"Als allgemeine Form des Reichtums steht [dem Geld] die ganze Welt der wirklichen Reichtümer gegenüber. Es ist die reine Abstraktion derselben, - daher so festgehalten bloße Einbildung. Wo der Reichtum in ganz materieller, handgreiflicher Form als solcher zu existieren scheint, hat er seine Existenz bloß in meinem Kopf, ist ein reines Hirngespinst. (Midas). Andrerseits, als materieller Repräsentant des allgemeinen Reichtums wird es bloß verwirklicht, indem es wieder in Zirkulation geworfen, gegen die einzelnen besondren Weisen des Reichtums verschwindet. In der Zirkulation bleibt es als Zirkulationsmittel; aber für das aufhäufende Individuum geht es verloren, und dies Verschwinden ist die einzig mögliche Weise, es als Reichtum zu versichern. Die Auflösung des Aufgespeicherten in einzelnen Genüssen ist seine Verwirklichung. Es kann nun wieder von andren einzelnen aufgespeichert werden, aber dann fängt derselbe Prozeß von neuem an. Ich kann sein Sein für mich nur wirklich setzen, indem ich es als bloßes Sein für andre hingebe. Will ich es festhalten, so verdunstet es unter der Hand in ein bloßes Gespenst des wirklichen Reichtums. Ferner: Das Vermehren desselben durch seine Aufhäufung, daß seine eigne Quantität das Maß seines Werts ist, zeigt sich wieder als falsch. Wenn die andren Reichtümer sich nicht aufhäufen, so verliert es selbst seinen Wert in dem Maß, in dem es aufgehäuft wird. Was als seine Vermehrung erscheint, ist in der Tat seine Abnahme. Seine Selbständigkeit ist nur Schein; seine Unabhängigkeit von der Zirkulation besteht nur in Rücksicht auf sie, als Abhängigkeit von ihr. Es gibt vor, allgemeine Ware zu sein, aber ihrer natürlichen Besonderheit wegen ist es wieder eine besondre Ware, deren Wert sowohl von Nachfrage und Zufuhr abhängt als er wechselt mit seinen spezifischen Produktionskosten. Und da es selbst in Gold und Silber sich inkarniert, wird es in jeder wirklichen Form einseitig; so daß, wenn das eine als Geld - das andre als besondre Ware und vice versa erscheint, und so jedes in beiden Bestimmungen erscheint. Als der absolut sichre, ganz von meiner Individualität unabhängige Reichtum, ist es zugleich als das mir ganz äußerliche, das absolut unsichre, das durch jeden Zufall von mir getrennt werden kann. Ebenso die ganz widersprechenden Bestimmungen desselben als Maß, Zirkulationsmittel, und Geld als solches. Endlich in der letzten Bestimmung widerspricht es sich noch, weil es den Wert als solchen repräsentieren soll; in der Tat aber nur ein identisches Quantum von veränderlichem Wert repräsentiert." (MEW 42, S. 160) Das gesellschaftliche Produkt oder Sozialprodukt ist die Vorstellung eines durch eine Gesellschaft hergestellten Gesamtprodukts. In Wirklichkeit existiert dieses allerdings nicht als ein identifizierbares Werk, das die Menschen erzeugt und zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse haben, als Reichtum ihrer Arbeitserzeugnisse und Bedürfnisse, - auch nicht als real vorhandenes Geldquantum, das den Wert einer produzierten Warenmenge darstellt und auch nicht als Wert von Kulturgütern oder Gemeingütern, die den Menschen in Stadt und Land zur Verfügung stehen, sondern als ein Geldvermögen, das sich allein aus dem Geldumsatz der Nationen ergibt, gleich, welche Gebrauchswerte und Aufwände aus Arbeit sich darin verkörpern. Jeder Reichtum, der in der kapitalistischen Gesellschaft erzeugt wird, erscheint als eine Ansammlung von Waren, als ein Vermögen an Warenwerten. Aber schon in dieser Form kann dieses nur aus vielfach zerteilter Artbeit entstanden sein, die sich als eine bloße Wertmenge darstellt. Schon als dieses Ganzes wäre dieses Vermögen daher nur abstrakt für die Menschen, eben nur Geld, an dem sich die Produkte bemessen lassen. Aber als "Sozialprodukt", das als Bruttoinlandsprodukt erfasst wird, ist es nicht mal das, sondern lediglich eine bilanzierte Geldmenge, eine Wertmase, die sich im Geldumsatz quantifizieren lässt, die sich als ein Mehr oder Weniger im Vergleich zu anderen Jahresumsätzen in der Bewegung von Finanzmasssen herausschält. Als diese Masse wird sie als Resultat einer Nationalwirtschaft, als Bilanz einer Währung aufgefasst und in deren bloßem Geldwert für wahr genommen, den sie zum Zeitpunkt eines Jahresabschlusses einnimmt. Die Finanzmanager sprechen zwar von Finanzprodukten, um ihrer Ideologie Ausdruck zu verleihen, dass ihr Geld arbeiten würde. Aber in dieser Bilanz kann es sich natürlich nicht um ein wirkliches Produkt handeln. Darin sind die Geldverhältnisse lediglich bilanziert, als Überschüsse und Verluste aus Finanzierungen aufgehäuft, also besonders auch die "Gewinne" der Banken und Börsen. Dennoch wird das Sozialprodukt - was immer es sei - auch von linken Theoretikern wie ein reales, weil geldwertiges Produkt behandelt. Aus der Vorstellung von einem derartigen "Gemeingut" wird dann schnell die Vorstellung eines Kuchens, der als gesellschaftliches Produkt auch zur Verteilung an die Gesellschaft anstünde, die lediglich mehr oder weniger "gerecht" vonstatten ginge (siehe Verteilungsgerechtigkeit). Doch schon an dieser Stelle wird eine solche Vorstellung absurd, da es sich bei dem Maß dieses „Kuchens“ um Geld als bloße Menge handelt, um eine Geldmenge, von der behauptet wird, sie würde dem Sachwert der produzierten Waren entsprechen, also ihr analoger Geldwert sein (siehe Maß der Werte). Aber für die Menschen verhalten sich die für den Konsum geeigneten Waren wertmäßig nur in der Preisform, also als eine konkrete Menge Geld, über die sie verfügen, um damit so oder so viel von dieser oder jener Ware erwerben zu können. Ihr verfügbares Wertmaß ist also schon durch eine Geldmenge bestimmt, wenn sie auf dem Markt eintreffen und per Angebot und Nachfrage die Preise ausmachen, die mit Geld einzulösen sind. Die Preisverhältnisse stellen zwar insgeamt einen Gesamtwert dar, aber lediglich als Zahlenvariante der im Einkauf und Verkauf bewegten Geldmenge, also der Tauschwerte. In diesem Gemenge erscheint zwar auch das Produkt statistisch als statische Menge, wie es aus einem Austausch der Produkte sowohl sachlich wie werthaltig zu bemessen ist, aber als Wertmaß wäre nur eine absolute Geldmenge verwendbar, wie sie sich aus der aufgewandten Arbeit real ermitteln müsste. Das so berechnete Sozialprodukt müsste also beides, Preis und Wert, zur Deckung bringen. Doch gerade dies ist nicht möglich, da Geld nur vergangene, also tote Arbeit darstellt, die durch lebendige Arbeit immer wieder ersetzt werden muss. Schon durch den Verbrauch der Produkte und durch die laufende Produktion kann Geld nicht seinen aktuellen Wert darstellen, sondern immer nur einen Wert, der durch die Produktion einerseits erzeugt und andererseits durch den Produktverkauf realisiert werden muss. Der Geldwert kann also nicht wie ein statisches Produkt vorhanden sein, weil er darin nicht realisiert ist und er kann sich nicht durch Preise realisieren, die jenseits der Arbeitsaufwände bestimmt blieben. Als Resultat der Produktion ist Geld etwas anderes als es als Vorschuss dür sie ist. Es ist qualitativ lediglich Besitz, also eine Verfügung über eine vergangene Wertmasse, die nur den Tauschwert oder Preis hat, zu welchem sie verkauft wird. Als Resultat der Produktion verliert Geld daher seinen Wert im Verbrauch, also der Konsumtion; als Vorschuss in die Produktion besteht es aus einem Recht an Privateigentum, das nominell als Wertmaß unbeschadet von seinem Wertschwund in die Produktion eingegeben wird. In der Warenwelt jenseits der Produktion ist Geld nur als Zahlungsmittel existent, also ein Mittel, den von der Arbeit erzeugten Wert auf die Produkte und die Menschen zu übertragen. Er erscheint hierbei in den Tauschwerten, also den Preisen, die im Einkauf oder Verkauf gehandelt werden, sowohl zum Lebenserhalt und der Erweiterung des Lebensstandards durch Güter des Bedarfs und der Entwicklung, als auch zur Bezahlung der Arbeit, die von Menschen geleistet wird und schließlich zum Einkauf von Produktionsmittel und Ressourcen. Die Warenform, in welcher die Arbeitsprodukte existieren, ist die Bedingung der Geldform, in welcher das Sozialprodukt erfasst wird. Ihr Wert stellt sich in Geld dar; dieses Geld setzt setzt aber umgekehrt voraus, dass bereits Waren produziert wurden, die seinen Wert ausmachen, dass es also den Warenmarkt in dopelter Form gibt, einmal aus vergangeren Arbeit in Geldform und einmal als Produktwelt frischer Waren, die beständig auf den Markt kommen müssen, um den Geldwert auch zu bestätigen und zu erhalten. Funktioniert dieser Markt nicht, weil z.B. der Warenabsatz oder die Produktion oder beides stockt, dann verliert auch das schon vorhandene Geld seinen Wert. Wertmäßig stellen Waren stellen aber sehr verschiedene Beziehungen dar: Einmal die Beziehung der Menschen zu ihrem Selbsterhalt und der Verbesserung ihres Lebensstandards, den sie sich durch ihre Arbeit verdienen müssen, dann die Erfordernisse der Produktion, also die Investitionen in Produktionsmittel und Rohstoffe und Dienstleistungen und schließlich als Produkte, die weder in den Bedarf eingehen, noch für die Arbeit verausgabt werden, also unbezahlte Arbeit darstellen. In dieser Form wird Geld als ein Wert aus der Arbeit herausgepresst, der Arbeit in Produktform ist, der aber nur Mehrwert hat und als dieser auf dem Finanzmarkt bewegt wird. Dieser Wert stellt tote Arbeit als Macht über die Preisbildung dar, indem er sie als Maß der Werte bestimmt und soweit beherrscht, wie der Geldmarkt durch die Produktion gedeckt wird. Seine Macht beruht darauf, dass er die anderen Werte bedrängt, indem er ihre Preise bestimmt und selbst nicht materiell in die Warenwelt zurückkommt, also nicht wirklich getauscht wird, sondern nurmehr politisch mächtig ist und sich als Verwertungsmacht allen Waren- und Produktionsverhältnissen überordnet. Es ensteht also nicht nur ein Mehrprodukt, das durch Waren auf den Markt kommt, die einen gesellschaftlichen Fortschritt darstellen, weil sie entweder als Produktionsmittel gebraucht werden oder das Leben der Menschen erleichtern, soweit die Bevölkerung in der Lage ist, dies durch ihren Lohn zu bezahlen, also als Arbeit bezahlt bekommen. Es entsteht auch ein Mehrprodukt aus unbezahlter Arbeit, das in einer Warenmenge auf den Märkten über den Verbrauch im bestehenden Lebensstandard hinauswächst. Der Wert dieser Menge erbringt ein Wertwachstum, das zeitweise auch den Geldwert wachsen lässt, ohne dass dieser als Zahlungsmittel fungiert. Dies ist ein Geldwert, der zwar aus der lebendigen Arbeit entsteht, die in Produkten zirkuliert, die aber nicht abverkauft werden können, weil die Löhne hierfür nicht ausreichen und die deshalb als reiner Mehrwert jenseits des durch Abkauf realisierbaren Mehrprodukts, also als unveräußerliche Verfügungsmacht kursieren und lediglich die Produkt- und Arbeitspreise bestimmen. Wert bleibt von da her als Geld erhalten, das seinen Wert nicht realisieren muss, weil es durch seine Funktion als Maßstab der Preise jetzt auch als Macht über die Preise existiert - und damit auch als Verfügungsmacht über die Preise der Lohnarbeit und ihrer Subsistenz. Letztlich ist Kapital das, was diese Macht darstellt. Gewonnen aus lebendiger Arbeit existiert es als Daseinsform toter Arbeit, die sukzessive ihren Wert verliert, soweit deren Produkte verbraucht werden und zugleich Wert dadurch gewinnt, dass sie die Wertauspressung bestimmt, indem sie ihre Preise beherrscht. Das Sozialprodukt, wenn es nur als Geld wahrgenommen wird, stellt nur verschwindend wenig an reellen Produkten dar, die meist nur entstehen, um verbraucht zu werden. Als Wertform eines unverbrauchten Mehrprodukts ist es lediglich Kapital, das als Wert existiert, indem es durch Aneignung unbezahlter Arbeit und als Bestimmungsverhältnis der Preise letztlich nur politisch als Geldmacht wirksam ist und als Ersatz eines Wertverlustes dient, also das Kapitalrisiko beherrscht. Die Bestandteile des Sozialprodukts nennt die politische Ökonomie • Variables Kapital: Das sind die zur Reproduktion und Entwicklung einer Gesellschaft nötigen Werte, wie sie in den Löhnen und Steuern verpreist sind; • Konstantes Kapital: Das sind die zum Werterhalt des Kapitals nötigen Mittel, funktionaler Wert der Produkte aus vergangener Produktion, der stetig in die Waren eingeht; • Mehrwert: Der Wert, der als politische Macht über die Preisverhältnisse bestimmt, also der Wert des verselbständigten Kapitals ist. Durch das Verständnis eines Gesamtprodukts, das wie eine Produktansammlung ununterschieden von ihrem Wert begriffen wird, entstand ein geläufiger Fehler in der linken Diskussion, weil damit eine Gleichsetzung des Mehrwerts mit dem Mehrprodukt, und also das Wertwachstum als Wirtschaftswachstum verstanden wird. Hierdurch erscheint Kapitalismus lediglich als eine ungerechte Verteilung des Sozialprodukts und gilt also als sozialdemokratisch reformierbar durch politische Einforderung von Gerechtigkeit in der Verteilung, die schon allein durch beständiges Mitsprache im Verhältnis der Lohnarbeit zum Kapital zu erreichen ist. Diese Auffassung hat auch darüber hinaus insgesamt zur fehlerhaften Analyse der Arbeiterbewegung geführt und verschleiert auch heute noch die Einsicht in die Zwangsläufigkeit der kapitalistischen Krise. Mit der Globalisierung hat sich das Sozialprodukt besonders dadurch verändert, dass die Waren- und Kapitalzirkulation nicht mehr national zu bemessen ist. Unsere Grundbedürfnisse nach Nahrung, Kleidung, Kommunikation, Unterhaltung usw. werden zu großen Teilen aus Waren befriedigt, die einem unglaublich schwer belasteten Lebensstandard entstammen, also ein internationales Auspressungsverhältnis darstellen. Von daher stellt unser "Sozialprodukt" vorwiegend nur dieses dar, das Produkt eines Exportweltmeisters, der durch seine Produkte die Preise fremder Güter beherrscht und seine Gewinne aus den Devisengeschäften zieht. Von daher ist das Sozialprodukt eigentlich auch nur noch global zu ermitteln (laut SPIEGEL 34/2011 bestand 2010 das Volumen der weltweiten Devisengeschäfte aus 955 Billionen Dollar, das weltweite Gesamtvolumen der nationalen Bruttoinlandsprodukte "nur" 63 Billionen Dollar). Im Geldwert kann nicht das wirkliche Sozialprodukt dargestellt werden, weil es real nur ein Teil hiervon ausmacht (etwa 5%), der Teil, der als reale Produkte und Leistungen existiert. Ginge es hiernach, so wäre die Differenz der Geldmystik zur Produktivität längst offenkundig: "Die soziale Macht, d.h. die vervielfachte Produktionskraft, die durch das in der Teilung der Arbeit bedingte Zusammenwirken der verschiedenen Individuen entsteht, erscheint diesen Individuen, weil das Zusammenwirken selbst nicht freiwillig, sondern naturwüchsig ist, nicht als ihre eigne, vereinte Macht, sondern als eine fremde, außer ihnen stehende Gewalt, von der sie nicht wissen woher und wohin, die sie also nicht mehr beherrschen können, die im Gegenteil nun eine eigentümliche, vom Wollen und Laufen der Menschen unabhängige, ja dies Wollen und Laufen erst dirigierende Reihenfolge von Phasen und Entwicklungsstufen durchläuft. | ![]() |