In den Notwendigkeiten der Selbstverwertung, in der Vereinzelung des einzelnen Menschen, der ohne Geld in einer Kultur des Geldes (siehe Kritik der politischen Kultur) ausschließlich in zwischenmenschlichen Verhältnissen sich gesellschaftlich vergegenwärtigt, entsteht ein Drang zur Selbstvergegenwärtigung, ein Geltungsstreben in den zwischenmenschlichen Beziehungen seiner Selbstverwertung, in denen er sich ohne die Anderen nichtig empfindet, sich minderwertig fühlt. Sein Verhalten zu den Anderen verlangt eine Rücksicht auf deren Abhängigkeiten in den Institutionen ihrer Kultur, ihrer Religion, ihrer Familie, ihrer Bildung usw. Darin gestaltet der Einzelne sein zwischenmenschliches Dasein durch die Vergegenwärtigung einer Selbstwertigkeit. die er aus den Selbstwahrnehmungen in seiner Kultur bezieht und entwickelt sich gesellschaftlich durch die Selbstoptimierung seiner Persönlichkeit (siehe auch Selbstveredelung). In bildungsbürgerlichen Lebensverhältnissen herrscht der Selbstwert durch das Prinzip der Selbstoptimierung ganz allgemein, durch das sich die Bürger gegen die Anfeindungen von Missempfindungen um sich und ihre Gesundheit bemühen und sich unmittelbar – also ohne irgendeine Vermittlung – in Stimmung bringen. Weil die Selbstwahrnehmung sich in der Masse der Gefühle ihrer Scheinwelt (siehe auch Massengefühl) nicht mehr begreifen lässt, weil sich nicht mehr erkennen lässt, was im Geltungsstreben der Selbstverwertung Schein und Sein (siehe auch Wesen) unterscheidet, ist in solchen Verhältnissen nicht zu erkennen, was an und in ihrer Wirklichkeit nicht stimmt, was in den darin verwirklichten zwischenmenschlichen Verhältnissen nicht mehr empfunden werden kann, was also darin nicht wahr ist (siehe hierzu auch tote Wahrnehmung). Der Selbstwert betreibt durch seine Selbstoptimierung nurmehr einen Reflex gegen die Ausbreitung eines allgemeinen geistigen und körperlichen Unheils, dessen Grund in ihrer isolierten Selbstwahrnehmung, in ihrer monadischen Einzelheit, in der Kultur ihrer gesellschaftlichen Vereinzelung verborgen ist (siehe Lebensbergung), sodass sie nur noch am Unvermögen ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen wahrhaben und verspüren, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihre erregten Selbstgefühle zwischenmenschlich zu befrieden. Es entwickeln sich die Verhältnisse der wechselseitigen Selbstoptimierung zwangsläufig zu einem Verhältnis der allgemeinen Anmaßung eines Kulturbürgertums. Die Verhältnisse der Selbstverwertung erzeugen in ihren bildungsbürgerlichen Lebenswelten Konkurrenzen, die ihre zwischenmenschlichen Beziehungen belasten, weil sie dort an ihre Grenze stoßen: An den Selbstverlust durch die selbstlose Aneignung über eine abstrakte Wahrnmehmung fremder Gewohnheiten, Sitten, Kulte usw. - ganz allgemein durch die Überforderung des Vermögens ihrer Selbstbehauptung. Sie können sich dann nicht mehr selbst gerecht werden und leiden an Minderwertigkeitsgefühlen, die sie durch Optimierung ihrer Selbstverwertung durch einen Antrieb zur Besonderung ihrer Fähigkeiten und Eigenschaften zu beherrschen suchen. Dieser Trieb treibt an zu einer entrückten Wahrnehmungsidentität (siehe auch Verrücktheit), der sie aus der Friedlichkeit ihrer Kultur herauskatapultiert. Die Massenmedien der Kultur stellen allerlei Mittel zur Verfügung (siehe auch Tittytainment), durch die sie den Irrationaismus ihrer Scheinwelt auf einem höheren Niveau ihrer Selbstwahrnehmung (z.B. durch Computerspiele, Leistungssport, Veranstaltungen, Selbstdarstellungen, Suchtverhalten usw.) befrieden können. |
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