"Die Aufgabe des Sozialismus ... ist vielmehr nur die Übertragung der Produktionsmittel an die Produzenten als Gemeinbesitz. ... Der Sozialismus richtet sich ganz speziell gegen die Ausbeutung der Lohnarbeit." (F. Engels, Bauernfrage, MEW 22, 493) Nach Lenin sollte der Sozialismus eine Übergangsgesellschaft zum Kommunismus sein, in welcher die Arbeit noch das wesentliche Mittel des zur Entwicklung des Mehrprodukts über einen politischen Kader entschließen kann (siehe Leninismus), selbst schon Fortschritts ist und deshalb zunächst dem Kommando der Bourgoisie entwunden sein muss, um sich schließlich zu einem Verein freier Menschen (Kommunismus) sich entwickeln zu können. "Als wir ans Ufer kamen Und als wir ans Ufer kamen, Und saßen noch lang im Kahn, Da war es, dass wir den Himmel Am Schönsten im Wasser sah'n. Und durch den Birnbaum flogen, Paar Fischlein, das Flugzeug schwamm, Quer durch den See und zerschellte, Sachte am Weidenstamm Ja was wird aus unseren Träumen In diesem zerrissenen Land? Die Wunden wolln nicht zugehn Unter dem Dreckverband. Und was wird aus unseren Freunden, Und was noch aus Dir, aus mir? Ich möchte am liebsten weg sein Und bleibe am liebsten hier Ich möchte am liebsten weg sein Und bleibe am liebsten hier." "(Wolf Biermann, Das geht sein' sozialistischen Gang" https://www.youtube.com/watch?v=F3L5n9-NsfM&list=OLAK5uy_mqcjfGoKEiV_cK02rYE03Cyppcl8CRsl4 Der Begriff Sozialismus soll eine Gesellschaftsform bezeichnen, welche den Kapitalismus dadurch überwindet, dass das Mehrprodukt in dieser Gesellschaft nicht mehr privat angeeignet, sondern sozialisiert wird und die Reproduktion der Menschen als gesellschaftliche Voraussetzung und Selbstverständlichkeit gesellschaftlich gesichert, Lohnarbeit also überwunden sein soll. Die Reproduktion der Menschen sei darin sowohl einzelne wie unmittelbar auch gesellschaftliche Notwendigkeit, Ausgangspunkt und Ursprung der gesellschaftlichen Kraft, die nur aus der Notwendung der Reproduktion heraus sich zur freien Entwicklung des Mehrprodukts entschließen kann (siehe auch Freiheit). Sozialismus kann allerdings nur gelingen, wo die Notwendigkeiten der Reproduktion ihre Befreiung in der Gesellschaft erfahren. Sie müssen die Grundlagen durchsichtiger und konkreter Zusammenhänge der Menschen sein, die sich in ihrer Erfüllung sowohl für sich als Indivuduen, wie auch als gesellschaftliche Menschen entwickeln und bereichern. Eine sozialistische Gesellschaft verfügt dadurch über einen Reichtum, der zum einen die Reproduktion eines jeden Menschen (Individuum) in dieser Gesellschaft und zum anderen die gesellschaftliche Produktion des menschlichen Lebens dadurch garantieren soll, dass der Arbeitsaufwand hierfür gerecht verteilt wird und dass das Mehrprodukt zur Erweiterung der gesellschaftlichen Potenzen der Produktion und zur Verbesserung des Lebensstandards aller Menschen (auch als Vertragswirtschaft in der Beziehung zu anderen Ländern) verwendet wird. Die Lebensformen darin müssen die abstrakten gesellsschaftlichen Vermittlungen, vor allem die Geldbeziehungen, weitgehend überwunden haben, indem sie Geld lediglich als Zahlungsmittel in einem Sozialwesen gemeinschaftlich verwalten und kontrollieren und zugleich untereinander durchsichtige Arbeits- und Lebensbeziehungen eingehen können (siehe zum Beispiel freie Kooperationen). Das Mehrprodukt muss in seiner natürlichen wie geldwerten Form im Maße der Erweiterung der Reproduktion (höherer Lebensstandard) und des Arbeitsvermögens (Produktionsmittel) auf die Menschen und ihre Gruppierungen zurückkommen. Um einen Kreislauf zwischen Reproduktion und Produktion des gesellschaflichen Reichtums zu gewähren, soll ein sozialistischer Staat fungieren, in welchem das Mehrprodukt zusammengeschlosen und auf die Menschen zurückgeführt wird. Hierzu gibt es viele Vorstellungen von einem Einparteiensystem wie die "Diktatur des Proletariats", einer basisdemokratisch orientierten parlamentarischen Demokratie oder als eine Art staatliches Aktiensystem, welches die Menschen durch Steuerzahlungen, die sich am Mehrprodukt bemessen, zu Aktionären ihrer Gesellschaft machen. Der Staat habe dann als sein wesentlich ökonomisches Moment eine sozialistische Aktiengesellschaft unter der Kontrolle einer sozialistischen Demokratie zu verwalten. Nach Marx ist die Bedingung eines jeden Sozialismus die Überwindung selbstbezüglicher Aneignungsformen, also vornehmlich die Abschaffung des Privateigentums: "Wir haben gesehn, welche Bedeutung unter der Voraussetzung des Sozialismus die Reichheit der menschlichen Bedürfnisse und daher sowohl eine neue Weise der Produktion als auch ein neuer Gegenstand der Produktion hat. Neue Bestätigung der menschlichen Wesenskraft und neue Bereicherung des menschlichen Wesens. Innerhalb des Privateigentums die umgekehrte Bedeutung. Jeder Mensch spekuliert darauf, dem andern ein neues Bedürfnis zu schaffen, um ihn zu einem neuen Opfer zu zwingen, um ihn in eine neue Abhängigkeit zu versetzen und ihn zu einer neuen Weise des Genusses und damit des ökonomischen Ruins zu verleiten. Jeder sucht eine fremde Wesenskraft über den andern zu schaffen, um darin die Befriedigung seines eigenen eigennützigen Bedürfnisses zu finden." (Karl Marx in Ökonomisch-philosophische Manuskripte (1844) - (Marx-Engels-Werke Bd.40, S. 546 bis 547)) Marx beschreibt aber auch in seiner Kritik des Gothaer Programms die innere Unterwerfung der Menschen durch einen Sozialismus der "gerechten Arbeit" (siehe Verteilungsgerechtigkeit), der nach seiner Auffassung dem Schein einer Marktgerechtigkeit durch bloße Quantifizierung von Arbeitsmengen aufsitzt: "Womit wir es hier zu tun haben, ist eine kommunistische Gesellschaft, nicht wie sie sich auf ihrer eignen Grundlage entwickelt hat, sondern umgekehrt, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft hervorgeht, also in jeder Beziehung, ökonomisch, sittlich, geistig, noch behaftet ist mit den Muttermalen der alten Gesellschaft, aus deren Schoß sie herkommt. Demgemäß erhält der einzelne Produzent - nach den Abzügen - exakt zurück, was er ihr gibt. Was er ihr gegeben hat, ist sein individuelles Arbeitsquantum. Z.B. der gesellschaftliche Arbeitstag besteht aus der Summe der individuellen Arbeitsstunden. Die individuelle Arbeitszeit des einzelnen Produzenten ist der von ihm gelieferte Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags, sein Anteil daran. Er erhält von der Gesellschaft einen Schein, daß er soundso viel Arbeit geliefert (nach Abzug seiner Arbeit für die gemeinschaftlichen Fonds), und zieht mit diesem Schein aus dem gesellschaftlichen Vorrat von Konsumtionsmitteln soviel heraus, als gleich viel Arbeit kostet. Dasselbe Quantum Arbeit, das er der Gesellschaft in einer Form gegeben hat, erhält er in der andern zurück. Es herrscht hier offenbar dasselbe Prinzip, das den Warenaustausch regelt, soweit er Austausch Gleichwertiger ist. Inhalt und Form sind verändert, weil unter den veränderten Umständen niemand etwas geben kann außer seiner Arbeit und weil andrerseits nichts in das Eigentum der einzelnen übergehn kann außer individuellen Konsumtionsmitteln. Was aber die Verteilung der letzteren unter die einzelnen Produzenten betrifft, herrscht dasselbe Prinzip wie beim Austausch von Warenäquivalenten, es wird gleich viel Arbeit in einer Form gegen gleich viel Arbeit in einer andern ausgetauscht." (Karl Marx in Kritik des Gothaer Programms (1875) - Marx-Engels-Werke Bd.19, S. 18 bis 20) Marx schloss von daher schon in frühen Jahren die Produktion für den Warenmarkt in der sozialistischen Gesellschaft gänzlich aus: "Dieser Sozialismus ist die Permanenzerklärung der Revolution, die Klassendiktatur des Proletariats als notwendiger Durchgangspunkt zur Abschaffung der Klassenunterschiede überhaupt, zur Abschaffung sämtlicher Produktionsverhältnisse, worauf sie beruhen, zur Abschaffung sämtlicher gesellschaftlicher Beziehungen, die diesen Produktionsverhältnissen entsprechen, zur Umwälzung sämtlicher Ideen, die aus diesen gesellschaftlichen Beziehungen hervorgehen." (Karl Marx in Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848-1850 - Marx-Engels-Werke Bd.7, S. 89)) Die geschichtlichen Probleme mit dem Begriff Sozialismus lassen sich besonders am sogenannten Realsozialismus festmachen, wie er in Osteuropa und der UDSSR geherrscht hatte. Hierfür war die Staatstheorie Lenins tragend, dass der Staat die Mittel der "Befreiung der Arbeiterklasse" als Übergang in den Kommunismus verfügbar machen, also praktisch als deren Avantgarde wirken solle. Dass dies reiner Geschichtsoppurtunismus war, dem zudem ein geschichtsdeterministisches Weltbild zugrunde lag, hat sich inzwischen weitgehend gezeigt und erwiesen. Dies steht im vollen Widerspruch zur Marxschen Staatstheorie, welche die Kommune als Bildungsprozess eines wirklichen Gemeinwesens gegen den Staat stellt und ihre Entwicklung als Aufhebungsprozess des Staates begreift. Allgemein verstanden kann Sozialismus als eine föderalistische Demokratie mit der Stimme und Bestimmung aus der Lebensproduktion, dem Leben zwischen Bedürfnis und Arbeit, das Leben in der Kultivierung der Arbeit sein, worin sich Bedürfnis und Arbeit gegenseitig bedingen, bilden und aufheben, wie sie auch Entwicklung und Beschränkung durch einander sind. Geschichte ist damit ihr produktives Wechselwirken innerhalb der Kulturen und Gesellschaften und dieser wiederum im Weltzusammenhang. | ![]() |