"Das materielle Leben der Individuen, welches keineswegs von ihrem bloßen ‚Willen' abhängt, ihre Produktionsweise und die Verkehrsform, die sich wechselseitig bedingen, ist die reelle Basis des Staats und bleibt es auf allen Stufen, auf denen die Teilung der Arbeit und das Privateigentum noch nötig sind, ganz unabhängig vom Willen der Individuen. Ein Staat (siehe auch Nation) ist die politisch definierte Hoheit einer Administration, die einen nationalen Lebenszusammenhang in seiner nationalen Einheit von Wirtschaft und Kultur politisch durchzusetzen, also politische Ökonomie und politische Kultur zu verwaltet hat und durch politische Entscheidung zur Entwicklung ihrer Zivilisation beiträgt - wenngleich auch nur als Bürokratie der Verhältnisse, die der Staat als Verhältnisse eines politisch bestimmten Lebensraums verwaltet. Von daher kann dies auch nichts mit Kultur zu tun haben, die im Unterschied zum bürgerlichen Zivilisten und Militaristen wesentlich sinnlich ist. Kultur wird hierbei aber als politisches Medium eines Staates verwendet und als politische Kultur ausgebildet und ausgeprägt, um dem Staat als Zustand eines Gemeinwesens, das sich gesellschaftlich nicht verwirklichen kann, eine gesellschaftliche Macht zu verleihen, die er selbst nicht wirklich hat. Wesentliches Merkmal einer Staatskultur ist die Vortäuschung einer Gesellschaftlichkeit seiner Bürokratie, deren Gleichsetzung mit Gesellschaftlichem Sinn und Zweck überhaupt. Diese kulturellen Merkmale werden als Staatsideologie durch Werbung und Populismus der politischen Klasse und der Medien bewusst oder unbewusst in den Dienst des Staates gestellt. In der Masse der Selbstwahrnehmungen, in den Massengefühlen einer Bevölkerung, die ihre Kultur zu einer vollständig politischen Kultur objektiviert hat (siehe objektives Selbstgefühl), war die Heilserwartung zu einem grundlegenden Prinzip ihrer Selbstbehauptung geworden. Was zunächst sich in der Selbstlosigkeit ihrer toten Wahrnehmungen versammelt hatte und schließlich durch die Produktion von Ereignissen zu einm Kult ihrer Gemeinschaft sozialisiert worden war, fällt nun auf sich im Mißlingen ihrer sozialen Kraft zurück, die sich in den endlosen Wiederbelebungsversuchen ihrer gesellschaftlichen Identität durch ihre nationale Eigensinnigkeit erschöpft (siehe auch Nationalismus). Damit ist der Kreislauf der politischen Stimmungen von den ihnen zugrunde liegenden Selbstgefühlen zu ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit geschlossen. So wird es nun zu einem ausdrücklichen Anliegen der Nationalstaaten, die ihre Bevölkerung "bei der Stange" bzw. "an der Leine halten müssen", ihre Repräsentanz durch die Gemeinkultur ihrer Staatsgewalt zu verfestigen. Die darin wirksame "Kollektivkraft" (siehe auch Abstraktionskraft) der Wählermeinungen, des Meinens, und Dafürhaltens kann natürlich längst nicht mehr die sozialen Probleme lösen, die in den zwischenmenschlichen und nationalen bzw. lokalen Institutionen sich zur Lähmung ihrer politischen Wahrheit, der Lebendigkeit ihrer wirklichen Beziehungen entwickelt haben. Von da her werden nun alle Gefühle und Selbstgefühle existenziell und durch die Form ihrer Existenz als Wählermeinung auch wirklich allgemein über ihr Meinen und Dafürhalten mächtig, zur Grundlage der Staatsgewalt. Staatskultur entwickelt sich als eine staatlich notwendige Kultur, also eine Kulturformation (z.B. durch Religion, Rassismus, Monarchismus), welche für einen Staat politisch institutionaliert ist, welche also in seiner Vermittlungstätigkeit als Gemeinwesen kulturell tragend ist. Das politische Moment der Kulturellen Bestimmung füllt darin ein ökonomischen Moment des Staatswesens mit einem Zweck aus, der für die Ganzheit der Funktionen des Staatswesens zu dessen Erhalt notwendig ist, also eine Not der Ökonomie für ihn wendet. Diese Wendung betrifft nur den Staat als politisches Gemeinwesen, nicht seine Bevölkerung. Aber ihr dient sich der Staat mit kulturellen Gepflogenheiten so an, wie er sich mit ihr kulturell identifizieren muss, um seine Ziele zu erreichen (vergl. z.B. die Bedeutung der englische Monarchie für den Kolonialismus Großbritaniens oder den völkischen Rassismus der Nationalsozialisten zur Bereicherung einer bankrotten Staatskasse). Darin liegt die Möglichkeit, aus einem Staat vermittelst der Staatskultur einen Kulturstaat zu machen, also den Staat zu einer Kultur für sich zu verabsolutieren. Der Kulturstaat ist immer eine totalitäre Diktatur, auch wenn er sich innerhalb seiner Kultur ökonomisch liberal zeigen kann (vergl. die Staatsreligionen reicher Scheichtümer). | ![]() |