»Handle so, dass du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.« (Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1785, BA 67 "So wenig die Dampfmaschinen zu dämpfen sind, so wenig ist dies auch im Sittlichen möglich; die Lebhaftigkeit des Handels, das Durchrauschen des Papiergeldes, das Anschwellen der Schulden, um Schulden zu bezahlen, das alles sind die ungeheuern Elemente, auf die gegenwärtig ein junger Mann gesetzt ist." (Johann Wolfgang Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre, letzte Fassung 1829, Bd. 8, S. 313) Die so genannten "guten Sitten" sollen die bisherige Bräuche einer herrschenden Kultur bewahren und die Sitten einer Kulturgemeinschft als über die darin entstandenen Sitten einer herrschenden Kultur bewahren und als normativ als normativ gewordene Gewohnheiten der Bräuche, die zur Erhaltung einer bestimmten Zivilisation nötig zu sein scheinen. Innerhalb der politische Kultur ist Sitte ein ästhetisches Vorurteil des Kulturbürgertums über das, was als "schön und gut" in den zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Veremeinschaftung zu bewerten sei. Es wird auf diese Weise ganz einfach der Lebenswert eines gesellschaftlichen Verhältnisses der Selbstverwertung , das allen ästhetischen Verhältnissen als abstrakt allgemeines Gebot zugrunde liegt auf ihre einzelnen Beziehungen (siehe z.B. Gemeinde, Kultur, Subkultur, Sekte) übertragen. Sittlich ist dann das, was sich im Zugehörigen Dasein gehört (siehe auch Hörigkeit), indem es sich als ein gehorsames – weil sittliches – Verhalten im Verhältnis ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen bestimmen lässt. Wo sich darin und im Allgemeinen die Menschen durch ihre Lebensverhältnisse auf sich selbst beziehen (siehe Selbstbeziehung), solange sie nur in zwischenmenschlichen Beziehungen sich zueinander verhalten, müssen sie ihr Verhalten aus Gebotenheiten ihrer in Wirklichkeit abstrakten Beziehungen bestimmen. Doch gerade darin volllziehen sie blind das gesellschaftlich Notwendige, so sehr es ihnen auch verborgen sein mag. Was sich schickt oder schick ist, wird schnell zu einer Mode. Was man schon immer nötig hatte, der allgemeine Gebrauch, die Art und Weise der gebräuchlichen Selbstbeziehung wurde zum Brauchtum. Die Sitte ist aber sittlich nur durch das, was als gut gilt, was den Gewohnheiten der Kultur nötig ist, weil es die Güte der Kultur betrifft, Kulturgut ist. Bestimmend für die Sitte ist die Gewöhnung an die vorgefundenen Verhältnisse, an die Gegebenheiten der Kultur. Sie ist das für gut Befundene, das Gütesiegel, das als Güte der Lebensverhältnisse bewertete und ihrer Kultur angemessene allgemeine Verhalten eines Ganzen, das ethisch erforderlich ersscheint, um eine Kultur vor Nichtung und Niedergang zu bewahren. Von daher entspricht sie einerseits der Geschichte einer Kultur und bestimmt das Brauchtum durch ihre Ordnung und Anordnung zu einem Maß ihrer Verhältnisse, wie zugleich sich andererseits ihrer Vernunft entsprechend als Zusammenhang einer ungebrochenen Ganzheit vorzustellt, eines Heils, das aus der artigen Befolgung ihrer Güte resultieren würde. Von daher enthält die Sitte bereits die Bestimmung einer Art, wie sie auch in der Gesinnnung verlangt ist. Im Unterschied zur Ethik, welche sich konstitutiv bewertend und moralisch äußert, gilt als sittlich, was sich in die Gewohnheiten einer Kultur einfügt und diese als Hochkultur bestärkt, was im Allgemeinen einfach schön und gut ist. Als Reflex auf ein schlechtes Verhalten besteht sie daher meist auch nur aus der Gewohnheit und Bedeutung, welche die sinnlichen Verhältnisse der Menschen haben und bilden, ist ihr Gewissen, das ihrer Güte zum Durchsatz verhelfen soll und von daher wie von selbst eine heile Welt behauptet. Sittlichkeit bezieht sich daher weniger auf das soziale Verhalten als solches, sondern eher auf dessen Ästhetik. Allgemein ist sie die Formulierung einer kulturellen Artigkeit, die erst wirklich in einem ästhetischen Willen aufgeht, welchen eine Kultur ästhetisch herausgebildet hat und daran im kulturellen Verhältnis der Menschen deren Ausdruck und Verhalten vergewissert und bemisst. Sie bestimmt hierin den Spielraum und die Grenzen, wonach sich die Menschen in ihrem zwischenmenschlichen Verhalten ästhetisch ausrichten sollen, wo sie sittlich sind und wo nicht. Diese müssen dort sittlich sein, wo sie bestätigt sein müssen, wo es also keine andere Bestätigung für sie gibt (z.B. als Seele oder Wahrnehmung oder Gefühl usw.). Sitte funktioniert daher allgemein nur, wo Wahrnehmung nichts anderes als sich selbst wahrhat (siehe auch Logik der Kultur Teil 3c). Unsittliches Verhalten überschreitet daher meist auch die Grenzen dieses Wahrnehmungsverhältnisses und kann partiell durchaus die darin eingebundene Beschränkung der Erkenntnis aufheben und sie somit aus ihrer Unterwerfung durch die Gewohntheiten der Wahrnehmung befreien. | ![]() |