"Das erste Opfer einer totalitären Herrschaft ist immer die Sprache. Die Sprache wird ihres Inhalts entleert, und mit Ideologie neu aufgefüllt. Das Ziel ist, Menschen zu stigmatisieren, politische Gegner zu identifizieren und mit abwertender Sprache auszugrenzen, um sie zu bekämpfen." (Karina Sainz Borgo, "Nacht in Carracas", Fischer Verlag) "Das Element des Denkens selbst, das Element der Lebensäußerung, des Gedankens, die Sprache ist sinnlicher Natur." (MEW 40, S. 544) "Die Produktion der Ideen, Vorstellungen, des Bewusstseins ist zunächst unmittelbar verflochten in die materielle Tätigkeit und den materiellen Verkehr der Menschen, ist Sprache des wirklichen Lebens. Das Vorstellen, Denken, der geistige Verkehr der Menschen erscheint hier noch als direkter Ausfluss ihres materiellen Verhaltens. Von der geistigen Produktion, wie sie in der Sprache der Politik, der Gesetze, der Moral, der Religion, Metaphysik usw. eines Volkes sich darstellt, gilt dasselbe. Die Menschen sind die Produzenten ihrer Vorstellungen, Ideen usw., aber die wirklichen, wirkenden Menschen, wie sie bedingt sind durch eine bestimmte Entwicklung ihrer Produktivkräfte und des denselben entsprechenden Verkehrs bis zu seinen weitesten Formationen hinauf. Das Bewusstsein kann nie etwas anderes sein als das bewusste Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozess." (K. Marx, Deutsche Ideologie, MEW 3, S. 36f) Sprache ist das allgemeine Element der Mitteilung in einer gesellschaftlichen Verständigung (siehe auch Vermittlung) über die Äußerungen eines menschlichen Verstandes in den Verhältnissen seiner Umstände. In den zwischenmenschlichen Beziehungen äußert sich darin das praktische Bewusstsein über die Bedeutungen einer Kultur, wodurch sich ein Wille zu einem notwendiges Verhaltens hierzu bilden kann. Von daher ist Sprache das gesellschaftliche Mittel einer Kultur zur Auseinandersetzung über ihren Sinn – und ist daher zugleich das wesentliche Material ihrer Sinnbildung. Die dadurch bezogene Bedeutung stellt schließlich ein Wissen über den gesellschaftliche Gehalt der Eigenschaften einer Sache eines Menschen bildhaft dar. Sie vermittelt den Sinn von Beziehungen im Gebrauch der Vermittlung ihrer Sinnbildung als Rahmen im Bild oder in ihrem Stoff eine menschliche Beziehung erzeugen oder erhalten. Von daher formulieren sie Empfindungen oder auch Gefühle die durch die Gewohnheiten im Sinn in einer bestimmten Kultur einen gesellschaftlichen Sinn durch Sprache oder Zeichen im Nutzen ihrer Verhältnisse (siehe auch zwischenmenschliche Beziehungen) mitteilen. Sprache produziert Mitteilung und vermittelt also die Teile einer Welt, die über ihre Getrenntheiten als ein abstraktes Ganzes erscheinen kann (siehe hierzu auch Abstraktionskraft). Sprache ist aber dennoch über die Abgründe einer in sich gespaltenen Welt und Gesellschaft die Brücke, das Medium ihrer Verbindlichkeiten. Sie ist in der Lage auch Abstraktes zu beschreiben, daher ein abwesendes Wesen zu formulieren und darin ein wesentliches Mittel, wodurch die Sinnbildungen einer menschlichen Kultur erfasst, aufgefasst und bestärkt werden. Das befähigt durch Sprache die Menschen zu einem eigenständigen Denken, das sie als Gedanke kommunizieren, um sie zu ihrer Naturmacht zu vergemeinschaften und in ihrem Zusammenhang zu verstehen (siehe auch Verstand). Sie ist daher auch schon von selbst das älteste Kulturgut der Menschen. Sie entsteht unmittelbar zwischen den Empfindungen, denen sie zur Vermittlung ihrer Inhalte dient. Von daher ist sie immer schon eine Form ihrer Kultur, wie sie sich zwischen den Menschen (sie auch Zwischenmenschlichkeit), zwischen ihren konkreten Arbeiten und Bedürfnissen nötig hat. Die stellen sich zunächst in verschiednen Dialekteen dar, die sich mit der Geschichte ihrer gesellschaftlichen Produktion als Instrument ihrer Kommunikation, in der Notwendigkeit ihrer gesellschaftlichen Zusammenhänge zu einer durch ihren Lebensraum bestimmten Hochsprache entwickelt. Von daher unterliegt auch die Sprache einer Herrschaft der Hochform ihrer ästhetischen Instrumentalisierung – so, wie sie ihre Wahrnehmungen – in ihren Gefühlen und Getriebenheiten erreicht. Im Unterschied zur Sprache ist Wahrheit international. Sie ist ein nationales Gebilde der Wahrnehmung, das im Lauf der Zeit, in vielen Jahrhunderten ihrer kulturellen Bildungsgeschichte im Lebensraum ihrer Sinnbildung entstanden ist. Sprache kann hierbei allerdings immer auch lügen, kann täuschen indem sie Bedeutungen vertauscht. Sie ist als Form der Mitteilung das lebendige Mittel der Information und zugleich das Medium der Auseinandersetzung, des auseinander Setzens von Inhalten der gesellschaftlichen Sinnbildung der Menschen und ihrer Wahrnehmung, und so auch der Kultur einer zwischenmenschlichen, einer "intersubjektiven" Mit-Teilung ihrer Beziehungen und Verhältnisse im Ganzen, Ort der Vermittlung von Wahrnehmung, Information und Wissen. Und es ist schließlich vor allem die Sprache, die dieses vermitteln kann und in der Lage ist, Täuschungen aufzuheben, indem sie das Vertauschte benennt und ein gesellschaftliches Bewusstsein hierüber zu bilden vermag, indem sie das Mittel der Verständigung und damit des Verstandes ist, – indem sie den Sinn des Denkens vergesellschaftet. Sprache ist der politische Ort des praktischen Bewusstseins. Sie formuliert nicht einfach Bedeutungen; sie ist selbst Deutung für das, was verstanden werden musß um einen Verstand zu finden, durch den Menschen ihr persönliches und gesellschaftliches Sein vergewissert wird, um bewusst denken zu können (siehe Bewusstsein), um sich über das zu vergewissern, was sie für sich und außer sich wahrhaben und für wahr nehmen, um darüber sich ihrer selbst sinnnlich gewiss zu werden, um Wissen zu bilden, das ein Gewissen hat und sich darin auch selbst erkennt. Ohne Sprache geht Sinn verloren, weil er ohne Gedanken kein Gedächtnis hat, seinen Ausdruck und seine Einfühlung (Empathie) verliert und im Ungewissen durch seine Verständnislosigkeit verendet (siehe hierzu tote Wahrnehmung). Sprache ist das älteste Kulturgut der Menschen, das praktische Bewusstsein ihrer gesellschaftlichen Beziehungen, ein konkretes Wissen um den Sinn ihrer Kultur. Sprache bewahrheitet sich im Sinn der gesellschaftlichen Beziehungen zu ihrer Wirklichkeit, also daran, dass sie dort etwas bewirken kann, wenn das aus ihr gebildete theoretische Bewusstsein seine sinnliche Gewissheit gegen die Mythen des Alltags vergewissern kann (siehe hierzu auch Bildung). Wo Sprache aber nur im Schatten von Tatsachen nurmehr über verbale Interpretationen verfügt, wo sie über verschiedene Aspekte hierüber nur informiert, wo sie sich im Selbstverständnis von Selbstverständlichkeiten zum bloßen Medium von Selbstbezüglichkeiten entwickelt, da wird ihre Vermittlung zum Ereignis einer übermächtigen Einfältigkeit (siehe hierzu tote Wahrnehmung), zur Selbstdarstellung von Vorstellungen, Bildern und Gefühlen der Selbstwahrnehmung. Darin wird Wahrnehmung auf ihren selbstbezüglichen Nutzen, auf eine Kommunikation von bloßen Interpretationen, Meinungen und selbstgerechten Verbindlichkeiten von allseitig verbürgten Lebenspflichtigkeiten der bürgerlichen Gesellschaft reduziert und dadurch die Grundlagen der gesellschaftlichen Geschichte, die Potenziale der Selbstveränderung der Menschen aufgelöst. Eine Sprache die selbst unwesentliches reflektiert und vermittelt, wird selbst unverständlich, weil sie nichts wesentliches, also nur Unwesentliches vermittelt und sich selbst nichtet, indem sie sich der gegenständlichen Substanz ihrer Mitteilung entzieht und entfremdet: "Die einzig verständliche Sprache, die wir zueinander reden, sind unsre Gegenstände in ihrer Beziehung aufeinander. Eine menschliche Sprache verständen wir nicht, und sie bliebe effektlos; sie würde von der einen Seite als Bitte, als Flehen und darum als eine Demütigung gewußt, empfunden und daher mit Scham, mit dem Gefühl der Wegwerfung vorgebracht, von der andren Seite als Unverschämtheit oder Wahnwitz aufgenommen und zurückgewiesen werden. So sehr sind wir wechselseitig dem menschlichen Wesen entfremdet, daß die unmittelbare Sprache dieses Wesens uns als eine Verletzung der menschlichen Würde, dagegen die entfremdete Sprache der sachlichen Werte als die gerechtfertigte, selbstvertrauende und sich selbst anerkennende menschliche Würde erscheint.« (MEW 40, S. 461) Wo, wenn, weil und solange Sprachlosigkeit herrscht wird darüber denken unmöglich (siehe hierzu Positivismus). Doch auch Sprachlosigkeit lässt sich an ihren Begriffen beweisen, weil sie in sich selbst schon ihren Widersinn darstellen, weil sie sich in sich tautologisch begründen, ihre Aussagen zugleich als Grund für sich behauptet und in ihrer sprachlichen Interpretation ihren wirklichen Sinn abtötet. Solche Begrifflichkeit dreht sich im Kreis unsinniger Worte, die ihre Abstraktion durch ihre unendliche Selbsterweisung verewigen. Wer ihnen auf ihren wirklichen Grund geht, wird die Bemühung einer Beschreibung unsinniger Verhältnisse entdecken, die über die Abwesenheit ihres Wesens, über ihre Nichtigkeit hinwegtäuschen sollen. So hatte schon der Begründer einer kritischen Philosophie (siehe kritische Theorie), Karl Marx, den Begriff des Tauschwerts entzaubert, der als "contradictio in adjecto." (MEW Bd. 23, S. 50) sein grundlegendes Verhältnis, den Warentausch, schon voraussetzt, das er erst begründen will, das seinen Wert durch beliebige Relationen darstellen soll, die lediglich davon künden, was nicht wirklich wahr sein kann. Es ist lediglich der politische Wille des Privateigentums, der sich darin verfestigen soll (siehe hierzu "Krtik der politischen Ökonomie""). So offenbaren auch die Begriffe der Kulturkritik ihren Widersinn, wenn sie sich aus einem bloßen Dazwischensein in ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit begründen, sich aber in zwischenmenschlichen Verhältnissen bestimmt wissen, sich selbst in ihrer Zwischenmenschlichkeit jenseits ihrer wirklichen Verhältnisse als wesentlich menschlich behaupten wollen (siehe hierzu auch "Krtik der politischen Kultur""). Die Welt, in der die Menschen ihre Verhältnisse nur zwischen sich und anderen wahrnehmen können (siehe Dazwischensein), in der sie keine Gegenständlichkeit ihres Lebens finden und empfinden können erscheinen ihnen ihre persönlichen Verhältnisse selbst schon beliebig. Und so wundert es auch nicht, wenn sie am Belieben ihrer Liebe zergehen und für einander auch wirklich gleichgültig werden. Denn darin bleiben sie sich und einander notwendig fremd, können nur einer ihnen fremden Lebenswelt dienen, um ihr Leben zu verdienen. Und solange die Menschen ihr Leben verdienen müssen, können sie nicht als lebende Menschen gesellschaftlich zusammenwirken, keine gemeinschaftliche Wirklichkeit ihres Lebens und keine dem entsprechende Sprache bilden. Sprache ist das soziale Element der Gefühle und zugleich deren Bewährung in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen, Prüfstand ihrer Wahrheit. Sprache ist eine wesentliche Eigenschaft einer jeden menschlichen Kommunikation, und von daher das Medium ihrer Beziehung, die Grundlage einer gesellschaftlichen Verständigung (siehe hierzu auch Verstand), die ursprünglichste Vermittlung der Beziehungen der Menschen, die ihnen deren Naturmacht, ihre Geschichte von Sinn und Geist, die Grundlagen ihrer Lebensproduktion (siehe Arbeit) vermittelt. Ein jeder Mensch nimmt Teil am Wesen ihrer Kultur, indem er ihre Sprache erlernt und anwendet. Vom Spracherwerb hängt daher auch seine Teilhabe an der gesellschaftlichen Entwicklung ab. den nur hierüber lassen sich Bedeutungen auseinandersetzen, in ihrem Zusammenhang reflektieren und belegen (siehe Beweis). Weil sich in ihr Zusammenhänge auftun ist sie ein wesentliches Mittel der "Wahrheitsfindung" (siehe Wahrheit), das auch Beziehungen zu anderen Formen der Wahrnehmung (z.B. Gefühle, Kunst, Wahnsinn) eröffnen kann. Wo Sprache ihre Wahrheit nicht kennt, bleibt sie ohne Wissen und also ohne eine Selbstgewissheit ihrer Ur-Teile. Und Ungewissheit macht Angst, weil sie nichts erklären kann, wo sie sich nicht ihrer selbst vergewissern, sich nicht in ihren Beurteilungen bewahrheiten und durchsetzen kann, sich im Jenseits der Wirklichkeit ihrer gesellschaftlichen Beziehungen und Lebensäußerungen auf irgendeine Selbstgerechtigkeit ihrer Meinung reduziert und daher nur ihre abstrakte Wahrheit in allen Formationen der Selbstwahrnehmung vermitteln kann. Darin veräußert sie aber lediglich die Not ihrer Sinne und vertauscht sie in die Notwendigkeiten ihrer Masse zu einer abstrakt allgemeinen Not. Darin wird sie zu einer blanken Lebensangst verfestigt. Und darin kann nur die abstrakte Masse einer allgemeinen Selbsttäuschung mächtig werden, weil sie sich durch ihre bloße Form vermittelt, den Schrecken ihrer Vereinzelung zu einer allgemeinen Güte ihrer Masse verkehrt, sich darin vereinseitigt und so das Einfältige prominent macht. Ihre Freiheit wird zur Gefahr in ihrer veräußerlichten Allgemeinheit, wenn sie beliebig geworden ist, sich ihr Widerspruch in Wohlgefälligkeiten auflöst, ihre Gefährdung nicht mehr erkennbar wurde. Durch die Abwesenheit ihres sinnlichen Wesens verdoppelt sich dieses in ihrer bloß abstrakten Form, wird unerkennbar und verkannt, zur Formation nichtiger Interessen, zur Macht einer allgemeinen Abstraktion (siehe Abstraktionskraft). Sprache gibt es zunächst als Stimme, Text, Zeichen, Lied, Literatur, Schauspiel usw., deren Logik die Bestimmungen einer Theorie ausmacht, die auch in einer Ideologie, und in der Form von Vertrag, Recht Statut, Gesetz oder Urteil, sich darstellt - und manchmal auch nur als Geräusch, im Raunen der Worte, im Wahn der Träume oder als Heiligtum der Religionen, Sitten und Bräuche. Sie entsteht im und durch den Verstand von Gefühlen, die mit Vernunft auf die Bedingtheit ihrer Wahrnehmung bezogen und über ihre Wahrheit und Täuschung, über den Sinn ihrer Bedeutungen, über ihre Gewissheit also entschieden wird. Sie wird daher auch von eigener Theoriebildung der Selbstwahrnehmungen bestimmt und gegebenenfalls auch auf ihren Begriff gebracht oder verändert. Von daher kann Sprache auch verwirren und verrückt machen, wenn sie bloß persönliche Interpretation ist, und daher beliebige und willkürliche Beziehungen begründet oder verursacht oder wenn sie durch Täuschung oder Ressentiments ihre Wahrheit, ihre Wahrnehmungsidentität zerstört, ihre Entrückung betreibt oder bestärkt (siehe z.B. Selbstveredelung, Rassismus). Begrifflich verstanden ist Sprache nichts anderes als Philosophie. Und Philosophie sollte nichts anderes sein als eine Sprache der sinnlichen Gewissheit, die durch und für ihre Bewahrheitung entsteht und im selben Sinn einer wesentlich bestimmten Wahrnehmung (z.B. der Kunst) zur Seite steht (siehe hierzu auch reaktionäres Bewusstsein). Dies macht allerdings Analysen erforderlich. Denn ohne die Analyse der Lebenspraxis der Menschen, ohne gesellschaftliche Vergewisserung ihrer Lebensäußerungen, bleibt sie bloße Interpretation durch unterschiedlichste Anschauungen beliebiger Herkunft, die sich in ihren Einzelheiten der Vereinzelung und gesellschaftlichen Isolation der Menschen beugen und sich der Substanz ihrer materiellen Bedingungen entzieht, sie als Notwendigkeit des praktischen Lebens vorstellt und so zu einer Anschauung treibt, die deren Gewohnheiten und Gebotenheiten (siehe hierzu auch Realsozialismus) entspricht und sie in der Form ihrer Gebote verdoppelt (siehe hierzu Ideologie). "Das Höchste, wozu der anschauende Materialismus es bringt, d. h. der Materialismus, der die Sinnlichkeit nicht als praktische Tätigkeit begreift, ist die Anschauung der einzelnen Individuen in der "bürgerlichen Gesellschaft". (9. Feuerbachthese, MEW Bd.3, S. 535) Sprache ist überliefert aus der gesellschaftlichen Geschichte einer wesentlichen Sinnbildung, als die letztliche Gewähr für eine Wahrheit, die nicht ohne sie ist, weil sie nur als wahre Aussage über ihre Geschichte und Gegenwart sich bewähren, sich bewahrheiten kann (siehe historischer Materialismus). Sie ist selbst die Tätigkeit des Begreifens, der Wortbildung und Wortfindung für das, was Empfindungen und Gefühle denken und was deren Erkenntnisse zum Ausdruck bringt. "Die Sprache ist so alt wie das Bewußtsein - die Sprache ist das praktische, auch für andre Menschen existierende, also auch für mich selbst erst existierende wirkliche Bewußtsein, und die Sprache entsteht, wie das Bewußtsein, erst aus dem Bedürfnis, der Notdurft des Verkehrs mit andern Menschen. Wo ein Verhältnis existiert, da existiert es für mich, das Tier "verhält" sich zu Nichts und überhaupt nicht. Für das Tier existiert sein Verhältnis zu andern nicht als Verhältnis. Das Bewußtsein ist also von vornherein schon ein gesellschaftliches Produkt und bleibt es, solange überhaupt Menschen existieren. Das Bewußtsein ist natürlich zuerst bloß Bewußtsein über die nächste sinnliche Umgebung und Bewußtsein des bornierten Zusammenhanges mit andern Personen und Dingen außer dem sich bewußt werdenden Individuum; es ist zu gleicher Zeit Bewußtsein der Natur, die den Menschen anfangs als eine durchaus fremde, allmächtige und unangreifbare Macht gegenübertritt, zu der sich die Menschen rein tierisch verhalten, von der sie sich imponieren lassen wie das Vieh; und also ein rein tierisches Bewußtsein der Natur (Naturreligion)." (MEW 3, S. 31f) Sprache ist das gesellschaftliche Verhalten des Wissens, der Selbstgewissheiten als Bewusstsein. Hierdurch lässt sie sich als praktisches Bewusstsein verstehen. Sprachlosigkeit entsteht, wo Wissen fehlt, wo etwas im Ungewissen ist, im Unbewussten nurmehr raunt oder drängt, wo Menschen über ihre Verhältnisse hinweg getäuscht werden, um nicht zu erkennen, wer sie sind. Schon Sokrates hat sich hierauf bezogen mit dem Satz: "Sprich, damit ich Dich sehen kann." Doch die Sprache ist nicht einfach eine einzelne beliebige subjektive Äußerung. Sie setzt ein gegenständliches Verhältnis voraus und formuliert, was dieses im Bewusstsein der Menschen bedeutet und was es in seiner Isolation von anderen Menschen ist, um sich in der Sprache mit ihm als eigene Wahrheit zu finden, seine Isolation zu überwinden, sein ausgeschlossenes Eigentum als ein in Wahrheit gesellschaftliches Eigentum zu begreifen. "Wir selbst sind von dem wahren Eigentum ausgeschlossen, weil unser Eigentum den andern Menschen ausschließt. Die einzig verständliche Sprache, die wir zueinander reden, sind unsere Gegenstände in ihrer Beziehung aufeinander. Eine menschliche Sprache verständen wir nicht, und sie bliebe effektlos; sie würde von der einen Seite als Bitte, als Flehen und darum als eine Demütigung gewußt, empfunden und daher mit Scham, mit dem Gefühl der Wegwerfung vorgebracht, von der andern Seite als Unverschämtheit oder Wahnwitz aufgenommen und zurückgewiesen werden." " (MEW 40, Seite 461) Ob Dinge oder Verhältnisse wirklich erkannt sind, mag zwar auch sprachlose Kunst zeigen oder abbilden (siehe Bild) können, ob ihre Beziehungen aber richtig erklärt sind, kann nur durch Sprache bewiesen, ihre Wahrheit in ihrem Zusammenhang aufgewiesen, erwiesen und ausgesprochen werden (siehe auch Beweis). Sprache wird nicht unsinnig, wo sie Widersinniges beschreibt, sondern nur dadurch, dass sie selbst dabei widersinnig wird, den Widersinn von Verhältnissen bestärkt, wo sie kritiklos ihrer gewahr sein will und sie gewähren lässt und somit ihrer Gewalt dienstbar ist. Wahr oder unwahr kann nur ein Begriff sein, bezieht sich also auf Sprache, die Verhältnisse und Beziehungen richtig oder falsch für wahr nimmt (siehe Wahrnehmung), sie in ihren Bedeutungen oder Gefühlen zweifelhaft oder unzweifelhaft darstellt (siehe Zweifel). Soweit die Sprache diese nicht reflektiert, sondern nur ausdrückt, teilen sich mit der Sprache nicht nur die Menschen, sondern auch ihre Verhältnisse mit. Es spricht dann das Verhältnis der Isolation, das Privateigentum aus dem Menschen, der sich hierauf kritiklos bezieht und sein Bedürfnis nur als Nachfrage nach einem Produkt begreift, das im Besitz eines anderen Menschen ist - und dies allseitig und wechselseitig im Warentausch objektiviert. "Was deinem Bedürfnis zu meiner Sache einen Wert, eine Würde, einen Effekt für mich gibt, ist allein dein Gegenstand, das Äquivalent meines Gegenstandes. Unser wechselseitiges Produkt ist also das Mittel, die Vermittlung, das Instrument, die anerkannte Macht unserer wechselseitigen Bedürfnisse aufeinander. Deine Nachfrage und das Äquivalent deines Besitzes sind also gleichbedeutende, gleichgültige Termini für mich, und deine Nachfrage hat erst einen Sinn, weil eine Wirkung, wenn sie Sinn und Wirkung in bezug auf mich hat. Als bloßer Mensch, ohne dies Instrument, ist deine Nachfrage ein unbefriedigtes Streben deinerseits, ein nicht vorhandener Einfall für mich. Du als Mensch stehst also in keinem Verhältnis zu meinem Gegenstande, weil ich selbst kein menschliches Verhältnis zu ihm habe. Aber das Mittel ist die wahre Macht über einen Gegenstand, und daher schauen wir wechselseitig unser Produkt als die Macht eines jeden über den andern und über sich selbst an, das heißt unser eigenes Produkt hat sich auf die Hinterfüße gegen uns gestellt, es schien unser Eigentum, in Wahrheit aber sind wir sein Eigentum. Du als Mensch stehst also in keinem Verhältnis zu meinem Gegenstande, weil ich selbst kein menschliches Verhältnis zu ihm habe. Aber das Mittel ist die wahre Macht über einen Gegenstand, und daher schauen wir wechselseitig unser Produkt als die Macht eines jeden über den andern und über sich selbst an, das heißt unser eigenes Produkt hat sich auf die Hinterfüße gegen uns gestellt, es schien unser Eigentum, in Wahrheit aber sind wir sein Eigentum. Wir selbst sind von dem wahren Eigentum ausgeschlossen, weil unser Eigentum den andern Menschen ausschließt. Die einzig verständliche Sprache, die wir zueinander reden, sind unsere Gegenstände in ihrer Beziehung aufeinander. Eine menschliche Sprache verständen wir nicht, und sie bliebe effektlos; sie würde von der einen Seite als Bitte, als Flehen und darum als eine Demütigung gewußt, empfunden und daher mit Scham, mit dem Gefühl der Wegwerfung vorgebracht, von der andern Seite als Unverschämtheit oder Wahnwitz aufgenommen und zurückgewiesen werden. Sosehr sind wir wechselseitig dem menschlichen Wesen entfremdet, daß die unmittelbare Sprache dieses Wesen uns als eine Verletzung der menschlichen Würde, dagegen die entfremdete Sprache der sachlichen Werte als die gerechtfertigte, selbstvertrauende und sich selbst anerkennende menschliche Würde erscheint." (MEW 40, S. 461) Sprache existiert zum Beispiel als Stimme, Text, Literatur, Lied - und manchmal auch nur als Geräusch, das Rauschen und Raunen der Worte usw., Sie ist die Tätigkeit des Denkens, besonders notwendig in Verhältnissen in denen alles selbst schon vertauscht erscheint und durch Sprache zudem idealisisert wird, weil es nur abstrakt wirksam ist und auch so schon abstrakt genug ist, um einen Gedanken in Sphären abzuheben, in denen schon das Wort zur Religion, zum "Fleisch des Lebens" werden kann. Und wo das "Wort zu Fleich geworden" ist, da wird das Leben seiner Stofflichkeit entzogen, zu einem abstrakten Leben ohne wirklichen Sinn für sich, zur Verwirklichung eines abstrakt menschlichen Sinnes. Ohne Sprache wird das Denken selbst gedankenlos, abstrakt gegen alles, was wirklichen Sinn für die Menschen hat. Aber hierfür muss man nicht unbedingt sprechen können, denn Sprache ist wesentlich Bewusstsein, wie es sich in der Beziehung auf das Gemeinschftliche des Sprechens von selbst versteht: "Die Sprache selbst ist ebenso das Produkt eines Gemeinwesens wie sie in andrer Hinsicht selbst das Dasein des Gemeinwesens, und das selbstredende Dasein desselben." (MEW 42, S.3f ) Doch Sprache besteht aus Sätzen und Worten, die sich herauslösen und für sich zum Verstand einer bloßen Idee machen lassen und damit ihr Verständnis, ihre Empathie verselbständigen. Das Wissen um das Sein der Sprache, das Bewusstsein lösst sich hierbei selbst von seinen Lebenszusammenhängen, wird abstrakt. Abstraktes Bewusstsein ist Ideologie, welche die abstrakte Wirklichkeit gedanklich verdoppelt und abschließt, gegen Kritik verschließt und den Menschen den Blick auf das verwehrt, was ihre Verhältnisse wirklich für sie sind. Durch Idealisierungen soll ihr Denken ihrem Sein enthoben, mystifiziert und mit Mythologien verfüllt werden, die Auswege als Glaubensbotschaften und Heilserwartungen schüren, in denen sie nicht nur praktisch, sondern auch geistig aufgelöst sind, in einer heilen Welt zergehen, deren Unheil sie schließlich nur noch "wie aus heiterem Himmel" überfallen wird. Ideologie macht den Begriff von einer Sache oder einem Verhältnis und damit auch Sprache überhaupt kaputt. Sprache bezieht sich immer über einen Gegenstand, formuliert immer gegenständlich, - eine Sache, ein Verhältnis oder eine Beziehung. Wo sie keinen Begriff von ihrer Sache hat, wo sie sich selbst zur Sache macht, sich mit ihr vertauscht, ist sie tot. Und wo sie kommuniziert wird, tötet sie die Potenzialle der Erkenntnisse, über sie hinwegtäuscht. Doch was ich unmittelbar greifen kann, muss keinen Begriff haben. Wo ich es aber auf andere beziehe, wo ich es in Zusammenhänge gestellt weiß und darin auch begreife, muss ich mein Verhältnis hierzu auch kommunizieren, um darüber klar zu sein, was es für andere ist und worin sich diese Beziehung auch erklärt und verwirklicht. In der Sprache ist geistig aufgefasst und ergriffen, was sie aus der Kommunikation ihrer menschlichen Lebensverhältnisse schon begriffen hat, was darin unterstellt ist. Ihre Weisheit stellt menschliche Beziehungen, gesellschaftliche Zusammenhänge dar und war selbst schon philosophisch - lange bevor Philosophie sie benutzen konnte. "Die Produktion der Ideen, Vorstellungen, des Bewusstseins ist zunächst unmittelbar verflochten in die materielle Tätigkeit und den materiellen Verkehr der Menschen, ist Sprache des wirklichen Lebens. Das Vorstellen, Denken, der geistige Verkehr der Menschen erscheinen hier noch als direkter Ausfluss ihres materiellen Verhaltens. Von der geistigen Produktion, wie sie in der Sprache der Politik, der Gesetze, der Moral, der Religion, Metaphysik usw. eines Volkes sich darstellt, gilt dasselbe. Die Menschen sind die Produzenten ihrer Vorstellungen, Ideen usw., aber die wirklichen, wirkenden Menschen, wie sie bedingt sind durch eine bestimmte Entwicklung ihrer Produktivkräfte und des denselben entsprechenden Verkehrs bis zu seinen weitesten Formationen hinauf. Das Bewusstsein kann nie etwas anderes sein als das bewusste Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozess." (MEW 3, S. 26 f) Darin wurde Sprache allerdings mit zunehmender Isolation vom Besprochenen zu einer verselbständigten Sprachform, zu einem Dogmatismus von Interpretationen, der für Aussagen benutzt wird, die dem Besprochenen nicht ent-sprechen. Sie vermittelt dann nur noch idealisierte Bedeutungen, die als Ideologie praktisch verwendbar sind, also zur Täuschung über die wirklichen Verhältnisse dienstbar ist, um ihnen einen Glanz zu verleihen, welcher der Affirmation von Scheinwelten nützlich ist. Eine verselbständigte Sprachform begründet sich durch Täuschung und ist durch Enttäuschung aufzuheben (das regelt sich oft von selbst). Von daher ist Sprache sowohl eine subjektive Gedankenform wie auch ein praktisches Bewusstsein über den Gegenstand des Denkens, indem sie sich mitteilt und von daher in Gesellschaft befindet. Sprache ist eine gesellschaftlich Gedankenform, die sich durch Worte und Gesten mitteilt. Sie ist menschliche Äußerung, durch sich selbst schon unmittelbar gesellschaftlich, also eine praktische menschliche Beziehung selbst, die so vielfältig und differenziert, so flach und so tief ist wie die Menschen selbst es sind, eine menschliche Beziehung, die Kultur und Schönheit und Leben hat. Durch sie erweist der einzelne Mensch sein allen gemeines, sein konkret allgemeines Menschsein im Denken und Wissen, sich als natürliches Mitglied eines Gemeinwesens, durch welches Menschen sowohl gegenständlich als auch wissentlich aufeinander bezogen sind. "In bezug auf den Einzelnen ist z.B. klar, daß er selbst zur Sprache als seiner eignen sich nur verhält als natürliches Mitglied eines menschlichen Gemeinwesens. Sprache als das Produkt eines Einzelnen ist ein Unding. Aber ebensosehr ist es [das] Eigentum. Die Sprache selbst ist ebenso das Produkt eines Gemeinwesens wie sie in andrer Hinsicht selbst das Dasein des Gemeinwesens, und das selbstredende Dasein desselben." (Marx in den Grundrissen MEW42, S. 398) Sprache ist nicht einfach ein nützliches Werkzeug, ist kein Gebilde notwendiger Funktionen und Strukturen für ein gesellschaftliches Zusammenwirken. Sie selbst ist schon immer gesellschaftlich im Sinn für ihren Gegenstand, macht die Gesellschaftlichkeit des Menschen wesentlich aus, gleich, ob sie sich durch Gestik, Vokalisation oder Bild vermittelt. Für alles gibt es im Einzelnen viele Namen, Bezeichnungen, Gestaltungen und Worte, die für die Kommunikation einen Sinn haben und mitteilen, was auch allgemein verstanden wird. Im Laufe der Geschichte oder mit den unterschiedlichen Lebensräumen und Kulturen wechseln zwar die Worte und Vokalisationen, aber ihre Bedeutungen vermitteln eine gesellschaftliche Übereinkunft über den Sinn, dessen Bedeutung praktisch kommuniziert wird. In der Geschichte der Sprache zeigen sich demnach auch die Unterschiede einer Geschichte, ihre Orte, ihre Stadien und Epochen so, wie sie wahrgenommen wurden, wie sie für die Lebenspraxis notwendig waren. Worte haben eine praktische unmittelbare Bedeutung und bezeichnen die Dinge und Ereignisse des Lebensalltags so, wie sie für die einzelnen Menschen auch sind, wo einzelnes ganz allgemein so kommuniziert wird, wie es in der gesellschaftlichen Lebenspraxis erscheint. Wesentlich ist Sprache Bewusstsein, praktisches Bewusstsein. Durch die sprachliche Bezeichnung, durch das Wort oder durch einen Begriff, wird eine Sache oder ein Verhalt zu einer Benennung, zu einem Namen, der für sie steht und auch für sich als selbständiges Zeichen - z.B. in der Kommunikation oder in Texten - bezogen werden kann. Für sich ist er eine Aussage zu einer bezeichneten Sache, ihr Nomen (siehe hierzu auch Nominalismus). Ob diese Aussage wahr ist, ob also der Name auch zutrifft, erweist sich alleine in der Praxis des Redens und Schreibens, also, inwieweit damit Zusammenhänge erzählt werden können, ohne dass sie verfälscht werden. Im Unterschied zu solcher Erzählung ist jede Zahl ohne Erzählung, also für sich genommen, eine Verfälschung und also eine Täuschung. Zwischen Erzählung und Zahl befindet sich das ganze Spektrum der Möglichkeit von sprachlicher Wahrheit und deren Verfremdung als Formalisierung der Sprache zu einer Abstraktion, die der Realabstraktion ihres Gegenstands durchaus entsprechen kann (siehe auch Ideologie). Sprache wird so zum Träger von Ideologie, worin die Scheinhaftigkeit des Gegebenen zum Wesen ihrer selbst wird. Sprache ist zum einen ein praktischer Sinn der Menschen, Ausdruck ihrer Stimme, wie sie zugleich ein Wissen enthält, dessen Gewissheit unterstellt aber nicht unbedingt erwiesen ist. In der Sprache ist Subjektives immer auch objektiv, weil Sprache sich nur in ihrem Gegenstand, dem Bezeichneten, wirklich verhält, weil sie nur in bestimmter Lebenspraxis ihren Sinn erweist, also sinnvoll ist. Aus diesem Grund wird sie in der postmodernen Phänomenologie auch als ursprüngliches Erzeugnis und Zeugnis, als Konstruktion begriffen (siehe hierzu auch Derrida). Wie bei allen Äußerungen (z.B. Töne, Bilder etc.) wird in der Sprache selbst aber nur die Stimme als menschlicher Sinn unmittelbar gewiss, ohne Gewähr zu haben für das bezeichnete Sein und ohne eine andere stoffliche Kraft als diese zu haben, z.B. als kräftige Stimme. Sie manifestiert sich als Mitteilung, als Mittel der Auseinandersetzung, Information usw.. In dieser Bedeutung ist sie auch Moment gesellschaftlicher Entwicklung, Arbeit an Sinn und Bedeutung des Lebens, seiendes Wissen, als praktisches Bewusstsein der Menschen, welche sich hierin unmittelbar gesellschaftlich verhalten, wie auch als theoretisches Bewusstsein, das sich in Worten verdichtet. In der Sprache besteht also ein unmittelbares und mittelbares Verhältnis der Menschen in einem, Mitteilung und Reflektion. Das macht sie zum universellsten Lebensausdruck, sowohl in der Kunst z.B. als Dichtung, Gesang, Literatur, wie auch in der Wissenschaft als Wissensvermittlerin, wie auch in der Arbeit als praktische Notwendigkeit und als Bewusstsein. Sprache ist Bewusstsein in zweierlei Bedeutung. Einmal enthält sie praktisches Bewusstsein als das unmittelbarste Wissen, das Menschen formulieren können, das Wissen, das auch ihr Gedächtnis und Kulturvermächtnis ist und ihre Lebenspraxis lange schon bewahrheitet hat. Es enthält dieses zugleich als Vermittlung eine allgemeine Gewissheit der Menschen über ihr Leben, als theoretisches Bewusstsein. Ihre ganze Artikulation ist die Zwiespältigkeit von beidem, die sich letztlich nur in einem vollständigen Bewusstsein aufheben kann. Und sie verrät diese gegenläufige Beziehung darin auch in ihren Begriffen. So werden in vielen Wörtern noch Zusammenhänge überliefert, die uns beim Sprechen oft gar nicht mehr bewusst sind (wie z.B. Be-Stimmung als Reflexion einer Stimme, Hörigkeit für Hören als Bestimmung, Emp-Findung für Gefunden haben, was gewiss ist, Seele für den See ungewisser Geister, Ge-Spür für den Sinn, auf der richtigen Spur zu sein, es im Gefühl zu haben usw.). Wörter drücken die Gewissheit, welche Menschen haben, in dem Grad aus, wie sie richtig verwendet werden. Begriffe, die rein formal für das Selbe stehen, erweisen sich in gänzlich anderer Beziehung, wenn sie ihrem Sinn entsprechend verwendet werden (vergl. z.B. Masse, Menge, Unzahl, Quantum, Summe, Ansammlung, Häufung). So weisen Wörter als Begriffe auch über das Wissen hinaus und sind zugleich der Inhalt von Gedanken und Produkt des Denkens. Ohne Sprache muss Denken in den Bildern verlaufen, die sie sonst in Worte fassen müsste, die sie als Zeichen enthält. Doch das sprachlich begründete Denken ist dem bildhafte Denken vor allem dort überlegen, wo es um die Reflexion und das Reflektieren geht. | ![]() |