"Wie erst die Musik den musikalischen Sinn des Menschen erweckt, wie für das unmusikalische Ohr die schönste Musik keinen Sinn hat, [kein] Gegenstand ist, weil mein Gegenstand nur die Bestätigung einer meiner Wesenskräfte sein kann, also nur so für mich sein kann, wie meine Wesenskraft als subjektive Fähigkeit für sich ist, weil der Sinn eines Gegenstandes für mich (nur Sinn für einen ihm entsprechenden Sinn hat) grade so weit geht, als mein Sinn geht, darum sind die Sinne des gesellschaftlichen Menschen andre Sinne wie die des ungesellschaftlichen; erst durch den gegenständlich entfalteten Reichtum des menschlichen Wesens wird der Reichtum der subjektiven menschlichen Sinnlichkeit, wird ein musikalisches Ohr, ein Auge für die Schönheit der Form, kurz, werden erst menschlicher Genüsse fähige Sinne, Sinne, welche als menschliche Wesenskräfte sich bestätigen, teils erst ausgebildet, teils erst erzeugt. Denn nicht nur die 5 Sinne, sondern auch die sogenannten geistigen Sinne, die praktischen Sinne (Wille, Liebe etc.), mit einem Wort der menschliche Sinn, die Menschlichkeit der Sinne wird erst durch das Dasein seines Gegenstandes, durch die vermenschlichte Natur. Die Bildung der 5 Sinne ist eine Arbeit der ganzen bisherigen Weltgeschichte." (MEW 40 S. 541f). Sinnlichkeit ist ein Begriff für körperliche Wirklichkeitsformen, für körperliche Beziehung, die ihren Sinn hat, wo sie begeistert, also Geist für ein sinnliches Sein in der Beziehung auf anderes ist, für eine begeisterte Körperlichkeit der Tätigkeit und der Wahrnehmung, des Schaffens, des Fühlens, des Denkens, des Genießens usw. "Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit eingerechnet) ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als sinnlich menschliche Tätigkeit, Praxis; nicht subjektiv. Daher die tätige Seite abstrakt im Gegensatz zu dem Materialismus vom dem Idealismus - der natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit als solche nicht kennt - entwickelt." (Karl Marx, Thesen über Feuerbach, MEW 3, Seite 5) Sinnlickeit kennzeichnet die lebenursprünglichste Beziehung, welche sich in der Beziehung der Organismen innerhalb ihrer Natur vermitttelst ihrer Naturempfindung und ihrer natürlichen Intelligenz herausgebildet hatte und in der Bildung menschlichen Reichtums ihre Gegenständlichkeit als menschliche Naturmacht erfährt. Deren Sinnbildung selbst ist Leben als Prozess, Naturgeschichte der menschlichen Sinnlichkeit. Diese Geschichte ist immer auch materiell, weil Sinn selbst nur als Verh�ltnis zu seiner Materie besteht, als Verhalten von lebender zu toter Materie. Daher ist Sinn nicht zu unterscheiden in Organ und Bedeutung; wo ein Sinn f�r etwas ist (z.B. Sinn f�r Holz, Musik, Natur usw.), da sind unmittelbar auch die Sinne mit den entsprechenden Organen hierf�r t�tig (siehe Empfindung und Gef�hl); wo der Sinn tot ist, gibt es auch keine Sinnest�tigkeit und keinen Sinn f�r etwas. Das Lebende bezieht sich mit seinen Sinnen erkennend auf das Tote, bildet sich in der Kenntnis hiervon, nimmt es auf und st�sst es ab und wei� dies �u�ere zugleich in sich. Dass das Lebende das Tote kennt und dass dessen Erkenntnis grundlegend ist, zeigt sich an den urt�mlichsten und einfachsten Verh�ltnissen des Stoffwechsels und der Assimilation. Die F�higkeit, Stoffe f�r sich ad�quat aufzunehmen und zu verdauen, macht den ersten Sinn in der Natur f�r die Natur aus. Auch die Nervenzellen verfahren �hnlich, wenn sie sich ein Bild von ihrer Umwelt machen und sogar in der Lage sind, diese �ber das Blut zur eigenen Gestalt zu bringen, z.B. in den Tarnfarben, die Tiere aus ihrer Umgebung beziehen und erzeugen k�nnen. Schon Hegels System der Sensibilit�t hat diesen Gedanken aufgenommen, als er das Nerven-, das Blut- und das Verdauungssystem als Total�t der nat�rlichen Gestalt auffasste, und diese schon im pflanzlichen Sinn wusste (Hegel, Enzyklop�die �354). Sinne haben sich in ihrer Evolutionsgeschichte im Sein und Grund ihrer Natur gebildet und sind somit immer auch materialisierte Geschichte (siehe historischer Materialismus) der menschlichen Sinnbildung. Der Mensch ist Natur, Wesen der Natur, das zugleich nicht Natur ist, indem er sich auch zu ihr verh�lt. Er verwirklicht Natur, indem er sich verwirklicht und er verh�lt sich zu seiner Natur, weil er Geist hat und sich f�r seine Natur begeistern kann. Wie jedes nat�rliche Wesen hat der Mensch Sinne, durch die er lebt, d.h. sich bewegen, fortpflanzen, regenerieren und seine Au�enwelt wahrnehmen kann. Sinn macht den Inhalt seiner Bed�rfnisse aus, das Verlangen, zu sich selbst zu kommen und Frieden zu finden. Sinne bilden dieses Verlangen aus ihren Beziehungen heraus, aus ihrem Wirken aufeinander zwischen den Menschen und auch in den Menschen selbst, wie sie als gesellschaftliche Naturwesen f�r sich sind und einander bed�rfen. Schon in den Tieren ist solche Gesellschaftlichkeit vorzufinden, wie sie am einfachsten im Geschlechtsverh�ltnis zu vermerken ist, aber auch in h�heren Formen der Lebensorganisation (z.B. als sogg. Herdentrieb, F�rsorge). Aber nur Menschen k�nnen aus diesem Verh�ltnis bewusst heraustreten, sich im Bewusstsein ihrer Gesellschaft zu einander verhalten, wissend und erkennend, dass sie nur durch andere sie selbst sind. Als dieses gesellschaftliche Naturwesen sind sie selbst unmittelbar Natur wie auch Nicht-Natur, Stofflichkeit eines menschlichen Lebensverh�ltnisses, das als Verh�ltnis der Menschen zu sich ebenso natürlich wie menschlich ist wie als Verh�ltnis zu anderen, einfache Wahrheit menschlichen Seins - das aber nicht die Wirklichkeit ihrer Natur (siehe Ontologie), nicht durch sie determiniert sein kann. Auch wenn die Natur des Lebens dem Menschen vorausgesetzt ist, so ist der Mensch dennoch nicht ihre bloße Verwirklichung (siehe die Kritik am dialektischen Materialismus). Die menschlichen Sinne sind menschliche Natur in der Einheit ihrer nat�rlichen Menschlichkeit, deren Dasein als nat�rliches Wesen in der �u�erung ihrer Natur als menschliche Naturmacht (siehe hierzu auch Kultur). Darin ist der Mensch eins mit sich und der Welt, auch wenn die Welt nicht mit ihm eins ist. In diesem Sinne ist die bisherige Geschichte des Menschen die "Naturgeschichte seiner Sinne" (Marx). Alles hat f�r einen Menschen Sinn, wof�r er Sinn hat. Aber auch wenn jeder Mensch Sinn hat, so ist nicht alles Sinnliche menschlich (siehe hierzu Evolution). | ![]() |