Selbstverständlich ist, was sich von selbst verstehen lässt, was allein schon in seiner bloßen Anwessenheit, also durch sich selbst evident ist. Von daher ist es unbegründet und frei von jeder Bedingung anzusehen. Aber das meint nicht, dass es auch wirklich ohne Grund ist. Es ist lediglich in dieser Beziehung (noch) nicht als etwas anderes zu verstehen - z.B. weil sich in einer Scheinwelt viele in ihren Selbstgefühlen als Gleiche verstehen können, obwohl sie in ihren Empfindungen höchst verschieden sind (siehe auch Ästhetik). Selbstverständlichkeiten entsprechen einem Selbstverständnis daher nur in soweit, wie sie zu dessen Besitzstand gehören, z.B. als dessen Gewohnheit verstanden werden können. Von daher kann jede Gegebenheit, die nicht bezweifelt wird, als eine im Allgemeinen selbstverständliche Tatsache gelten (siehe auch Geltung). Selbstverständlichkeit ist also eine subjektive Dafürhaltung zu einzelnen Gegebenheiten, weil sie noch unbezweifelt sind, weil also ihre Gegenständlichkeit zwar unbenommen, aber doch auch nicht objektiv erwiesen, also nicht als Objekt einer Beziehung, nicht in einer objektiven Beziehung zu Subjekten erkannt ist. So ist z.B. mit der Selbstevidenz des Menschen, wie sie von Descartes formuliert war ("Ich denke, also bin ich"), durchaus eine Selbstverständlichkeit artikuliert, nicht aber das Sein eines denkenden Menschen, zu welchem z.B. auch Selbstzweifel gehören kann (siehe auch Dialektik). In Bezug auf Gegenständlichkeit ist eine Selbstverständlichkeit lediglich die Behauptung einer Gewissheit in der Anschauung. Die Theorie des Selbstverständlichen als Möglichkeit seiner Bezweiflung ohne die Notwendigkeit des Zweifels durch bloße Selbstbehauptung vermittelst entsprechender Hypothesenbildung zu haben, ist der Positivismus (siehe hierzu auch Hermeneutischer Zirkel). | ![]() |