Abstraktion. Frage dich, wie du auf jene Frage kömmst; frage dich, ob deine Frage nicht von einem Gesichtspunkt aus geschieht, den ich nicht beantworten kann, weil er ein verkehrter ist? Frage dich, ob jener Progreß als solcher für ein vernünftiges Denken existiert? Wenn du nach der Schöpfung der Natur und des Menschen fragst, so abstrahierst du also vom Menschen und der Natur. Du setzest sie als nichtseiend und willst doch, daß ich sie als seiend dir beweise. Ich sage dir nun: Gib deine Abstraktion auf, so gibst du auch deine Frage auf, oder willst du an deiner Abstraktion festhalten, so sei konsequent, und wenn du den Menschen und die Natur als nichtseiend denkend, denkst,so denke dich selbst als nichtseiend, der du doch auch Natur und Mensch bist. Denke nicht, frage mich nicht, denn sobald du denkst und fragst, hat deine Abstraktion von dem Sein der Natur und des Menschen keinen Sinn. Oder bist du ein solcher Egoist, daß du alles als Nichts setzt und selbst sein willst?" (MEW 40, 545f) In der verrrückten Welt der zwischenmenschlichen Selbstbezogenheiten kann man ihr am Besten entrücken indem man sich selbst für selbstlos hält und betätigt, sich durch das Leben der Anderen oder durch den Glauben an die Allmacht eines allen gerechten Gottes über sie erhebt. Darin ist schließlich tatsächlich die familiär bedingte symbiotische Selbstbehauptung eingegangen und aufgehoben und fortentwickelt sich über die in der Allgemeinheit der vereinzelten Menschen sich selbst Vergemeinschaftet und einer abstrakt allgemeinen Zwischenmenschlichkeit das Maß überlässt und als Norm verfestigt. Dadurch erneuert die sich aus ihrer verallgemeinerte Selbstlosigkeit einer entfremdeten Menschlichkeit, welche das Familienleben den Menschen aufgenötigt und überlassen hat (siehe Bildungsbürger). Selbstlosigkeit ist von daher eine Verkehrung der Wahrnehmung in eine ausschließliche Selbstwahrnehmung durch das Erleben der Anderen, durch die Veräußerlichung der eigenen Beziehungen, durch die man sich der Welt entrückt (siehe auch Religion). So entsteht eine innerliche Verrücktheit, in der man durch eine Symbiose mit Gott und der Welt seine eigene Wirklichkeit überwindet (siehe auch reaktionäres Bewusstsein). Dass Menschen sich nur in Gesellschaft entwickeln und bilden können, ist eine Binsenweisheit. Wo sie sich aber in einer verrückt gewordenen Welt ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse als Privatpersonen an das abstrakt Allgemeine ihrer vereinzelten Existenzen wenden (siehe auch Religion), sind sie gläubig ohne Gläubiger zu sein und von da her wie Monaden auf einander bezogen. Durch ihre Ideologien können sie sich ihrer Beziehung entheben und auch wirklich ausschließlich für sich sein, wenn sie einander durch ihre zwischenmenschlichen Beziehungen sich ihr persönliches Leben einverleiben. Allerdings kann kein Mensch wirklich ohne sich sein. Er kann sich ohne dies als besonderer Mensch verstehen, wenn er von sich absehen kann (siehe Absicht), um sich gegen die kulturellen Verrücktheiten der Anderen in seiner Vorstellung von Zwischenmenschlichkeit politisch durchzusetzen. In den verrückten zwischenmenschlichen Verhältnissen ihres monadischen Daseins sind Menschen nicht nur ihrer Gesellschaft, sondern auch und vor allem sich selbst entzogen. Ihre tiefste Isolation hatte die Lebensäußeung von Verrückten zum Mittel im Kult ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen eingenommen. Und wo Menschen sich deshalb selbst nicht mehr kennen und daher auch nicht erkennbar sind (siehe auch tote Wahrnehmung), erscheinen sie selbstlos und dennoch voller Absichten, die vor allem darüber hinweg täuschen sollen, dass sie ihren gesellschaftlich gebildeten Verstand aufgegeben haben. In der Selbstlosigkeit haben sie daher ihren eigenen Boden – und also sich auch selbst – verloren. Und sie rächen ihren Selbstverlust zunächst als Hüter einer abstrakten Ordnung, so wie sie sich nur selbst und für sich – in sich selbst verloren – also duch ihr bloßes Selbstverständnis, also wie selbstverständlich verstehen können (siehe Spießbürgertum). Weil sie sich unentwegt gegen sich im anderen Menschen verteidigen müssen, werden Ihre Verhältnisse hierdurch von einer Gewalt beherrscht, die sich in der und durch die Ausschließlichkeit und Totalisierung ihres Elends bestärkt. Selbstlos sind vor allem die Retter und Erlöser, die sich zum Wohl der Menschheit um ein Gemeinwohl kümmern, sich wie ein politisches Subjekt fühlen (siehe Selbstgefühl). Indem sie sich als Persönlichkeiten einer Lebenshaltung oder Ideologie für ihre zwischenmenschlichen Verhältnissen durch ihre veräußerlichte politische Identität über ihre sachlichen Verhältnisse erhaben vermeinen (siehe Meinung) verkehren sie ihre Existenzbedingungen über deren Personifizierung und der darin ausschließlich gewordenen Meinungsbildungen zu einer an und für sich "heilen Lebenswelt"". In ihrer vergemeinschafteten Ohnmacht entsteht schließlich wie von selbst der Erlösungsglaube, der zur kulturell gemeinschaftlich gewordenen Heilserwartung an das persönliche Leben und seiner kulturellen Institutionen wird (siehe z.B. auch Familie). Damit politisieren sie die ökonomischen und psychischen Krisen der kulturell auftretenden Widersprüche selbst zu einer psychokratischen Welt, worin sie selbst verrückt geworden sind, sich aber in der gesellschaftlichen Ohnmacht der Zwischenmenschen und Spießer als Kümmerer und Wegweiser veräußern können. Nicht zufällig beziehen die rechten Parteien besonders dort ihr politisches Potenzial und ihre gemeinwohlige Prominenz (siehe auch Populismus). Es sind die autoritären Charaktere, die dort die "Volksnähe" der Armut politisch umzusetzen und zu instrumentalisieren vermögen und einer übermächtigen Kulturgemeinschaft als Norm des Überlebens andienen (siehe auch Nationalismus). In diesem politischen Format stellt sich gegen die Eliten der Macht eine machtlose Elite der Ohnmacht. Es ist Selbstlosigkeit die Form einer Selbstwahrnehmung, wie sie einem allgemeinen Selbstverständnis entspricht, das jeden durch das Leben der Anderen bestimmt. Die Selbstbezogenheit der Wahrnehmung kann ihre Wahrheit nur außer sich finden und empfinden. Das erzeugt einen Objektivismus der Selbstwahrmehmung (siehe auch objektive Beziehung) , die sich allerdings der sinnlichen Gewissheit einer jeden Erkenntnis entzieht und daher ein wirklich eigenes Selbstbewusstsein ausschließt. Ein jedes Selbstbewusstsein unterstellt ein Wissen um eigenes Sein und also auch um die Selbstverantwortung eines Menschen. Selbstlos ist ein Mensch, der seine eigene Wahrnehmung durch fremde Wahrnehmung ersetzt und darin seine Wahrheit veräußert, sich selbst objektiv macht, indem er fremde Wahrnehmung für sich subjektiviert, in Wahrheit sich selbst vergisst, dadurch selbstlos ist (siehe auch Selbstentfremdung). 1963 legte der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich seine Studie über den „Weg zur vaterlosen Gesellschaft“ vor. Der Einfluss unmittelbarer Vorbilder gehe verloren. Doch es waren gerade diese "Vorbilder" der Familienkulturen, welche die Menschen schon vor aller Erfahrung aus ihren Selbstbeziehungen ausgeschlossen hatten (siehe autoritärer Charakter), indem ihnen eine allmächtige Selbstbezogenheit vorgelebt und zur Aufgabe gemacht worden war. Die Lebensängste, die sich in den Strukturen der kleinbürgerlichen Familien verfestigt hatten, bedrängen auch heute noch vor allem die Selbstverwirklichung der nachwachsenden Generationen. Es ist aber nicht mehr der Vater: Sie sollen sich selbst veräußerlichen, um in ihren zwischenmenschlichen Verhältnissen einen Selbstwert für sich zu erwerben und zu erhalten. Dazu nötig ist allerdings, dass sie die verrückten Beziehungen überwinden, in die sie geboren waren, dadurch, dass sie in ihrem Selbstgefühl hiergegen gleichgültig werden, dass sie ihre Welt für sich und unter sich entdecken. Das macht die Selbstbeziehungen, die Selbstwahrnehmung egomanischer Verhältnisse, wie sie in der Kleinfamilie verwirklciht waren, unnötig. Die eigene Sinnbildung verschafft daher als Erstes das Potenzial einer Selbstlosigkeit, die allerdings in den Verhältnissen der zwischenmenschlichen Kulturen und Kulten sich zunächst in ihrer Selbstverlorenheit entfaltet. Ihre Selbstverwirklichung entsteht daher aus den Selbstgefühlen, die ihnen in aller Öffentlichkeit kulturell möglich sind. Der Narzissmus, der die zwischenmenschlichen Beziehungen der Familie angetrieben hatte verwandelt sich daher in eine Sucht nach prominenten Selbstdarstellungen, die eine kultische Gegenwärtigkeit in ihren Szenen und Gebräuchen vermitteln. Die modischen Vorbilder können einerseits aus der Selbstverlorenheit heraushelfen, zugleich aber verwirklichen sie in den zwischenmenschlichen Verhältnissen der Jugendkulturen durch deren Idole und Heilsgestalten eine allgemeine Selbstlosigkeit, die in allen zwischenmenschlichen Beziehungen Prothesen nötig haben, solange sie keine eigene Wirklichkeit finden und empfinden können. Doch der Weg dahin ist lang und voller Gefahren für die Selbstwahrnehmung - besonders wenn er sich in Massengefühlen verliert. Der "dornenreiche Weg der Selbstverwirklichung" (Hegel) muss seine politischen Untiefen durchleben. In der bürgerlichen Gesellschaft entwickelt sich allerdings vor allem nur eine verborgende, eine heimliche Subjektivität, aus der in aller Regel ein bürgerliches Subjekt hervorgeht, weil nur darin die Widersprüche geborgener und verbürgter Selbstbezogenheit sich vereinen und also aufheben können. Immerhin belegt schon der Aufstand der Jugend gegen diess Subjektivität, dass darin die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Veränderung sich offenbart. Die Selbstlosigkeit ist allerdings erst mal eine extensive Form narzisstischer Bezogenheiten, die ihre Selbstveredelung sowohl durch die Externalisation ihrer Egomanie als auch der Wirklichkeit ihrer zwischenmenschlichen Verhältnisse entziehen, diese einfach negieren indem sie sich darin negativ zu sich wie auch zu anderen verhalten, also für Andere wesentlich anders erscheinen müssen als sie durch sich selbst wären (siehe hierzu auch Nächstenliebe). Das Ideal des Narzissmus hat in seiner Selbstlosigkeit einen religiösen Charakter eingenommen, hinter dem sich sein höchstes zwischenmenschliches Potenzial über die Not der Menschen in entwirklichten Beziehungen durchsetzen lässt. Darin lässt sich die Abstraktionskraft ihrer Verhältnisse am besten zur Vermeidung eines Selbstverlustes persönlich nutzen, indem die eigene Lebensangst an eine personifizierten Macht "der Anderen" überantwortet wird. Weil das sogenannte Selbst nur abstrakt, eine bloße Idealisierung einer Selbstbezüglichkeit sein kann, die man aus der Analyse von allerlei Selbstbezogenheiten ermittelt, ist es nichts für sich und nichts durch sich selbst. Es ist Grund und Folge einer Idealisierung - eben nur eine bloße Selbstbehauptung, die Tautologie einer nicht gegenwärtigen Wirklichkeit, also einer Unwirklichkeit. Von daher kann es kein Selbst geben und also auch keine Selbstlosigkeit, keine "selbstishe identität". Doch wo ein höherer Sinn herrscht wird diese gerne als Lebenshaltung oder in Vorstellungen der Religion behauptet und angeregt. Es bedarf hierfür allerdings immer auch einer widersinnigen Beziehung, worin diese als Gebot schon durch die Wirkung ihrer Negation, ihrem "Nicht-Vorhandensein" vorausgesetzt ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" (Matthäus 22:37-39.). Natürlich können Menschen immer auch etwas für Andere tun, ohne dass es ihnen nützt. Die Beziehung auf sie ist aber selbstlos und also für sich sinnlos, wo sie im Sinn ihrer Beziehung keinen Inhalt finden nichts empfinden, also nur hörig sind. Sie dienen dann einer übermenschlichen Macht, in der sie einen abstrakten Sinn vermuten, an den sie nur glauben können - und glauben müssen, um sich darin zu vergemeinschaften (siehe Gesinnung). Selbstlosigkeit ist keine Beziehung auf andere, sondern vor allem auf sich selbst. Sie begründet sich aus einer Selbstveredelung (siehe auch Selbstgerechtigkeit) gegen den allgemein virulenten Egoismus, ist oft die narzisstische Wendung einer toten Wahrnehmung gegen die hieraus erfolgten Enttäuschungen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Selbstlosigkeit reflektiert daher auf eine Selbstauflösung, Auflösung von eigenem Grund, sinnlose Bezogenheit, als ob es nicht immer einen Grund für eigenes Tun geben würde. Eine Beziehung kann nur wahr sein, wenn sie sich aus sich selbst heraus versteht und von daher auch in ihrer Vielseitigkeit zu verstehen ist. Einseitig ist der Zweck der Selbstlosigkeit, die Täuschung über ihre wahren Absichten, um diese zu verallgemeinern und als Gesinnung eines gemeinen Heils zu verfassen (siehe Heilserwartung) und Erlösung zu verheißen. Weil sie aber jenseits ihrer wirklichen Beziehungen ihren unmittelbaren Grund verheimlichen muss, muss sie ihre Unheimlichkeit mit der Heuchelei einer schrankenlosen Selbstverleugnung durchsetzen. Selbstlosigkeit ist für ein jedes natürliche Wesen ein Widersinn, da es sich sinnlich nur durch sein Verhältnis zu seiner Natur erhalten kann. Aber der Glaube an ein höheres Wesen (siehe auch Gott) überantwortet die Selbstwahrnehmung an ein übernatürliches Wesen und lässt den gläubigen Menschen heucheln, nur für andere da zu sein, um einem höheren Menschensein übernatürliche Kräfte (siehe auch fremde Kraft) abzugewinnen. Alles bekommt seine höhere Bewandnis, tröstet ein selbstverlorenes Dasein über sein Elend hinweg, um Macht in und durch Ohnmacht in einer Welt zu erheischen, in der Selbstlosigkeit oberstes Prinzip einer allgemeinen Ausbeutung ist, eine Religion, "ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund" (Marx). "Die Religion ist das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur [Ehrenpunkt], ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist."(MEW 1, S. 378f) Selbstlose Menschen verstehen sich daher vor allem im Gemeinsinn eines Subjekts, das in zwischenmenschlichen Beziehungen weder der eine Mensch, noch der amdere ist. Sie lösen ihr Dazwischensein in einem dritten Subjekt auf, einem mythologischen Subjekt, ein Wesen, das nicht wirklich da ist, bzw. das nicht als das da ist, was die Inhalte ihrer Beziehung begründet und bewirkt, ein Wesen, das es gar nicht wirklich gibt, ein Unwesen, das nur durch seine Abwesenheit Wirkung hat und macht, ausdrücklich nur dadurch ist, dass es sich Eindruck verschafft (siehe hierzu auch Scheinwelt). Selbstlosigkeit ist schon ihrem Begriff nach widersinnig, denn ein Selbst, das sich von sich frei macht und ohne Gründe außer sich - also gegen andere und für sich selbst gleichgültig - für andere oder andere Beziehungen da ist, kann es nicht wirklich geben. Selbstlosigkeit ist eine bloße Idee von sich selbst, eine persönliche Ideologie, die sich ohne sich, ohne eigene Wirklichkeit<>/a> - und von daaher ohne wirklich Eigenes - durch sich und für sich behauptet und darob von sich selbst schon ergriffen ist (siehe Selbstveredelung), bevor sie ihre Wirklichkeit< überhaupt erkannt hat. Als reiner Begriff wird Selbstlosigkeit oft wie das Gegenteil von Selbstbezogenheiten (z.B. Egozentrik, Egoismus, Egomanie, Narzissmus u.a.) verstanden. Doch durch die Ergriffenheit im Begriff einer Wertschätzung des gewöhnlichen Bewusstseins wird eine wirkliche Beziehung des Selbst auf sich selbst behauptet, die ohne sich auskommen können soll - ein Widersinn in sich. Ein Mensch ohne sich hatte längst schon seine Wahrheit veräußert, sich selbst entäußert (siehe hierzu Selbstentfremdung) und muss eigentlich seine Wahrnehmungsidentität in einem Nichts von Beziehung aufgelöst haben (siehe hierzu auch flexible Persönlichkeit). Selbstlosigkeit ist von da her der Begriff einer endlosen Langeweile, die sich durch die Verdopplung ihrer Selbstauflösung stark machen will. Und es kann nur einen Grund hierfür geben: die Erhaltung einer verallgemeinerten symbiotischen Selbstbehauptung, die sich in etwas abstrakt Allgemeinen zu retten sucht, worin sie ihre Leere mit jeder Bergung ihrer Geborgenheiten vervielfacht (siehe hierzu auch heile Welt). Was sich im Einzelnen noch altruistisch verstehen mag ist im Allgemeinen ein alle ergreifendes Verhältnis einer abstrakt allgemeinen Rückbeziehung, eine re-ligio auf nicht gegenwärtige, also abstrakt vorgestellte Menschen. In der allgemeinen Abwesenheit konkreter Beziehungen kann eine hierauf gründende Gemeinschaft nur eine religiöse Bestimmung vermitteln, nur eine politische Kulturgemeinschaft (z.B. Kulturstaat) sein, die einen Gemeinsinn als verbindlich nötig hat, der für alle gut sein soll. Darin soll sich eine Güte verhalten, die sich einem Menschen in der Abstraktion gegen ein verallgemeinertes Böses entgegenstellt. Das aber kann nicht so einfach sein. Solche Güte muss in ihren endlosen Verhältnissen vor allem sich selbst gerecht werden. Von daher kann sie sich nur durch ihre Inhaltslosigkeit im Bezug auf andere Menschen erhalten. Als Begriff einer Wertschätzung des gewöhnlichen Bewusstseins als Bewusstseins seiner Gewohnheiten ist Selbstlosigkeit daher die endlose Verdopplung einer Wahrnehmungsidentität, die immer unwirklicher wird, weil darin ein Mensch nur noch über sich selbst hinausgreifen kann und von daher immer mehr über sich selbst steht, sich in dem findet, waa er nicht wirklich sein kann, was ihn idealisiert. In dieser Vorstellung wird er für sich selbst zu einer bloßen Form der ihm entzogenen Verhältnisse, die ihn begründen und bestimmen. Er bezieht sich darin ja nur auf sich selbst und kommt in dieser Beziehung vor allem immer wieder nur auf sich selbst zurück, vertauscht sich mit seiner Selbstwahrnehmung zwischen ihm fremden Menschen (siehe Dazwischensein), durch die er sich in seinen zwischenmenschlichen Verhältnissen nurmehr mit sich darin vermittelt und darin verloren hat (siehe hierzu auch Selbstverlust), für sich selbst nichts mehr ist, sich minderwertig fühlt. Durch den Austausch der immer wiederkehrende Form der zwischenmenschlichen Beziehungen mit den Inhalten ihrer Vermittlung wird Selbstlosigkeit zum selbstverständlichen Wesen des bürgerlichen Bewusstseins und entwickelt durch dessen Verselbständigung die Verkehrung seiner Subjektivität, indem sie sich in ihren objektivierten Selbstgefühlen verallgemeinert. Die unentwegte Verdopplung durch den Austausch ihrer allgemeinen Form mit den Inhalten ihrer Vermittlung, durch deren Verselbständigung verkehrt ihre Subjektivität zu einer allmächtigen Objektivität ihrer verobjektivierten Selbstgefühle (siehe auch Mode), zu einer totalisierten Selbstgerechtigkeit, zur Bigotterie eines subjektiven Objektivismus (siehe auch Selbstveredelung) des sich selbst endlosen gleich gebliebenen Moralisten, des politisch gewordenen Narzissten, durch die Leugnung ihrer Selbstbezogenheit, durch die Selbsttäuschung über ihre wahren Absichten und Antriebe, die nichts anderes sein sollen, als die Lauterkeit der Gotteskindschaft einer unendlichen, einer übermenschlichen Tugend, eines zur Ewigkeit bestimmten Lebens (siehe hierzu Religion). Die massive Gleichgültigkeit, mit der z.B die Nazi-Verbrechen begangen wurden, hat Hannah Arendt mit der „Banalität des Bösen“ auf den Punkt gebracht. Selbstlosigkeit fabriziert aus der Scham die Macht eines reaktionären Bewusstseins. Sie wird durch die in ihrem Selbstverlust mächtig gewordene Verachtung des wirklichen Lebens zu einer allem überhobenen Egomanie, die als Gütesiegel gegen ihre Dekadenz schließlich die Religion beliefert, indem sie die Wirklichkeit der Menschen verachtet (siehe Nihilismus). Nicht nur die Ideologie der Selbstlosigkeit, sondern vor allem ihr Massengefühl erscheint im Alltag der Menschen ohne Grund und also banal. Um dieses zu stören ist es nötig, die Kritik des banalen Alltagsbewusstseins durch eine kritische Theorie voranzutreiben, die ihre wirklichen Lebensverhältnisse von ihrem Grund her radikal aufklärt. "Die Theorie ist fähig, die Massen zu ergreifen, sobald sie ad hominem >am Menschen< demonstriert, und sie demonstriert ad hominem, sobald sie radikal wird. Radikal sein ist die Sache an der Wurzel fassen. Die Wurzel für den Menschen ist aber der Mensch selbst. Der evidente Beweis für den Radikalismus der deutschen Theorie, also für ihre praktische Energie, ist ihr Ausgang von der entschiedenen positiven Aufhebung der Religion. Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist." (Karl Marx, in MEW 1, Seite 385, »Deutsch-Französische Jahrbücher«, Paris 1844). In den Verrücktheiten der symbiotischen Selbstbehauptung wird Selbstlosigkeit zur Gewohnheit, zur Gewohnheit einer sich verschließenden Wahrnehmung (siehe hierzu auch Liberalismus), die sich nur noch in der Ausschließlichkeit einer toten Wahrnehmung bewähren kann. Die Bürger selbst werden durch ihr Verhalten in einer Kultur der Zwischenmenschlichkeit als Norm des Normalen zum Maß ihrer Verhältnisse und hierdurch unmittelbar objektiv. Sie entwickeln sich zur allmächtigen Objektivität ihrer Selbstbezogenheit, zu einer totalisierten Selbstgerechtigkeit, zur Bigotterie eines subjektiven Objektivismus (siehe auch Selbstveredelung). Die darin sich selbst endlos gleich gebliebenen Moralisten sind zu politischen Narzissten gewordenen, die durch die Leugnung ihrer Selbstbezogenheit, durch die Selbsttäuschung über ihre wahren Absichten und Antriebe sich vergesellschaften. Sie können allerdings nichts anderes sein als Menschen, die in der Lauterkeit der Gotteskindschaft einer abgetöteten Wahrnehmung, einer unendlichen, einer übermenschlichen Tugend, sich andienen, sich durch die "Wahrheit" eines in Ewigkeit bestimmten persönlichen Lebens zu bestärken (siehe hierzu auch Religion). Doch solche Tugend bewahrt vor allem die Lebensangst symbiotisch vereinigter Selbstbeziehungen (siehe symbiotische Selbstbehauptung), die sich in einem religiösen Bewusstsein verewigen. Sie verstetigen sich besonders in den kulturellen Krisen eines abgehobenen Mittelstands (siehe hierzu auch Kleinbürger), der die gesellschaftliche Wirklichkeit des Versagens seiner wirtschaftlichen und zwischenmenschlichen Verhältnisse nachhaltig zu fürchten hat und sich lieber durch Androhung oder Durchsetzung von sprachlicher oder auch physischer Gewalt äußert und sich dem entsprechend lieber eine öffentlich inhaltliche Kritik verbietet, als seine Krise als Resultat seiner gesellschaftlichen Position zu erkennen und in seinen wirklichen Beziehungen aufzulösen. Selbstlosigkeit ist daher vor allem Ausdruck eines religiösen Bewusstseins, das selbständige Denken und dessen Erkenntnisse zu fürchten hat. Es versteinert sich in der Gesellschaftform einer toten Wahrnehmung, in der sich nurmehr ihre Gesinnung durchsetzen kann, indem sie sich ihrer eigenen Gewissheiten entäußert und sich über die Selbstgefühle der Masse Mensch, über die Massengefühle zu einem gesellschaftlichen Größennwahn vermittelt und ausbreitet. Um für sich geltung zu schaffen muss der allerdings abweichendes Denken vernichten (siehe hierzu den Trumpismus und die Bücherverbrennung der faschistischen Ideologen). Eine Art Staatsreligion wird ihr gesellschaftlich bestärkte Grundlage. "Die Religion ist das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind." (MEW 1, S. 378f) Selbstlosigkeit ist die in ihrem Selbstverlust mächtig gewordene Verachtung des wirklichen Lebens, dessen Gütesiegel schließlich die Lebenswerte der Religionen beliefern, indem sie die Wirklichkeit der Menschen verachten. Das selbstlose Bewusstsein verfolgt vor allem den Zweck eines abstrakt allgemeinen Wesens, das nicht wirklich seine Sache erkennen musss und auch nicht erkennen kann, denn es triumphiert nicht nur über sein eigenes Leben, die Leidenschaften und Schmerzen seiner unmittelbaren Selbstverwirklichung, sondern vor allem auch über das Leben der anderen, in dem sich die schmerzhaften Verhältnisse seiner eigenen Verzagtheiten aufheben lassen. Es beschränkt sich schließlich auf die Wirklichkeit eines schlichten Andersseins, das es durch die Verwirklichung in den Anderen auch wirklich verwirklicht haben will. Damit lebt es vor allem über sein eigenes Dasein hinaus. Denn als Selbstbewusstsein vertieft es sich in der Ausschließlichkeit seiner Selbstwahrnehmung und schließt sich vom Wissen um seine persönlichen Ohnmacht in einer Welt der allgemein objektivierten Selbstbehauptungen aus, denn es soll ja im Dasein für und durch andere mächtig werden, um an ihnen seine Selbstbezogenheit auch und vor allem unmittelbar wirklich anders zu erleben. Selbstlosigkeit muss allerdings auf alle Erscheinungen eines anderen Seins durch seine selbstlosen Beurteilungen (siehe auch Urteil) reflektieren, durch das Belieben einer Lebenshaltung seiner im Grunde beliebig betimmten Persönlichkeit reagieren, die für sich grundlos bleibt (siehe hierzu auch Kleinbürger) indem sie in ihrer Bodenlosigkeit nurmehr für alle anderen gültig sein soll und als verallgemeintes Selbstbewusstsein ohne ein anderes Wissen sich in der Reaktion auf sie verwirklicht (siehe auch reaktionäres Bewusstsein), sich zum Erzieher eines allen gemeinen Daseins einer unerkennbaren Gemeinschaft emanzipiert haben will. Ein jeder wird darin zum Sachwalter des anderen, zum Spieß einer höheren Gerechtigkeit, die alles so richten soll, dass es ihm in der Ausschließlichkeit der Vorstellungen einer abgetöteten Wahrnehmung gerecht wird (siehe hierzu auch autoritärer Charakter). Es ist daher ein reaktionäres Bewusstsein, das als Selbstbewusstsein der Spießbürger den Spieß gegen die anderen Menschen wendet, die durch die Banalitäten seiner stillen Selbstverständigung schon über sie gerichtet hat (siehe auch Urteil), weil es wie selbstverständlich seine private Subjektivität durch sich selbst allgemein vermittelt wissen will, um hierdurch die Lebensängste der ausgeschöpften Lebensstrukturen seiner bürgerlichen Verhältnisse vergessen zu machen und sich selbst darüber zu behaupten. Durch ihre erzieherischen Interessen und ebensolchen erzieherischen Beziehungen gelten sie sich als die Erlöser und Heilsbringer ihres leibhaftigen Idealismus. Und der betreibt in einer stetigen Selbstverstärkung ihre Selbstaufhebung, die ihrem Selbstverlust unendlich zu entkommen sucht, weil ein solches Selbstbewusstsein sich nicht ändern und nicht wirklich wahr sein und auch nicht wahr werden, wohl aber politisch wahrmachen kann. So erweist sich die Selbstlosigkeit als Grundpfeiler der Unveränderlichkeit einer versteinerten Geschichte, die immer wieder als Tragödie auf sich selbst zurückfallen muss. Wer sein Handeln selbstlos versteht, nichtet sich selbst, abstrahiert von seinen wirklichen und ihm selbst auch vorausgesetzten Beziehungen durch Absichten, die von jedwedem Grund einer Beziehung auf sich selbst absehen sollen - so, als ob durch Selbstlosigkeit eine höhere Beziehung zu sich selbst zu verwirklichen sei, eine Beziehung, die "nicht von dieser Welt" wäre, wohl aber sich durch ihre Selbstlosigkeit bewahrheiten könnte. Aber es ist nicht der Ausschluss eines irgendwie zu verstehenden "Selbst". Dieses kann es ja nicht wirklich geben, weil es als Subjekt einer Selbstbeziehung widersinnig wäre. Selbstlosigkeit ist daher lediglich die Zutat verborgener oder verdrängter Inhalte der Selbstbeziehung, die eine Selbstwahrnehmung veredeln wollen (siehe Selbstveredelung), um ihren Edelmut als eine übermenschliche Moralität zu veräußern. Sie kann sich daher auch nur in der edlen Welt einer himmlischen Kultur verwirklichen, einer Religion, in der sich jede wirkliche Beziehung einfinden kann, wenn sie sich darin aufheben lässt. Wo die Widersprüche und Probleme einer Gesellschaft monströs werden, wo die Welt selbst nur noch verrückt zu sein scheint, da erscheint die Selbstaufopferung der Menschen als ultimative Notwendigkeit eines kleinbürgerlichen Selbstverständnisses. Ihre Selbstwahrnehmung ist durch den Verlust und die Abwesenheit ihrer gesellschaftlichen Beziehungen von einer übernatürlich scheinenden Ohnmacht einer im Allgemeinen abgetöteten Wahrnehmung (siehe tote Wahrnehmung) bestimmt und mit den Inhalten gefüllt, die objektiv geboten sind und hierdurch Macht über die einzelne und oft durch ihre Ohnmacht vereinzelte Erkenntnis gewinnen. Und so wird im Allgemeinen deren beziehungslose Wahrheit zu einem übersinnlichen Phänomen. Die Inhalte ihrer Selbstgefühle werden darin zu einer allgemeinen Form ihrer Wahrnehmung, wodurch diese formbestimmt und also gleichgültig gegen ihre besonderen Inhalte wird. Anstatt ihre allgemeine Verkehrung zu erkennen verkehrt sich die Wahrnehmung durch ihre verkehrten Inhalte. So wird durch ihre Wahrnehmung gegen sich selbst verkehrt, sich selbst äußerlich, ohne dass sie noch subjektive Äußerungen (siehe auch Lebensäußerung) wahrzunehmen vermag. Sie wird im Allgemeinen selbstlos. In den hieraus begründeten Widersinnigkeiten ihrer psychischen Gegenwärtigkeit und Vergegenwärtigung empfindet sich jede einzelne Psyche selbst vom Monster eines gesellschaftlichen Unwesens beherrscht und verlangt nach einer Auflösung ihrer Psychose durch Hingabe an das Allgemeine. Doch dieses gibt es nicht mehr wirklich. Und so macht es hörig: Es hat keine gegenständliche Wirkung und wird als Bedrohung einer jedweden Wahrnehmungsidentität, als Nichtung der Selbstwahrnehmung überhaupt empfunden, aus der sich zunehmend ohnmächtige Selbstgefühle als Gefühle ihrer Ohnmacht anstiommen (siehe Stimmung), in der sie ihre Lebensangst durch die Angst um ihr Erkenntnisvermögen verdoppeln und damit den Verlust ihrer Wahrheit in sich und durch sich selbst totalisieren. Durch den Selbstverlust, den die Menschen durch die strukturelle Lebensangst ihrer Lebensburgen (siehe auch Familie) längst erlitten hatten, erscheint die Selbstverleugnung des hiervon abhängigen Menschen über die radikale und ausschließliche Selbstverwertung als Selbstgewinn, weil über die Vernutzung rein sachlicher Beziehungen und Lebensformen, über die Nutzbarkeiten höherer Werte und Kulte eine Gegnerschaft gegen die vesagten und versagenden Lebenswelten möglich ist, die man überwunden glaubt, wenn man die eigene Sinnbildung (siehe auch Kultur) ihnen entzieht. Solcher Gewinn wird allerdings durch den Verzicht auf eigene Lebensäußerungen erkauft, die nun selbst wie ein objektives Selbstgefühl funktionieren. Denn das Eigene ist jetzt durch Fremdes ersetzt und hat vor allem Fremdes zu eigen, ist zu einer eigenständigen Form (siehe auch Verselbständigung) einer Selbstbeziehung geworden, die nur durch ihre Entfremdung von sich und zugleich deren Fortbestimmung außer sich als verdoppelte Selbstentfremdung gelingen kann - soweit eben, wie diese durch ihre Selbstbehauptung narzisstisch befriedet wird. Und so scheint es im Bezug auf die Selbstwahrnehmung in ihren persönlich bestimmten Lebenswelten zugleich eben auch absurd, wenn dort von ihrer Selbstlosigkeit die Rede ist - besonders wenn der Begriff eines Selbst schon als Widersinn in sich befunden worden war. Dieses kann es ja tatsächlich nicht wirklich geben. Aber die Selbstwahrnehmung ist ja auch nicht wirklich verloren, sondern zu einer allgemeinen - wenn auch so ausschließlichen wie selbstverständlichen- Form eines vergesellschafteten Narzissmus geworden. Der verhält sich nämlich jetzt zu sich selbst verkehrt, weil er nur noch in verkehrten Verhältnissen sich ereignen kann, weil er sich in der Objektivität seiner Verhältnisse selbst liebt, sich nur darin bewähren und bestärken kann, weil er außer sich geraden ist und sich in seiner Selbstenfremdung finden und einfinden muss. Und diese Form der Bestätigung ist in der Tat - also wirklich - absurd, weil sich der Begriff von Selbstlosigkeit tatsächlich nur dadurch begründen lässt, dass alles, was die Selbstwahrnehmung ausmacht durch ein selbstloses Verhältnis der Wahrnehmung zu sich selbst in der Selbstreflexion eines vermeintlich geborgenen Lebens zu verstehen ist. Die darin aufgehobene Selbstwahrnehmung gerät in die Falle einer fremden Allgemeinheit ihrer Beziehungen und wird durch deren gesellschaftliche Macht zu einem Lebensverhältnis außer sich, durch die Macht einer allgemein strukturierten Zwischenmenschlichkeit zu einer eigenständigen Kulturmacht. Sie war nötig geworden, weil ihre Selbstbezogenheit durch ein objektives Selbstgefühl erhalten wird, das sich nun abstrakt allgemein verdoppelt, zu einer fremden Kraft der Selbstwahrnehmung in der Wahrnehmung ihrer symbiotischer Selbstbehauptungen entwickelt und darstellt und diese nun auch wirklich für wahr befindet (siehe Empfindung) und bestimmt. Sie verwirklicht allerdings nichts anderes als ihre Widersinnigkeit, die sie über ihre Verrücktheit hinaus für sich selbst und durch sich betreibt, sich zu sich rein strategisch, also ohne irgendeine inhaltliche Beziehung auf sich verwirklicht. Ihre zur Scheinwelt gewordene Wirklichkeit entsteht, sobald die Selbstwahnehmung sich der Verrücktheit ihrer Selbsttäuschung gewahr geworden ist. Es ist also der Ausschluss und die Abschottung einer Konstruktion, die zu einem Instrumnt ihrer Lebensstruktur ihrer Selbstwahrnehmung gewworden ist - eine Gegenstruktur, die sich gegen ihre eigene Wahrheit richten muss, um nicht verrückt zu werden oder zu bleiben, soweit sie ihre wahre Identität verloren hat. Sie betreibt eine aus ihrem Widersinn selbst nötige, eine rein strategisch notwendige Wendung der Selbstwahrnehmung, die sich ihrer Wahrheit entzieht, um für sich und durch sich, um also an und für sich autistisch bestehen zu künnen, während sie allen Zuständen des Selbstzweifels ausgesetzt ist. Die Macht ihres Instrumentariums begründet sich aus der abwesenden Beziehung in ihren ihren zwischenmenschliche Verhältnissen, in denen die Menschen nichts mehr von sich durch andere und nichts mehr durch sich in anderen erkennen können, weil sie sich nurmehr selbst bespiegeln, ihre Wahrnehmungsblasen außer sich als ihre Wirklichkeit anerkennen müssen (siehe hierzu auch tote Wahrnehmung). Was für die Aufklärung nach Immanuel Kant als instrumentelle Vernunft positiv angelegt war, wurde durch Adornos Kritik nur moralisch abgegolten, nicht wirklich kritisiert, nicht als bürgerliche Strategie begriffen. Hannah Ahrendt hatte in der Banalität ihrer Wiklichkeit immerhin den Grund für Böses, eine allgemein wuchernde Bosheit erkannt. Die Selbstlosigkei, die tatsächlich nur einer bösen Vernunft der Gleichgültigkeit entsprungen sein kann und zukommt, ist immerhin die allgeine Grundlage, der abstrakte Sinn eine kulturellen Barbarei, die sich schlie§lich in Rasssmus und Antgisemitismus wie ein völkisches Statut ausbreitet. Und ohne Begriff von ihrer Entstehung im bürgerlichen Alltag der zwichenmensch.iche Wahrnehmung wurde sie blind auch von denen fortgetrieben und totalisiert, die sich ihrer Kritik verschrieben haben und aus ihrem kritischen Instrmentarium schlie§lich eine antinationale Totalität entwckelt (sehe z.B. die Antideutschen), die sich im freien Raum ihrer Willkür, der belebigkeit bürgerlicher Kurzschlüssigkeit ausbreitete und viele Intellektuelle bewgt hat, die ihre gesellschaftlichen Lebensbedingungen mit ihrer Selbstlosigkeit vergessen machen konnten. Sie erlagen hierbei ihrem strukturalistisch gebliebenen Verstand , weil sie damit ihre eigenen zwischenmenschlichen Beziehungen als "politische Subjekte" abzuklären vberstanden, um schon jedemh Ansatz eines Begriffs auszuweichen. Von Adorno war ihnen ja immerhin eine höhere Wahrheit versprochen (siehe hierzu Kunst), die nicht von dieser Welt ist und für die es sich lohnt, auf dem "dornenreichen Weg der Selbsterkentnis" voranzukommen. Selbstlosigkit bewirkt jedoch das gerade Gegenteil, denn sie darf nicht scheitern und verlangt nach einer Selbstgewissheit, die es nicht wirklich, sondern nur durch ihre Selbstgerechtigkeit geben kann (siehe hierzu auch Kontrollbedürfnis). Sie macht abhängig und schutzlos, verlangt Fürsorge und Ordnung durch eine höhere Macht außer sich, begründet den Glauben an ungwisse Hoheiten, an eine Macht des Himmels oder "Vater Staat", an die narzisstschen Prrsonifikatione einer nerhhten Versichersicherungen der eigenen Willkr, der Glaube an die Persönlichkeiten der Kultur un des Nationalstaats, die absolute Bindung an Vaterland und Gottes Gnade. Hierdurch ist Selbstlosigkeit tatsächlich die wesentliche Formbestimmung der Oberfläche der bürgerlichen. Kultur, wie sie durch die allgemeine Selbstenfremdung der Menschen in einer zunehmend zwischenmenschlich bestimmten Gesellschaft, bewirkt schon schon durch die unbewussten Strategien der Vernunft abwesender Sebstgefühle, die nun auch wirklich übernatürlich sinnnlich bestimmt werden. Was sein muss, das muss dann eben einfach nur da sein und so wid das einfache Sosein zum Wesenskern der Lebenswerte, die sich hier quasi hoheitlich nötig machen und aus dieser allgemein gewordenen Notwendigkeit verfasst und betreut werden. Allerdings wird hierdurch jetzt jeder Zwischenmensch zum Feind, zum "Wolf" des anderen, der um seine Integrität zu kämpfen hat, um sein Renomee und um die Akzeptanz seiner Selbstdarstellung, um seine Zwänge des Erwachsens zu folgen, das doch wesentlich nur eine Kindheit seiner seiner selbst bleiben, sich nur als ein abhängiges Wesen, als durch sich selbst veräußernder Mensch verewigen kann. Wo der selbst auch Kinder hat werden die zu seinem Privatbesitz, weil er sich nur durch sie betärkt fühlen und sich selbst als Kind für sich bewähren kann. Kehren wir daher erstmal wieder in die Verhältnisse zurück, die sich dem Begreifen noch durch ihre sinnliche Gegenwärtigkeiten zu widersetzen verstehen. Die in ihren Lebensburgen eingeschlossenen Menschen, die durch ihren Selbstverlust in den symbiotischen Selbstbehauptungen ihrer Lebensburgen eine Lebensangst strukturiert hatten, an der sie verrückt geworden waren, können sich nicht mehr auf sich selbst berufen, weil sie sich selbst verloren haben. Sie sind ihrer Selbstzogenheit entrückt und suchen einen Sinn für sich außer sich in Selbstwahrnehmungen, die ihre entäußerte Wahrheit in einer entäußerten Wahrnehmung versinnlichen müssen, um sich in einer selbstlosen Welt zu erhalten. Sie wollen nun endlich auch wirklich den Sinn an sich selbst in der Form eines ästhetischen Willens finden, den sie nötig haben, um für sich durch andere mit ihnen zu sein. Sie suchen nichts anderes als eine Äußerlichkeit außer sich, an der sie ihre Äußerungen bestärken, weil sie nur noch empfinden können, wo sie sich selbst erleben. So gelangen sie aus ihrer Selbstverlorenheit in eine Welt, in der sie zunächst nur durch ihre Selbstlosigkeit gegenwärtig sein können, weil sie darin ihre Ohnmacht zumindest leben können. Dadurch werden sie zu Kindern ihrer entrückten Wahrnehmungen, die nichts mehr von ihrer Verrücktheit wissen wollen. Ihnen wird dabei allerdings eine Macht zuteil, die nichts anderes als eine Macht einer unendlichen Selbstreflexion betreibt, die ihre Lebensangst in ihrer gesellschaftlichen Unsicherheit und Verwirrung verschließt und in ihnen das Bedürfnis nach der Heilsamkeit eines an und für sich fremden Lebens begründet (siehe auch Heilserwartung). Es ist dann allerdings ein ihnen fremdes Bedürfnis nach Gesundung einer noch nicht erkannten und nicht mehr erkennbaren Krankheit. Von daher wird ihre Selbstlosigkeit aus der Machtfantasie eines abstrakt gesellschaftlichen Heils bestimmt, das ihnen in dem Maß entsagt wird, wie sie es in ihrer Zwischenmenschlichkeit zu leben versuchen. Von daher müssen die Zwischenmenschen in den nun geöffneten und also öffentlichen zwischenmenschlichen Verhältnissen sich einer Kultur zuwenden, die überhaupt nur noch objektive Form einer ihnen fremden Kultur als die Verwirklichung ihres ästhetischen Willens als ein gesellschaftliches Verhältnis sein kann. Aber gerade darin hatten sie ursprünglich ihren gewohnten Halt verloren und wenden in ihrer Ursprungssehnsucht sich an eine Macht und Größe einer Gemeinschaft, in der sie sich eine kollektive Selbstverwirklichung erhoffen. Sie müssen daher ihren Sinn für sich erst mal aus der aufgehobenen Symbiose ihrer Herkunft, aus dem Nichts ihrer Selbstbezogenheit entwickeln, indem sie alle Beziehungen nutzen, die ihnen hierfür dienlich sind. Weil ihre gesellschaftlichen Beziehungen nun durch eine zwischenmenschliche Nützlichkeit für ihre kollektive Selbstverwirklichung bestimmt sind, müssen sie sich durch die Einverleibungen ihrer Objekte fortbilden. Jetzt erst werden ihre Objekt-Objekt-Beziehungen zu wirklichen Verhältnissen, indem sie ihre Objektivität in ihrem Objektsein durch Selbstermächtigungen gegen andere subjektiv verdoppeln, indem sie sich in ihrer Selbstlosigkeit objektiv durch das Anderssein ihrer selbstveredelten Selbstwahrnehmung (siehe Edelmut) über andere außer sich fortentwickeln. Die öffentlichen zwischenmenschlichen Verhältnisse erzeugen in ihrem Kampf um die Selbstgerechtigkeit, um das Recht von Zwischenmenschen auf den Wert ihrer Selbstgefühle, um einen eigenständigen und doch allgemein gültigen Selbstwert, einen unauflösbaren Konflikt zwischen sich und anderen. In ihren hierbei immer allgemeiner werdenden Geltungsbedürfnissen entstehen bizarre Formen der Selbstbehauptung, in denen sich zwangsläufig ein Lebensverhältnis zwischen Missachtung und Selbstachtung verfestigt und formatiert, das eine Selbstsicherheit in symbiotischer Selbstbehauptung gewährt, die nicht von dieser Welt ist, Unwirklichkeit schlechthin, entwirklichte Wirklichkeit ist. Die zwischenmenschliche Beziehung hierüber macht die Menschen zwangsläufig verrückt, sind sie doch einerseits wirkliche Menschen als Subjekte ihres Verhaltens und zugleich Objekte ihrer Verhältnisse (siehe bürgerliches Subjekt). Sobald in den zwischenmenschliches Verhältnissen der Menschen die Selbstbeziehung ihrer Verrücktheit überwunden, diese nun auch wirklich objektiv, also kulturell veräußert ist, können sie für sich selbst vollständig selbstlos auftreten. Um sich über ihr zwischenmenschliches Verhältnis als eine objektive Persönlichkeit der Kultur zu gewinnen, sich also selbst aus ihrer objektiven Selbstveräußerung im Ganzen zu bilden und zu entwickeln. Was sie in ihrer Selbstentfremdung noch im Verhältnis zu sich in ihren Verrücktheiten wahr hatten, gerät nun außer sich. Damit eine solche Selbstlosigkeit gelingen kann, müssen darin alle menschlichen Äußerungen versammelt, ihr zwischenmenschliches und kulturelles Verhältnis überhaupt objektiv existent sein, um von allen, also allgemein genutzt und vernutzt zu werden, in seiner Nützlichkeit für andere sich selbst zu entäußern. Doch in solchem Nutzen verliert sich jeder Sinn im Verbrauch. Er wird durch beliebige Einverleibungen konsumiert. In seiner Objektivität kehrt sich seine subjektive Beziehung allerdings um wird zu einer allgemeinen "Beziehungsfalle". Weil ihr Sinn außer sich geraten ist entsteht eine Scheinwelt zwischenmenschlicher Beziehungen der Menschen, die nicht mehr wissen können, auf wen oder was sie sich wirklich beziehen können. Ihre Verrücktheit mag überwunden sein, nicht aber ihre Lebensangst, die ihnen durch die mit der objektivierten Selbstwahrnehmung ihrer Kultur immer noch nötigen erzieherischen Beziehung jede Gewissheit entzieht. Die Menschen verallgemeinern daher ihre Lebensangst in sich selbst zu einer zwischenmenschlichen Persönlichkeit, die sie im Einzelnen hiervon befreit und ihre Verrücktheiten durch die Vernunft eines selbstlosen Subjekts bändigt. Die Selbstwahrnehmung, die zur Selbstentfremdung geworden war, kommt damit zu einer Gesellschaft, in der sich alle zwar fremd sind, zugleich aber sich über die kulturellen Rollen ihrer politischen Kultur zusammenfinden, einen kultivierten Gemeinsinn finden, in welchem alle zwischenmenschlichen Beziehungen zum gemeinschaftlichen Verhältnis einer Zwischenmenschlichkeit werden, in der sie sich wechselseitig als kulturelle Persönlichkeit empfinden und in ihren nun selbstlosen Selbstgefühlen bestätigen und bestärken können. Was die Mensch in ihrer Selbstlosigkeit aufeinander beziehen ist nur noch das, was sie von einander wahrhaben, was sie nicht mehr empfinden, wohl aber als Mittel ihrer Beziehungen nutzen: Tote Wahrnehmung. Tote Wahrnehmung ist eine gleichgültige, eine selbstlose Wahrnehmung, die immer schon außer sich ist, bevor sie zu sich kommen kann. Von daher bestimmt das Vergangene, die Erinnerung, selbst schon ihre Wahrheit. Ihre Urteile ergehen aus einem "Gebälk von Begriffen" (Friedrich Nietzsche) in ästhetischen Strukturen, die sie vor allem vor Verunsicherung schützen, eine abwesende Wahrheit verteidigen, durch die ihre Wahrnehmung als Ganzes über sich selbst verfügt (siehe Selbstwahrnehmung), ihren Sinn allerdings in der Vernutzung der Wahrnehmung überhaupt zusammenfallen lässt und ihren Zusammenhang nun vor allem zusammenhalten muss (siehe hierzu auch Kontrollbedürfnis). Tote Wahrnehmung ist selbstlose, und daher unterschiedslose Wahrnehmung, objektive Wahrnehmung, die nurmehr Eindrücke für wahr zu haben versteht, weil sie alles nur für sich selbst, für ihre Selbstgefühle wahrhaben kann und sich hieraus auch bestimmt. Was die Empfindungen noch im Unterschied erkennen, wird von ihr schon aus Gewohnheit ausgeglichen, bevor ihre Wahrheit genommen werden kann. Die Langeweile, die ihre Unterschiedslosigkeit mit sich bringt, verlangt eine Welt voller Ereignisse (siehe Eventkultur), deren Erleben keinen Lebensausdruck mehr vermittelt, sondern vor allem Gefühle bedient, die keine Empfindungen mehr nötig, sich ihrer Geschichte entzogen haben, Von da her sucht solche Wahrnehmung unentwegt nach Erlebnissen, durch die sie sich beeindrucken lässt und konsumiert alles, was sie anreizt, was überhaupt durch die Wirkung auf ihre Wahrnehmung eindrucksvoll erscheint (siehe hierzu auch Kulturkonsum), ganz gleich, was sich darin ausdrückt und mitteilt. Selbstlosigkeit entspringt einer Subjektivität, die sich objektiv negiert, um sich subjektiv zu finden und darin ihre Wahrheit außer sich zu empfinden (siehe Selbstempfindung). Es ist eine gegen ihre Selbstwahrnehmung pervertierte Selbsttäuschung (siehe Verkehrung), aus der ein Kultursubjekt (siehe hierzu auch bürgerlich Subjekt) aus seiner Selbstverneinung gewonnen wird. Selbstlosigkeit behauptet sich altruistisch als Objekt in Beziehungen, denen es dienstbar ist, weil die Menschen darin selbst objektiv für sich sein können, für sich einen Selbstwert durch andere, also ohne Bezug auf sich wahrhaben. Selbstlosigkeit betreibt eine ausschließliche Selbstverwertung durch einen Wert außer sich, durch Selbstaufopferung für ein überwertiges Menschsein, für die Formation einer Übermenschlichkeit in einer heilen Welt, die sich gegen ihr Unheil ins Verhältnis gesetzt hat. Sie ist von daher zugleich die Selbstverfassung von Menschen in einer Welt von Objekt-Objekt-Beziehungen, in zwischenmenschlichen Verhältnissen, worin sie sich allgemein als Objekte begegnen, in denen das Geltungsstreben der Selbstgefühle allgemein konstitutiv ist, allgemein für Verhältnisse, in denen sich Menschen nur im Ausschluss aufeinander beziehen, sich also ausschließlich für sich in ihren objektiven Selbstgefühlen vereinen. Wer selbstlos ist, muss hart gegen sich und andere sein. Es ist der Antrieb des bürgerlichen Subjekts schlechthin, die Notwendigkeit seines Konkurrenzverhaltens, durch Selbstlosigkeit den optimalen Gewinn aus seiner objektiven Lage zu beziehen, das aneignen zu können, was ihm am meisten nützt. Natürlich muss es hierfür auch selbst nützlich sein, und das nicht nur bezogen auf seine Tätigkeit, sondern auch auf seine zwischenmenschliche Kultur. Selbstlosigkeit ist die Beziehungsform, in der sich jeder zurücknimmt, um außer sich in Beziehung zu sein, um in Verhältnissen von Objekt-Objekt-Beziehungen optimal zu existieren, auch wenn solche Selbstentfremdung letztlich verrückt macht. Ein Mensch kann nicht ohne sich selbst sein. Das ist trivial. Was aber kann dann Selbstlosigkeit meinen, wie kann sie überhaupt kulturell wirksam werden, wo doch die ganze bürgerliche Kultur auf Selbstbezogenheiten gründet? Das setzt ein Selbst voraus, das sich zugleich ausschließen kann. Eigentlich ein Widersinn. Doch der Widersinn hat Methode. Er ist nicht einfach eine der vielen Ideologien, sondern ein Verhältnis, worin die Selbstverlegung allgemein tätig ist, wo sie bewirkt, dass sie ohne eigene Substanz sich fremde Inhalte aneignet. Selbstlosigkeit wäre ohne dies eine Gedankenabstraktion, ein bloßes Ideal der Selbstveredelung (siehe auch Idealismus). Ein "Selbst" oder auch "Ich" gibt es zwar als Abstraktion aus den zwischenmenschlichen Verhältnissen der Privatpersonen, als ihr abstrakt Allgemeines, in Wahrheit aber nicht als ein Wesen des Menschen überhaupt. Doch mit der Tätigkeit in einer zwischenmenschlichen Beziehung wird es ausschließlich durch Selbstverlegung, zu einem für sich tatsächlich ausschließliches Selbst, das Medium einer Selbsttäuschung. Sie gründet auf der Ausgeschlossenheit, der Abwesenheit einer über die Wahrnehmung erhabenen Selbstbeziehung, die nichts anderes hinterlassen kann als eine Selbstlosigkeit, als eine Wahrnehmungsform, die sich durch Altruismus auszeichnet. Von daher wird Egoismus gerade dort am heftigsten kritisiert, wo er existenziell bestimmend ist (siehe hierzu auch Geldbesitz). Selbstlosigkeit erscheint demnach oft erst mal als Wert zur Verwirklichung einer zwischenmenschlichen Beziehung, die über die Egozentrik der bürgerlichen Persönlichkeiten hinausweist, sie durch ein "besseres Menschsein" praktisch aufhebt, zumindest kritisiert. In der christlichen Religion ist es z.B. das Gebot der Nächstenliebe ("Liebe deinen Nächsten wie dich selbst"), die zwar eine Selbstbeziehung noch als Maßstab hernimmt, zugleich aber auch dessen Wechselseitigkeit einfordert. Selbstlosigkeit ist demnach für eine gute Selbstbeziehung in ihrem Sinn notwendig - so wie etwa auch die "Solidarität" der Warenhändler auf den Märkten, die gemeinschaftlich immerhin die Grundlagen ihrer Werte und Bewertungen zu verteidigen haben. Selbstlosigkeit soll zum einen individuelle Willkür überwinden, zum anderen aber im Wesentlichen ihre Selbstbeziehung schlechthin auflösen, die sie als Gefahr für ihre Werte erkennt, weil sie diese immer notwendig relativiert. Radikalisiert gegen individuelle Selbstbestimmung wird sie in sektenförmigen Religionen eingefordert und damit zur unabdingbaren Grundlage einer Selbstverleugnung formatiert (siehe Formbestimmung). Jeder Totalitarismus fordert daher Selbstlosigkeit als Bündnis eines Gemeinschaftswesens ein (siehe auch Gemeinsinn), das die Individualität der Menschen gänzlich aufheben soll. Es verlangt damit die Bestimmung des menschlichen Lebens durch eine über dieses erhabene Gemeinschaft, einer sie bestimmenden Kultur, Nation oder Gesellschaft. Selbstlosigkeit wird so zum Maß einer aufgezwungenen Selbstentfremdung, die unentwegt ein abstraktes Anderssein durch Erfüllung einer Lebenspflicht einklagt. Selbstlosigkeit ist eine Form der Selbstbeziehung, in welcher das Eigene nur in Anderem besteht, also eine Form der Selbstverleugnung als negierte Egozentrik ist, z.B. als Altruismus, Fürsorglichkeit, Erziehung. Dabei impliziert eine Beziehung aus Selbstlosigkeit immer die Einverleibung von anderem, das aber nur abstrakt wahrgenommen wird. Durch die Abstraktion von jedem inhaltlichen Bezug wird es in seiner Anwesenheit idealisiert zu einer Beziehungsmacht, die durch Selbstlosigkeit verwirklicht wird. Die Unterwerfung dient als Mittel eines ebenso abstrakten Selbstgewinns (siehe auch Masochismus), der allein aus einer Selbstvergegenwärtigung von Idealisierungen bezogen wird, also auch eine Art von Selbstüberhebung ist, die eine symbiotische Selbstbehauptung totalisiert. | ![]() | |