In kulturbürgerlichen Lebensverhältnissen herrscht das Prinzip der Selbstoptimierung, durch das sich die Bürger gegen die Anfeindungen von Missempfindungen um sich und ihre Gesundheit bemühen und in Stimmung bringen, weil die Selbstwahrnehmung in der Masse der Gefühle ihrer Scheinwelt (siehe auch Massengefühl) nicht mehr begreifen kann, nicht mehr erkennen kann, was Schein und Sein (siehe auch Wesen) unterscheidet, was also an ihrer Wirklichkeit nicht stimmt. Selbstoptimierung ist ein Reflex gegen die Ausbreitung eines allgemeinen geistigen und körperlichen Unheils, dessen Grund ihnen in ihrer isolierten Einzelheit, ihrer gesellschaftlichen Vereinzelung verborgen ist (siehe Lebensbergung), sodass sie nur noch am Unvermögen ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen wahrhaben und verspüren, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihre aufbrausenden Selbstgefühle zwischenmenschlich zu befrieden. Im ursprünglichen Wortsinn kommt Sport von Sporn und meint angespornte Körperleistung im Zweck eines Körperkults, der sich für ihm fremde Zwecke veräußert (z.B. Gesundheit, Gemeinschaftsleben, Ertüchtigung, seelische Reinhaltung oder Bereinigung, Hormonausschüttung usw.), und daher im Charakteer einer Sucht erlebt wird, indem das sich das Angespornte zum Äußersten bringt, zu einer veräußerten Körperlichkeit, die sich im und durch den Narzissmus des Sportlers und seiner Persönlichkeit gewinnt (siehe auch narzisstische Persönlichkeit). Durch die Sportveranstaltungen wird der Ansporn des Sports als persönliches Geltungsstreben allgemein befriedigt, indem es zum Maßstab eines Wettbewerbs in einer Kultur der Geltungsbedürfnisse wird. Im Jenseits einer allgemeinen Entsinnlichung bietet Sport innerhalb dieser Kultur zugleich eine Parallelwelt, in der ein allgemeiner Ansporn veranstaltet wird, um die sinnlichen Fäöhigkeiten in ihrer unmittelbar körperlichen Beziehung zumindest durch die Wahrnehmung anzuspornen, um sie gesellschaftlich erlebbar zu machen - und dies zugleich dem Konsumenten einer allgemeinen Selbstwahrnehmung als Massengefühl zuzuführen, die sich im Einzelnen schon als Selbstgefühl darin genügt und ausschließlich hierfür veranstaltet wird. Der sportgestäöhlte Körper wird hierdurch zu einer äösthetischen Figur, zum kulturellen Maßstab einer Gemeinschaft, die ihren Gemeinsinn in unzäöhligen Sportvereinen und Veranstaltungen kultiviert und schließlich in den Sportarenen sich mit den Interessen der Staatskultur identifiziert und so auch wesentlich bei deren Übergang in einen Kulturstaat tragend ist. Der individuelle Körper tritt in dessen Arenen als allgemeiner Körper auf, der dem Massengefühl des Narzissmus wie ein Volkskörper verfügbar erscheint, jedenfalls als Maßstab einer allgemeinen Gesinnung kulturmäöchtig wird. Sport entwickelt sich aus dem Spiel und will auch Spiel sein, das sich in strengster körperlicher Anstrengung äöußert. Aber damit wird er zum Medium einer Eventkultur, die es auf das Äußerste der Darstellung von Körper und Sinn absieht. Er verlangt eine äöußerste Selbstlosigkeit für einen Selbstgewinn in einer Kulturform der Macht und ist von daher ideal für die Darstellung der Körperform von einem Sinn, der Selbstwert bildet und zugleich über seine Sinnlichkeit hinweg nur körperlich wird, den Körper über seine Selbstwahrnehmung hinweg überhöht, seine Empfindung brüskiert, um seine Fäöhigkeiten zu kultivieren und diese als eigene Kultur in einem Regelwerk der Selbstverwertung zu veräöußern. Als Subjekt dieser Kultur ist der Sportler oder die Sportlerin nur relativ, in der Leistung für sich gegen andere zugleich von einem Maß der Selbstverwertung von Fäöhigkeiten objektiv bestimmt. Absolut für die Gesamtverwertung erscheint im Allgemeinen dann z.B. der Verein, die Lokalitäöt oder die Nation (siehe Kulturstaat). Was sich im einzelnen Selbstwert bildet ist hiergegen nur momenthaft. Entscheidend wird der Kult, die Arena und die darin formatierte Gemeinschaft. Tatsäöchlich bewäöhrt sich im Sport eine Geschicklichkeit, die in der Freizeit jenseits der Arbeitszeit als besondere Fäöhigkeit zwischenmenschliche Anerkennung einbringt, die im Unterschied zu einer sozialen Leistung als persönliche Leistung ausgezeichnet wird, oft auch als Leistung einer damit politisch bestimmten Persönlichkeit, einer Nation, die damit auch ihre kulturelle Selbstdarstellung bestäörkt (siehe auch Kulturstaat). Sport kann auch als Gruppenleistung (z.B. Fußball, Staffel) eigene Arten von Gemeinwesen stiften, die über die Geschicke der einzelnen Sportlerpersönlichkeiten vermittelt sind. Eine eigene unumstößliche Geschichte machen solche Persönlichkeiten und Gruppen in entsprechenden Tabellen (Meisterschaften, Bundesliga, Tennisweltbester usw.), in denen ihre erzielten Werte unmittelbar als geschichtsbildend Matrix einer Eventkultur erscheinen, zumindest für die Geschichte einer Tabelle. So ist die Welt des Sports oft eine alternative Welt, eine Subkultur der Freizeit, worin den Menschen eine Identität und Geschichte über ihre körperliche Leistung ermöglicht wird, die sie in ihrer Alltagswelt, in ihrer Familie oder in ihrer Arbeitszeit nicht erlangen können. Sport bestäötigt sich in seiner Bewertungsskala. Er soll als natürliche Betäötigung erscheinen und etwas erfüllen, was sonst nicht mehr existiert, was aber lediglich die körperliche Identitäöt eines durch diese Bewertung erstandene Selbstwert ist (siehe hierzu auch Körperfetischismus). Ziemlich schnell und einfach wird daher Sport auch mit Gesundheit in Beziehung gesetzt, so, als sei er hierfür notwendig. Für die Gesundheit mag Bewegung gut sein, nicht aber die Leistung, die der Ansporn abverlangt. Wesentlich für Sport ist die reine Sinneskraft, die im wirklichen Leben schon sehr aufgelöst, durch die abstrakten Beziehungen in der Gesellschaft desolat erscheint, schlicht unsinnlich. Schließlich hat Sport seine soziale Bedeutung in der Kultivierung dieser verselbstäöndigten Sinneskraft, indem er damit Gemeinschaft stiftet, wo sonst keine wäöre. Letztendlich befördert er unter all diesen Bestimmungen die Eingliederung und Bewertung von Persönlichkeiten, die durch sportliche Leistungen ihre emotionalen, sozialen und regenerativen Potenzen als ihre Lebenswerte in ihrer Sportsgemeinde bestätigt bekommen. Für sich ist keine der Bestimmungen, welche Sport begründen wollen, wahr. Unter Sportlern gibt es überdurchschnittlich hohe Krankheitsanfälligkeit, ein hohes Maß an antisozialen, egomanischen Orientierungen und einen ausgesprochenen Zynismus gegen sich und andere, um die Leistungsfähigkeit zu steigern (z.B. durch Doping). Es gibt sogar einige Krankheiten, die ausdrücklich dem Sport zugeschrieben werden wegen der Einseitigkeit der dort erforderlichen Bewegungen und Leistungen, zum Beispiel das "Sportlerherz" (ein übergroßes Herz, das anfällig für Aneurysmen ist) oder der "Tennisarm". Bleibt alleine übrig, dass Sport dem Ausgleich gegen die Einseitigkeiten von Bewegung und Sinn in den alltäglichen Wahrnehmungen dient - als eine Form des Erlebens, dem Anderssein im gewohnten Lebensprozess und konkret scheinenden Begnungen, welche sogar eine Art Sportgeschichte für die Sportsgemeinde zu entwickeln vermag. So meisterhaft die Geschicklichkeit und das Können des Sportlers sein mag, er begeistert vor allem durch seine außergewöhnlich scheinende Sinneskraft. Niemand muss auch nur annäöhernd sich damit identifizieren, kann er im Sportereignis frei als Event konsumieren, was dem Erleben und Selbsterleben durch die Gemeinschaft der Konsumenten der Sportkultur (siehe Kulturkonsum) allein in der Wahrnehmung geboten ist. Das Sportereignis selbst vermittelt durch seine Außergewöhnlichkeit Identitäöt in der Masse der Konsumenten und wird daher schnell zum Kult - besonders, wenn jenseits der Arena die Selbstwahrnehmung wenig Perspektive hat und von daher Selbstveredelung sucht. In Krisenzeiten, in denen die Perspektiven sich entleeren, wird der Kult in der Arena besonders hochwertig für das Selbstgefühl der Konsumenten. Sie geraten leicht außer sich, wenn das Außergewöhnliche ihre Leere veredelt und der Kult selbst schon das Außersichsein der Masse zur allgemeinen Selbstbestäörkung in der Kumpanei der in Wirklichkeit einander gleichgültigen Menschen verselbstäöndigt. Im Sport ist der Körper ja auch wirklich außer sich, gegen sein wirkliches Leben bestimmt. Im öffentlichen Sport werden vor allem Leistungswerte erzielt, die Sieger und Besiegte scheiden, die durch eine Bewertung entschieden wird, welche durch Zahlen für Kraft, Geschick und Zeiit bestimmt sind (z.B. Hundertstel Sekunde im Wettlauf, Gramm im Heben und Werfen, Schläge und Niederschläge im Boxen), die nur das bemessen, was im Sport zählt: Leistung absolut. Darin konkurrieren sowohl SportlerInnen, Sportsfreunde und Zuschauer, die sich auf diese Weise die Teilnahme an Siegen und Niederlagen ermöglichen. In ihrer Sportsgemeinschaft versammeln sich immer relative Sieger, - relativ, weil sie auch hie und da verlieren, aber potenziell immer Sieger, weil der Sieg der absolute Zweck ihres Zusammenseins ist. Ihre Sportlerehre hat zwar nötig, zu begreifen, was schiefgegangen ist, wo nicht gesiegt wurde, aber bliebe es beim Verlieren, so würde die Gemeinschaft absterben. Sport ist somit das kulturell fortgesetzte Bewertungsprinzip, welches die Menschen antreiben und gegeneinander konkurrieren lässt, damit sie jenseits der Siege und Niederlagen in ihren wirklichen Lebensbedingungen an einem sehr ernsten Spiel hierzu in irgendeiner Form teilnehmen können. Hier bemisst der Sieg das persönliche Geschick als Persönlichkeit und die Gemeinschaft als Zuträgerin der Geschicke, die für Sportleistung zählen. Im wirklichen Leben spielt es keine Rolle, wenn sich die Leistung im Skifahren, Schwimmen oder Rennen um eine Hundertstelsekunde unterscheidet. Auch ist die Torproduktion der Kicker in ihren Unterschieden eher durch die Tagesform oder die Publicity bestimmt, als durch gesellschaftlich notwendige Fähigkeiten. Der Sport ist eine Welt für sich, in der vor allem Ranglisten der besonderen Leistung und Geschicklichkeit zählen, durch welche Sportlerpersönlichkeit entstehen, die sich als solche in den Medien auch erleben und dort wieder ihr scheinbar unmittelbares Menschsein promenieren dürfen. Sport ist vor allem auch Teil der nationalen Medienkultur, die sich in ihrer Position international deutlich unterscheidet und besondert. Im Sport aber entsteht im Leben der Menschen auch ein Inhalt, der gegen die gewöhnliche Lebenserfahrung deutlich kontrastiert. "Zirkus und Spiele" waren schon immer das Konzept, die Leute bei Laune zu halten, wenn Gesellschaft und Staat nicht mehr weiterkommen. Im Loch der öffentlichen Geschichte ist Sport absolut nötig, um die Menschen am Nabel der Sportgeschichte noch zusammen zu halten, ihnen gesellschaftliche Geschichte, oft auch Nationalismus vorzuführen. "Brot und Spiele" erbringen gerade dort Begeisterung, wo eigenlich nicht mehr zu Spaßen ist. Die ist neuerdings mit dem Begriff Tittytainment formuliert worden. Im Sport spielt das wirkliche Leben als Negativ seines Interesses lebhaft mit. Im Sport entsteht nämlich eine wirkliche Geschichte, die es sonst nicht mehr gibt, eine Geschichte von vergemeinschafteter Körperlichkeit. Persönliche Leistungen als Referenzen für Vereine uind Nationen scheinen die Welt zu bewegen und die Welt bewegt sich um sie. Ob es die Listen der Bundesliga sind oder die Punkte im Tennis oder die Weltrangliste der BoxerInnen: Überall stehen die Bewertung der Körperleistung zum Maßstab menschlicher Personifikation, der Persönlichkeit von Muskelkraft und Geschick zugleich für das Geschick einer Gemeinschaft, die in keinem Wertmaßstab des Alltags sich darstellen lässt, weil dort alleine die gesellschaftlich durchschnittliche Kraft pro Zeit, die menschliche Arbeitszeit im Wertmaßstab bestimmend ist. Im Sport geht es nicht um die wirklichen Körper der Menschen, sondern um die idealisierten, um die in besonderem Trieb verselbständigten Körper. Der Sport betreibt die Tätigkeit des veräußertren Körpers, der abstrakten Körperveräußerung überhaupt (siehe abstrakt menschlicher Sinn). Der Sport wird darin zu einer Körperertüchtigung, die nicht die Grenzen der wirklichen Körper erweitern will, sondern die Grenzen einer Gesellschaft, die Überwindung ihrer Entfremdung durch die Veranstaltung von ertüchtigter und oft auch gezüchteter Körperleistung. Der Sport wird zur paradoxen Lebensgeschichte, zu einer Geschichte des Lebens, das außer Rand und Band ist und den Sinn erfüllen muss, den das Leben einer Gesellschaft oder Nation für sich nicht mehr hat, aber in der Sportsgemeinschaft als neuen Lebenszusammenhang findet. Dort entsteht eine eigensinnige Geschichte von Gemeinschaftszugehörigkeiten. Darin aber ist das Spiel auch beendet und wird bitterernst: Der Sport bildet Lebenszusammenhänge, die in Arbeitszusammenhängen verloren sind. Im Unterschied zur Arbeit wird hierbei aber kein Gegenstand gebildet, sondern der tätige Körper selbst. Sport ist die auf sich selbst bezogene Körperarbeit, welche in einer gegenstandslosen Gesellschaft zunehmend zu einer wesentlichen Tätigkeit wird, eine Vervollkommnung des individuellen Körpers ohne körperliche Gegenständlichkeit, dessen Bewegung für sich, Springen, Rennen, Schwimmen, Boxen usw. ohne gegenwärtigen Sinn außer der Ertüchtigung des Organismus, außer dem Kick des Zusammenspiels oder des Wettkampfes. Sport hat alle Merkmale von Arbeit, wie sie im Körper und zwischen Menschen stattfindet (Bildung von Fähigkeiten, Ausbildung von Kraft und Verstand und Technik und Zusammenwirken verschiedener Menschen für einen gemeinsames Ziel, die hierüber Einigkeit haben oder finden müssen). Aber er besteht gerade darin, diese zu relativieren, ihre Unsinnlichkeit zu kompensieren, um dem Organismus für sich selbst Sinn zu verleihen, sowohl kompesatorisch um seine Erregungen und Aufregungen für sich erlebbar zu machen, wo sie nicht gelebt werden können, und zugleich ihm einen gesellschaftlichen Sinn zu geben, den er in Wirklichkeit verloren hat. Sport ist somit auch gesellschaftliche Konstruktion des Körpers, der im Wettkampf an seine Grenzen gebracht wird und darin gezeigt und gekürt wird (so wurde z. B. behauptet, dass für die Ungarn die verlorene Fußballweltmeisterschaft von 1954 der Erregungsvorlauf zur ungarischen Revolution von 1956 gewesen sei, worin sich die Kränkung und die Aufruhr vereint hätten zu einem Selbstberwusstsein gegen das Regime). Sport ist für die bürgerliche Kultur das Medium des Massen-Ereignisses, also dem Ereignis, worin der Ansporn massenhaft zu einem Gemeinsinn wird. Darin werden die Individuellen Körper aneinander gemessen und durch Wettkampf bestärkt, entweder je einzeln oder als Mannschaft. Im Massensport entwickelt sich die Vorstellung eines Volkskörpers, der als angespornte Körperlichkeit zugleich zur Ästhetik des Massenkörpers, versinnbildlichter Gemeinsinn wird. Dieser ist Moment eines zwischenmenschlichen Verältnisses, das seine unmittelbare Gemeinschaft als prinzipiell einige Gemeinschaftsseele erfährt: Volksseele. Darin ist der Gemeinsinn, den Sport im Spiel hat, auch als Seele eines Gefühlszusammenhanges existent. Kein Wunder, dass Sport zur Idolisierung führt und einen ausgeprägten Fan-Kult im Gefolge hat. | ![]() |